Hughes – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Everest-Saison: Erfolge, Rekorde, Todesfälle und mehr https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-saison-erfolge-rekorde-todesfaelle-und-mehr/ Wed, 07 Jun 2017 12:10:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36587

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Wenn ein Berg aufatmen könnte, der Mount Everest würde es wahrscheinlich jetzt tun. Insgesamt mehr als 1000 Bergsteiger auf beiden Seiten des höchsten Bergs der Erde haben die Basislager geräumt und sind heimgekehrt. Es kehrt wieder Ruhe ein am Chomolungma, wie die Sherpas den Everest nennen. Zeit, Bilanz zu ziehen. Die genauen Zahlen liegen noch nicht vor, aber geschätzt dürften in diesem Frühjahr rund 600 Gipfelerfolge gelungen sei, insgesamt wurde der Everest damit seit der Erstbesteigung im Jahr 1953 mehr als 8000-mal bestiegen.

Diskussion um Jornets Doppelbesteigung

Kilian Jornet am Everest

Für die wohl spektakulärste Leistung sorgte der spanische Bergläufer Kilian Jornet, der zweimal innerhalb einer Woche ohne Flaschensauerstoff zum Gipfel aufstieg, beim ersten Mal sogar in einem Zug vom Kloster Rongbuk aus, mit nur einem kurzen Zwischenstopp im vorgeschobenen Basislager (ABC) auf 6400 Metern. Dorthin kehrte er nur 38 Stunden nach dem Aufbruch wieder zurück. Wenige Tage später ließ er einen zweiten Aufstieg folgen. 17 Stunden brauchte er vom ABC bis zum Gipfel auf 8850 Metern. Hinterher entbrannte eine Diskussion, weil der 29-Jährige zunächst weder Gipfelfotos noch GPS-Informationen vorlegte, um seine Aufstiege zu dokumentieren. Jornet versprach, die Daten seiner GPS-Uhr nachzureichen. Bereits 2007 hatte Pemba Dorje Sherpa eine Everest-Doppelbesteigung ohne Atemmaske innerhalb einer Woche geschafft.

Drei Achttausender in fünf Tagen?

Nirmal Purja

Auch Nirmal Purja, ein Soldat des britischen Gurkha-Regiments bestieg den Everest in diesem Frühjahr zweimal, wenn auch mit Flaschensauerstoff: am 15. und 27. Mai. Acht Stunden nach seinem zweiten Gipfelerfolg stand der 34-Jährige auf dem Lhotse – und am 1. Juni auch noch auf dem Makalu. Drei Achttausender innerhalb von fünf Tagen? Die Angaben würden noch geprüft, heißt es beim nepalesischen Tourismusministerium.

Kuriki will wiederkommen

Insgesamt gab es in dieser Saison mindestens fünf erfolgreiche Everest-Aufstiege ohne Flaschensauerstoff, möglicherweise sogar neun: Nach indischen Medienberichten erreichten auch vier Mitglieder einer indischen Armee-Expedition den Gipfel, ohne zur Flasche zu greifen. Andere Bergsteiger scheiterten, wie der Deutsche Ralf Dujmovits in seinem achten und nach seinen Worten „definitiv letzten“ Everest-Versuch ohne Atemmaske. Auch der Japaner Nobukazu Kuriki kehrte ohne Gipfelerfolg zurück, von seinem inzwischen siebten Versuch. Er hatte über den Westgrat und das Hornbein-Couloir zum Gipfel steigen wollen. „Ich komme wieder“, verkündete der 34-Jährige.

Sieben Todesfälle

Insgesamt sieben Menschen kehrten in diesem Frühjahr nicht vom Everest zurück. Sechs Bergsteiger und ein Basislager-Koch starben. Vor allem der Tod des Schweizer Topbergsteigers Ueli Steck sorgte weltweit für Schlagzeilen. Der 40-Jährige stürzte bei einem Akklimatisierungs-Anstieg vom Nuptse in den Tod. Als Falschmeldung erwies sich die Nachricht, am Südsattel seien in einem Zelt vier tote Bergsteiger gefunden worden.

Zum 21. Mal auf dem Everest

Kami Rita Sherpa auf dem Gipfel

Für Rekorde sorgten zwei Sherpas. Der 46 Jahre alte Kami Rita Sherpa aus dem Dorf Thame im Khumbu-Gebiet bestieg den Everest zum 21. Mal. Damit zog er mit Apa Sherpa (ebenfalls in Thame geboren), und Phurba Tashi Sherpa aus dem Dorf Kumjung gleich, die ebenfalls 21-mal auf dem Dach der Welt standen. Lhakpa Sherpa war auch bisher schon die Frau mit den meisten Everest-Besteigungen. Die 43 Jahre alte Nepalesin, die in den USA lebt, setzte ihren achten Gipfelerfolg drauf.

Und sonst? Als zweiter blinder Bergsteiger nach dem US-Amerikaner Erik Weihenmayer erreichte der Österreicher Andy Holzer den Gipfel des Everest. Die 26 Jahre alte Britin Mollie Hughes reihte sich als Nummer 15 in den Kreis der Bergsteigerinnen ein, die den höchsten Berg der Erde von beiden Seiten bestiegen haben.

10-Jahre-Bann für Bergsteiger ohne Permit

Dass es mit der Moral am Everest nicht gerade zum Besten gestellt ist, zeigte sich auch in dieser Saison. Einige Bergsteiger vermissten Sauerstoffflaschen, die sie zuvor in Hochlagern deponiert hatten. Der Südafrikaner Ryan Sean Davy wurde auf der Südseite bei dem Versuch ertappt, den höchsten Berg der Welt ohne Permit zu besteigen. Auch der Pole Janusz Adamski, der von Norden her zum Gipfel aufstieg und dann über die Südroute abstieg, hatte für die nepalesische Seite keine Genehmigung. Beide dürfen in den nächsten zehn Jahren nicht mehr zum Bergsteigen nach Nepal kommen. Die eigentlich fällige Strafe von 22.000 Dollar wurde beiden erlassen. Warum, blieb offen.

Wo ist der Hillary Step?

Ja, wo ist er denn?

Viel diskutiert wurde in diesem Frühjahr auch über das Wetter am Everest, das nach Aussagen der Meteorologen so schwer vorhersehbar war wie noch niemals zuvor. Und natürlich über den Hillary Step, der nach Ansicht des sechsmaligen Everest-Besteigers Tim Mosedale schlichtweg verschwunden ist. Sherpas widersprachen, und die nepalesische Regierung meinte, feststellen zu müssen: „Der Hillary Step ist noch intakt und mit Schnee bedeckt.“ Bereits im vergangenen Jahr war darüber spekuliert worden, dass das schwere Erdbeben von 2015 die markante Felsstufe im Gipfelbereich verändert haben könnte.

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„Prinz Mutig“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/prinz-mutig/ Sat, 21 Jan 2012 19:45:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12881

Harry hat Spaß

Will Hochwohlgeboren wirklich hoch hinaus? „Prinz Harry will den Mount Everest erklimmen“, titelte ein deutscher Privatfernsehsender vollmundig auf seiner Internetseite. Das riecht nach Ente. Die Geschichte geht zurück auf ein Interview, das Mollie Hughes – nicht jetzt, sondern schon zur Jahreswende – einem Reporter des Daily Telegraph gab. Die 21-Jährige Bergsteigerin will sich im Frühjahr den Titel „Jüngste Britin auf dem Gipfel des Everest“ holen. Sie erwähnte beiläufig und natürlich ganz ohne Hintergedanken, dass Prinz Harry wohl zu einem anderen britischen Team stoßen werde, das ebenfalls versuche, den höchsten Berg der Erde zu besteigen. Mollies nächste Sätze über Harry ignorierten die meisten Medien: „Er wird aber sicher nicht ganz aufsteigen, weil es zu lange dauert und ein hartes Training erfordert. Ich denke, er kommt nur ins Basislager.“

Vier Tage im Eis

Hier saß Harry 2011 fest

Prinz Harry hatte im vergangenen Jahr vier Tage lang medienwirksam die Organisation „Walking with the wounded“ bei ihrer Last-degree-Expedition zum Nordpol begleitet. Die Gruppe, gegründet von im Afghanistan-Krieg verwundeten Soldaten, sammelt Geld für Kriegsinvaliden. Fast hätte Harry wegen seines Arktistrips sogar die Hochzeit seines Bruders William verpasst. Die von russischen Experten am 89. Breitengrad planierte Landepiste auf dem Eis brach. Der Prinz saß vorübergehend fest, kehrte dann aber doch noch rechtzeitig zur Hochzeit des Jahres zurück.

Vier sollen hoch

Damals versprach Harry den Soldaten, auch bei ihrer nächsten geplanten Aktion als prominentes Zugpferd aufzutauchen: bei der Besteigung des Mount Everest im Frühjahr 2012. „Es wird alles von seinen Verpflichtungen in der Armee abhängen“, sagte Harrys Sprecher jetzt  – und damit eigentlich nichts. Ein Blick auf die Internetseite von „Walking with the wounded“ hilft. Ziel der Expedition sei es, vier ehemals verwundete Soldaten auf den Gipfel des Everest zu bringen. Ergänzend gebe es eine Trekkingtour zum Basislager. Kein Wort von Harry.

Terminkalender voll

Wahrscheinlich wird es so wie 2011 am Nordpol laufen: Der Prinz begleitet die Soldaten ein paar Tage lang bei ihrem Anmarsch zum Basislager, im Gefolge Fotografen und Kamerateams. Die Medien überstürzen sich mit Schlagzeilen wie „Harry will aufs Dach der Welt“ oder „Prinz Mutig“. Dann wird er mit dem Hubschrauber wieder ausgeflogen. Schließlich ist Harrys Terminkalender in diesem Jahr gut gefüllt: Diamantenes Thronjubiläum (60 Jahre) seiner Oma, die Olympischen Sommerspiele in London. Da bleibt nicht viel Zeit für den Everest. Dass in nicht allzu ferner Zeit ein Royal, Hollywoodstar oder anderer Promi auf dem höchsten Gipfel der Erde steht, halte ich übrigens nicht für abwegig. Ganz im Gegenteil. Als PR-Aktion drängt sich der Aufstieg doch geradezu auf.

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