Nepalgunj – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Rückreise mit Hindernissen https://blogs.dw.com/abenteuersport/ruckreise-mit-hindernissen/ Sat, 29 Oct 2011 17:57:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=11107

Der Flieger, der nur einmal abhob

Nepal ist immer für eine Überraschung gut. Heute morgen standen wir pünktlich um 6.30 Uhr an der Flugpiste in Juphal, um via Nepalgunj nach Kathmandu zurückzufliegen. Das sollte in zwei Schüben geschehen. Ich gehörte zu den acht Expeditionsteilnehmern, die mit der ersten Maschine das Dolpo-Gebiet verlassen sollten. Nachdem unser Gepäck kontrolliert worden war, sagte ein freundlich lächelnder Polizist: „Heute wird es nur einen Flug nach Nepalgunj geben.“ Wir hielten es für einen Scherz und baten ihn, die Information bloß nicht an unsere Freunde weiterzugeben, die auf den zweiten Flug warteten. Dass es sich nicht um einen morgendlichen Kalauer eines nicht ausgelasteten Polizisten handelte, erfuhren wir, als der Pilot der einmotorigen Propellermaschine, ein baumlanger Neuseeländer, zu uns trat und uns eröffnete: „Zu 80 bis 90 Prozent werde ich heute nicht mehr nach Juphal fliegen. Der Wind frischt bald auf, dann wird es zu gefährlich.“

Fünf Gestrandete

Herbert musste den fünf Zurückbleibenden die schlechte Nachricht überbringen. Angelique, Marianne, Joachim, Michael und Roland waren alles andere als begeistert, möglicherweise eine weitere Nacht im Zelt in Juphal verbringen zu müssen. Doch eine Alternative gab es nicht. Als wir losflogen, hofften wir noch, dass der Fall mit zehn bis 20-prozentiger Wahrscheinlichkeit einträte und wir als komplettes Team in Kathmandu einträfen. Doch diese Hoffnung zerschlug sich. Als wir in Nepalgunj landeten, sagte der Pilot, der Luftraum sei inzwischen gesperrt. Zweimal noch telefonierte Herbert später mit dem Neuseeländer. Zweimal hieß die Botschaft: Kein Flug nach und von Juphal möglich.

Keine Abschlussparty

Banner am Hotel in Kathmandu

So verbringt das Team, das in den vergangenen Wochen so zusammengewachsen ist, die letzte Nacht getrennt: Acht schlafen wie geplant (und frisch geduscht) in Kathmandu, fünf nicht geplant (und wahrscheinlich ungeduscht) in Juphal. Wir Glücklichen, die dem ersten Flug zugeteilt waren, sind traurig, dass wir heute abend mit unseren Freunden nicht auf eine gelungene Expedition anstoßen konnten. Der neuseeländische Pilot hat versprochen, dass er morgen sehr früh die fünf Gestrandeten abholt. Mit ein bisschen Glück erwischen sie dann noch vormittags einen Anschlussflug nach Kathmandu, so dass sie sich vor dem Heimflug nach Europa wenigstens in Ruhe frisch machen könnten. Mehr als Daumen drücken können wir leider nicht. Wir sind halt in Nepal.

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Der Vettel Nepals https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-vettel-nepals/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-vettel-nepals/#comments Mon, 03 Oct 2011 18:40:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10613

Voll beladen

Jedes Land hat seine Automobilsport-Talente. Der Sebastian Vettel Nepals steuerte unseren Kleinbus von Nepalgunj ins nördlich gelegene Surkhet. Der Bus war voll beladen. Innen drängten sich die Expeditionsteilnehmer mit ihren Rucksäcken, auf dem Dach stapelten sich die Packtaschen mit unserer Ausrüstung. Das hinderte den jungen Formel-Nepal-Piloten jedoch nicht daran, kräftig Gas zu geben. Wenn wir Straßensperren des Militärs passiert hatten, bekreuzigte sich der Fahrer, als suche er göttlichen Beistand für seine Raserei. Ich quetschte mich mit Expeditionsleiter Herbert auf der Vorderbank. Nicht angeschnallt, weil die Gurte fehlten. Ich kam mir vor, als befände ich mich in einem Formel-1-Computerspiel, bei dem ich die Geschwindigkeit unterschätze und die Zeche dafür in der nächsten Kurve bezahle.

Sehr gute Zeit

Doch der nepalesische Vettel bewies außerordentliches Talent. Er schien die Strecke wie im Schlaf zu beherrschen. Dass einige Fußgänger zur Seite springen und Fahrradfahrer den Lenker herumreißen mussten, um nicht auf der Kühlerhaube zu landen, schien niemanden aufzuregen – weder die Betroffenen, noch den Fahrer. Je dunkler es draußen wurde, desto schneller raste er auf die nächste Schikane zu, die er anschließend mit traumwandlerischer Sicherheit nahm. Nebenher telefonierte er noch mehrmals mit seinem Handy. Als wir vor dem Hotel in Surkhet hielten, zeigte Pemba, einer der beiden Sherpas in unserem Team, anerkennend auf seine Uhr: „2.45 hours. Very good time!“

Blutsauger

Gut gelandet - Brigitte (r.) und Hans

Dass wir die heutige Nacht in Surkhet verbringen, war vorher nicht geplant. Eigentlich sollten wir von Kathmandu nach Nepalgunj, nahe der indischen Grenze, fliegen und dort übernachten. Doch nach einem sehr ruhigen, einstündigen Flug erwartete uns am vermeintlichen Zielort der besagte Kleinbus. Vielleicht wollte uns die nepalesische Partneragentur des Expeditionsveranstalters ganz einfach das tropische Klima in Nepalgunj ersparen. Surkhet liegt einige hundert Meter höher. Die Luft dort ist nicht ganz so heiß und schwül. Mücken gibt es jedoch reichlich. Und mein Blut scheint ihnen zu schmecken.

Trekking in Sicht

Die drei vom Flughafen: Norbert, Michael, Joachim (v.l.)

Wir sind in einem einfachen, recht sauberen Hotel abgestiegen. Die Nacht wird kurz. Um sechs Uhr früh müssen wir bereits am Flughafen der Kleinstadt sein. Von dort werden wir dann ins nordöstlich gelegene Juphal fliegen, dem Ausgangspunkt unseres Trekkings zum Basislager des Putha Hiunchuli. Natürlich vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Schließlich fliegen die Piloten auf Sicht. Wie unser Busfahrer, der Vettel Nepals.

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