Maurizio Folini – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Kampfansage gegen Schummel-Rettungsflüge in Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/kampfansage-gegen-schummel-rettungsfluege-in-nepal/ Sun, 26 Aug 2018 13:29:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41855

Rettungshubschrauber am Everest-Basislager

Die Luft wird dünner für jene, die sich in Nepal mit Schummel-Rettungsflügen eine goldene Nase verdienen. Nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ haben internationale Versicherungsunternehmen ein Ultimatum bis zum 1. September gesetzt, um den illegalen Machenschaften ein Ende zu setzen. Andernfalls wollen sie die Kosten für Helikopter-Rettungsflüge nicht mehr decken. Die Regierung Nepals plant, eine Polizei-Einheit im Tourismusministerium einzurichten, die allein über die Rettungseinsätze entscheiden soll.

Nicht praktikabel

Lakpa Norbu Sherpa (r.) und Maurizio Folini

Lakpa Norbu Sherpa, der seit 2003 als Basecamp-Manager der Himalayan Rescue Association (HRA) die Rettung am Mount Everest koordiniert, ist skeptisch. „Polizisten sind doch keine Spezialisten dafür“, sagt mir der 37-Jährige, der 2012 in der Schweiz als Hubschrauber-Retter ausgebildet wurde. Ähnlich äußert sich Maurizio Folini: „Die Lösung ist nicht praktikabel. Die Polizei hat doch keine Ahnung von Rettung im Gebirge.“ Der 53 Jahre alte Hubschrauberpilot aus Italien ist ein Pionier für Rettungsflüge an den Achttausendern Nepals. Seit 2011 fliegt Folini regelmäßig Einsätze an den höchsten Bergen der Welt, 2013 gelang ihm am Mount Everest die bis dato höchste Hubschrauberrettung aller Zeiten, als er einen nepalesischen Bergsteiger aus 7800 Metern am langen Seil talwärts beförderte.

Spitze des Eisbergs

Er habe mehrfach darauf hingewiesen, dass viele der in den letzten Jahren in Nepal deklarierten Rettungsflüge in Wirklichkeit gar keine gewesen seien, erzählt mir Maurizio: „Aber als Pilot hast du da wenig Einfluss. Im vergangenen Frühjahr habe ich solche Flüge verweigert. Ich bin nur noch geflogen, wenn ich auch wirkliche Patienten an Bord hatte.“ Eine Untersuchungskommission des nepalesischen Tourismusministeriums hat inzwischen elf Unternehmen aus der Hubschrauber- und Trekkingbranche sowie vier Krankenhäuser in Kathmandu namentlich benannt, die Versicherungen betrogen haben sollen. Es dürfte aber nur die Spitze des Eisbergs sein.

Backpulver ins Essen gemischt

Rettungsflug am Everest

Bergtouristen sollen schon bei leichtem Unwohlsein dazu gedrängt worden sein, in den Rettungshubschrauber zu steigen. Die Kommission berichtet sogar von einzelnen Fällen, in denen lokale Guides Backpulver als Abführmittel ins Essen gemischt hätten, um bei ihren Kunden Durchfall zu provozieren und sie dann zu überreden, per Rettungsflug nach Kathmandu zurückzukehren. Hubschrauber seien mit mehreren Kranken vollgepackt worden, heißt es. Die Unternehmen hätten dann jedoch mit den Versicherungen der jeweiligen Patienten Einzelflüge abgerechnet.

Dreifache Rechnung

Folini weist darauf hin, dass die meisten der „Fake-Rettungsflüge“, wie er sie nennt, auf den Trekkingrouten starten, etwa in Gorak Shep, der letzten bewohnten Siedlung vor dem Everest-Basislager, oder im Gokyo-Tal, einem beliebten Trekkingziel nahe dem höchsten Berg der Erde. „Die Trekkingtouristen oder Bergsteiger werden von den Agenturen beeinflusst“, sagt Maurizio Folini. „Das Geschäft macht die Agentur, die eine bis zu dreifache Rechnung ausstellt, 12.000 statt 4.000 Dollar pro Rettung.“ Auch einige Krankenhäuser in Kathmandu, so Maurizio, hätten „dreckige Finger“. Viele der höhenkranken Patienten, die direkt in die Hauptstadt geflogen würden, könnten genauso gut in der Klinik in Lhukla behandelt werden, dem Eingangstor zum Everest-Gebiet.

Nur Hälfte der Hubschrauber nötig

Maurizio im Cockpit

Laut der Regierungskommission wurden in den ersten fünf Monaten 2018 insgesamt mehr als 1300 Hubschrauberrettungen gemeldet, für die Versicherungen seien Kosten von mehr als 6,5 Millionen Dollar entstanden. „Das größte Geschäft für die Hubschraubergesellschaften ist die Fake-Rettung“, sagt Folini. Er schlägt eine Art „Filter“ vor, um das Problem in den Griff zu bekommen: „Wir bräuchten einen Checkpoint, wie wir ihn im Everest-Basislager mit der HRA schon haben. Ein Arzt müsste bestätigen, dass der Hubschraubertransport wirklich nötig ist.“ Würden die Schummel-Rettungsflüge wegfallen, käme man mit der Hälfte der Hubschrauber aus, glaubt Maurizio: „Das wäre auch gut für den Tourismus im Everest-Gebiet. Es wird dort viel zu viel geflogen. Du kannst im Khumbu ja kaum noch wandern, ohne von Fluglärm gestört zu werden.“

Missstände auch in den Alpen

Folini warnt jedoch davor, das Problem nur durch die westliche Brille zu sehen. „Auch bei uns in den Alpen ist nicht alles toll“, sagt Maurizio und verweist auf Prestigeberge wie den Mont Blanc oder das Matterhorn, an denen deutlich mehr los sei als am Everest und an denen z.B. das Fäkalienproblem ungelöst sei: „Am Mont Blanc landet der Abfall aus den Toiletten häufig auf dem Gletscher. Und versuche mal, das Matterhorn zu besteigen, ohne in einen Haufen zu treten!“ Auch in den Alpen sei nicht jeder Hubschrauberflug eine „saubere Rettung“, sagt der erfahrene Pilot, der seit 1993 mehr als 14.000 Flugstunden absolviert hat. „Rettung ist immer auch Business. Wie können wir mit dem Finger auf ein armes Land wie Nepal zeigen, wenn wir unsere Probleme zu Hause selbst nicht in den Griff bekommen?“

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Phurba Tashi stellt Everest-Rekord ein https://blogs.dw.com/abenteuersport/phurba-tashi-stellt-everest-rekord-ein/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/phurba-tashi-stellt-everest-rekord-ein/#comments Fri, 24 May 2013 21:22:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21883

Phurba Tashi

Das Jubiläumsjahr könnte ein Rekordjahr am Mount Everest werden. 60 Jahre nach dem Erfolg von Edmund Hillary und Tenzing Norgay standen in diesem Frühjahr schon mehr als 600 Bergsteiger auf dem Gipfel. Und die Saison endet erst in einer Woche. Phurba Tashi, der Sirdar sprich leitende Sherpa des Expeditionsveranstalters Himalayan Experience, erreichte zum zweiten Mal in diesem Jahr den höchsten Punkt, zum 21. Mal insgesamt. Damit egalisierte der 1971 in Khumjung geborene Phurba den Rekord des legendären Apa Sherpa, der seine Everest-Karriere 2011 beendet hatte. Der US-Amerikaner Dave Hahn stand zum 15. Mal auf dem Dach der Welt, so oft wie kein anderer Nicht-Sherpa.

Spektakuläre Rettungsaktion

Rettungsflug am Everest

Ich hatte euch vor einigen Tagen über den Gipfelerfolg von Sudarshan Gautam berichtet, des in Kanada lebenden gebürtigen Nepalesen, der als Jugendlicher bei einem Unfall beide Hände verloren hatte. Jetzt heißt es, der 30-Jährige sei beim Abstieg in etwa 8000 Meter Höhe in Schwierigkeiten geraten. Sherpas hätten ihn bis unterhalb des Südsattels gebracht. Aus einer Höhe von etwa 7800 Metern sei Sudarshan dann von einem Rettungshubschrauber am langen Seil geborgen worden. Pilot sei der Italiener Maurizio Folini gewesen. Sollten die Angaben bestätigt werden, handelt es sich um den höchsten Helikopter-Rettungsflug aller Zeiten. Erst vor wenigen Tagen hatte  – wie berichtet – Simone Moro einen koreanischen Bergsteiger aus etwa 7000 Metern gerettet und damit einen Rekord aufgestellt.

Drei Tote, zwei Vermisste am Kangchendzönga

Traurige Nachrichten erreichen uns vom dritthöchsten Berg der Erde. Am 8586 Meter hohen Kangchendzönga starben zwei Sherpas und ein Koreaner in einer Lawine. Die beiden Ungarn Zsolt Eröss und Peter Kiss werden vermisst. Sie hatten den Gipfel erreicht und anschließend beim Abstieg per Funk durchgegeben, dass sie nur langsam vorwärts kämen. Dann riss der Kontakt ab. Eröss ist (oder war) der erfolgreichste Höhenbergsteiger Ungarns. Der 45-Jährige bestieg zehn der 14 Achttausender – die letzten beiden mit einer Prothese, nachdem ihm nach einem Lawinenunglück 2010 das rechte Bein unterhalb des Knies hatte amputiert werden müssen.

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