Kobler & Partner – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Steinschlag am Spantik https://blogs.dw.com/abenteuersport/steinschlag-am-spantik/ Wed, 19 Sep 2018 14:07:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42007

Der Spantik (die Normalroute führt von links über den Südwestgrat)

Es war knapp, verdammt knapp. „Wir hatten Riesenglück“, schreibt mir Bergführer Patrick z’Brun, der zu einem Schweizer Team gehörte, das in diesem Sommer am 7027 Meter hohen Spantik im Karakorum um Haaresbreite einer Tragödie entging. Am Tag nach ihrer Ankunft waren die Bergsteiger gerade dabei, ihr Basislager einzurichten. „Plötzlich rief jemand ‚Rock, rock‘“, berichtet Patrick. Ein großer Felsbrocken sei durch ein Couloir direkt auf das Basislager zugerast. Knapp 200 Meter vor dem Lager habe sich der Brocken in zwei Stücke geteilt, ohne dass diese die Richtung geändert hätten: „Zwei Küchenzelte und ein Personenzelt wurden regelrecht abrasiert. Die beiden Felsen rasten haarscharf an zwei Teilnehmern vorbei.“ Ein Expeditionsmitglied, so Patrick, habe sich gerade noch durch einen Sprung hinter eine kleine Mauer retten können, auf der das Küchenzelt gestanden habe. Ein acht Sekunden langes Video des Zwischenfalls dokumentiert, wieviel Glück die Gruppe hatte:

„Definitiv traumatisiert“

„Als Sofortmassnahme haben wir für jeden einzelnen einen Fluchtweg festgelegt und eine permanente Nachtwache bestimmt“, schreibt Patrick z‘Brun. „Während der Nacht kam es zu einem weiteren Felssturz, der jedoch keinen Schaden anrichtete. Die Leute (inkl. Träger) waren nun aber definitiv traumatisiert und weigerten sich teilweise, zurück in die Zelte zu gehen.“ Am nächsten Tag stiegen die Schweizer weiter auf, um sich ein Bild von der Gefahrenzone zu machen. „Vor Ort – auf ca. 4800 Metern – wurde uns bewusst, dass dies nur ein Vorspiel war. Dort oben lagen noch sehr viele Felsbrocken bereit, und wir entdeckten einige Risse“, berichtet der 56-Jährige, der 2008 den Mount Everest bestiegen hatte. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Ereignis passierte.“ Die Schweizer packten zusammen – und fanden später in der Nähe noch ein schönes Ersatzziel: Ihnen gelang die Erstbesteigung eines 5633 Meter hohen Gipfels, den sie „Swiss Sherpa Peak“ tauften.

Bislang ein „gutmütiger Berg“

Bergführer Patrick z’Brun

Der Spantik – 1955 von den Deutschen Reinhard Diepen, Edward Reinhard und Joachim Tietze über die Südostseite erstbestiegen – ist seit Jahren ein beliebtes Ziel kommerzieller Expeditionen. Kari Kobler, dessen Unternehmen die Reise des Schweizer Teams in diesem Sommer organisiert hatte, bezeichnete den Siebentausender mir gegenüber als „bisher wirklich gutmütigen Berg“. Ob der Spantik auch künftig im Programm von „Kobler & Partner“ auftauchen wird, ist noch offen. Ein alternativer Standort für das Basislager und auch eine Routenvariante sollen geprüft werden.

Laut Patrick z’Brun wiesen einheimische Träger darauf hin, dass bis vor zehn Jahren das Basislager regelmäßig weiter unten auf dem Gletscher gestanden habe und dass noch früher die Bergsteiger auf einem östlich gelegenen Grat direkt nach Lager 1 aufgestiegen seien, um die Gefahrenzone zu umgehen.

Klimawandel lässt grüßen

Das Steinschlag-Risiko im Karakorum ist in den vergangenen Jahren gestiegen. „Es wird durch den Klimawandel allgemein immer mehr zum Problem“, bestätigt Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters „Amical alpin“. „Bereiche, die vor einigen Jahren noch mit Schnee bedeckt waren, apern aus, und es kommt einfach mehr Schutt zum Vorschein.“

Jetzt gewarnt

In den drei Tagen vor der Ankunft am Spantik habe es zudem drei Tage lang „sehr heftig geregnet“, schreibt Patrick z’Brun. „Uns war aufgefallen (vor allem nach dem Steinschlag), dass überall im Basislager viele Steine herumlagen. Allzu viele Gedanken hatten wir uns aber nicht gemacht.“ Ab sofort jedoch, meint Patrick, könne niemand mehr sagen: ‚Man konnte dies nicht wissen.‘

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Everest-Saison lief “reibungslos” https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-saison-lief-reibungslos/ Tue, 21 Jun 2016 10:22:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32985 Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

„Es war eine gute Saison“, schreibt mir Nishma Khadgi, die bei Asian Trekking, dem führenden Expeditionsveranstalter Nepals, für Marketing zuständig ist. „Die Dinge haben sich weitgehend normalisiert. Die Stimmung unter den Bergsteigern und Sherpas ist gut, das stimmt uns für die künftigen Saisons optimistisch.“ Nach Angaben des nepalesischen Tourismusministeriums bestiegen in diesem Frühjahr 456 Bergsteiger von der Südseite aus den Mount Everest, 199 davon kamen aus dem Ausland. Die offiziellen Zahlen von der Nordseite stehen noch aus.

Mit dem Nepalesen Mingma Gyalje Sherpa und dem Schweizer Kari Kobler haben zwei weitere Expeditionsleiter auf meine Bitte reagiert, mir ihre persönliche Everest-Saisonbilanz zu geben. Mingma war im Frühjahr auf der Südseite, Kari auf der Nordseite. Beide halten sich derzeit in Pakistan auf, wo sie Expeditionen zum K 2 anführen, dem zweithöchsten Berg der Erde. Und noch eine Gemeinsamkeit gibt es: Beide Expeditionsleiter bestiegen im Mai den Everest selbst.

Mingma Gyalje Sherpa: „Keine Staus“

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa

Mingma Gyalje Sherpa ist Chef von Dreamers Destination, einem in Kathmandu ansässigen Veranstalter von Expeditionen und Trekkingreisen. Der 30-Jährige hat bereits sieben Achttausender bestiegen und sorgte im Herbst 2015 mit seinem Solo in der Westwand des 6685 Meter hohen Chobutse für Schlagzeilen. Das ist seine Bilanz der Everest-Frühjahrssaison:

„Dieses Jahr war es am Everest großartig. Ich stand zum fünften Mal auf dem Gipfel, und dies war meine leichteste Besteigung. Es hat am Anfang ziemlich viel geschneit, und dieser Schnee bedeckte Fels und Eis. Die bekanntesten Felspassagen wie das Gelbe Band oder der Genfer Sporn und auch die Gipfelwand oberhalb des Südsattels waren schneebedeckt und daher leicht zu begehen und  zu klettern. Das Sherpa-Team, das für die Fixseile zuständig war, beendet zu einem frühen Zeitpunkt seine Arbeit. In früheren Jahren wurde der Berg meist nach dem 15. Mai bestiegen, in diesem Jahr standen einige Teams schon vor diesem Datum oben. Daher gab es weniger Staus. Zudem war auch der große Fels am Hillary Step schneebedeckt. So war es vergleichsweise leicht, ihn zu überwinden, und auch dort gab es überhaupt keinen Stau.

Da die nepalesische Regierung die Permits von 2015 für 2016 und (!) 2017 verlängert hat, wirkte sich das nicht auf die Zahl der Bergsteiger an den Achttausendern aus. Ich hatte ein Team mit acht Mitgliedern, vier wollten auf den Everest, vier auf den Lhotse. Auf jeden ausländischen Bergsteiger kam ein Sherpa. Am Lhotse fehlte in dieser Saison das Glück, dort gab es überhaupt keine Gipfelerfolge. Drei meiner Kunden standen am 20. Mai mit ihren Sherpas auf dem Gipfel des Everest, an diesem Tag waren nur wenige oben. Die Teams wählten verschiedene Gipfeltage zwischen dem 13. und 22. Mai. Dank des Fixseil-Teams, das sehr früh die Route fertig präpariert hatte, lief das Ganze reibungslos ab.“

Kobler: „Alle wollten am gleichen Tag hoch, Horror!“

Kari Kobler (l.) mit seinem Team

Kari Kobler (l.) mit seinem Team

Für Kari Kobler war die Besteigung des Mount Everest in diesem Frühjahr bereits seine sechste. Mit dem 61 Jahre alten Chef des Veranstalters Kobler & Partner erreichten sechs seiner Sherpas sowie zwei Kunden den höchsten Punkt, darunter der Deutsche Stefan Sieveking (Jahrgang 1946), „der vermutlich älteste Deutsche auf dem Gipfel des Mount Everest“, wie Kari schreibt. Der Schweizer hat mich ermuntert, mich bei seinem Resümee auf der K&P-Homepage zu bedienen:

„Nachdem das Anbringen der Fixseile am 10. bis 13. Mai in die Hosen ging, gab Sumdjock (von der Tibet Himalaya Expedition Company, die das Fixseil-Team stellte) auf einmal bekannt, um den 19. Mai sei sehr gutes Gipfel-Wetter. Es wurde auf einmal hektisch im Basislager und ABC (vorgeschobenes Basislager)! Die Chinesen, Russen, Japaner und Inder wollten alle am gleichen Tag auf den Gipfel, Horror! Erfrierungen, Schneeblindheit und sonstige kleine Blessuren waren die Folge von meistens unvorsichtigem Verhalten. Doch es ging alles ohne größere Verletzungen über die Bühne. Es gab auf der Nordseite des Mount Everest keinen einzigen Todesfall in diesem Jahr!

Wir haben mit der Besteigung gewartet. Das war keine einfache Entscheidung. Doch die Erfahrung hat mich gelehrt, manchmal einfach ein wenig Geduld zu haben. Das Warten hat sich gelohnt, denn der 23. Mai war der beste Everest-Gipfeltag 2016. Der Aufstieg war einfach super. Es hat in der Nacht vorher ein wenig geschneit. Somit waren die Felsbänder, die es am Everest zu queren gilt und die manchmal ein wenig heikel sind, bestens verschneit. Ich durfte als Erster sogar eine neue Spur bis auf den Gipfel legen. Was mich natürlich gefreut hat. Auf dem Gipfel stand ich mit Pemba alleine und konnte die einfach geniale Aussicht genießen.“

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