Japan – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Zahlen, die nachdenklich machen sollten https://blogs.dw.com/abenteuersport/zahlen-die-nachdenklich-machen-sollten/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/zahlen-die-nachdenklich-machen-sollten/#comments Sun, 06 May 2012 18:16:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14325

Bergsport liegt im Trend

Nicht umsonst gilt Bergsport als Risikosport. Immer wieder sind nicht nur Verletzte, sondern auch Tote zu beklagen. Wie jetzt in Japan. Ein Wettersturz kostete in den japanischen Alpen (die nennt man wirklich so) auf der Insel Honshu mindestens acht Bergsteigern das Leben. Nach japanischen Presseberichten starben die Wanderer im Seniorenalter an Unterkühlung. Sie waren bei schönem Wetter aufgebrochen, wurde dann aber von einem Sturm mit heftigem Regen überrascht. Viele Japaner nutzen traditionell Anfang Mai die so genannte „Goldene Woche“ mit einer Serie von Feiertagen zu ersten Bergwanderungen. – Auch in den europäischen Alpen ist Wandern und Bergsteigen Trendsport. Die Kehrseite der Medaille: Mehr Tote und Verletzte als früher.

Mehr Bergtote in der Schweiz und Österreich

Nach Angaben des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) kamen 2011 in den Schweizer Alpen und im Jura 217 Menschen ums Leben, 44 mehr als im Vorjahr. Auch wenn ich mich damit schwer tue, Menschenleben in Prozentzahlen umzurechnen,  ist das ein Zuwachs von 25 Prozent. Beim „klassischen Bergsport“ –  per Definition des SAC Wandern, Bergsteigen und Klettern –  waren 151 Tote zu beklagen, 27 mehr als im Vorjahr (plus 22 Prozent). Die meisten Opfer (40 Prozent) kamen aus Deutschland. Auch in Österreich schlagen die Rettungskräfte Alarm. 163 Bergtote zählte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) im Jahr 2011, 26 mehr als im Vorjahr (plus 19 Prozent).

Zu schlapp, mit Neigung zur Selbstüberschätzung

Lockende Berge

„Selbstüberschätzung und mangelnde körperliche Fitness sind einmal mehr die Hauptgründe für Unfälle“, sagte KfV-Chef Othmar Thann – und liegt damit auch auf der Linie des Deutschen Alpenvereins, der schon 2010 feststellte, „dass eine typische Ursachenkombination für Notfälle in den Bergen auf dem Vormarsch ist – mangelhafte Kondition, mangelndes Wissen und Selbstüberschätzung. An der Ausrüstung mangelt es hingegen nicht.“ Es hat sich also offenbar in den Bergen weitestgehend „ausgesandalt“.

Die Zahlen der deutschen Bergretter für das vergangene Jahr werden derzeit noch zusammengetragen. Doch erste Meldungen aus einzelnen Bezirken deuten darauf hin, dass auch hierzulande mehr Menschen ihr Leben in den Bergen verloren haben. So wurden in den Allgäuer Alpen 22 Todesfälle verzeichnet, zehn mehr als 2010. Fast eine Verdopplung.

Ich halte nichts davon, den moralischen Zeigefinger zu heben. Aber vielleicht sollten diese Zahlen doch den einen oder anderen zum Nachdenken animieren, ob er in den Bergen seiner Eigenverantwortung gerecht wird. Schließlich gefährdet er unter Umständen nicht nur fahrlässig sein eigenes Leben, sondern auch das der Bergretter.

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Erdbeben-Zeitbombe Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/erdbeben-zeitbombe-nepal/ Sun, 13 Mar 2011 14:11:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/03/13/erdbeben-zeitbombe-nepal/ Meine Gedanken sind bei den Menschen in Japan. Bei den wohl Tausenden, die bei dem Erdbeben und dem dadurch ausgelösten Tsunami ums Leben kamen. Bei ihren Familien, die ihre Liebsten verloren haben. Bei den Hunderttausenden, die ohne Obdach dastehen. Bei den Menschen im Umkreis des Atomkraftwerks Fukushima, die nach der Naturkatastrophe nun auch noch von einem GAU bedroht sind.
Kein Land der Welt war so gut auf ein großes Erdbeben vorbereitet wie das hoch entwickelte Japan. In Tokio schwankten die Hochhäuser, aber sie fielen nicht in sich zusammen, weil sie erdbebensicher gebaut sind. Die Zahl der Brände blieb überschaubar, da sich das Stromnetz vielerorts automatisch abschaltete. Doch trotz aller Vorkehrungen sind die Folgen des Bebens verheerend.


Der Durbar Square in Patan nach dem Beben von 1934

Schweres Beben überfällig

Was geschähe, wenn eine solche Katastrophe nicht den High-Tech-Staat Japan, sondern das Entwicklungsland Nepal träfe? Der Himalaya-Staat gilt als hochgradig erdbebengefährdet. Die Hauptstadt Kathmandu, rund 250 Kilometer südwestlich des Mount Everest, liegt ziemlich genau an der Nahtstelle der indischen und der eurasischen Platte. Statistisch wird Nepal alle 70 bis 80 Jahre von einem heftigen Erdbeben erschüttert – und ist damit überfällig. Die Zeitbombe tickt. Am 15. Januar 1934 kostete ein Beben der Stärke 8,4 auf der Richterskala etwa 8500 Menschen im Kathmandu-Tal das Leben. Damals zählte die Stadt jedoch nur rund 300.000 Einwohner, die meisten lebten in flachen Lehmziegel-Hütten. Heute beherbergt die Hauptstadt etwa drei Millionen Menschen. Die meisten wohnen in Betonhäusern, die von westlichen Baustandards Welten entfernt sind.

Geschätzte 40.000 Tote

Ein starkes Erdbeben hätte fatale Folgen. Eine 2004 veröffentliche Studie kam zu dem Ergebnis, das bei einem Beben wie 1934 heute im Kathmandu-Tal mindestens 40.000 Menschen ums Leben kämen. Die Zahl der Verletzten wird auf 100.000 bis 200.000 geschätzt. Sechs von zehn Gebäuden würden schwer beschädigt, 95 Prozent der Wasserleitungen, jede zweite Brücke. Die Krankenhäuser der Hauptstadt wären heillos überfordert. Hilfe von außen wäre schwierig, da Kathmandu nur über eher kleinen Flughafen verfügt, dessen Landebahnen wahrscheinlich auch in Mitleidenschaft gezogen wären.


Der Durbar Square heute

Duck down

Seit einigen Jahren gibt es in Nepal einen Erdbeben-Sicherheitstag. Am 15. Januar, dem 77. Jahrestag des Bebens von 1934, nahm Ministerpräsident Madhav Kumar medienwirksam an einer „Duck down“-Übung teil. Als das Warnsignal ertönte, duckte sich der Politiker auf den Boden und verschränkte die Hände als Schutz hinter dem nach unten gebeugten Kopf. Das sah putzig aus, würde aber kaum helfen, wenn darüber das Haus zusammenbräche. Ein Gesetz für erdbebensicheres Bauen ist angeblich in Arbeit. Die Regierung sollte sich sputen. Ein schweres Erdbeben in Kathmandu würde derzeit wohl unweigerlich in eine Katastrophe mit apokalyptischem Ausmaß münden. Ich mag es mir gar nicht ausmalen.

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