Horombo Hut – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 In der Ruhe liegt die Kraft https://blogs.dw.com/abenteuersport/in-der-ruhe-liegt-die-kraft/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/in-der-ruhe-liegt-die-kraft/#comments Thu, 22 Feb 2018 16:45:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39741

Frank im Ruhezustand

Frank wirkt fast ein wenig erschrocken über sich selbst. Während einer Trinkrast auf 4300 Metern hat er sich zwischen den Felsen ausgestreckt und ist eingenickt. „Ich habe tatsächlich geschlafen“, sagt der 47-Jährige. „Und als ich aufwachte, war mir richtig kalt.“ Heute stiegen wir von der Horombo Hut auf 3700 Metern bis zur Kibo Hut auf 4720 Metern auf, Ausgangspunkt des Gipfelversuchs. Auf dem breiten, meist sanft ansteigenden Weg – von den Einheimischen „Coca-Cola-Route“ genannt, erlebten wir ein weiteres Beispiel gefährlicher Unvernunft.

Unvernünftig, unverantwortlich

Die Karawane zieht weiter

Bereits auf 4000 Metern torkelt ein etwa 14-jähriger Brite nur noch hin und her, und das obwohl er nicht mal mehr seinen eigenen Rucksack trägt. Als wir uns nach seinem Befinden erkundigen, antwortet er: „Ich bin nur müde.“ Christian Kreisel, der Arzt aus dem Forschungsteam der Uni Marburg, der uns zur Kibo Hut begleitet, macht den britischen Expeditionsleiter darauf aufmerksam, dass der Junge höhenkrank sei und dringend absteigen müsse. „Ich bin selbst Arzt, er kann weiterlaufen“, antwortet der Expeditionsleiter. Während der nächsten Rast sitzt der 14-Jährige nur noch apathisch am Tisch, den Kopf zwischen den Armen vergraben. 100 Höhenmeter weiter ist auch dem Letzten klar, dass es für den Jungen nur eine Richtung geben kann: abwärts! Seine Mutter, die ebenfalls zur Gruppe gehört, steigt weiter auf.

Schrittgeber Bayo

Frank an der Kibo Hut

„Pole, pole!“. Langsam, langsam! Bayo wird nicht müde, dies zu wiederholen. Der 34 Jahre alte Guide gibt an der Spitze unserer Gruppe das Tempo vor. „Vor allem auf den letzten 300 Höhenmetern bis zur Kibo Hut dürft ihr nicht zu schnell gehen.“ Und so schleicht unsere Karawane langsam hinter Bayo her dem Tagesziel entgegen. Nach rund sechs Stunden erreichen alle 22 Expeditionsmitglieder, inklusive Christian Kreisel, verteilt auf mehrere Gruppen das Tagesziel. Von Linus, mit 19 Jahren der Jüngste im Team, bis zu Gerd, mit 76 Jahren der Senior. Der Jubel ist groß. Für viele ist schon die erreichte Höhe von 4720 Metern persönlicher Höhenrekord.

Für den morgigen Freitag ist nur ein kurzer Aufstieg an die 5000-Meter-Grenze geplant. In der Nacht zum Samstag starten wir dann Richtung Gipfel. Pole, pole!

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Rolltragen und Sternschnuppen https://blogs.dw.com/abenteuersport/rolltragen-und-sternschnuppen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/rolltragen-und-sternschnuppen/#comments Tue, 20 Feb 2018 17:47:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39695

Kilimandscharo

„Der Kilimandscharo ist kein Berg für einen Wettkampf“, sagt Joachim. „Also lass‘ dir Zeit!“ Ich musste gerade mal hinter einem Stein verschwinden und hänge deswegen rund 100 Meter hinter der Gruppe zurück. Joachim ist einer unserer Guides und hat auf mich gewartet. Seit 1997 arbeitet er als Bergführer. Er hat sich hochgearbeitet. „Ich habe als Träger begonnen, dann als Küchenhelfer gearbeitet, ehe ich Bergführer geworden bin“, erzählt der Mittvierziger. „Heute bilde ich selbst Bergführer aus.“ Viele unterschätzten den Berg, sagt der Tansanier.

Acht von 16

Mit dem Krankenwagen talwärts

Davon können wir uns auch heute wieder überzeugen. Während unseres Aufstiegs zur weiteren Akklimatisierung eilen gleich zwei Helferteams mit Rolltragen an uns vorbei, auf denen Höhenkranke liegen. Später, zurück in der Horombo Hut, erfahren wir, dass von einer 16-köpfigen Gruppe, die am Gipfel war, acht Bergsteiger auf diese Weise herunterbefördert worden sind. Aus unserer Gruppe ist Barbara, die gestern erste Symptome der Höhenkrankheit zeigte und Fieber hatte, heute mit dem Jeep sicher ins Tal gebracht worden, wo sie sich erholen kann.

Kräfte sparen

Aufstieg bis auf 4300 Meter

Wir steigen gemütlich bis zu einem Sattel auf 4300 Metern auf. Lediglich Gerd, mit 76 Jahren unser ältestes Expeditionsmitglied, schont sich heute. Die gesamte Gruppe wird es ihm morgen gleichtun. Nur eine kleine Wanderung ist geplant. Wir sollen Kräfte sparen. Am Donnerstag geht es hinauf zur Kibo Hut auf 4720 Metern. Dort war Thomas, unser Mountainbiker, bereits heute mit seinem Rad. „Die tolle Abfahrt hat mich für die gestrigen Strapazen entschädigt“, sagt er mit glänzenden Augen.

Umkehrzeit festgelegt

Abendstimmung

Unser Expeditionsleiter Rainer Braehler hat bereits am Montag die Marschroute für den Gipfeltag ausgegeben. „Wir brechen am Samstag um 0 Uhr von der Kibo Hut auf. Wer um 8 Uhr noch nicht am Gilman’s Point auf 5684 Metern angekommen ist, darf nicht weiter zum Gipfel auf 5895 Metern aufsteigen, sondern muss unbedingt umkehren“, sagt Rainer mit strenger Stimme. „Sonst schafft ihr es nicht mehr sicher vor Einbruch der Dunkelheit zurück zur Horombo Hut. Die Besteigung ist erst dann erfolgreich, wenn ihr wieder sicher zurück seid.“

Heute abend verkündet Helmut mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Ich habe eben zwei Sternschnuppen gesehen. Falls es euch interessiert, ich komme oben an.“

P.S. @Judith von Tim: Auch dreimaliges Eincremen schützt nicht vor Sonnenbrand.

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Moutainbiken am Limit https://blogs.dw.com/abenteuersport/moutainbiken-am-limit/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/moutainbiken-am-limit/#comments Mon, 19 Feb 2018 20:02:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39691

Thomas am Ziel

„Er ist der Härtlinger.“ Monika bringt es auf den Punkt. Thomas hat bereits heute am Kilimandscharo seinen ersten Gipfel erreicht. Der 58-Jährige aus Münsingen lief am Morgen von der Mandara Hut auf 2700 Metern wieder hinunter, holte im Hotel sein Mountainbike ab, fuhr anschließend 14 Kilometer zum Kilema Gate und bewegte sein Rad dann die Jeep-Piste zur Horombo Hut hinauf. „Alles in allem waren es 2700 Höhenmeter auf dem Rad, ich bin durch“, sagt Thomas, als er am Ziel eintrifft. Der Schweiß tropft ihm von der Nase. „Ich habe das Mountainbike 70 Prozent der Strecke geschoben, das war einfach nicht fahrbar“, berichtet der Biker. „Auf 2500 Metern habe ich Krämpfe gehabt. Es war hart, ich war am Limit.“ Nach einer kalten Dusche und in trockenen Klamotten erzählt er weiter: „Der letzte Mountainbiker auf der Kilema Route vor mir war unten am Gate am 12. Januar notiert. Während der sechs Stunden hinauf zur Horombo Hut habe ich nur einen Jeep, einen Kleinlaster mit Bauarbeitern und einen Krankenwagen getroffen, sonst niemanden. Es war wirklich grenzwertig, dort alleine unterwegs zu sein.“

Eine Wanderin mit ersten Zeichen der Höhenkrankheit

Rolltrage

Der Krankenwagen brachte einen höhenkranken Bergsteiger talwärts. Zuvor war er auf einer abenteuerlich anmutenden Rolltrage den Berg hinunter transportiert worden. „Es ging ihm wirklich schlecht“, sagte mir einer der einheimischen Helfer. Bis auf den Mountainbiker Thomas war unsere komplette Gruppe heute von der Mandara Hut über 1000 Höhenmeter zur Horombo Hut auf 3700 Metern gewandert. Alle kamen gut an, fast alle sind wohlauf. Lediglich eine Wanderin klagte über Schwindel und Übelkeit. „Das sind eindeutig erste Zeichen der akuten Höhenkrankheit, aber nichts, worüber man sich große Sorgen machen müsste“, berichtete Tim Jäcker. „Alles unter Kontrolle.“ Der Arzt verabreichte ihr ein Medikament, am Abend ging es ihr bereits besser.

Morgen über die 4000-Meter-Grenze

Noch ein bisschen höher

Ein Teil der Gruppe, zu dem auch ich gehörte, stieg noch bis 3850 Meter auf, getreu dem alten Motto „Climb high, sleep low“. Für den morgigen Dienstag ist ein weiterer Schritt zur Akklimatisierung geplant. Wir werden Richtung Mawenzi Ridge aufsteigen, voraussichtlich bis auf eine Höhe von 4300 Metern. Anschließend geht es zurück zur Horombo Hut, wo die Ärzte der Philipps Universität Marburg die nächsten Blutproben für ihre Studie zur Höhenkrankheit nehmen werden.

Anmerkung des Hometeams: Leider hat Stefan nach Schreiben dieses Beitrags weder Strom noch Satellitenverbindung. Entsprechende Fotos werden später nachgeliefert.

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