K 6 – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Edi Koblmüller ist tot https://blogs.dw.com/abenteuersport/edi-koblmueller-ist-tot/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/edi-koblmueller-ist-tot/#comments Fri, 17 Apr 2015 14:04:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28995 Edi Koblmüller (1946-2015)

Edi Koblmüller (1946-2015) (© Bergspechte/Uli Seidel)

Edi Koblmüller, einer der bekanntesten österreichischen Höhenbergsteiger, ist wenige Tage nach seinem 69. Geburtstag bei einer Skitour am 5047 Meter hohen Kasbek in Georgien erfroren. Der Bergführer hatte eine achtköpfige Gruppe des Veranstalters „Bergspechte“ geführt. Mit ihm starb eine 59 Jahre österreichische Teilnehmerin. Laut Medienberichten war sie langsamer als die anderen Mitglieder der Gruppe gewesen, Edi war bei ihr zurückgeblieben. „Nach Informationen aus der Gruppe vor Ort gerieten Edi Koblmüller und die Teilnehmerin in einen Blizzard“, heißt es auf der Internetseite der „Bergspechte“. Die anderen Mitglieder der Reisegruppe konnten sich vor dem Schneesturm in eine Schutzhütte retten. Die Leichen der beiden Verunglückten wurden später gefunden und per Hubschrauber geborgen.

Meilenstein am Cho Oyu

Edi 1978 auf dem Gipfel des Cho Oyu (© Bergspechte/Alois Furtner)

Edi 1978 auf dem Gipfel des Cho Oyu (© Bergspechte/Alois Furtner)

Edi Koblmüller hatte seit 1968 an vielen Expeditionen im Himalaya, Karakorum, Hindukusch und in den Anden teilgenommen. Er bestieg fünf Achttausender: den Cho Oyu (1978), den Nanga Parbat (1983), den Dhaulagiri (1996, zusammen mit seinem Sohn Michael), die Shishapangma (1998) und den Broad Peak (1999, mit seinem Sohn Richard).
1970 gehörte Koblmüller zu den Erstbesteigern des 7282 Meter hohen K 6 im Karakorum.Als Meilenstein gilt die erstmalige Durchsteigung der extrem schwierigen und gefährlichen Südostwand des Cho Oyu, die Edi im Oktober 1978 zusammen mit seinem Landsmann Alois Furtner im Alpinstil gelang. Weil sie ohne Genehmigung der nepalesischen Regierung aufgestiegen waren, durften die fünf Expeditionsmitglieder fünf Jahre lang nicht in das Land einreisen. „Das extreme Bergsteigen war damals was für Außenseiter jenseits der Normalität, die irgendwo herumkraxelten“, sagte Edi einmal in einem Interview über jene Zeit.

Frau und Sohn tödlich verunglückt

1978 gab Koblmüller seinen damaligen Beruf als Forstbeamter der Landesregierung Oberösterreichs auf und gründete die Alpinschule „Bergspechte“. 2014 verkaufte er die Firma an den deutschen Veranstalter Hauser Exkursionen. Edi verlor zwei Familienmitglieder durch Bergsport-Unfälle: Sein Sohn Michael kam 1999 bei einer Lawine am Siebentausender Diran in Pakistan ums Leben. Koblmüllers Frau Elisabeth, mit der er über 30 Jahre lang verheiratet war, zog sich 2003 bei einem Sturz von einer Kletterwand tödliche Verletzungen zu. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke. Nach so einem Schicksalsschlag hast du zwei Möglichkeiten – entweder du gibst dich auf, fängst an zu trinken und verlierst dich selbst. Oder du lernst damit zu leben und lernst dein Schicksal anzunehmen“, erinnerte sich Edi später.

Er selbst entkam dem Tod mehrfach knapp, etwa als er 2005 in den Abruzzen von einer Lawine verschüttet wurde und ihn seine Freunde schnell orten und ausgraben konnten. Dieses Glück hatte er jetzt nicht mehr. Mit Edi Koblmüller verliert der österreichische Alpinismus einen seiner ganz Großen. R.I.P.

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Und die Gewinner sind: Raphael, Ian und Ueli https://blogs.dw.com/abenteuersport/piolet-dor-2014/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/piolet-dor-2014/#comments Sun, 30 Mar 2014 20:24:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25613 Steck, Welsted, Slawinski (v.l.)

Steck, Welsted, Slawinski (v.l.)

Nun hat Ueli Steck seinen Golden Eispickel. Aber nicht nur er. Die Jury hat an zwei der nominierten fünf Expeditionen den begehrten Piolet d’Or verliehen, den „Oscar der Bergsteiger“. Die Juroren unter Leitung des früheren US-Topbergsteigers George Lowe ehrten nach eigenen Worten „zwei sehr unterschiedliche Besteigungen, um den Geist des modernen Bergsteigens wiederzugeben“. Der Goldene Pickel geht an die Kanadier Raphael Slawinski und Ian Welsted für ihre Erstbesteigung des 7040 Meter hohen K 6 West im Karakorum über eine neue Route durch die Nordwestwand und – wie von vielen erwartet – an den Schweizer Ueli Steck für seine Solodurchsteigung der Südwand des Achttausenders Annapurna in Nepal. Die Auszeichnungen wurden am Samstagabend während einer Gala in Courmayeur in Italien verliehen, zu Füßen des Mont Blanc.

Nicht über einen gleichen Kamm

Der Siebentausender K 6 West

Der Siebentausender K 6 West

„Raphael Slawinski und Ian Welsted wurden mit schwierigen technischen Kletterproblemen konfrontiert, inklusive einer überhängenden, eisigen Schlüsselstelle“, heißt es in der Erklärung der Jury. „Am vierten Tag wurde ihnen klar, dass sie nicht über den Grat weitersteigen konnten, weil er sich als messerscharfe Kante aus glattem Granit entpuppte. Nach sorgfältiger Abwägung fanden sie eine andere Möglichkeit, indem sie sich auf einen Eisvorsprung auf der Südseite abseilten und von dort aus zu einer Stelle oberhalb der nicht kletterbaren Passage stiegen, um den Weg zum Gipfel fortzusetzen.“ Die Jury beschrieb die kanadische Expedition außerdem als „ein wunderbares Beispiel dafür, Rücksicht auf das Wohl der einheimischen Bevölkerung zu nehmen”, weil die beiden Bergsteiger ihr Projekt trotz des Mordanschlags am Nanga Parbat fortgesetzt hätten. „Ian und Raphael wollen andere Bergsteiger ermuntern, nicht alle Pakistaner über einen Kamm zu scheren.”

Großes Risiko akzeptiert

Ueli an der Annapurna

Ueli an der Annapurna

Der andere Gewinner des Piolet d’Or war gleichzeitg der Topfavorit. Ueli Steck wurde für seine herausragende Solo-Durchsteigung der Annapurna-Südwand geehrt. Der Schweizer vollendete die schwierige Route, die Pierre Béghin und Jean-Christophe Lafaille 1992 bis auf eine Höhe von 7300 Metern eröffnet hatten. Schlechtes Wetter hatte die beiden Franzosen gezwungen umzukehren. Beim Abstieg war Béghin in den Tod gestürzt. Ueli Steck kletterte nachts, er brauchte nur 28 Stunden für Auf- und Abstieg. „Indem er im Alleingang in die Annapurna-Südwand einstieg, akzeptierte Ueli Steck ein großes Risiko“, befand die Jury. „28 Stunden lang blieb er absolut konzentriert, weil er wusste, dass ein falscher Schritt seinen Tod bedeuten würde. Ueli berichtete, dass er sehr nah an seinem Limit geklettert sei.”

Auf dem neuesten Stand

John Roskelley

John Roskelley

Beide Projekte stünden für “Bergsteigen auf dem neuesten Stand”, fasste die Piolet-d’Or-Jury ihre Entscheidung zusammen. Außerdem sprach sie eine “besondere Erwähnung” für Stephane Benoist und Yannick Graziani aus. Die beiden Franzosen hatten Uelis Route durch die Annapurna-Südwand nur zwei Wochen später wiederholt, unter deutlich schwierigeren äußeren Bedingungen. Die Jury lobte auch die drei anderen nominierten Expeditionen: die beiden Tschechen Zdenek Hrudy und Marek Holecek, die erstmals durch die Nordwand des Talung (7439 m) in Indien geklettert waren (Hrudy starb später am Gasherbrum I), die österreichischen Brüder Hansjoerg und Matthias Auer und den Schweizer Simon Anthamatten, denen die Erstbesteigung des Kungyang Chhish East (7400m) in Pakistan gelungen war – und zu guter Letzt Mark Allen aus den USA and Graham Zimmerman aus Neuseeland, die den Mount Laurens (3052 m) in Alaska erstmals über die Nordwand und den Nordgrat bestiegen hatten.

„Alle Nominierten sollten gefeiert werden, weil sie für die höchsten ethischen Ideale des Bergsteigens stehen”, erklärte die Jury. Das gilt ebenfalls für den früheren US-Topbergsteiger John Roskelley, der mit dem Piolet d’Or für sein Lebenswerk als Bergsteiger ausgezeichnet wurde.

Auch die Jury selbst verdient Applaus – ganz einfach, weil sie ihren Job erledigte. Die Jury des vergangenen Jahres hatte alle sechs nominierten Expeditionen ausgezeichnet. Das sollte wirklich eine Ausnahme bleiben.

Update 31.3.: Hansjörg Auer hat sich bitter über die Jury beschwert. „Wenn ein Mitglied der Piolet-d’Or-Jury kritisiert, dass mein Bruder Matthias bis jetzt niemals über seine Klettertouren berichtet hat, ist es Zeit, etwas zu ändern”, schreibt Hansjörg auf Facebook. „Und das ist nur ein Hinweis,wie oberflächlich sie beim Piolet d’Or mit unserem Abenteuer umgegangen sind.” Lediglich Jury-Präsident George Lowe und die französische Kletterin Catherine Destivelle hätten verstanden, welch große Herausforderung die Besteiung des Kunyang Chhish East gewesen sei. „Die Tränen von George und Catherine, als sie sich bei uns für die Entscheidung der Jury entschuldigten, bedeuten mehr als die Schlagzeilen der Zeitungen morgen.”

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Goldener Pickel für Ueli? https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-pioletdor-gala-2014/ Fri, 28 Mar 2014 15:15:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25593 piolet-dorDieser Oscar ist ein Pickel. Ein goldener Eispickel. Am Samstagabend wird in Courmayeur, auf der italienischen Seite des Mont Blanc, der Piolet d’Or verliehen , der „Oscar der Bergsteiger“.  Oder werden wieder sechs Pickel vergeben, wie 2013? Vor einem Jahr hatte die Jury alle nominierten Teams mit der begehrten Auszeichnung bedacht, was gegenüber den Beteiligten zwar nett war, die ganze Veranstaltung aber eher ad absurdum geführt hatte. In diesem Jahr leitete der frühere US-Spitzenkletterer George Lowe die sechsköpfige Jury. Zu ihr gehörten außerdem Frankreichs legendäre Kletterin Catherine Destivelle, der russische Top-Bergsteiger Denis Urubko, der koreanische Bergsteiger Sungmuk Lim sowie die Publizisten Karin Steinbach aus Deutschland und Erri de Luca aus Italien. Sie haben fünf erfolgreiche Bergprojekte für den Piolet d’Or nominiert, ein weitere Besteigung wird außer Konkurrenz „besonders erwähnt“. Im Gegensatz zu 2013 gibt es diesmal unter den fünf Kandidaten einen eindeutigen Favoriten.

Meilenstein im Himalaya-Bergsteigen

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Gemessen an den Schlagzeilen, die sein Erfolg weltweit produzierte, dürfte es eigentlich keinen anderen Gewinner geben als Ueli Steck. Der Schweizer hat mit seiner Solo-Durchsteigung der Annapurna-Südwand im Oktober 2013 einen Meilenstein im Himalaya-Bergsteigen gesetzt. Der 37-Jährige brauchte für Auf- und Abstieg nur 28 Stunden. Ueli vollendete am gefährlichsten der Achttausender die schwierige Route, die die Franzosen Pierre Béghin und Jean-Christophe Lafaille 1992 bis auf eine Höhe von 7300 Metern eröffnet hatten, ehe schlechtes Wetter sie zur Umkehr gezwungen hatte. Béghin war beim Abstieg in den Tod gestürzt.

Die Franzosen Stéphane Benoist and Yannick Graziani wiederholten Stecks Route nur zwei Wochen später bei schwierigen Verhältnissen, wofür sie bei der Piolet-d’Or-Gala am Samstag mit einer „besonderen Erwähnung“ geehrt werden.

Vier weitere Hochkaräter

Am Gipfel des Kunyang Chhish East

Am Gipfel des Kunyang Chhish East

Auch die neben Stecks Solo-Besteigung der Annapurna nominierten vier anderen Projekte hatten es wirklich in sich. Die beiden Tschechen Marek Holecek und Zdenek Hruby durchstiegen im Alpinstil erstmals die Nordwand des 7439 Meter hohen Talung in Indien. Den beiden österreichischen Brüdern Hansjörg und Matthias Auer und ihrem Schweizer Freund Simon Anthamatten gelang im Karakorum die Erstbesteigung des 7400 Meter hohen Kunyang Chhish East über die Südwestwand. Die Kanadier Raphael Slawinski und Ian Welsted eröffneten am 7040 Meter hohen K 6 im Karakorum eine elegante Linie durch die Nordwestwand. Nicht ganz so hoch, aber darum nicht weniger spektakulär kletterten der US-Amerikaner Mark Allen und der Neuseeländer Graham Zimmerman. Sie bestiegen den 3052 Meter hohen Mount Laurens in Alaska erstmals über den Nordpfeiler und den Nordgrat. 

Piolet d’Or für Roskelleys Lebenswerk   

Roskelley 1979 am Gaurishankar

Roskelley 1979 am Gaurishankar

Ein Preisträger steht schon fest. Heute abend erhält in Chamonix der US-Amerikaner John Roskelley den Goldenen Eispickel für sein Lebenswerk als Bergsteiger. Der heute 65-Jährige hatte vor allem in den 1970er Jahren im Himalaya und Karakorum für Furore gesorgt. So gehörte Roskelley 1977 zu den Erstbesteigern des Großen Trango-Turms (6782 Meter) und ein Jahr später zu der US-Expedition, die am K 2 eine neue Route über den Nordostgrat eröffnete.

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