Kukuczka – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Moro plant Winter-Traverse am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/moro-plant-winter-traverse-am-manaslu/ Wed, 11 Feb 2015 16:39:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28431 Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Die Katze ist aus dem Sack. Simone Moro hat verraten, wohin ihn seine Himalaya-Winterreise führen wird: Der 47-Jährige Italiener will den Manaslu in Nepal  besteigen, den mit 8163 Metern achthöchsten Berg der Erde. Nicht jedoch über die Normalroute, sondern mit dem Umweg über den vorgelagerten 7992 Meter hohen Pinnacle East. Erstmals war diese spektakuläre Traverse den beiden Polen Jerzy Kukuczka und Artur Hajzer im November 1986 gelungen, also im Herbst. Auch die erste Winterbesteigung des Manaslu – ohne Traverse – ging auf das Konto von Polen: Maciej Berbeka and Ryszard Gajewski erreichten im Januar 1984 den Gipfel. Simone Moro wird in den nächsten Tagen nicht alleine zum Manaslu aufbrechen.

Mit Tamara Lunger

Tamara Lunger

Tamara Lunger

Begleitet wird er von der 28 Jahre alten Südtirolerin Tamara Lunger. Sie bestieg 2010 als damals jüngste Frau überhaupt den 8516 Meter hohen Lhotse – mit Flaschensauerstoff. Ohne Atemmaske stand Tamara am 26. Juli 2014 auf dem 8611 Meter hohen Gipfel des K 2, des zweithöchsten Bergs der Welt. „Tamara ist körperlich sehr stark und hat nun auch die nötige Erfahrung auf den höchsten Bergen“, sagt Simone Moro, der in den letzten Jahren so etwas wie ein Mentor der jungen Bergsteigerin war. Tamara freut sich auf das gemeinsame Winterprojekt in Nepal: „Es war einer meine Träume, ich habe sofort zugesagt. Es wird hart sein, es wird kalt sein. Aber ich mag es, mich durchzubeißen. Ich bin bereit.“

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Auch Lenin war am Gipfel https://blogs.dw.com/abenteuersport/auch-lenin-war-am-gipfel/ Sun, 10 Jun 2012 22:42:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15281

Viel los auf Polens höchstem Berg, dem Rysy

Alle Augen richten sich auf die Ukraine und Polen. Na klar, dort schlägt derzeit das europäische Fußballherz. Jogis Jungs haben mir gestern ein paar graue Haare mehr verschafft. Da sich die Farbe auf meinem Körpergipfel seit längerem durchgesetzt hat, fällt das kaum auf. Und hinterher, wenn Deutschland (hoffentlich) den Titel geholt hat, fragt ohnehin niemand mehr danach, wem das 1:0 gegen Portugal auf die Haare geschlagen ist.

Vor der letzten EM 2008 in Österreich und der Schweiz hatte Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader noch auf der Zugspitze präsentiert und das Unternehmen EM-Titelkampf „Gipfelsturm“ getauft. Diesmal verzichtete der Coach auf Höhenluft und Bergbezug. Die Ukraine und Polen gelten eben im Gegensatz zum letzten EM-Ausrichter nicht als Eldorado der Bergsteiger. Und ganz ehrlich, bis heute hatte ich keine Ahnung, welche Erhebungen in den beiden EM-Gastgeberländern die höchsten sind.

Mehr wander- als wunderbar

Die Howerla, höchster Berg der Ukraine

Der Rysy liegt in der Hohen Tatra und wird als höchster Berg Polens geführt – obwohl der Hauptgipfel (2503 Meter) in der Slowakei liegt. Doch der 2499 Meter hohe Nordwestgipfel gehört zu Polen und ist höher als alles andere, was das Land zu bieten hat. Schwer zu besteigen ist er nicht. 1899 trug sich die in Polen geborene spätere Physik- und Chemie-Nobelpreisträgerin Marie Sklodowska Curie ins Gipfelbuch ein, 1913 auch Lenin, der spätere Gründer der Sowjetunion.

Noch leichter ist der höchste Berg der Ukraine zu erklimmen, der eigentlich eher ein Hügel ist. 2061 Meter misst die Howerla, in den Karpaten im Westen des Landes gelegen. Auf den höchsten Punkt führt ein Wanderweg.

Polnische Topbergsteiger

Krzysztof Wielicki (2010 in Brixen)

Dass auch Länder mit unspektakulären Bergen Ausnahmebergsteiger hervorbringen kann, beweist vor allem Polen. Polnische Kletterer haben an den Achttausendern Geschichte geschrieben. Stellvertretend seien Jerzy Kukuczka und Krzysztof Wielicki genannt. Kukuczka war der zweite Mensch nach Reinhold Messner, der alle 14 Achttausender bestieg: bis auf den Mount Everest alle ohne Atemmaske, fast alle auf neuen, schwierigen Routen, vier Achttausender erstmals im Winter. Kukuczka stürzte 1989 in der Lhotse-Südwand ab. Im Gegensatz zu ihm lebt Krzysztof Wielicki noch. Auch er stand auf den Gipfeln aller 14 Achttausender. 1980 gelang Wielicki mit Leszek Cichy die erste Winterbesteigung des Mount Everest.

Kinga wie Wanda

Und erst vor wenigen Wochen sorgte eine polnische Bergsteigerin für Schlagzeilen. Kinga Baranowska bestieg mit dem Lhotse ihren achten Achttausender. Damit zog die 36-Jährige mit ihrer legendären Landsfrau Wanda Rutkiewicz gleich, die 1992 von ihrem Versuch, den Kangchendzönga zu besteigen, nicht mehr zurückkehrte.

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Gute Zeiten, schlechte Zeiten https://blogs.dw.com/abenteuersport/gute-zeiten-schlechte-zeiten/ Sun, 12 Dec 2010 10:49:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/12/12/gute-zeiten-schlechte-zeiten/ Es gibt ein paar untrügliche Zeichen, die mich daran erinnern, dass ich älter werde. Etwa, dass ich mich blind wie ein Maulwurf fühle, wenn ich meine Lesebrille verlegt habe. Oder dass ich mich dabei ertappe, von alten, besseren Zeiten zu schwärmen. Krzysztof Wielicki ist da schon viel weiter, sprich weiser. „Ich will nicht behaupten, dass es heute schlechter ist, nur anders“, sagt die lebende polnische Bergsteigerlegende.


Krzysztof Wielicki, Pionier des Extrembergsteigens im Himalaya

60 Jahre alt ist Wielicki. Vor gut 30 Jahren, im Februar 1980, gelang Krzysztof mit seinem Landsmann Leszek Cichy die erste Winterbesteigung des Mount Everest. 1984 am Broad Peak war er der erste Bergsteiger, der einen Achttausender an einem Tag bestieg. Und Wielicki setzte weitere Marken: 1986 bestieg er mit Jerzy Kukuczka erstmals den Kangchendzönga im Winter. 1988 ließ er die erste Solobesteigung des Lhotse folgen, und dann noch im Winter, auch das eine Premiere. 1990 bestieg Wielicki als Erster im Alleingang den Dhaulagiri. 1996 war der Pole der fünfte Mensch, der alle 14 Achttausender bestiegen hatte, lediglich am Everest hatte er Flaschen-Sauerstoff benutzt.

Exodus in den Himalaya

„Es war das goldene Zeitalter der polnischen Bergsteiger“, erzählt Krzysztof (Im Bild links mit Leszek Cichy nach der Winterbesteigung des Mount Everest). „Heute haben wir den Kapitalismus in Polen. Die Leute müssen arbeiten und haben einfach keine Zeit mehr für lange Expeditionen.“ Die wirtschaftliche Lage in seiner Heimat sei in den 1970er und 80er Jahren verheerend gewesen. Gleichzeitig seien die politischen Fesseln etwas gelockert worden, sodass vor allem Sportler ins Ausland reisen konnten. „Es war wie ein Exodus“, sagt Wielicki. „Wir flohen in den Himalaya.“ Bis zu 20 Expeditionen aus Polen waren Jahr für Jahr an den höchsten Bergen der Welt unterwegs. „Paradox ist, dass wir in der schlechtesten Zeit für Polen die größten Erfolge im Bergsteigen gefeiert haben.“

Eltern mussten Zeitung lesen

Und dann spricht Krzysztof doch von den alten als „besseren Zeiten“. Es habe keinen Druck gegeben, weder von Sponsoren, noch von den Medien. „Wir sind nur für uns selbst geklettert. Wir wollten unsere Träume verwirklichen.“ Als Wielicki und Co. zu ihren Expeditionen aufbrachen, war Internet noch ein Fremdwort. Erst wenn die Bergsteiger zurückkehrten, gaben sie Interviews. „Meine Eltern wussten gar nicht, dass ich im Himalaya unterwegs war. Sie haben es zwei Monate später in der Zeitung gelesen.“


Hoppe, hoppe, Bergsteiger: Wielicki mit Simone Moro (l.) und Denis Urubko (r.)

Schneller ein Star und unter der Erde

Die heutige Generation der Extrembergsteiger beneidet Krzysztof nicht: „Wenn du etwas Spektakuläres machen willst, musst du ein größeres Risiko eingehen. Und du musst ein Profi sein, kannst nicht noch einen normalen Job nebenher haben.“ Häufig bleibe dabei allerdings die Erfahrung auf der Strecke. Früher hätten sich die Bergsteiger erst über Touren in den Alpen oder im Kaukasus an die Achttausender herangetastet. „Die Erfahrung ist das Wichtigste. Sie vermittelt dir eine Idee davon, was und wie du es tun sollst. Heute haben die Menschen keine Geduld mehr. Sie wollen so schnell wie möglich Erfolge. Nach zwei, drei Jahren sind sie Stars. Und ein oder zwei Jahre später sterben sie in den Bergen.“

Süchtig nach den hohen Bergen

Auch mit 60 Jahren hat Krzysztof Wielicki die Bergschuhe noch nicht an den Nagel gehängt. „Ich habe noch kein Zeichen erhalten, dass ich damit aufhören sollte. Ich fühle mich immer noch gut.“ 2006 bestieg Krzysztof zum zweiten Mal den Achttausender Gasherbrum II in Pakistan. Im nächsten Jahr will er sich wieder am Broad Peak versuchen. „Ich kann nicht ohne das Bergsteigen im Himalaya sein. Das ist einfach mein Leben.“

P.S. Im unten stehenden Interview mit Krzysztof zum Hören mute euch wieder einmal mein lausiges Englisch zu. Dafür aber es ist unverfälscht und authentisch.

Interview mit dem polnischen Bergsteiger Krzysztof Wielicki

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