Last-degree-Expedition – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Merk und die Schöpfung https://blogs.dw.com/abenteuersport/merk-und-die-schopfung/ Wed, 28 Apr 2010 10:52:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/28/merk-und-die-schopfung/ Markus Merk ist wieder aufgetaucht und aufgetaut. Der dreimalige frühere Fußball-Weltschiedsrichter hat einen aufregenden Trip zum Nordpol hinter sich. „Das Erlebnis in der Arktis war so toll, so einzigartig, viel mehr als ich mir davon versprochen hatte“, sagt der 48-Jährige, als wir miteinander telefonieren. Die Bedingungen seiner Last-Degree-Expedition waren komplett anders als unsere vor einem Jahr. Während uns stets Temperaturen unter -30 Grad Celsius das Leben schwer machten, wir dafür aber sonniges Wetter und wenig Drift vorfanden, war es in diesem Frühjahr außergewöhnlich mild: – 15 Grad. Es schneite und stürmte.


Ex-Schiri im Eis

Die Drift trieb das Expeditionsteam zunächst vom Pol weg. „In den ersten vier Tagen haben wir über Nacht immer wieder unsere tagtäglich gegangene Wegstrecke verloren“, erzählt Merk. Zwei Expeditionsmitglieder waren von den schwierigen Verhältnissen überfordert und warfen das Handtuch. Sie wurden per Hubschrauber zurück zur Eisstation Borneo geflogen.

Magischer Moment

Das verbliebene Trio aus Merk, der Journalistin Birgit Lutz-Temsch und Expeditionsleiter Thomas Ulrich entschloss sich zu einem Kraftakt: Kurze Pausen, lange Wegstrecken. Das Blatt wendete sich. Die Drift ließ nach, ebenso der Sturm. Das Team, so Merk, erlebte einen magischen Moment. Innerhalb weniger Minuten habe sich ein kleiner roter Fleck am Horizont in einen strahlend blauen Himmel verwandelt. „Wir standen mitten in der Sonne in diesem arktischen Licht auf einem riesigen Eisfeld und es war Schweigen. Das erste, was ich da gedacht habe, war, so muss es gewesen sein. Das ist die Schöpfungsgeschichte, als Gott sprach: Es werde Licht und es ward Licht.“
Am 13. April, um 1.58 Uhr erreichten die drei doch noch den Pol. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf begann es wieder zu stürmen. 56 Stunden harrte das Trio im Zelt aus, bis das Wetter die Landung eines Hubschraubers zuließ. In dieser Zeit waren Merk und Co. wieder 41,5 Kilometer vom Nordpol weggetrieben.


Warten auf den Heli: Merk und Lutz-Temsch im Zelt

Der Südpol lockt

Auch die Heimreise nach Deutschland gestaltete sich schwierig. Erst saß das Expeditionsteam wegen der Aschewolke über Europa auf Spitzbergen fest. Dann endete die Flugreise in Oslo. Von dort aus schlug sich Merk „mit allen Verkehrsmitteln, die ich irgendwie kriegen konnte“, nach Kaiserslautern durch. Gerade rechtzeitig zu einem wichtigen beruflichen Termin traf der Ex-Schiri zu Hause ein. Ein paar Frostbeulen im Gesicht hat sich Merk während der Tage auf dem Eis zugezogen. „Man macht dann doch einige Fehler, die man letztendlich büsst.“ Doch die Spuren der Kälte sind inzwischen verheilt. Und Markus Merk juckt es bereits wieder in den Füßen. „Sofern Gott will und ich auch gesund bleibe, ist es durchaus ein Ziel, irgendwann einmal auch ganz unten auf der Erde zu stehen.“

Interview mit Markus Merk nach der Last-degree-Expedition

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Der bohrende Schiri https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-bohrende-schiri/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-bohrende-schiri/#comments Fri, 02 Apr 2010 14:37:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/02/der-bohrende-schiri/ Wir neigen dazu, Menschen vorschnell in Schubladen einzusortieren. Zahnärzte etwa bereiten uns in unserer Vorstellung stets Schmerzen – obwohl sie diese doch eigentlich beseitigen. Schiedsrichter verpfeifen gefühlt jedes zweite Fußballspiel – obwohl sie doch in Wahrheit, durch Studien belegt, mit ihren Entscheidungen fast immer richtig liegen.


Und wenn jemand Zahnarzt und Schiedsrichter gleichzeitig ist? Vielleicht lag es daran, dass mir Markus Merk anfangs recht suspekt war. Ein pfeifender Zahnarzt, ein bohrender Schiri, oje. Doch MM war zu seiner Zeit schlicht der Beste seiner Zunft, dreimal Weltschiedsrichter. Und doch – wenn er ein Spiel meines Leib- und Magenvereins pfiff und, was auch sonst, den Gegner begünstigte, dachte ich bei mir: Was will man auch von einem Zahnarzt anderes erwarten?!

MM will zum Nordpol

Im Mai 2008 legte Merk die Pfeife aus der Hand und auch den Bohrer zur Seite. Jetzt hielt er Vorträge vor Unternehmen und widmete sich der von ihm gegründeten „Indienhilfe Kaiserslautern“. Nachdem er sich selbst vom Fußballplatz gestellt hatte, verlor ich MM aus den Augen. Bis zur vergangenen Woche. Da erfuhr ich durch einen Anruf in der Schweiz eher beiläufig, dass sich Merk auf den Weg zum Nordpol macht: Wie ich selbst 2009 im Rahmen einer von Profi-Abenteurer Thomas Ulrich geleiteten Last-degree-Expedition, also auf Skiern, den Materialschlitten hinter sich her ziehend, vom 89. Breitengrad bis zum Pol. Ich erreichte Merk wenige Tage vor seiner Abreise nach Spitzbergen. „Ich hatte schon als kleiner Junge den Traum und die Vision, ein paar hohe Berge zu besteigen und irgendwann mal ganz oben und ganz unten auf der Erde zu stehen“, sagte MM. „Diese Träume habe ich nie vergessen.“ Das Telefon-Interview könnt Ihr hier nachlesen und -hören.

Abenteurer unter sich


Karawane zum Nordpol

Hinterher plauderten wir noch eine ganze Weile weiter. Und ich konnte Merks Augen fast leuchten hören, als er mir von seinen Bergabenteuern auf 6000ern in Bolivien und Ecuador erzählte und von seinem Plan, noch in diesem Jahr einen 7000er zu besteigen. Als ich aufgelegt hatte, musste ich lächeln. Wie oft hatte ich Markus Merk als Schiedsrichter verflucht! Doch jetzt hatte ich den Abenteurer in ihm kennengelernt – und gemerkt, dass er in dieser Hinsicht eigentlich fast genauso tickt wie ich. Jetzt drücke ich ihm für seine Expedition zum Nordpol fest die Daumen. MM hat die Schublade gewechselt. Vielleicht würde ich mir sogar von ihm einen Zahn ziehen lassen. Aber wirklich nur vielleicht.

Interview mit Ex-Schiedsrichter Markus Merk

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