Juphal – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Das Risiko fliegt mit https://blogs.dw.com/abenteuersport/das-risiko-fliegt-mit/ Tue, 15 May 2012 13:13:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14601

15 Menschen starben bei dem Absturz nahe Jomsom

„Der gefährlichste Teil unserer Expedition liegt hinter uns.“ Oft habe ich diesen Satz schon gehört, wenn wir nach einem Inlandsflug in Nepal heile gelandet waren. Wer im Himalaya eine ein- oder zweimotorige Propellermaschine oder auch einen Hubschrauber besteigt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er ein größeres Risiko eingeht, als wenn er in Europa eine Kaffeefahrt bucht. „Auch bei Inlandsflügen sollte renommierten Fluggesellschaften der Vorzug gegeben werden“, rät das Auswärtige Amt in Berlin den Nepalreisenden. „Medienberichten zufolge sind die Piloten auch über den technischen Zustand der Flugzeuge besorgt.“

Gestern starben 15 Menschen, als ein Propellerflugzeug der Agni Air nahe dem 2770 Meter hoch gelegenen Flugplatz Jomsom im Annapurna-Gebiet zerschellte. Sechs Insassen überlebten. Die meisten Fluggäste waren indische Pilger, die auf dem Weg nach Muktinath an der Grenze zu Tibet waren. Es war der fünfte Absturz in dem Gebiet. Insgesamt sind seit 1949, dem offiziellen Beginn der Luftfahrt in Nepal (damals landete eine kleine Maschine in Gauchar nahe Kathmandu), bei rund 70 Abstürzen mehr als 600 Menschen um Leben gekommen. Kaum ein Jahr vergeht ohne ein Flugzeugunglück mit mehreren Toten. Woran liegt das?

Coole Profis

Flugpiste von Juphal im Dolpa im Westen Nepals

Abenteuerliche Flugpisten

Zum einen schlichtweg an den Bergen. Im Himalaya müssen die Piloten auf Sicht fliegen. In und über den engen Tälern haben sie mit teilweise heftigen Turbulenzen zu kämpfen. Und dann müssen sie auch noch auf kurzen, häufig nicht asphaltierten Flugpisten landen, die den Bergen in mühsamer Arbeit abgerungen wurden. Das verlangt von den Piloten nicht nur fliegerisches Können, sondern auch Nervenstärke. Ich kann in dieser Hinsicht wirklich nichts Negatives berichten. Alle Piloten, mit denen ich in Nepal unterwegs war, beherrschten ihr Fluggerät souverän und ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Aber ich lebe ja auch noch.

Werkstatt auf der Plane

Reparaturwerkstatt in Juphal

In einem Entwicklungsland, in dem nicht Überfluss, sondern Mangel die Regel ist, werden Flugzeuge natürlich auch anders gewartet als in einem reichen Industriestaat. Daher heben zuweilen Maschinen ab, die hierzulande aus dem Verkehr gezogen würden. Auf dem Flugplatz Juphal, im Dolpo im Westen Nepals gelegen, sahen wir im letzten Jahr eine Flugzeug-Werkstatt im Freien. Auf einer großen Plane lagen die Einzelteile verstreut. Für den Monteur war ein Zelt aufgestellt worden. Improvisation pur.

Die Fluggesellschaft Agni Air, deren Maschine nahe Jomsom abstürzte, ist, obwohl erst 2006 gegründet, keine Sandkastenfirma mehr. Im letzten mir vorliegenden Bericht der nepalesischen Flugbehörden von Ende 2010 kam sie in der Rangliste der zehn einheimischen „fixed-wing“-, sprich Nicht-Helikopter-Unternehmen bei der Zahl der Fluggäste immerhin auf Platz drei. Im August 2010 war schon einmal ein Flugzeug der Agni Air abgestürzt. 14 Menschen starben bei dem Unglück in der Everest-Region.

Mehr Touristen, mehr Flüge

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Flugzeug-Abstürze sind auch in Nepal trotz aller Widrigkeiten eine absolute Ausnahme. Rund 80.000 Mal pro Jahr heben in dem Land Flugzeuge ab und landen wieder sicher. Die vielen Touristen wollen schließlich auch transportiert werden. Pro Jahr besuchen inzwischen über 600.000 Menschen Nepal, doppelt so viele wie vor 20 Jahren.

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Rückreise mit Hindernissen https://blogs.dw.com/abenteuersport/ruckreise-mit-hindernissen/ Sat, 29 Oct 2011 17:57:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=11107

Der Flieger, der nur einmal abhob

Nepal ist immer für eine Überraschung gut. Heute morgen standen wir pünktlich um 6.30 Uhr an der Flugpiste in Juphal, um via Nepalgunj nach Kathmandu zurückzufliegen. Das sollte in zwei Schüben geschehen. Ich gehörte zu den acht Expeditionsteilnehmern, die mit der ersten Maschine das Dolpo-Gebiet verlassen sollten. Nachdem unser Gepäck kontrolliert worden war, sagte ein freundlich lächelnder Polizist: „Heute wird es nur einen Flug nach Nepalgunj geben.“ Wir hielten es für einen Scherz und baten ihn, die Information bloß nicht an unsere Freunde weiterzugeben, die auf den zweiten Flug warteten. Dass es sich nicht um einen morgendlichen Kalauer eines nicht ausgelasteten Polizisten handelte, erfuhren wir, als der Pilot der einmotorigen Propellermaschine, ein baumlanger Neuseeländer, zu uns trat und uns eröffnete: „Zu 80 bis 90 Prozent werde ich heute nicht mehr nach Juphal fliegen. Der Wind frischt bald auf, dann wird es zu gefährlich.“

Fünf Gestrandete

Herbert musste den fünf Zurückbleibenden die schlechte Nachricht überbringen. Angelique, Marianne, Joachim, Michael und Roland waren alles andere als begeistert, möglicherweise eine weitere Nacht im Zelt in Juphal verbringen zu müssen. Doch eine Alternative gab es nicht. Als wir losflogen, hofften wir noch, dass der Fall mit zehn bis 20-prozentiger Wahrscheinlichkeit einträte und wir als komplettes Team in Kathmandu einträfen. Doch diese Hoffnung zerschlug sich. Als wir in Nepalgunj landeten, sagte der Pilot, der Luftraum sei inzwischen gesperrt. Zweimal noch telefonierte Herbert später mit dem Neuseeländer. Zweimal hieß die Botschaft: Kein Flug nach und von Juphal möglich.

Keine Abschlussparty

Banner am Hotel in Kathmandu

So verbringt das Team, das in den vergangenen Wochen so zusammengewachsen ist, die letzte Nacht getrennt: Acht schlafen wie geplant (und frisch geduscht) in Kathmandu, fünf nicht geplant (und wahrscheinlich ungeduscht) in Juphal. Wir Glücklichen, die dem ersten Flug zugeteilt waren, sind traurig, dass wir heute abend mit unseren Freunden nicht auf eine gelungene Expedition anstoßen konnten. Der neuseeländische Pilot hat versprochen, dass er morgen sehr früh die fünf Gestrandeten abholt. Mit ein bisschen Glück erwischen sie dann noch vormittags einen Anschlussflug nach Kathmandu, so dass sie sich vor dem Heimflug nach Europa wenigstens in Ruhe frisch machen könnten. Mehr als Daumen drücken können wir leider nicht. Wir sind halt in Nepal.

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Fast am Ende https://blogs.dw.com/abenteuersport/fast-am-ende/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/fast-am-ende/#comments Fri, 28 Oct 2011 10:11:12 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=11085

Zeltplatz in Juphal

Wir schütteln uns die Hände, gratulieren uns gegenseitig zum glücklichen Ende des Trekkings. Wir haben Juphal erreicht. Wenn das Wetter mitspielt, werden wir morgen früh Richtung Nepalgunj abheben und am Abend in Kathmandu eintreffen. Nach der gestrigen, anstrengenden 25 Kilometer Wanderung nach Dunai war die heutige drei Stunden Etappe kaum der Rede wert.

Und dennoch: Unsere Körper schreien nach Erholung. Die Hosen hängen dort, wo Teenager das für Mode halten, sprich unten. Die Speckgürtel sind verbrannt, die Muskeln zurückgegangen. Wir haben keine Reserven mehr. Höchste Zeit die Speicher wieder zu füllen.

Vielen Dank Meila und Co!

 

Brigitte verteilt die Trinkgelder

Heute Abend feiern wir eine kleine Party und verabschieden unser Küchenteam. Es gibt Trinkgelder und kleine Geschenke. Meila und seine Jungs haben sich die Aufmerksamkeiten redlich verdient. Der Koch spielt eine ganz entscheidende Rolle in einer Expedition. Ein schlechter kann das Unternehmen scheitern lassen. Ein guter ist die halbe Miete. Meila kocht vorzüglich. Aber dennoch zieht es uns jetzt zurück an die Specktöpfe, Steakpfannen und Salatschüsseln.

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Ein Geheimtipp, der sich herumspricht https://blogs.dw.com/abenteuersport/ein-geheimtipp-der-sich-herumspricht/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ein-geheimtipp-der-sich-herumspricht/#comments Wed, 05 Oct 2011 11:07:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10629

Flugkapitän Singh (r.)

„Landungen in Juphal sind sehr knifflig“, sagt Kapitän Singh. Der Mann weiß, wovon er redet. Seit zehn Jahren fliegt er in die entlegenen Regionen Nepals. Der Propeller der einmotorigen Maschine, die zehn Passagieren Platz bietet, ist gerade zum Stillstand gekommen. Die Landepiste in Juphal liegt auf einem kleinen Plateau an einem Berghang, ist kurz und nicht asphaltiert. Als wir uns Juphal näherten, zappelte das Kleinflugzeug auf und ab. Nichts für schwache Nerven. „Es ist eine der schwierigsten Landungen in ganz Nepal“, findet Singh. Ich frage ihn, ob er nervös sei, wenn er auf die Sandpiste zusteuere. „Nein“, sagt der Pilot und lächelt. „Ich mache das schon so lange, das ist mein Job.“

Dylan am Nebentisch

In Juphal gelandet

Zwei Stunden haben wir zuvor am Flughafen von Surkhet gewartet. Da die Piloten auf Sicht fliegen, muss sich zunächst der Frühnebel über der Kleinstadt lichten. Expeditionsleiter Herbert und sieben weitere Bergsteiger fliegen als erste. Angelique, Marianne, Joachim, Michael, Pemba und ich sind auf den zweiten Flug gebucht und warten auf die Rückkehr der Maschine. Wir vertreiben uns die Zeit bei Kaffee und Milchtee in einem Schuppen vor dem Flughafengebäude. Am Nachbartisch sitzt ein Jugendlicher mit gegelten Haaren vor seinem Laptop und hört Musik, für die er eigentlich zu jung ist: „Blowing in the wind“ von Bob Dylan.

Landung in Juphal

Spielsucht

Verzockt?

Uns lässt der Wind beim Flug nach Juphal weitgehend in Ruhe. Nur selten ruckelt das Flugzeug ein wenig. Pemba zeigt mir den Putha Hiunchuli, der plötzlich hinter einem Bergrücken auftaucht. Der Sherpa hat den Siebentausender bereits dreimal bestiegen, kennt sich also bestens aus. Nach der Landung treffen wir uns mit den anderen im Innenhof einer Lodge. Auf dem Dorfweg hocken Männer wild gestikulierend beim Glücksspiel. Sie verwetten Beträge von bis zu 1000 Rupies, umgerechnet zehn Euro. Für viele Menschen in Nepal ist das bereits ein kleines Vermögen. „Die maoistischen Rebellen, die vor ein paar Jahren hier noch das Sagen hatten, wollten das Glücksspiel verbieten“, erzählt Herbert. „Heute ist es wieder weit verbreitet und ein Riesenproblem – neben dem Alkohol.“

Muskeln lockern

Unterwegs

Nach dem Mittagessen wird unser Gepäck auf Esel verladen. Wir machen uns auf den Weg nach Dunai. Es ist Erntezeit. Auf den Flachdächern werden Korn und Früchte getrocknet. Die Sonne brennt auf der Haut. Zehn Kilometer weit laufen wir in gemütlichem Tempo. Nach den Tagen der Anreise tut es gut, sich zu bewegen und die Muskeln zu lockern. Der Pfad führt meist bergab zum breiten Fluss Thuli Bhen, der durch das Tal fließt. Nach gut zweieinhalb Stunden erreichen wir Dunai. Dem Dorf sieht man an, dass die Einheimischen immer mehr Trekkingtouristen und Bergsteiger erwarten. Der „Geheimtipp“ Dolpo-Region hat sich offenbar unter den westlichen Urlaubern herumgesprochen. An vielen Stellen in Dunai wird gebaut und gezimmert. Neue Lodges und Läden entstehen. Auf einer Wiese in einem Hinterhof schlagen wir unsere Zelte für die Nacht auf, 2140 Meter hoch. Eine gemäßigte Höhe verglichen mit dem Ziel, dem wir entgegenwandern: dem 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli.

Lagerplatz in Tarakot

Update: Der Versuch, diesen Artikel gestern abzusetzen, scheiterte. Der tiefe Talkessel machte eine Satellitenverbindung unmöglich. Inzwischen sind wir nach ganztägiger Wanderung in Tarakot, unserem nächsten Etappenziel eingetroffen. Auch dort kein Satellitenempfang. Ich bin gerade geschätzte 300 Meter den Hang hochgestiegen. Hier funktioniert es! Also keine Sorge, wenn ihr in den nächsten Tagen nichts von uns hören solltet. Das Problem ist rein technischer Natur.

P.P.S. Michael gratuliert ganz herzlich seiner Tochter zum heutigen 16. Geburtstag. Die letzten zehn Male war er ständig auf Achse. Aber Geburtstagskind, ganz ehrlich, er redet seit Tagen über deinen Ehrentag. Das gesamte Expeditionsteam schließt sich dem Glückwunsch an!

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