Mount Vinson – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Bergsteiger am Mount Vinson sitzen weiter fest https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteiger-am-mount-vinson-sitzen-weiter-fest/ Thu, 27 Dec 2018 12:22:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43119

Das Vinson-Massiv

„Die Moral schwindet, das ist doch klar“, sagt mir Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin, als ich mit ihm über die Situation im Mount-Vinson-Basislager spreche. Wie berichtet, sitzen dort seit nun schon anderthalb Wochen insgesamt 48 Bergsteiger im schlechten Wetter fest, darunter auch ein fünfköpfiges Amical-Team. Die Lebensmittel werden langsam, aber sicher knapp. „Unser Weihnachtsessen war skurril, süßer Kartoffelbrei mit Marmelade und Zimt“, schrieb Jürgen Landmann, einer der deutschen Bergsteiger, am ersten Weihnachtstag auf Facebook. „Wir haben uns aus Schnee eine kleine Kapelle und einen Weihnachtsbaum gebaut. Auch ein Gruppenbild mit allen 48 Bergsteigern hier im Basislager ist entstanden.“

Keine Informationen über Notfallpläne

Vinson-Basislager bei gutem Wetter

Immerhin konnte inzwischen wohl wieder eine Iljuschin-Frachtmaschine von Punta Arenas in Südchile zum Union Glacier Camp am Rande der Antarktis fliegen. Das weiterhin schlechte Wetter am Mount Vinson verhindert jedoch, dass im dortigen Basislager Flugzeuge starten und landen können. „Wir essen seit Tagen nur eine warme Mahlzeit am Tag aus Rationen, die seit einem Jahr abgelaufen sind“, schrieb mir Manuel Möller aus dem Amical-Team an Heiligabend. ALE (Antarctic Logistics & Expeditions – das US-Unternehmen, das die Flüge in und aus der Antarktis organisiert) hat offenbar keinen Plan B. Und die Stimmung hier im Camp wird langsam unruhiger.“ Über die Feiertage dürfte sie kaum besser geworden sein – zumal die Meteorologen auch für die kommenden Tage Schneefall am Mount Vinson voraussagen. Die Hängepartie geht also weiter. „Unser Expeditionsleiter Willi Comploi sagt, wir müssten uns bald etwas überlegen, wenn das Team in den nächsten Tagen nicht herausgeholt werden kann“, sagt Dominik Müller, der nach eigenen Worten mehrfach vergeblich versucht hat, von ALE Informationen zu möglichen Notfallplänen zu erhalten.

O’Brady gelingt Solo-Durchquerung

O’Brady am Ziel

Derweil hat der US-Abenteurer Colin O’Brady seine Solo-Durchquerung der Antarktis über eine Strecke von fast 1500 Kilometern, ohne Unterstützung von außen, erfolgreich beendet. „Tag 54: Ziellinie!!! Ich habe es geschafft!“, schrieb der 33-Jährige auf Instagram und postete ein Bild, das ihn nach seinen Angaben am Rande des Ross-Eisfeldes zeigte. Vor fast zwei Monaten war O’Brady mit seinem Schlitten vom Union Glacier aus gestartet – zeitgleich mit dem Briten Louis Rudd, der in ein oder zwei Tagen am Ziel erwartet wird. Die erste Solo-Durchquerung der Antarktis ohne Fremdunterstützung war Anfang 1997 dem Norweger Borge Ousland gelungen. Er hatte eine Distanz von 2845 Kilometern (!) zurückgelegt und dabei auch einen Kite-Schirm genutzt, um schneller voranzukommen.

Union Glacier Camp

Update 28. Dezember: Aufatmen! Die Bergsteiger, die anderthalb Wochen am Mount Vinson festsaßen, konnten zur Forschungsstation am Union Glacier ausgeflogen werden. „Die Stimmung ist entsprechend fröhlich“, schreibt mir Manuel Möller aus dem Amical alpin-Team.

Update 29. Dezember: Am Freitag hat auch Lou Rudd seine Solo-Durchquerung der Antarktis erfolgreich abgeschlossen.

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Whiteout am Mount Vinson https://blogs.dw.com/abenteuersport/whiteout-am-mount-vinson/ Sat, 22 Dec 2018 17:57:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43063

Mount Vinson, einer der „Seven Summits“

Weihnachten mit der Familie unter dem Christbaum – daraus wird möglicherweise nichts für rund 40 Bergsteiger in der Antarktis. Seit rund einer Woche sitzen mehrere Teams im Basislager zu Füßen des 4852 Meter hohen Mount Vinson fest, des höchsten Bergs des Kontinents. Schwere Stürme mit Geschwindigkeiten von rund 100 Stundenkilometern und heftiger Schneefall verhindern seit Tagen, dass Flugzeuge dort starten oder landen können. „Wir haben das Essen auf eine warme Mahlzeit am Tag rationiert“, schreibt mir Manuel Möller, mit dem ich 2014 zusammen auf Expedition am 7129 Meter hohen Kokodak Dome war, wo uns die Erstbesteigung gelang. Eigentlich hatte Manuel am 21. Dezember wieder zu Hause sein wollen: „Wir stellen uns inzwischen darauf ein, auch Weihnachten noch hier zu verbringen.“

150 Meter und dem Gipfel umgekehrt

Das Vinson-Massiv

Jürgen Landmann, der wie Manuel zum fünfköpfigen Team des deutschen Expeditionsveranstalter Amical alpin gehört, schreibt auf Facebook von einem möglichen „Mini-Schönwetterfenster“ am 27. Dezember: „Hoffen wir mal, dass wir dann hier wegkommen!“ Nach seinen Worten hatte das Team bei seinem Gipfelversuch 150 Meter unter dem höchsten Punkt umkehren müssen. Eine Teilnehmerin habe sich beim Aufstieg Erfrierungen an Nase und Wange zugezogen, ergänzt Manuel, „es sieht aber schon wieder besser aus.“  Insgesamt habe die Gruppe nur an zwei von zehn Tagen am Berg schönes Wetter gehabt.

Stimmung im Basislager noch ruhig

„Die Saison hier ist komplett crazy“, schreibt Manuel. „Die Ranger meinten, sie hätten noch nie so viel schlechtes Wetter gesehen. Gestern gab es 15 Zentimeter Neuschnee. Normalerweise schneit es hier einen Zentimeter pro Jahr.“ Die Stimmung im Basislager sei trotz der Hängepartie ruhig. Das Essen reiche wohl noch für zwei Wochen, auch Benzin sei noch vorhanden. „Es besteht also keine direkte Gefahr, zu verhungern oder zu verdursten“, beruhigt Manuel. „Trotzdem ist es irgendwie blöd, da nicht absehbar ist, wann sich die Bedingungen verbessern.“ Also Daumen drücken!

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Nr. 14 auf allen sieben https://blogs.dw.com/abenteuersport/nr-14-auf-allen-sieben/ Tue, 29 Jan 2013 17:39:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19347

Richie auf dem Mount Vinson

Noch ist der Kreis der Deutschen, die auf den Gipfeln der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente, standen, übersichtlich. Richard Stihler reihte sich jetzt als 14. ein. Am 16. Januar vervollständigte der 44 Jahre alte Architekt aus Lahr in Baden seine Sammlung: Er bestieg den 4897 Meter hohen Mount Vinson, den höchsten Berg der Antarktis. „Das war eher ein Spaziergang, technisch keine große Herausforderung“, erzählt mir Richie nach seiner Rückkehr. „Den Berg packst du auch mit zehn Kilogramm Übergewicht.“ 

Langer Weg 

1994, also vor 19 Jahren, hatte Richie noch als Student mit dem 6962 Meter hohen Aconcagua, dem höchsten Gipfel Südamerikas, den ersten seiner „Seven Summits“ bestiegen. Es folgten 2001 der Elbrus (5642 Meter/Europa), 2002 der Denali (auch Mount McKinley genannt, 6194 Meter/Nordamerika), 2006 der Kilimandscharo (5895 Meter/Afrika), 2010 die Carstensz-Pyramide (4884 Meter/Ozeanien) und schließlich – wie hier im Blog berichtet – 2012 der Mount Everest (8850 Meter/Asien). Erst nachdem er den höchsten Berg der Erde bestiegen hatte, sagt Richie, habe er ernsthaft daran gedacht, auch noch den Mount Vinson anzugehen. Nach seinem Erfolg am Everest hätten sich dafür auch Sponsoren gefunden. „Vorher wäre eine Antarktis-Expedition für mich viel zu teuer gewesen.“

Im Chelsea-Trikot auf den Gipfel 

… und dann noch auf dem Point Charlie

Am Gipfeltag zeigte das Thermometer minus 27 Grad Celsius, dazu blies ein kräftiger Wind mit etwa 50 Stundenkilometern. „Die Bedingungen sind schon menschenfeindlich“, räumt Richie ein. „Wenn du nicht aufpasst, friert dir das Gesicht ab.“ Ein paar Tage nach ihm sei auch ein einbeiniger Kolumbianer auf den Vinson gestiegen. Der habe dann am Gipfel eine halbe Stunde lang mit dem Präsidenten seines Landes telefoniert. In anderen Ländern würden die „Seven Summits“ viel wichtiger genommen als in Deutschland, meint Richie. Nicht immer seien die Gipfelanwärter aber wirklich Alpinisten. „Ich habe eine Australierin kennengelernt, die schon einige der Gipfel abgehakt hat, immer im Trikot des FC Chelsea. Im Frühjahr will sie auch den Mount Everest im Chelsea-Dress besteigen – und anschließend den Clubbesitzer Roman Abramowitsch um eine Dauerkarte bitten.“ 

Und hinterher noch einer 

Point Charlie aus der Luft

Seinen eigenen Erfolg will mein alter Kumpel vom Manaslu nicht allzu hoch hängen. Mindestens genauso sehr habe er sich darüber gefreut, dass ihm anschließend noch eine Erstbesteigung in der Antarktis gelungen sei, berichtet Richie. Mit einem US-Amerikaner und einem Briten erklomm er den nach seiner Schätzung etwa 2300 Meter hohen „Point Charlie“, acht Kilometer vom Vinson-Basislager entfernt. 

Die Antarktis hat es Richie angetan. „Landschaftlich war das der Hammer.“ Vor seinem Heimflug traf er dort auch Roland Krüger, der – wie hier berichtet – als erster Deutscher solo auf Skiern den Südpol erreicht hatte. „So eine Ski-Expedition würde mich schon mal reizen“, sagt Richie. „Aber auch den Himalaya habe ich noch nicht abgehakt. Da habe ich schon noch einige Ideen.“ Zunächst aber will Richie es etwas lockerer angehen lassen, zu Hause mit seiner Lebensgefährtin Felicitas und Sohn Fritz. „Ich habe meinem Körper in letzter Zeit nicht viele Pausen gegönnt.“

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Romero (ohne Julia, bald mit Laura?) https://blogs.dw.com/abenteuersport/romero-ohne-julia-bald-mit-laura/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/romero-ohne-julia-bald-mit-laura/#comments Tue, 27 Dec 2011 15:21:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12501

Jordan Romero (2010)

Der Weihnachtsschmaus ist verdaut, der Schrecken über die Anzeige der Waage nach den Feiertagen ebenfalls. Ich habe es geschafft, drei Tage lang einen Bogen um den Computer zu machen. Und stellt euch vor, ich lebe noch! Ihr hoffentlich auch. Da ich die Geschichte einmal angerissen habe, erfülle ich jetzt auch meine Chronistenpflicht: Jordan Romero hat den Mount Vinson bestiegen, den mit 4892 Metern höchsten Berg der Antarktis.  

Bitterlich geweint

„It’s been a long hard trip“, heißt in einer Radiobotschaft auf Romeros Homepage, die ich wohl nicht übersetzen muss. Mit 15 Jahren ist Romero nun der jüngste Bergsteiger, der seinen Fuß auf die „Seven Summits“ gesetzt hat, die Gipfel der höchsten Berge aller Kontinente. Weltweit hatte es der Jugendliche in die Schlagzeilen geschafft, als er 2010 mit gerade einmal 13 Jahren den Mount Everest erklomm. Oder sollte ich sagen, von seinem Vater und seiner Stiefmutter hinaufgetrieben wurde? Aus verlässlicher Quelle weiß ich, dass er damals im Zelt auf 7000 Metern Höhe bitterlich weinte und seine ehrgeizigen Eltern ohne Unterlass auf ihn einredeten. Doch davon spricht längst niemand mehr. In den USA ist Romero ein Medienstar, der von einer Talkshow zur nächsten weitergereicht wird. Fehlt eigentlich nur noch die Julia zum Romero. Vielleicht tut er sich ja mit Laura Dekker zusammen, die 2010 als 14-Jährige zur Solo-Weltumseglung aufbrachDerzeit schippert sie an der Westküste Afrika nordwärts. Der weihnachtlichen Einsamkeit gewann die inzwischen 16 Jahre alte Niederländerin nur Positives ab: „Auf die Art und Weise muss ich wenigstens nicht meine Familie besuchen und sooo freundlich zu jedem sein.“ 

Leicht daneben

Geschmunzelt habe ich übrigens, als ich die Schlagzeile eines deutschen Fernseh-Nachrichtensenders über Jordan Romeros Erfolg am Mount Vinson las: „15-Jähriger bezwingt alle Siebentausender“. Da hat wohl jemand bei der Interpretation von „Seven Summits“ ein wenig daneben gegriffen.

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