Jurgalski – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Gelesen: Herausforderung 8000er https://blogs.dw.com/abenteuersport/gelesen-herausforderung-8000er/ Mon, 27 Jan 2014 10:29:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25181 Herausforderung-8000er.nwuDas Problem von Nachschlagewerken ist, dass ihre Halbwertzeit kurz ist. Kaum in Druck gegangen, sind sie in Details schon wieder überholt. Dieses Dilemma hat sich im elektronischen Zeitalter verstärkt. Veränderungen vollziehen sich immer rasanter. Das hat dazu geführt, dass traditionsreiche Lexikon-Verlage pleite gegangen sind. Das Internet scheint das einzige Medium zu sein, das in der Lage ist, diese Kurzatmigkeit abzubilden. Dennoch empfehle ich euch heute mit „Herausforderung 8000er“ ein Buch, das zwar im Augenblick auf aktuellem Stand ist, womöglich in ein paar Wochen – sollten etwa Simone Moro und David Göttler bei ihrer Winterexpedition am Nanga Parbat erfolgreich sein – schon nicht mehr ganz.

Topaktuell (Stand jetzt)

Jochen Hemmleb ist zu verdanken, dass „On Top of the World”, das Standardwerk zu den Achttausendern aus der Feder der US-Autoren Richard Sale und George Rodway, jetzt endlich auch auf Deutsch erschienen ist. Hemmleb hat das Original nicht nur übersetzt, sondern auch so ergänzt, das es bei Drucklegung im Oktober 2013 topaktuell war und, Stand jetzt, auch noch ist. Selbst Ueli Stecks Solo-Durchsteigung der Annapurna-Südwand hat Hemmleb noch verarbeitet. Dieser Meilenstein der jüngsten Geschichte des Himalaya-Bergsteigens findet sich auch im umfangreichen, übersichtlichen Statistik-Teil, den der akribische Chronist Eberhard Jurgalski beigesteuert hat. Jeder, der sich intensiver mit Achttausender-Bergsteigen beschäftigt, kennt Eberhards Internetseite 8000ers.com, die ein wahres Füllhorn an Informationen ist.

Alle Achttausender-Routen

In diesem Buch findet ihr also nicht nur spannende Geschichten aus allen Epochen des Achttausender-Bergsteigens, sondern auch jede Menge Datenmaterial. So könnt ihr zum Beispiel nachschlagen, welcher Achttausender die höchste Todesrate hat, wer wann welche Route eröffnet hat und wer im kalendarischen oder meteorologischen Winter an den höchsten Bergen erfolgreich war. Freuen werdet ihr euch sicher auch über die großformatigen Bilder der Achttausender, auf denen alle Routen eingetragen sind, die bis zum Herbst 2013 eröffnet wurden. Wer sich diese Übersichten im Internet zusammensuchen will, hat lange zu tun.

Winziger Wermutstropfen

Ich sage voraus, dass ihr auch nach der erstmaligen Lektüre immer wieder zu „Herausforderung 8000er“ greifen werdet. Es hat wegen seiner Informationsfülle das Zeug zum 8000er-Buch der Bücher – vorausgesetzt, es gibt spätestens alle ein bis zwei Jahre eine aktualisierte Neuauflage. Dann sollte man vielleicht auch im Kapitel über den Manaslu die verheerende Lawine im September 2012 am Manaslu erwähnen, in der elf Bergsteiger ihr Leben ließen. Ein winziger Wermutstropfen.

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Eier (und Gipfelquatsch) mit Soße https://blogs.dw.com/abenteuersport/eier-und-gipfelquatsch-mit-sose/ Sat, 14 Apr 2012 11:34:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14077

Ei mit Nepal-Feeling

Ich war in Nepal. Zumindest mit der Nase. Ich brauchte mich nur über den Topf zu beugen, die Augen zu schließen und fühlte mich schon in ein Restaurant in Kathmandu versetzt. Um die noch in Menge vorhandenen Ostereier einem sinnvollen Ende zuzuführen, hatte meine Frau ein Rezept des WDR-Kochs Helmut Gote ausprobiert: Indische Eier. Köstlich. Ich weiß, Kathmandu liegt nicht in Indien, aber die Zutaten Ingwer, Kurkuma und Curry sind auch in der nepalesischen Küche verbreitet. Ich habe nach Ostern ein paar Tage ausgespannt, daheim am Rhein. Ab und zu informierte ich mich, was an den höchsten Bergen los war. Eigentlich recht wenig. Die Bergsteiger sind vor Ort, akklimatisieren sich aber noch. Für ein mittleres Rauschen im Blätterwald sorgte ein schwaches Remake der Bergsteiger-Seifenoper „Gipfellüge“.

Verwechslung?

Mount Logan

Am Pranger steht der Südtiroler Hans Kammerlander, der im Januar behauptet hatte, als Erster die sogenannten „Second Seven Summits“, die zweithöchsten Berge aller Kontinente, bestiegen zu haben. Jetzt wird bezweifelt, dass der 55-Jährige wirklich auf der Spitze des 5959 Meter hohen Mount Logan, des zweithöchsten Bergs Nordamerikas, gestanden hat. Sein Gipfelfoto zeigt ein kleines Plateau, während auf den Beweisbildern anderer ein scharfer Grat und ein zurückgelassener Eispickel als markantes Zeichen zu sehen ist. „Ich habe keine Eisaxt gesehen“, sagt Hans. Möglicherweise handle es sich um eine „Verwechslung, nicht um eine Lüge mit böser Absicht“.

„Wir hatten keine topografische Karte dabei, nur eine grobe Skizze“, berichtet sein Partner bei dieser Tour, der Südtiroler Konrad Auer – in GPS-Zeiten eine ungewöhnlich schlampige Vorbereitung für Profibergsteiger. Vielleicht haben die beiden ja den nur 34 Meter niedrigeren Westgipfel des Mount Logan bestiegen. Kammerlander kündigte an, er werde mit einem Flugzeug über das Massiv fliegen: „Wenn ich dann sehe, dass ich den Gipfel verwechselt habe, dann möchte ich das sofort richtigstellen und werde den richtigen Gipfel besteigen.“

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Zweithöchste im Land?

Kammerlander (l.) und Stangl

Zu allem Überfluss soll Hans bei seiner „Second Seven Summits“-Serie  auch noch einen weiteren Berg irrtümlich bestiegen haben: den Puncak Trikora in Indonesien. Nach Satellitenmessungen der NASA aus dem Jahr 2000 sei dies gar nicht der zweithöchste Berg Ozeaniens, sagt Eberhard Jurgalski, ein sehr genauer und gewissenhafter Chronist des Bergsteigens aus dem badischen Lörrach. Der Puncak Mandala, ebenfalls in Indonesien, sei rund 30 Meter höher. Der Österreicher Christian Stangl, der ebenfalls auf der Jagd nach den „Second Seven Summits“ ist, macht die Verwirrung komplett. Er hält den Ngga Puli für den zweithöchsten Berg Ozeaniens. Andere bewerten ihn lediglich als Nebengipfel der Carstencz-Pyramide. Um sicher zu gehen, sollte man vielleicht alle drei Gipfel besteigen.

Stangl war 2010 für das unerreichte Original „Gipfellüge“ verantwortlich. Mit einem geschwindelten Gipfelbild hatte er vorgegeben, im Alleingang den K 2 bestiegen zu haben. Solch vorsätzlichen Betrug sollten wir Kammerlander, der in seiner langen Karriere als Extrembergsteiger Großartiges geleistet hat, nicht vorhalten. Er wäre aber ein möglicher Kandidat für den Preis „Schlampigste Recherche“. Und dass Kammerlander und Stangl im Januar als Seilschaft den Mount Tyree, den zweihöchsten Berg der Antarktis, gemeinsam bestiegen, entbehrt nicht einer gewissen Komik.

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