Hirotaka Takeuchi – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Hiros Everest-Lektionen https://blogs.dw.com/abenteuersport/hirotaka-takeuchi-everest/ Tue, 02 Apr 2013 14:20:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20801

Hirotaka Takeuchi

Hiro hat am Mount Everest viel erlebt. „Er ist für mich ein ganz besonderer Berg“, schreibt mir Hirotaka Takeuchi, als ich ihn um seinen Beitrag zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung bitte. „Ich habe am Everest viel gelernt, und alle diese Lektionen und Erfahrungen waren für mich sehr wichtig und hilfreich dabei, schließlich alle 14 Achttausender zu besteigen. Insofern, denke ich, war der Mount Everest für mich wie eine große Schule.“ In einem der Klassenzimmer hätte der Japaner fast sein Leben verloren.

Zunächst mit Atemmaske 

Im Mai 1996 war noch alles gut gegangen. Hiro bestieg den Mount Everest. Der 25-Jährige nutzte Flaschensauerstoff, genauso wie ein Jahr zuvor am Makalu, seinem ersten Achttausender, und auch später im August 1996 am K 2. Als Hiro schließlich begann, im Team mit Ralf Dujmovits und Gerlinde Kaltenbrunner zu klettern, verzichtete er wie die beiden Freunde konsequent auf zusätzlichen Sauerstoff. 

Hirnödem überlebt  

Gerettet: Hiro mit Gerlinde (r.) und Ralf (l.)

30. Mai 2005: Hiro, Gerlinde und Ralf haben ihren Plan, ohne Atemmaske durch die Everest-Nordwand zu klettern, wegen der widrigen Verhältnisse aufgeben müssen und sind auf die tibetische Normalroute ausgewichen. Kurz vor dem Lager in 7650 Metern Höhe kollabiert Hiro und ist kaum noch ansprechbar. Anzeichen eines Höhenhirnödems. Rund 40 Prozent aller Fälle enden tödlich. Hiro verdankt sein Leben Gerlinde und Ralf, die ihm Notfallpräparate verabreichen, ihn über die Nacht retten und ihm am nächsten Tag den Berg hinunter helfen. 

Erster Japaner auf allen Achttausendern 

Hiro am Ziel

Ich bangte damals als Reporter im Basislager auf dem zentralen Rongbuk-Gletscher um Hiro. Bereits ein Jahr nach dieser Beinahe-Tragödie stand mein japanischer Freund  auf dem Gipfel des Kangchendzönga, seines achten Achttausenders. Nummer neun erlebten wir 2007 gemeinsam, ich im Basislager, er auf dem höchsten Punkt des Manaslu. Im selben Jahr sprang er dem Tod erneut von der Schippe. Mit viel Glück und schwer verletzt überlebte Hiro eine Eislawine am Gasherbrum II. Ein Jahr danach feierte er am selben Berg sein Comeback. Im Mai 2012 schließlich erreichte Hirotaka Takeuchi sein großes Ziel: Mit dem Dhaulagiri bestieg er seinen 14. und letzten Achttausender. Dieses Kunststück war vorher noch keinem Japaner gelungen. 

Auf der Suche 

Danach nahm sich Hiro erst einmal mehr Zeit für seine Frau und seine beiden Kinder in Tokio. In diesem Frühjahr wird der 42-Jährige in Nepal auf Trekkingtour gehen und – wie er mir schreibt – nach einem „schönen, noch unbestiegenen Berg“ suchen. Vielleicht zieht es ihn eines Tages ja auch noch einmal zum Mount Everest zurück. Dem wünscht er zum Jubiläum der Erstbesteigung jedenfalls, „dass er ein Berg wäre, an dem viele Menschen wiederholt klettern könnten.“ 

P.S. Hiros Äußerungen könnt ihr natürlich auch auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Blogseite nachlesen.

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Hiro’s lessons from Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/hirotaka-takeuchi-everest-english/ Tue, 02 Apr 2013 14:15:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20825 Hiro has experienced a lot on Everest. „It is a very special mountain for me”, Hirotaka Takeuchi wrote to me, after I had asked him for his statements on the 60-year-jubilee of the first ascent. „I learned a lot from climbing Mt. Everest, and all those lessons and experiences were very important and helpful to me to climb all the fourteen 8,000 m peaks. Thus, I think Mt. Everest was a great learning place forme.” In one of the ‚classrooms‘ the Japanese climber had been close to lose his life. 

First with oxygen mask

Hirotaka Takeuchi

In May 1996 everything went well. Hiro, in the age of 25, climbed Mount Everest. He used bottled oxygen – like the year before on Makalu and later in August 1996 on K 2. When Hiro started to climb with German Ralf Dujmovits and Austrian Gerlinde Kaltenbrunner he did it like them: always without supplementary oxygen. 

Survived 

30. May 2005: Hiro, Gerlinde and Ralf have abandoned their plan to climb through the north face of Everest due to bad conditions and have made their way to the Tibetan normal route. Near their camp on 7650 meters Hiro collapses and hardly responds. Symptoms of a life-threatening high-altitude cerebral edema. 40 percent die of it. Hiro survives, because Gerlinde and Ralf administer emergency medication, save him over the night and take him down the next day. 

First Japanese on all 8000ers 

Back in basecamp with Gerlinde (r.) und Ralf (l.)

At that time I was fearing for Hiro’s life in the basecamp on the central Rongbuk glacier, where I was reporting about the expedition. One year after this almost-tragedy my Japanese friend climbed Kangchenjunga, his eighth 8000er. In 2007 we experienced his number nine in a team: he standing on top of Manaslu, I reporting from basecamp. Later in the same year he cheated death once again. With a lot of luck he survived an ice avalanche on Gasherbrum II with serious injuries. But already in the following year he had a big comeback scaling G II. And in May 2012 Hirotaka Takeuchi achieved his great goal: He climbed Dhaulagiri, his fourteenth and last 8000er. He is the first and only Japanese who has climbed all 8000-meter-peaks. 

Searching for an unclimbed peak 

Since then Hiro has been enjoying time with his wife and two children in Tokio. But this spring the 42 year old climber will go again to Nepal for a trekking – as he writes – probably looking for a nice, unclimbed peak. Maybe one day Hiro will also return to Mount Everest. On the occasion of the 60th anniversary of the first ascent he wishes Mount Everest that „it would be a mountain where many people would able to climb repeatedly”. 

P.S. You can read Hiro’s full statements on the two Everest-60-pinboards on the right side of the blog.

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Hiro im 14er-Club https://blogs.dw.com/abenteuersport/hiro-im-14er-club/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/hiro-im-14er-club/#comments Sun, 27 May 2012 15:32:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14883

Hiro am Ziel

Hiro hat sein großes Ziel erreicht: Er machte einen Haken hinter sein „Projekt 14“. Am Samstag um 17.30 Uhr nepalesischer Zeit (13.45 Uhr MESZ) erreichte Hirotaka Takeuchi laut seinem Blog den 8167 Meter hohen Gipfel des Dhaulagiri. Der 40-Jährige ist damit der erste Japaner, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Hiros Kletterpartner, der 27 Jahre alte Landsmann Kenjo Nakajima, war während des Aufstiegs krank geworden und hatte auf 6800 Metern passen müssen. Den Rest erledigte Hiro im Alleingang.

Seinen ersten Achttausender-Gipfel hatte sich der Japaner 1995 am Makalu gesichert. Damals war Hiro mit einer großen Expedition unterwegs und nutzte noch Flaschensauerstoff. Auch bei seinen Aufstiegen auf den K 2 und den Mount Everest griff er zur Atemmaske.  Dann lernte Hiro Ralf Dujmovits kennen und übernahm die Achttausender-Philosophie des erfolgreichsten deutschen Höhenbergsteigers: Fortan war er fast immer mit kleinen Teams unterwegs und verzichtete auf Flaschensauerstoff.

Dem Tod von der Schippe gesprungen

Ralf und Gerlinde bringen Hiro 2005 ins Basislager

Dass er nun der 30. Bergsteiger ist, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, gleicht einem kleinen Wunder. Zweimal sprang Hiro nämlich dem Tod von der Schippe. Einmal erlebte ich es hautnah mit. 2005 begleitete ich Ralf, Gerlinde (Kaltenbrunner) und Hiro auf ihrer Expedition zur Nordwand des Mount Everest. Die Wetterverhältnisse zwangen das Trio, auf die tibetische Normalroute auszuweichen. Auf etwa 7500 Metern kollabierte Hiro – Folge  eines Höhenhirnödems. Der Japaner hatte Warnsignale seines Körpers ignoriert. Nun rang er mit dem Tod. Gerlinde und Ralf gelang es, ihren Freund über die nächste Nacht und anschließend sicher ins Basislager zu bringen. Hiro hatte Glück, das Ödem hinterließ keine Spuren. Ein Jahr später war der Japaner wieder im Himalaya zurück. Mit Gerlinde und Ralf bestieg er den Achttausender Kangchendzönga.

Bärenkondition

Hirotaka Takeuchi

2007 waren wir wieder gemeinsam unterwegs: Hiro gehörte zu der von Ralf geführten kommerziellen Expedition zum Manaslu, die ich als Journalist begleitete. Hiro war in blendender Form. Gemeinsam mit Ralf und zwei Sherpas erledigte er die meiste Spurarbeit und zählte zu den sieben Expeditionsmitgliedern, die den Gipfel erreichten.
Anschließend machte sich der Japaner auf den Weg nach Pakistan, um den Gasherbrum II zu besteigen. Auf 6700 Metern geriet Hiro in eine Lawine. Zwei Expeditionsmitglieder kamen ums Leben, Hiro wurde lebensgefährlich verletzt: ein Rückenwirbel und fünf Rippen brachen, ein Lungenflügel klappte zusammen. Andere Bergsteiger bargen den Japaner, der anschließend mit einem Hubschrauber in ein Militärkrankenhaus nach Skardu geflogen wurde. Wohl nur seine Bärenkondition rettete Hiro das Leben.

Schnelles Comeback

Viel fehlte nicht, und er wäre zeitlebens gelähmt geblieben. Mehrere Monate verbrachte Hiro anschließend in Krankenhaus und Reha. Der gebrochene Wirbel wurde mit Titan verstärkt. Das Bergsteigen rückte zunächst in weite Ferne. Doch wieder kehrte Hiro schneller als erwartet zu den Achttausendern zurück. Bereits im Sommer 2008, nur ein Jahr nach dem Lawinen-Unglück, bestieg er nicht nur den Gasherbrum II, sondern anschließend auch noch den Broad Peak.

Als ich Hiro in diesem Frühjahr für den Dhaulagiri, den letzten noch fehlenden Achttausender in seiner Sammlung, alles Gute wünschte, schrieb mir der zweifache Vater zurück: „Ich werde mein Bestes geben.“ Hiro hat Wort gehalten. Glückwunsch, mein Freund aus dem Fernen Osten!

P.S. An diesem Wochenende haben wieder rund 180 Bergsteiger den Mount Everest bestiegen. Chaotische Zustände wie vor einer Woche soll es diesmal nicht gegeben haben. Mehr dazu später.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/hiro-im-14er-club/feed/ 1
Hiros Nr. 13 https://blogs.dw.com/abenteuersport/hiros-nr-13/ Tue, 15 Nov 2011 10:53:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=11925

Hiro auf dem Gipfel des Cho Oyu

Er nennt es das „Projekt 14“. Hirotaka Takeuchi will sich als erster Japaner in die Liste der Bergsteiger eintragen, die alle 14 Achttausender bestiegen haben. Und Hiro, der im vergangenen Sommer seinen 40. Geburtstag feierte, ist auf einem guten Weg dorthin. Am 30. September (jenem Tag, an dem ich Richtung Nepal startete, um mich am Siebentausender Putha Hiunchuli zu versuchen) erreichte er in Tibet mit seinem Landsmann Nakajima den 8188 Meter hohen Gipfel des Cho Oyu. Es war Hiros 13. Achttausender. Jetzt fehlt ihm nur noch der Dhaulagiri in seiner Sammlung.

Zweimal Riesenglück

Leider verpassten wir uns in Kathmandu um wenige Tage. Ich hätte mich wirklich gefreut, Hiro wiederzusehen.

2005 lernte ich ihn kennen, als er im Team mit Gerlinde (Kaltenbrunner) und Ralf (Dujmovits) zunächst die Südwand der Shishapangma durchstieg und sich anschließend vergeblich an der Mount-Everest-Nordwand versuchte. Ich berichtete damals aus dem Basislager auf dem Zentralen Rongbuk-Gletscher über die Expedition. Auf über 7000 Metern Höhe kollabierte Hiro, Folge eines lebensbedrohlichen Höhenhirmödems. Die Stunden bis zu seiner Rettung gehören zu den dramatischsten, die ich in den Bergen erlebt habe. 2007 kreuzten sich unsere Wege erneut: am Manaslu. Hiro bestieg den Achttausender, ich war erneut als Reporter dabei. Im selben Jahr überlebte er mit viel Glück am Gasherbrum II eine Eislawine. Seitdem sorgte er nur noch für erfreuliche Schlagzeilen. Schon jetzt ist der zweifache Vater der erfolgreichste Höhenbergsteiger Japans.

Trauer um den Begründer des „Abenteuer Grand Slam“

Park Young-Seok

Trauer herrscht dagegen in Südkorea. Der bekannte Bergsteiger Park Young-Seok wird seit dem 18. Oktober an der Annapurna vermisst. Die Suche nach dem  48-Jährigen und zwei Landsleuten, die eine neue Route auf den gefährlichen Achttausender in Nepal erschließen wollten, wurde einige Tage später aufgegeben. Die Spur der Koreaner endete in den Ausläufern einer Lawine. Park Young Seok war der erste und bisher einzige, der den „Abenteuer Grand Slam“ schaffte: Zwischen 1993 und 2005 bestieg alle 14 Achttausender, die „Seven Summits“, also die höchsten Berge aller Kontinente, und erreichte sowohl den Nord- als auch den Südpol. „Bergsteiger müssen Berge besteigen, Forschungsreisende müssen entdecken“, sagte Park einmal. „Städte sind kein Ort für Kletterer. Meine Bestimmung ist es, zu entdecken, bis ich sterbe.“

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