Nordostwand – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Japanern gelingt Coup am Shispare https://blogs.dw.com/abenteuersport/japanern-gelingt-coup-am-shispare/ Fri, 01 Sep 2017 14:30:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37357

Kazuya Hiraide (l.) und Kenro Nakajima

Legt mal die Achttausender-Brille zur Seite! An einem nur unwesentlich niedrigeren Berg im Westen des Karakorum in Pakistan ist zwei japanischen Bergsteigern am 22. August eine außergewöhnliche Besteigung gelungen. Nach Angaben des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) durchstiegen Kazuya Hiraide und Kenro Nakajima als Erste die Nordostwand des 7611 Meter hohen Shispare.  In vier Tagen seien die beiden im Alpinstil durch die 2700 Meter hohe Wand zum Gipfel geklettert und anschließend über den Nordostgrat abgestiegen, hieß es.

Dramatische Rettungsaktion

Neue Japaner-Route auf den Shispare

Vor allem Hiraide ist in der Szene eine bekannte Größe.  Für die erste Durchsteigung der Südostwand des 7756 Meter hohen Kamet in Indien 2008 wurden er und seiner Landsfrau Kei Taniguchi mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet. Taniguchi war die erste Frau, die den „Oscar der Bergsteiger“ erhielt.  Sie starb Ende 2015 im Alter von 43 Jharen bei einem Absturz in Japan.

In Deutschland wird sich vielleicht noch der eine oder andere im Zusammenhang mit Hiraide an eine dramatische Rettungsaktion im Herbst 2010 an der 6812 Meter hohen Ama Dablam im Khumbu-Gebiet erinnern:  Der Japaner und der deutsche Bergsteiger David Göttler waren nach der Durchsteigung der Nordwand über eine neue Route am Nordgrat in Bergnot geraten und hatten um eine Rettung per Hubschrauber gebeten.  Nachdem Göttler bereits sicher ins Tal gebracht worden war, touchierte der Hubschrauber beim Versuch, Hiraide an Bord zu nehmen, den Grat und stürzte ab. Die beiden Piloten kamen uns Leben. Der Japaner wurde einen Tag später von einer anderen Hubschrauber-Crew gerettet.

Viermal auf dem Everest

Am 25. Mai 2017 erreichte Kazuya als Kameramann einer japanischen Expedition exakt an seinem 38. Geburtstag bereits zum vierten Mal in seiner Karriere den Gipfel des Mount Everest. An der Nordostwand des Siebentausenders Shispare hatte sich Hiraide 2007 erstmals versucht,  2012 und 2013 an der Südwestwand. Jetzt wurde er für seine Hartnäckigkeit belohnt.

Todesfall nach Erstbesteigung

Shispare (hinten)

Der formschöne Shispare liegt im Hunza-Tal und ist ein echter Blickfang. Erstmals bestiegen wurde der Berg am 21. Juli 1974 von einer polnisch-deutschen Expedition  über den Nordostgrat.  Zu den sieben Erstbesteigern gehörten neben Leszek Cichy –  dem 1980 zusammen mit Krzysztof Wielicki die erste Winterbesteigung des Mount Everest gelang – auch die beiden Deutschen Hubert Bleicher und Herbert Oberhofer. Die beiden Letztgenannten schafften zwei Jahre später auch die Erstbesteigung des nahe gelegenen 7795 Meter hohen Batura Sar. Der Erfolg am Shispare 1974 wurde von einem Todesfall überschattet: Beim Gipfelversuch einer zweiten Gruppe wurde der deutsche Bergsteiger Heinz Borchers von einer Lawine erfasst und in eine Gletscherspalte geschleudert. Er blieb verschollen.

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Ein Berg, zwei Routen und ein wenig Ärger https://blogs.dw.com/abenteuersport/neue-routen-hagshu-prezelj-fowler/ Wed, 29 Oct 2014 14:09:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27623 Neue Routen auf den Hagshu: links die der Briten, rechts die der Slowenen

Neue Routen auf den Hagshu: links die der Briten, rechts die der Slowenen

Das kommt nicht allzu häufig vor. Innerhalb weniger Tage eröffneten Topkletterer aus Slowenien und Großbritannien zwei anspruchsvolle neue Routen an einem formschönen Sechstausender im indischen Himalaya.  Der 6515 Meter hohe Hagshu liegt im Distrikt Kishtwar in der Krisenregion Kaschmir. Die Slowenen Marko Prezelj, Luka Lindic und Ales Cesen erreichten am 30. September den Gipfel, nachdem sie als Erste die Nordwand durchstiegen hatten. Die Briten Mick Fowler und Paul Ramsden eröffneten eine neue Route durch die vorher ebenfalls noch nicht gekletterte Nordostwand und standen am 6. Oktober auf dem höchsten Punkt.

Schwarzer Peter beim IMF

Ales Cesen in der Nordwand

Ales Cesen in der Nordwand

Eigentlich hatten sich Fowler und Ramsden ebenfalls die Nordwand vorgenommen und dafür auch eine Genehmigung des indischen Bergsteiger-Verbands IMF.  Doch der hatte auch den Slowenen grünes Licht gegeben, ohne dass die beiden Expeditionen von den Plänen des jeweils anderen wussten. Als Fowler und Ramsden am Hagshu eintrafen, waren Prezelj, Lindic und Cesen bereits akklimatisiert und auf der Nordwand-Route zugange. Die beiden Briten wichen auf die Nordostwand aus. Nach ihrer Rückkehr vom Gipfel besuchten sie die slowenischen Bergsteiger in deren vorgeschobenem Basislager. „Sie waren sichtlich enttäuscht und verärgert, dass wir vor ihnen „ihre“ Route erklommen hatten“, schreibt Prezelj in seinem Expeditionsbericht. Man sei sich aber einig gewesen, dass die Schuld beim IMF liege, wo offenbar eine Hand nicht wisse, was die andere tue. Die Wut der Briten scheint inzwischen weitgehend verraucht zu sein. „Unsere Durchsteigung der Nordostwand erwies sich als erfreulich denkwürdig, und sorgte in Verbindung mit der Überschreitung des Bergs für einen netten Sechs-Tages-Ausflug“, ließ Fowler wissen.

Vier Besteigungen auf vier Routen

Auf dem Gipfelgrat des Hagshu

Auf dem Gipfelgrat des Hagshu

Der Hagshu wurde 1989 von den Polen Pawel Jozefowicz and Dariusz Zaluski erstmals bestiegen – allerdings ohne Genehmigung. Die erste „legale“ Besteigung gelang eine Woche später einem britischen Team um Robin Beadle. Später wurde die Bergregion wegen des Konflikts mit Pakistan um Kaschmir für ausländische Bergsteiger gesperrt. 2010 gab die indische Regierung mehr als hundert Gipfel im Bundesland Jammu und Kaschmir wieder zur Besteigung frei, darunter auch den Hagshu. „Wenige Berge haben eine so kuriose Besteigungsgeschichte”, findet Mick Fowler. „Bis jetzt gab es nur vier Gipfelerfolge, zwei innerhalb weniger Tage 1989 und auch zwei innerhalb weniger Tage 25 Jahre später. Und alle auf verschiedenen Routen.“

Fowler und Ramsden sind seit vielen Jahren ein eingespieltes Bergteam. 2003 und 2013 wurden die beiden Briten mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar“ der Bergsteiger.  Den erhielt 1992 auch der Slowene Marko Prezelj. Mal sehen, ob die Jury bei der nächsten Piolet d’Or-Auflage eine der Erstbegehungen am Hagshu für preiswürdig hält. Oder sogar beide?

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