Mandara Hut – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Kili-Aufstieg mit medizinischer Begleitung https://blogs.dw.com/abenteuersport/kili-aufstieg-mit-medizinischer-begleitung/ Sun, 18 Feb 2018 18:41:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39675

Kilimandscharo

So habe ich noch nie einen Aufstieg auf einen hohen Berg begonnen. Gleich am Marangu Gate, dem Eingang zum Kilimandscharo-Nationalpark, nehmen uns Professor Harald Renz, Dr. Christian Kreisel und Dr. Tim Jäcker Blut ab. Zuvor haben wir bereits mehrere Fragebögen ausgefüllt, zu unserer körperlichen und mentalen Verfassung. Die 24 Expeditionsmitglieder haben sich bereiterklärt, als „Versuchskaninchen“ für eine Studie zur Höhenkrankheit zur Verfügung zu stehen. „Wir hoffen, mehr über die Zusammenhänge der Krankheit herauszufinden“, sagt Harald Renz, welche Faktoren dafür sorgen, dass sie ausbricht. Ob es auch genetische Faktoren gibt, die eine Rolle spielen. Und welchen Einfluss die Psyche hat.“

Hohe Quote an Höhenkranken

Blutentnahme am Marangu-Gate

Der Kilimandscharo bietet sich für eine solche Studie an. Zum einen, weil innerhalb weniger Tage rund 4000 Höhenmeter überwunden werden und damit eine ausreichende Akklimatisierung häufig nicht gegeben ist. Zum anderen, weil viele der rund 30.000 Bergsteiger, die alljährlich zum höchsten Berg Afrikas kommen, kaum Erfahrungen mit großer Höhe haben. Der Kili gilt auf den Normalrouten als ein „Wanderberg“. Doch mit 5895 Metern ist er eben auch ein hoher Berg, der gerne unterschätzt wird. Bis zu zwei Drittel aller Gipfelaspiranten berichten anschließend über Symptome der Höhenkrankheit. Etwa die Hälfte erreicht den Gipfel nicht. Und es gibt auch alljährlich Todesfälle.

Krankenwagen mit Blaulicht

Aufstieg durch den Regenwald

Wie viele es sind, wird offiziell nicht kommuniziert. Unter der Hand wird von rund 50 Toten pro Jahr gesprochen. „Die Regierung hat kein Interesse daran, die Zahlen zu veröffentlichen“, erzählt mir David während des Aufstiegs. „Das schadet dem Tourismus, der derzeit wegen der unklaren politischen Lage im Land ohnehin nicht so gut floriert.“ David arbeitet als Arzt in einem kleinen Krankenhaus zu Füßen des Kilimandscharo und träumt davon, eines Tages auch über eine Unterdruckkammer zu verfügen, um schwer höhenkranke Patienten behandeln zu können. Während unserer Mittagspause an einem Picknickplatz der Marangu-Route rast ein Krankenwagen mit Blaulicht an uns vorbei und wirbelt jede Menge Staub auf. David schüttelt den Kopf.

Keine Hubschrauberrettung

„Ein funktionierendes Rettungssystem gibt es bisher am Kilimandscharo nicht“, berichtet er. Schwer höhenkranke Bergsteiger oder Träger müssten auf Tragen den Berg heruntergebracht werden, um dann mit dem Krankenwagen weiter befördert zu werden. „Eine Hubschrauberrettung fehlt, weil die dafür nötigen Spezialhelikopter und das für eine Höhenrettung ausgebildete Flugpersonal nicht zur Verfügung stehen.“

Erstbesteigung im Zeitalter des Imperialismus

„Schwarzweißaffe“

Durch den Regenwald steigen wir gemütlich auf und bestaunen neben der üppigen Vegetation auch einige Affen, die auf den Bäumen herumturnen. Am späten Mittag erreichen wir den ersten Rastplatz, die „Mandara Hut“ auf 2700 Meter Höhe. Wir übernachten in einfachen Holzhütten mit je vier einfachen Schlafplätzen. Früher einmal hieß diese Stelle „Bismarckhütte“. Nach der Erstbesteigung durch den Deutschen Hans Meyer, den Österreicher Ludwig Purtscheller und den einheimischen Bergführer Yohani Kinyala Lauwo im Jahr 1889 – also zur Zeit des Imperialismus – war der Kilimandscharo zum „deutschen Berg“ erklärt worden. Er blieb es offiziell bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Noch bis 1964 hieß die höchste Erhebung „Kaiser-Wilhelm-Spitze“, bis die tansanische Regierung im Zuge der Unabhängigkeitsbewegung den Punkt in „Uhuru Peak“, Freiheitsgipfel, umbenannte.

Am morgigen Montag werden wir zur Horombo Hut (einst „Petershütte) auf 3700 Metern aufsteigen. Vorher werden wir nach unserer ersten Nacht in größerer Höhe einen weiteren Fragebogen ausfüllen. Die nächste Blutzapfstelle wird dann die Horombo Hut sein.

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Der verborgene Berg https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-verborgene-berg/ Sat, 17 Feb 2018 19:42:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39653

Mehr war heute vom Kilimandscharo nicht zu sehen

Der Kilimandscharo spielte mit mir Verstecken. Nach der langen Reise von Köln via Frankfurt und Addis Abeba nach Tansania hatte ich mich schon darauf gefreut, vom Flugzeug aus einen Blick auf den höchsten Berg Afrikas werfen zu können. Blöderweise saß ich im Mittelgang. Als der Pilot verkündete, der Kilimandscharo läge nun links von uns, scheuchte ich meine Nachbarin auf und hastete zu einem Fenster am Notausgang, um einen Schnappschuss zu machen. Doch ich kam zu spät. Wer Glück hatte, konnte wenigstens einen kurzen Blick auf den Kili erhaschen. Ich sah nur noch Wolken.

Nervtötendes Schneckentempo

Kilimandscharo-Plakat

Nach der Landung auf dem Kilimanjaro Airport war an den Berg erst einmal nicht zu denken. Denn ich erhielt eine kleine Einführung in die Tücken tansanischer Bürokratie. Das vorbereitete Visumformular konnte ich gleich in die Tonne werfen, da mittlerweile ein neues existierte. Die Schlangen vor den wenigen Schaltern waren lang. Sehr lang. Die Beamten verhielten sich sehr freundlich, ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen und arbeiteten in einem so konstant niedrigen Tempo, dass Schnecken im Vergleich dazu wie Formel-1-Rennautos gewirkt hätten. Nach mehr als anderthalb (!) Stunden hatte ich endlich den ersehnten Stempel im Pass.

Medizin-Kisten beschlagnahmt

Lagebesprechung im Hotel

Noch schlimmer erging es den Medizinern der Philipps Universität Marburg, die während unserer Expedition eine Studie zur Höhenkrankheit machen werden. Die Zollbeamten zogen kurzerhand drei Kisten mit Material für Blutproben sowie eine Kiste mit Spritzen aus dem Verkehr. Selbst den Notfallrucksack wollten sie zunächst einkassieren. Erst als Notfallmediziner Christian Kreisel damit drohte, den zuständigen Beamten dafür verantwortlich zu machen, wenn bei der Expedition irgendetwas passiere, rückte er wenigstens den Rucksack heraus. Die vier Kisten sollen jetzt nach Erledigung weiterer Formalitäten am Montag freigegeben und anschließend mit dem Jeep auf den Berg gebracht werden.

Vorgekostet

Prost!

Dieser Berg versteckte sich auch auf unserer Fahrt vom Flughafen zum Hotel hinter Wolken. Wieder kein Kilimandscharo! Immerhin konnte ich ihn auf einem Plakat an einer Tankstelle dann doch noch bewundern. Und am späten Nachmittag zeigte er sogar eine kleine, schneebedeckte Ecke. Das feierte ich im Hotel mit einem „Kilimanjaro Beer“. So habe ich den Berg wenigstens schon mal vorgekostet, wenn es morgen früh losgeht. Dann werden wir vom Marangu-Gate auf 1800 Metern zur Mandara-Hütte auf 2700 Metern aufsteigen.

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