Messner-Route – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Gipfelversuch am Nanga Parbat? https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuch-am-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuch-am-nanga-parbat/#comments Thu, 18 Jan 2018 13:36:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39247

Elisabeth Revol (l.) und Tomek Mackiewicz am Nanga Parbat

„Wir sind akklimatisiert. Wir versuchen, den Gipfel zu erreichen.” Mit diesen Worten wird Tomek Mackiewicz auf seiner Facebook-Seite zitiert. Nach rund zwei Wochen mit starkem Wind habe sich das Wetter am Nanga Parbat gebessert, die Bedingungen seien gut. Tomek und seine Kletterpartnerin Elisabeth Revol seien wahrscheinlich heute in Richtung ihres Materialdepots auf 6700 Metern aufgebrochen, heißt es weiter.

Abflauender Wind

Nanga Parbat

Der 43 Jahre alte Pole und die 37 Jahre alte Französin wollen die so genannte Messner-Route vollenden – „die einzige Route, die im Winter im Alpinstil möglich ist“, wie mir Tomek im vergangenen November schrieb. Diesen Weg durch die Nordostwand hatten im Jahr 2000 die Südtiroler Reinhold und Hubert Messner, Hanspeter Eisendle und Wolfgang Tomaseth bis auf eine Höhe von 7500 Metern erstmals begangen. Die Meteorologen sagen für die kommenden Tage am Nanga Parbat klares Wetter mit abnehmendem Wind voraus. So werden für Samstag am Gipfel auf 8125 Metern Temperaturen von minus 31 Grad Celsius und Windgeschwindigkeiten von rund 40 Stundenkilometern erwartet. Ab kommendem Dienstag soll der Wind noch weiter abflauen, dann soll es jedoch wieder etwas kälter werden.

K 2: Polen wollen Lager 1 einrichten

Einstieg zur Cesen-Route

Das polnische Team am K 2, dem ebenfalls in Pakistan gelegenen zweithöchsten Berg der Erde, blieb heute im Basislager. Am Freitag und Samstag wollen die Bergsteiger die Cesen-Route weiter sichern und Lager 1 auf 6200 Metern einrichten. Der 8611 Meter hohe K 2 ist der letzte noch verbliebene Achttausender, der noch nie im Winter bestiegen worden ist. Die polnische Expedition unter Leitung von Altmeister Krzysztof Wielicki will das ändern.

Zur Vorbereitung auf den Pumori

Alex Txikon im Anstieg am Pumori – im Hintergrund Everest, Lhotse und Nuptse (v.l.)

In Nepal hat derweil der Spanier Alex Txikon sein Basislager zu Füßen des Mount Everest in entgegengesetzter Richtung verlassen. Der 36 Jahre alte Baske stieg heute mit dem Pakistani Muhammad Ali „Sadpara“ sowie den Nepalesen Nuri and Temba Bhote am 7161 Meter hohen Pumori nach Lager 2 auf 6200 Metern auf. Das Trio will den Berg laut Alex in „minimalistischem und schnellem Stil“ besteigen, um sich weiter zu akklimatisieren. Anschließend werden sich Txikon und Co. wieder dem eigentlichen Ziel zuwenden, der Besteigung des Everest ohne Flaschensauerstoff. Der Spanier war am Montag mit fünf Sherpas nach Lager 2 auf 6500 Metern aufgestiegen.

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Dujmovits: „Jeder will der Erste auf dem Nanga Parbat sein“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-jeder-der-will-der-erste-auf-dem-nanga-parbat-sein/ Fri, 29 Jan 2016 14:16:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31763 Ralf Dujmovits auf der ISPO

Ralf Dujmovits auf der ISPO

Auch Ralf Dujmovits gehört zu den vielen Bergsteigern, die schon einmal im Winter am Nanga Parbat gescheitert sind. Der erste und bisher einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestieg, versuchte sich zur Jahreswende 2013/2014 an dem 8125 Meter hohen Berg in Pakistan, nachdem er sich zuvor am 6962 Meter hohen Aconcagua, dem höchsten Berg Südamerikas, akklimatisiert hatte. Ralf brach seine Expedition damals schnell ab, weil er das Eisschlag-Risiko auf der Messner-Route für zu groß hielt. Ich traf den 54-Jährigen diese Woche auf der Sportartikelmesse ISPO in München.

Ralf, im Augenblick ist richtig viel los am Nanga Parbat. Juckt es dich da nicht, auch noch einmal dorthin zu reisen?

Natürlich juckt es mich, aber ich weiß auch, wie kalt, hart und schwierig die Zeiten am Nanga Parbat sein können. Insofern bin ich ganz froh, dass ich den Winter im Süden beim Klettern genossen habe. [Ralf kehrte Mitte Januar mit seiner Partnerin, der kanadischen Kletterin Nancy Hansen, von einer Reise aus Südostasien zurück]. Trotz allem juckt es mich so sehr, dass wir überlegen, möglicherweise im kommenden Winter noch einmal dorthin zu gehen. Ich würde schon ganz gerne die Erfahrung, die ich am Nanga Parbat gesammelt habe, für eine – im Idealfall erfolgreiche – Winterbesteigung nutzen.

Dujmovits: Vielleicht im kommenden Winter

Aber ihr müsstet euch darauf einstellen, dass es voll wird. Man hat das Gefühl, dass der Nanga Parbat im Winter von Jahr zu Jahr für Profibergsteiger attraktiver wird. 

Das Ganze schaukelt sich hoch. Es sind mit dem K 2 und dem Nanga Parbat nur zwei Achttausender übrig, die noch nicht im Winter bestiegen wurden. Da wollen natürlich viele dabei sein. Ich denke, es ist gut, wenn man viel Erfahrung mitbringt, auch aus dem Sommer. Dann weiß man schon einmal, wo es lang geht und was auf einen zukommt. Insofern würde ich mir ausrechnen, gute Karten zu haben – wenn es von den Verhältnissen am Berg her passt.

Ralf im Januar 2014 am Nanga Parbat

Ralf im Januar 2014 am Nanga Parbat

Auch diesmal waren und sind schon viele erfahrene Bergsteiger dort, auch viele Nanga-Parbat-Erfahrene. Nehmen wir nur Tomek Mackiewicz, der sich bereits den sechsten Winter in Folge an dem Berg versucht hat, oder auch Simone Moro, ein sehr erfahrener Winterbergsteiger. Trotzdem beißen sich, wie es derzeit aussieht, wieder einmal alle die Zähne aus. Was macht den Nanga Parbat im Winter so schwierig?

Ich glaube, dass nach wie vor der Fehler gemacht wird, dass die Leute unzureichend akklimatisiert am Berg unterwegs sind. Es gab jetzt ein für den Winter relativ langes Gutwetterfenster, und wieder konnte es nicht genutzt werden. Einzelne, die sich zurzeit am Nanga Parbat versuchen, haben sich an 6000 Meter hohen Bergen gut vorakklimatisiert. Trotz allem glaube ich, dass nach wie vor die Akklimatisation nicht ausreichend ist, um schnellstmöglich aufsteigen zu können. Da liegt der Hund begraben. Wenn die seltenen Gutwetterfenster gebraucht werden, um sich weiter zu akklimatisieren, geht sehr viel wichtige Zeit verloren.

Dujmovits: Nicht ausreichend akklimatisiert

Ralf beim Abstieg von der Messner-Route

Ralf beim Abstieg von der Messner-Route

Es wird ja immer auch ein bisschen mit der Routenwahl experimentiert, diesmal mit Varianten der Schell-Route oder der Messner-Route. Auf welcher Route siehst du die besten Chancen?

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass eine Winterbesteigung über die Rupal-Seite nicht möglich ist, weil man oben am Mazeno-Kamm rauskommt, der sehr weit weg vom Gipfel liegt. Man muss eine sehr lange Traverse Richtung Gipfeltrapez machen. Dort gibt es im Winter fast immer durchgängig Blankeis. Für diese Traverse in großer Höhe braucht man dann einfach zu viel Zeit. Wenn überhaupt, findet man den Erfolg auf der Diamir-Seite. Dort ist die Messner-Route, ganz auf der linken Seite der Diamir-Flanke, wahrscheinlich am vielversprechendsten. Oder die ganz klassische Kinshofer-Route, die aber mit Fixseilen abgesichert werden muss, weil sie in langen Bereichen sehr steil ist und damit im Winter Blankeis hat.

Du hast gesagt, du liebäugelst mit dem Gedanken, noch einmal im Winter zum Nanga Parbat zurückzukehren. Ist die Motivation raus, wenn es jetzt doch jemand schaffen sollte?

Natürlich wäre es für alle, die jetzt unterwegs sind, wahrscheinlich das Allergrößte, als Erster im Winter dort oben zu stehen. Man würde sich in die Tasche lügen, wenn man das leugnet. Ich war schon auf dem Gipfel des Nanga Parbat, ich kenne den Berg sehr gut, ich muss nicht unbedingt ein zweites Mal oben stehen. Wenn ich es noch einmal probieren würde, dann stünde das Ziel ganz klar im Vordergrund, es als Erster schaffen zu können. Wenn es in diesem Winter jemand packen sollte, würde ich wahrscheinlich nicht mehr hingehen.

Dujmovits: Nicht in die Tasche lügen

Stefan_Dujmovits_cHansenDann bliebe ja noch der K 2.

Ich glaube, ich bin über das Alter hinaus, um ihn im Winter in Angriff zu nehmen. Der K 2 ist noch einmal mindestens eine Dimension schwieriger als der Nanga Parbat. Und wenn sich schon so viele am Nanga Parbat die Zähne ausbeißen, glaube ich, dass es am K 2 noch viel, viel extremer wird.

Der Everest ist noch höher. Ist er für dich nun endgültig gestorben?

Ich habe mir für 2016 ein Everest-Ruhejahr verordnet. [Der Everest war 1992 der einzige Achttausender, an dem Ralf eine Atemmaske benutzte. Siebenmal versuchte er seitdem vergeblich, den höchsten Berg der Erde ohne Flaschensauerstoff zu besteigen.] Wir haben aber vor, 2017 noch einmal hinzufahren. Ich habe mir die Idee, den Everest ohne Flaschensauerstoff zu besteigen, immer noch nicht aus dem Kopf geschlagen.

Du machst eine Everest-Pause, hast aber doch sicher andere Ideen für dieses Jahr?

Ich habe noch andere Pläne. Es gibt noch unbestiegene Siebentausender. Einer davon steht in Pakistan. An dem würden wir uns gerne im Juni versuchen.

Du verrätst aber nicht, an welchem?

Nein, da lassen wir im Moment noch nichts raus.

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Dujmovits wählt Everest-Normalroute – „so schwer es mir fällt“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-everest/ Mon, 19 May 2014 20:34:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26165 Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

„Es wäre ein Traum gewesen, diese schöne Route zu nehmen, aber ich traue mich nicht in das Bröselzeug hinein.“ Ralf Dujmovits klingt ein wenig enttäuscht, als er mich aus dem vorgeschobenen Basislager (ABC) auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest über Satellitentelefon anruft. Eigentlich wollte der 52-Jährige über die Route aufsteigen, die Reinhold Messner bei seinem Alleingang 1980 eröffnet hatte: unterhalb des Nordgrats, dann durch den oberen Teil des Norton-Couloirs, aufs Gipfelplateau. Der Wind sei schuld, dass er seinen Plan aufgegeben habe, erklärt Ralf: „ Es bläst seit 14 Tagen. Im oberen Bereich des Norton-Couloirs, dort wo es am steilsten ist, gibt es eine felsige Unterbrechung. Dort liegt kein Schnee, wahrscheinlich ist es eher sandig.“ Auch die Stelle, an der Messner einst aus der Rinne in die Gipfelflanke stieg, sei schneefrei. Diese Herausforderung auf über 8000 Metern sei ihm zu groß, da er alleine und ohne Flaschensauerstoff unterwegs sein werde. „Das ist mir zu schwierig, zu spannend. Ich bin nicht mehr der Jüngste, dafür reichen meine Kräfte nicht.“ Er werde es jetzt über den Normalweg versuchen, „so schwer es mir fällt.“

Allein am Berg

Wenig Schnee im und am Norton-Couloir

Wenig Schnee im und am Norton-Couloir

Dujmovits ist der erste und bislang einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Nur am Everest, 1992, griff er zu Flaschensauerstoff. Diese Scharte würde Ralf gerne noch auswetzen. Dieser sechste Versuch am Everest werde aber definitiv sein letzter sein, hat der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger vor seiner Abreise gesagt.

Ralf fühlt sich fit, von Erkältungen oder anderen Krankheiten blieb er bisher verschont. Seine Akklimatisation ist abgeschlossen, sie verlief nicht ganz nach Plan. Eigentlich wollte Dujmovits am Wochenende noch eine zweite Nacht in seinem Lager auf 7600 Metern übernachten, doch es war zu windig. Deshalb stieg er am Sonntag wieder ins ABC auf 6400 Metern ab. Zuvor hatte er auf 7700 Metern einen Materialsack deponiert, mit Zelt, Schlafsack, Kocher und Essen. „Ich trage mein Zeug selbst“, sagt Ralf. „Gestern war ich am Berg komplett allein.“

Nicht im Stau stehen

Blick auf den Nordsattel, dahinter der Changtse

Blick auf den Nordsattel, dahinter der Changtse

Auch das ABC sei noch ziemlich verwaist. Eine chinesische Gruppe sei dort, dazu gesellten sich ein paar vereinzelte Bergsteiger. Das seien nicht gerade die Vorboten der ersten großen Besteigungswelle der Saison, über die im Internet spekuliert werde, sagt Ralf. Er erwartet eher den 25. und 26. Mai als mögliche Gipfeltage. Ein erstes Wetterfenster öffne sich zwar wohl schon am 23. Mai, „voraussichtlich aber noch mit zu viel Wind, um ohne Atemmaske aufzusteigen“. Wahrscheinlich konzentriere sich die Mehrheit der insgesamt neun Gruppen auf den späteren Termin. Wann er selbst aufbrechen wird, lässt Dujmovits deshalb noch offen. „Ohne Flaschensauerstoff kann ich es mir nicht leisten, im Stau zu stehen.“ Er will sich auch noch mit dem erfahrenen Innsbrucker Meteorologen Charly Gabl beraten. Möglicherweise gebe es Anfang Juni ja noch ein weiteres Schönwetterfenster.

Zwei Sherpas brachen ab

Die Nachricht von der verheerenden Lawine im Khumbu-Eisbruch, bei der am Karfreitag 16 Nepalesen ums Leben kamen, habe sich natürlich auch auf der Nordseite schnell herumgesprochen, erzählt der 52-Jährige: „Fast alle nepalesischen Sherpas, die für die Teams hier arbeiten, haben bei dem Unglück Angehörige oder Freunde verloren. Zwei, drei Tage lang herrschte eine sehr traurige Stimmung im Basislager. Zwei Sherpas brachen ihre Expeditionen ab. Einer von ihnen ist inzwischen wieder zurückgekehrt. Ansonsten haben wir von der Unruhe auf der Südseite nicht so viel mitbekommen.“

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Schwierige Entscheidung https://blogs.dw.com/abenteuersport/schwierige-entscheidung/ Wed, 01 Jan 2014 17:21:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24967 Diamir-Wand mit Messner-Route (r.)

Diamir-Wand mit Messner-Route (r.)

Die Wolkendecke hat aufgerissen über dem Nanga Parbat. Der Schneefall habe – wie von Charly Gabl vorausgesagt – in der Nacht aufgehört, schreibt Ralf Dujmovits per Mail aus dem Basislager. 40 Zentimeter Neuschnee seien zusammengekommen. Die Sonne habe zwei Stunden lang geschienen. Zum ersten Mal seit Tagen hätten Darek Zaluski und er die gesamte Diamir-Wand einsehen können. „Als wir sie studierten, wurde unsere Furcht bestätigt, dass wir auf der Messner-Route mit ziemlich großem Risiko klettern: Auf der riesigen Eisbarriere thronen zwei einzelne, große Eistürme. Und sie sehen nicht sehr stabil aus.“

In der Falllinie

Eistürme (Kreise) und Depot (x)

Eistürme (Kreise) und Depot (x)

Das Depot, das Ralf und Darek auf etwa 5500 Metern angelegt haben und das sie bisher auch als möglichen Lagerplatz in Erwägung gezogen hatten, liegt in der Falllinie einer möglichen Eislawine, sollte einer der beiden Türme zusammenbrechen. „Ich wusste, dass ich auf der Messner-Route unterhalb dieser großen Eiswulst klettern muss. Aber ich hatte nicht erwartet, dass ich mir meinen Weg bei so schwierigen Eis- und Gletscherbedingungen suchen und dabei so viel Zeit unter der Eisbarriere zubringen müsste.“ Nach dem anderthalb Tage andauernden Schneefall wirke die Messner-Route von unten versperrter als sie tatsächlich sei.

Anderthalb Tage volles Risiko

Ralf studiert die Route

Ralf studiert die Route

Wetterfrosch Charly Gabl erwartet für den 8. und 9. Januar zwei Tage mit sehr wenig Wind. Das klingt nach einer guten Gelegenheit für einen Gipfelversuch. Doch erst einmal muss Ralf die heikle Passage im unteren Bereich überwinden. „Nun grübele ich, was ich tun soll”, schreibt Ralf. “Meine beiden Nächte auf dem Gipfel des Aconcagua, um mich zu akklimatisieren, waren am 12. und 13. Dezember. Ich fühle mich zwar stark genug, aber ich bin nicht so schnell, wie ich unter diesen Bedingungen sein sollte.“ Ralf rechnet damit, dass er vom Lagerplatz auf 4900 Metern etwa anderthalb Tage benötigt, um die große Eisbarriere hinter sich zu lassen. „Es ist ein großes Risiko, so viel Zeit unterhalb der beiden instabilen Eistürme zu verbringen. Innerhalb der nächsten 24 Stunden muss ich mich entscheiden.“

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Abwarten und Tee trinken https://blogs.dw.com/abenteuersport/abwarten-und-tee-trinken/ Sat, 28 Dec 2013 15:29:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24879 Fertig gepackt, umsonst

Fertig gepackt, umsonst

Es gehört zum Wesen von Plänen, dass man sie zuweilen über den Haufen werfen muss. Eigentlich wollten Ralf Dujmovits und Darek Zaluski heute wieder in die Diamir-Flanke des Nanga Parbat einsteigen, um auf einer Höhe von 4850 Metern zu biwakieren und von dort aus nach einem ersten Lagerplatz auf der Messner-Route zu suchen. Doch daraus wurde nichts. Als sich die beiden am Morgen zur verabredeten Stunde trafen, um aufzubrechen, signalisierte Darek, dass es besser sei, wenn er im Basislager bleibe. Ein Magen-Darm-Virus hat den Polen erwischt, Diät mit Reis und Tee ist angesagt. „Inzwischen geht es ihm schon deutlich besser“, erzählt Ralf am Abend (in Pakistan) per Satellitentelefon. „Wenn das Wetter mitspielt, könnten wir morgen aufsteigen.“

Den ganzen Tag über geschneit

-18 Grad Celsius im Zelt

-18 Grad Celsius im Zelt

Die Temperaturen liegen nach wie vor bei bis zu minus 18 Grad Celsius im Zelt, draußen natürlich um einige Grad tiefer. Sein Körper habe sich offenkundig schon ein wenig an die Dauerkälte gewöhnt, sagt Ralf: „Es ist echt verrückt. Am ersten Tag im Basislager habe ich beim Telefonieren noch mächtig gefroren. Jetzt sitze ich hier ohne Handschuhe.“ Den ganzen Tag über habe es geschneit, „nicht kräftig, aber ständig, etwa 15 Zentimeter Neuschnee“. Auch wegen der schlechten Sicht hätte ein Aufstieg zum geplanten Biwakplatz heute wenig Sinn gemacht. Schließlich will sich der 52-Jährige genau ansehen, „wie ich durch den großen Eisbruch komme“, bevor er in das Spalten-Labyrinth einsteigt.

Sturm am Gipfel

Koch Essan (l.) und Hilfskoch Karim

Koch Essan (l.) und Hilfskoch Karim

Der Wind im Basislager sei kaum der Rede wert, berichtet Ralf. „Aber oben bläst es schon sehr stark.“ Das deckt sich mit der Voraussage des österreichischen Meteorologen Charly Gabl, der die Bergsteiger am Nanga Parbat mit Wetterdaten versorgt. Laut Gabl frischt der Wind am 8125 Meter hohen Gipfel in den nächsten Tagen zum heftigen Sturm auf, mit Geschwindigkeiten bis zu 120 Stundenkilometer. Am höchsten Punkt ist es nach Angaben des Wetterfroschs aus Innsbruck relativ konstant minus 43 Grad Celsius kalt. Ralf ist klar, dass er sich bis zu seinem ersten Gipfelversuch wohl noch eine Weile gedulden muss: „Da hilft nur Abwarten und Tee trinken.“

P.S. Die Mitglieder der polnischen Winter-Expedition auf der Rupal-Seite des Nanga Parbat sind inzwischen bis auf eine Höhe von 5500 Metern aufgestiegen.

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Viel Blankeis https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-nanga-parbat-erkundung/ Thu, 26 Dec 2013 18:48:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24859 Erster Aufstieg

Erster Aufstieg

Eine Winterexpedition ist nichts für Warmduscher. Minus 18 Grad Celsius zeigte das Thermometer von Ralf Dujmovits im Basislager auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat. Nicht draußen, sondern im Zelt. „Wir haben hier im Basislager gerade einmal zweieinhalb Stunden Sonne pro Tag“, sagt Ralf Dujmovits. Da bleibe kaum Zeit, den Computer und das Satellitenmodem auf Betriebstemperatur zu bringen. Ralf und Darek Zaluski sind von ihrer ersten Erkundungstour im unteren Gletscherbereich zurückgekehrt. „Das war brutale Spurarbeit“, berichtet Ralf. „Obenauf lag Pulverschnee, darunter eine harte Altschneeoberfläche. Häufig brach diese Decke, wenn ich drauftrat.“ Die meiste Zeit habe er gespurt, weil Darek noch nicht so gut akklimatisiert sei.

Traumtag

Gipfel im Abendlicht

Gipfel im Abendlicht

Die beiden stiegen bis auf eine Höhe von 4850 Meter, „knapp unterhalb von Lager 1 der Kinshofer-Route“. Der Normalweg komme für ihn aber wohl ebenso nicht in Frage wie die Variante, die der Österreicher Gerfried Göschl 2009 eröffnet habe. „Da ist so viel Blankeis, dass es ein Großaufgebot an Leuten bräuchte, um die Route zu versichern.“ Ralf wird wohl versuchen, auf derselben Route aufzusteigen wie Reinhold Messner bei seinem Alleingang 1978. Das wird kein Zuckerschlecken, weiß Ralf: „Es gibt viele Spalten und mehr Steilaufschwünge mit Blankeis, als ich erwartet habe. Die vielen Eisbarrieren im unteren Teil machen es sehr kompliziert, einen Weg zu finden.“ Er werde sich das Ganze noch einmal genau ansehen müssen. Bei ihrer ersten Erkundung hatten Ralf und Darek „einen traumhaften Tag, nur im Westen Bewölkung, kaum Wind auf 4800 Metern, und auch weiter oben nicht sehr viel (max. 40 bis 50 km/h).“

Schweigeminute für die Mordopfer

Nach der Zeremonie

Nach der Zeremonie

Nach ihrer Ankunft im Basislager hatten das Expeditionsteam und die Träger gemeinsam eine Schweigeminute für die elf Bergsteiger eingelegt, die dort im vergangenen Sommer von Terroristen ermordet worden waren. „Es war sehr bewegend“, berichtet Ralf. Er habe anschließend in einer kurzen Ansprache an das schreckliche Geschehen erinnert und seine Hoffnung ausgedrückt, dass der Tourismus wieder in Gang käme. Drei bewaffnete Polizisten sind abgestellt, um Ralf, Darek, den Koch Essan und den Hilfskoch Karim im Basislager zu beschützen. „Drei mehr, die durchgefüttert und durchgewärmt werden müssen“, sagt Ralf.

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