Highline – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Rekord-Highline am Kilimandscharo https://blogs.dw.com/abenteuersport/rekord-highline-am-kilimandscharo/ Thu, 28 Jul 2016 10:49:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33308 Siegrist auf der Highline am "Kili" (© visualimpact.ch/Thomas Senf)

Siegrist auf der Highline am „Kili“

„Eine 20- oder 30-Meter-Highline ist von der Sicherheit her vergleichbar mit dem Klettern im sechsten oder siebten Schwierigkeitsgrad“, hat mir einmal Heinz Zak verraten. Der Extremkletterer, Fotograf und Filmemacher aus Österreich gilt als Slackline-Pionier in Europa und ist ein ausgewiesener Experte für Balancieren in luftiger Höhe. Das Highlinen erfreut sich in der Kletterszene großer Beliebtheit – auch beim Schweizer Topkletterer Stephan Siegrist.  Der 43-Jährige stellte jetzt einen Höhen-Weltrekord auf – höchstwahrscheinlich, denn Rekordlisten werden noch nicht geführt. Am Kilimandscharo, dem höchsten Berg Afrikas, spannte Stephan eine 21 Meter lange Highline auf einer Meereshöhe von 5700 Metern zwischen zwei Felstürme oberhalb des „Arrow Glacier Camps“ und balancierte in gut 150 Metern Höhe über die Leine. Bisher galt der Ungar Bence Kerekes als Rekordhalter, der 2015 im indischen Ladakh auf gut 5300 Metern eine Highline überquert hatte. 

Siegrist Kilmandscharo IISchwierig, die Balance zu finden

Das Balancieren in dünner Luft sei eine besondere Herausforderung, sagt Siegrist, der seine Highlines bisher an Schweizer Bergen wie dem Matterhorn (2012) oder der Dufourspitze (2013) gespannt hatte: „Trotz Akklimatisation war es schwierig, das Gleichgewicht zu finden. In dieser Höhe geht alles langsamer. Das gilt anscheinend auch für die Balance.“ Es sei besonders anstrengend gewesen, mit einem Bein aufzustehen, um die Überquerung überhaupt beginnen zu können. „Interessant war auch zu sehen“, so Stephan, „wie die Highline auf die kleinste Anspannung reagiert hat. Wenn ich nicht ganz locker bin, wird das Band sofort nervös.“

]]>
Moonwalk https://blogs.dw.com/abenteuersport/moonwalk/ Wed, 09 Jan 2013 16:42:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18975 Vollmondnächte werden gerne für schuldig erklärt. Dafür, dass mehr Kinder geboren werden als in anderen Nächten, dass mehr Schlafwandler unterwegs oder wir am Tag danach gerädert und schlecht gelaunt sind. Alles Quatsch, sagt Schlafforscher Jürgen Zulley von der Universität Regensburg. Stress oder falsches Essen seien meist die Gründe für Schlaflosigkeit. Der Mond leuchte viel zu schwach, um Schlafwandler anzuziehen. Und auch auf die Geburtenrate habe der Mond keinen Einfluss. Aber er sorgt für eine faszinierende Atmosphäre, wenn er in voller Größe scheint. Der Abenteuer-Filmer Bryan Smith hat für National Geographic den Extremkletterer Dean Potter beim Highlinen am Cathedral Peak im Yosemite-Nationalpark gefilmt – bei Vollmond. Das solltet ihr euch nicht entgehen lassen:

]]>
Leichter als auf der Highline https://blogs.dw.com/abenteuersport/leichter-als-auf-der-highline/ Tue, 19 Jun 2012 15:01:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15465

Wallenda über den Niagara-Fällen

Über 27 Millionen Fernsehzuschauer sahen hierzulande am Sonntag zu, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihr EM-Spiel gegen Dänemark mit 2:1 gewann. Immerhin 10 Millionen waren am selben Tag in den USA live dabei, als der Sender ABC einen Drahtseilakt in die Fernsehstuben übertrug. „Das bestbesuchte nicht-sportliche Sommerprogramm seit 2006“, jubelte der Sender. Der 33 Jahre alte Nik Wallenda, Urenkel eines deutschen Zirkusakrobaten, balancierte in 60 Meter Höhe auf einem Stahlseil über die breiteste Stelle der Niagara-Fälle. 25 Minuten brauchte er für die Distanz von 550 Metern. „Ich finde die Idee gut. Lässig, dass er es gemacht hat, ein tolles Spektakel“, sagt Heinz Zak. „Aber ehrlich gesagt, eine Riesenleistung ist es – sportlich gesehen – nicht.“

Slackline-Pionier

Ich habe den Extremkletterer, Fotograf und Filmemacher aus Österreich angerufen, weil er ein ausgewiesener Experte für Balancieren in luftiger Höhe ist. Zak gilt als Slackline-Pionier in Europa. 2006 veranstaltete er in seinem Heimatort Scharnitz in Tirol das erste internationale Treffen der Seilkünstler. Längst ist der Tanz auf dem schwingenden Seil zum Trendsport geworden, nicht nur in den Bergen. „Bei uns erlebe ich das nach wie vor als richtigen Boom“, sagt Heinz. „Ich glaube, es wird sich vom Trendsport weiter entwickeln zu einem ganz normalen Schulsport.“ Der 54-Jährige selbst sorgte schon oft auf  so genannten „Highlines“ für Furore, auf Seilen, die zwischen zwei Felsen in schwindelerregender Höhe gespannt waren.

Heinz Zak auf der Leine am Lost Arrow im Yosemite-Nationalpark (© Archiv Zak)

Konnte kaum schiefgehen

Heinz Zak macht darauf aufmerksam, dass an dem Seil, über das Nik Wallenda über die Niagara-Fälle balancierte, in gewissen Abständen Gewichte hingen. „Damit nimmt er die Schwingung komplett heraus, und er marschiert wie auf einem richtig betonierten Stahlkabel.“ Außerdem nutzte Wallenda eine meterlange Balancierstange, die er mit einem Gurt um die Schulter fixiert hatte. „Der hat ein unglaubliches Trägheitsmoment eingebaut. Die Stange wiegt ja fast 20 Kilo“, erklärt Heinz. Dazu war der Artist noch am Seil gesichert. „Wenn der jetzt nicht gerade einen Herzkasperl auf der Leine kriegt, dann sollte eigentlich nicht großartig etwas schief gehen.“

Slackline schwingt mehr

Schon vor dem Ziel ein Interview

Wallenda gab noch auf dem letzten Drittel der Strecke sein erstes Live-Interview. „Er kann auf dem Seil auch laufen, eine Hand hochreißen, jubeln, niederknien. Da sieht man schon, dass das Balancieren auf dem Drahtseil wesentlich leichter ist als über eine Highline zu gehen“, sagt Heinz. „Der größte Unterschied ist, dass sich unsere Leine stark bewegt. Je länger sie ist, desto stärker schwingt sie.“ Zak weiß, wovon er redet. Er hat die berühmteste Highline der Welt bewältigt, am Lost Arrow, einer Granitnadel im Yosemite-Nationalpark. Und ist auch schon free solo, also ohne Sicherung, übers Seil balanciert. „Das ist für den Kopf der Hammer“, erzählt Heinz. „Da weiß man, wenn man wirklich ausrutscht und die Leine nicht fängt, ist man tot.“

Eine andere Hausnummer

Das Free-Solo-Klettern im Fels sei dennoch anspruchsvoller, meint Zak, dem 2005 im Yosemite die zweite ungesicherte Solo-Durchsteigung der legendären Route „Seperate Reality“ gelang. Sie führt durch ein sieben Meter überhängendes Felsdach, 200 Meter über dem Talgrund. „Beim Highlinen kann ich mich wesentlich genauer auf die Anforderungen einstellen. Es ist kontrollierbarer, auch wenn die Leine schwingt“, erklärt Heinz. „Eine 20- oder 30-Meter-Highline ist von der Sicherheit her vergleichbar mit dem Klettern im sechsten oder siebten Schwierigkeitsgrad.“ Bewege er sich im Fels free solo auf noch anspruchsvollerem Terrain, würden die Kletterbewegungen so schwierig, dass das Risiko deutlich steige, sagt der Österreicher. Oder die Griffe seien nicht mehr hundertprozentig kontrollierbar. „Wenn es so an die Grenze geht, bedeutet der kleinste Fehler den Tod.“ Anders als am Sonntag über den Niagara-Fällen.

P.S. Ans Herz lege ich euch Heinz Zaks Buch „Slackline am Limit“ mit guten Texten und sensationellen Bildern.

]]>