Jasper – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Haifischflosse https://blogs.dw.com/abenteuersport/haifischflosse/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/haifischflosse/#comments Fri, 11 May 2012 13:29:12 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14491

"Shark's Fin" (Route führte von links über den Grat)

Berge müssen nicht 8000 Meter hoch sein, um Abenteuer zu erleben. Das bewies einmal mehr der deutsche Spitzenkletterer Robert Jasper, dem Anfang April an einem nicht nur sprichwörtlich am Ende der Welt gelegenen formschönen Berg eine Erstbesteigung gelang. Zusammen mit Jörn Heller und Ralf Gantzhorn erreichte der 44-Jährige (den ich euch Ende Februar hier im Blog vorgestellt hatte) erstmals den Gipfel des Monte Giordano im Süden Feuerlands. Eine Höhe von 1517 Metern zeigte das GPS-Gerät, Karten weisen 500 Meter mehr aus. Die Erstbesteiger tauften den chilenischen Berg wegen seiner spektakulären Form „Shark’s Fin“, Haifischflosse. Das Ziel der sechswöchigen Expedition war außergewöhnlich, weil zuvor erst wenige Menschen den entlegenen Berg überhaupt gesehen hatten.

Mit gebrochener Rippe auf den Gipfel

Gipfelfoto bei Nacht (r. Robert)

Allein drei Wochen brauchte der erfahrene Skipper Osvaldo Escobar, um die Bergsteiger mit seiner Segelyacht durch die chronisch stürmische See zwischen Magellan-Straße und Kap Hoorn an den Fuß des entlegenen Bergs zu bringen. Tagelang musste die Crew auf einer unbewohnten Insel einen Orkan aussitzen, ehe sie zur „Shark’s Fin“ weitersegeln und die Besteigung in Angriff nehmen konnte. „Der Weg zum Berg führte durch subpolaren Regenwald, Sümpfe und Gletscherspalten – natürlich bei Schlechtwetter“, heißt es auf Roberts Internetseite. Der erste Anlauf scheiterte. Jörn Heller brach sich zudem an Bord der Yacht, die als schwimmendes Basislager diente, eine Rippe. Kurz vor der geplanten Abreise riskierte das Trio doch noch einen letzten Gipfelversuch, „bei dem sich die Schnelligkeit des eingespielten Teams als Schlüssel zum Erfolg erwies“. Kurz nach Mitternacht am 7. April erreichten die drei Bergsteiger nach eigenen Angaben den Gipfel. 27 Stunden brauchten sie für Auf- und Abstieg über den Westgrat des Bergs – um sich dann bei der Rückreise auf See wieder tüchtig durchschütteln zu lassen.

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Mr. Nordwand https://blogs.dw.com/abenteuersport/mr-nordwand/ Wed, 22 Feb 2012 15:20:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13235

Robert Jasper

Robert Jasper hat eine Schwäche für Nordwände. „Ich möchte dort neue Maßstäbe setzen“, sagt der 43 Jahre alte deutsche Extrembergsteiger. Das hat er längst getan. Bereits 1991 durchstieg er die drei klassischen Alpen-Nordwände (Eiger, Matterhorn, Grande Jorasses) solo, auf schwierigen Routen und dabei äußerst schnell. In diesen Wänden vollendete er im Oktober vergangenen Jahres eine weitere spektakuläre Trilogie: „Ich wollte das Freiklettern (Anm.: Haken, Klemmkeile und Seil werden nur zur Sicherung, nicht zur Fortbewegung genutzt) in die großen Nordwände übertragen“, erläutert Robert sein Projekt, das ihn fast ein Jahrzehnt lang beschäftigt hat. Mit den Schweizern Markus Stofer (2003 Grandes Jorasses) und Roger Schaeli (2010 Eiger, 2011 Matterhorn) gelangen ihm die ersten freien Begehungen schwierigster Routen. Zwischendurch habe er manchmal am Erfolg gezweifelt, räumt Jasper ein. „Die Wände sind in der direkten Linie wirklich gefährlich.“

Eiger-Nordwand ausgelutscht?

Robert in der Eiger-Nordwand

Vor allem die Eigernordwand hat es Robert angetan – nicht nur, weil er sie bei gutem Wetter von seinem Heimatort Schopfheim im Südschwarzwald aus sehen kann. Mehr als ein Dutzend Mal hat er sie bereits durchklettert. „Es ist einfach die größte Wand in den Alpen,  man wird in ihr als Bergsteiger komplett gefordert“, antwortet Jasper, als ich ihn frage, ob die Eiger-Nordwand nicht ausgelutscht sei (das Gespräch könnt ihr unten nachhören). „Dann könnte man auch sagen, ein Stadion ist ausgelutscht. Am Ende kommt es doch darauf an, was dort geleistet wird. Auch am Eiger kann man noch ganz neue Routen klettern.“ Eine der schwierigsten in der Wand („Symphonie de liberté“) eröffnete Robert 1999 mit seiner Frau. In Daniela, erzählt der Kletterer, habe er „die extreme, perfekte Partnerin“ gefunden.

Familienverträglich

Die beiden haben zwei Kinder: Amelie und Stefan. Dennoch gehen Robert und Daniela auch weiterhin in den Alpen zusammen auf Bergtouren. „Ganz ohne Klettern, da würde unser Leben einfach nicht mehr stimmen“, findet Robert. „Man muss es eben familienverträglich machen, wenn man gemeinsam unterwegs ist.“ Dieses Kriterium ist bei langen Expeditionen nicht erfüllt, deshalb muss der Extrembergsteiger dann auf seine Frau verzichten. Immer wieder zieht es ihn nach Südamerika – nach Patagonien oder Feuerland. Dort, sagt Robert, könne er Abenteuer nach seinem Geschmack erleben: „Wenn ich auf einen Berg steige, auf dem noch nie jemand war oder über den es keine Informationen gibt. Wenn ich noch nicht weiß, wohin mich der Weg führt. Wenn ich mich auf mein inneres Gespür verlassen muss.“

Mehr der Kletterer

Hoch über Feuerland

Seit Robert 2007 am Cho Oyu nur mit viel Glück eine Lawine überlebte, hat er die höchsten Berge der Welt erst einmal ad acta gelegt. „Es ist auch toll, auf einen Achttausender zu steigen“, sagt Robert, „aber ich bin einfach mehr der Kletterer. Schwierige Routen frei zu klettern oder Expeditionen in unentdeckte Regionen reizen mich mehr.“ Jasper vergleicht das Bergsteigen mit der Leichtathletik. „8000er-Bergsteigen ist wie Marathon, Bouldern wie der 100-Meter-Sprint, und dazwischen gibt es noch viele andere Disziplinen. Ich finde es schön, dass sich jeder seine eigene heraussuchen kann.“

Muss auf die Berge hoch

Robert bezeichnet sich als „Bergsteiger aus Leidenschaft“. Und für eine Passion müsse man sich auch schinden können: „Gerade bei meinen Expeditionen mit Stefan Glowacz in Patagonien (Anm.: 2005 gelang beiden nach mehrfachem Anlauf eine schwierige Route durch die Nordwand des Cerro Murrallón.) habe ich gelernt, dass ich an großen Zielen auch wirklich lange dranbleiben und durch Mühe und Schweiß gehen muss. Irgendwann, wenn ich hartnäckig genug bin, schaffe ich es.“ Andere Menschen, sagt Robert, könnten ähnliche Glücksgefühle auch beim Wandern im Schwarzwald oder den Alpen erleben. „Aber ich bin der Extrembergsteiger und muss einfach auf die Berge hoch.“

Interview mit Extrembergsteiger Robert Jasper

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