Naar – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Schwarze Liste https://blogs.dw.com/abenteuersport/schwarze-liste/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schwarze-liste/#comments Sat, 28 May 2011 19:24:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/05/28/schwarze-liste/ Wieder einer. Langsam wird es mir unheimlich. Der Niederländer Ronald Naar ist die Nummer sechs in der Liste der Bergsteiger, die ich 2004 auf meiner Trekkingreise zum Basislager des K 2 in Pakistan kennenlernte und die inzwischen nicht mehr unter den Lebenden weilen. Naar starb nach einem abgebrochenen Gipfelversuch am Achttausender Cho Oyu. Der 56-Jährige kollabierte kurz nachdem er seinen Gefährten gesagt hatte, er fühle sich nicht wohl.


Ronald Naar, 1955-2011

Sue und Karl

Wie gesagt, die Nummer sechs auf meiner schwarzen Pakistan-Liste. Als erste erwischte es 2006 die Australierin Sue Fear, die ich in Urdukas am Baltoro-Gletscher getroffen hatte. Die 43-Jährige verschwand beim Abstieg vom Gipfel des Manaslu, ihrem fünften Achttausender, auf etwa 7800 Metern in einer Gletscherspalte. Dieses Schicksal teilte auch Karl Unterkircher, der mich 2004 immer wieder zum Essen ins Zelt seiner italienischen Expedition eingeladen hatte. Der Südtiroler, der in jenem Jahr innerhalb von zwei Monaten den Mount Everest und den K 2 ohne Atemmaske bestieg, stürzte 2008 am Nanga Parbat in eine 15 Meter tiefe Spalte. Simon Kehrer und Walter Nones, die mit ihm aufgestiegen waren, konnten nur noch seinen Tod feststellen.

Inaki, Walter und Mick

Im gleichen Jahr starb Iñaki Ochoa de Olza, der zwölf Achttausender bestiegen hatte, im Alter von 40 Jahren, höhenkrank an der Annapurna. Mit Iñaki hatte ich 2004 im K 2-Basislager gemeinsam am Tisch gesessen. Im nicht weit entfernten Broad Peak-Basislager traf ich damals Mick Parker. Fünf Jahre später, 2009, wurde der Australier tot in einem Hotel in Kathmandu aufgefunden – gestorben an einem Höhenödem, das er sich bei der Besteigung des Makalu zugezogen hatte. Parker wurde 36 Jahre alt. Mit 38 Jahren verabschiedete sich der schon erwähnte Walter Nones, auch er ein Mitglied der italienischen K 2-Expedition von 2004. Er verunglückte 2010 tödlich, als er versuchte, den Cho Oyu über eine neue Route zu besteigen.

Ikone mit Kratzern

Ronald Naar traf ich 2004 bei den Jubiläumsfeiern zum 50. Jahrestag der Erstbesteigung des K 2 in Islamabad. Naar war der erste Bergsteiger aus den Niederlanden, der die Seven Summits bestieg, die höchsten Berge aller Kontinente. „Eine Ikone des niederländischen Bergsports“ wurde er in Nachrufen genannt. Doch sein Image war nicht ganz ohne Kratzer. 1992 hatte Naar am Everest-Südsattel einen indischen Bergsteiger, der für tot gehalten worden war, plötzlich aber doch noch Lebenszeichen von sich gab, einfach im Schnee liegen lassen, ohne nach ihm zu sehen, geschweige denn zu helfen. „Ich wollte nicht, dass sich einer von uns verletzte“, schrieb Naar später.

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Im Himalaya des Rheinlands https://blogs.dw.com/abenteuersport/im-himalaya-des-rheinlands/ Thu, 25 Nov 2010 16:07:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/11/25/im-himalaya-des-rheinlands/ Holländer sind Europas Bergnomaden der Gegenwart. Jedenfalls habe ich immer diesen Eindruck, wenn ich – egal eigentlich zu welcher Jahreszeit – mit dem Auto in die Alpen fahre.


Hochsauerland mit Puderzucker

Im Vergleich dazu nimmt sich die Zahl der Höhenbergsteiger aus den Niederlanden gefühlt eher bescheiden aus. 2004, bei den Jubiläumsfeiern zum 50. Jahrestag der K-2-Erstbesteigung, lernte ich in Islamabad Ronald Naar kennen. Der hatte 1992 den Mount Everest bestiegen und damit als siebter Mensch überhaupt die Seven Summits komplettiert, die höchsten Berge aller Kontinente. 1995 erreichte Naar den Gipfel des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde. Mit dabei war damals auch Hans van der Meulen, mit fünf Achttausendern derzeit der Rekordhalter unter den niederländischen Höhenbergsteigern. Aktuell wäre noch Wilco van Rooijen zu nennen, der sich selbst als „einen der wenigen Profi-Abenteurer in den Niederlanden“ bezeichnet. 2004 erklomm er ohne Atemmaske den Mount Everest. 2008 geriet der 43-Jährige, der übrigens heute Geburtstag feiert (Glückwunsch!), am K 2 in die Schlagzeilen: Van Rooijen überlebte nach Erreichen des Gipfels mit viel Glück die Lawinenkatastrophe, die insgesamt elf Bergsteigern das Leben kostete.

Skiferien im Land ohne Skigebiet

Zurück zum Ausgangspunkt. Die Holländer lieben die Berge. Vielleicht weil kaum ein Land flacher als ihres ist. Und doch gibt es in den Niederlanden Skiferien, als „Frühjahrs-Schulferien“ getarnt. Skifahren kann man in unserem Nachbarland allerdings nur in der Halle, auf Kunstschnee. Es kann den reiselustigen Niederländern also wirklich niemand verübeln, dass es sie in die richtigen Berge zieht. Die geographisch nächsten, die zumindest von der Höhe her diesen Namen verdienen, liegen im Hochsauerland. So misst der bekannteste Hügel des Rothaargebirges, der Kahle Asten, immerhin 842 Meter.


Erste Flocken im Netz

Einsames Sauerland

Genau dort, im Hochsauerland, dem „Himalaya des Rheinlands“, nahm ich jetzt mit meiner Herzallerliebsten eine kleine Auszeit. Großen Sport hatten wir uns nicht auf die Fahne geschrieben. Das Abenteuer bestand eher darin, zwei Tage lang den Alltag auszublenden, eine überschaubare Zeit lang zu wandern, in der Sauna zu entspannen, lecker zu essen und lange zu schlafen.
Gewöhnlich ist die Region, sobald der erste Schnee fällt, fest in holländischer Hand. Davon zeugen die zahlreichen zweisprachigen Schilder „Skiverhuur – Skiverleih“. Schon während unserer ersten Wanderung begann es, kleine Flocken zu schneien, verhalten noch, aber zweifellos die ersten Vorboten des Winters. Auch am zweiten Tag rieselte ein wenig Schnee. Wir liefen und liefen. Aber wir trafen niemanden. Nicht einmal Holländer.


Das sieht doch schon fast nach Winter aus

Vorhut im Restaurant

Als wir auf der Heimfahrt in einem Restaurant einkehrten, saß am Nebentisch immerhin ein Ehepaar aus den Niederlanden. Die Vorhut war also eingetroffen. Inzwischen zeigen die Internet-Kameras im Hochsauerland eine geschlossene Schneedecke. Und ich bin mir ganz sicher: An diesem Wochenende werden die lieben Bergnomaden aus dem Nachbarland dort ihre Zelte auf-, oder vielleicht doch eher ihre Wohnwagen abgestellt haben.

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