Nordpol – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Der Rücken stoppt Fiennes am Aconcagua https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-ruecken-stoppt-fiennes-am-aconcagua/ Thu, 19 Jan 2017 16:32:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34785 Ranulph Fiennes am Aconcagua

Ranulph Fiennes am Aconcagua

Er wird doch wohl nicht alt werden. Sir Ranulph Fiennes hat Rücken. Großbritanniens bekanntester Abenteurer musste Anfang der Woche mit dem Rettungshubschrauber vom Aconcagua ausgeflogen werden. Am höchsten Berg Südamerikas hatte den 72-Jährigen sein Rücken derart geschmerzt, dass er den Aufstieg zum höchsten Punkt auf 6962 Metern nicht fortsetzen konnte. „Mir fehlten nur noch ein paar Stunden bis zum Gipfel“, sagte Fiennes. „Ich bin sehr frustriert. Aber ich habe gelernt, dass man in meinem Alter Schmerzen nicht mehr einfach ignorieren kann.“

Über die Pole und Gipfel

Fiennes wollte den Aconcagua im Rahmen eines Projekts besteigen, das er „The Global Reach Challenge“ (Herausforderung globale Reichweite) getauft hat. Der Brite will der Erste werden, der nicht nur den arktischen Ozean und die Antarktis durchquert, sondern auch noch die „Seven Summits“ bestiegen hat, die höchsten Berge aller Kontinente. Für diese Sammlung fehlen ihm neben dem Aconcagua noch der Denali (6194 Meter) in Alaska und die Carstensz-Pyramide (4884 Meter) in Indonesien. Über sein Projekt wirbt Fiennes um Spenden für die britische Hilfsorganisation „Marie Curie“, die sich um Todkranke und ihre Familien kümmert.

Neues Hindernis

Aconcagua

Aconcagua

Der Brite will nun erst einmal nach Hause zurückkehren und sich gründlich untersuchen lassen, bevor er irgendetwas Neues unternimmt. „Ein neues Hindernis, mit dem ich mich auseinandersetzen muss, ist, dass die Dinge nicht mehr sind, wie sie einmal waren“, räumt der Abenteurer ein: „Bei gleichem Trainingsaufwand kann der Körper nicht mehr Gleiches leisten, deshalb ist der Erfolg keineswegs mehr garantiert.“

Schwer zu bremsen

Seinem Körper hat Sir Ranulph Fiennes, der wegen seiner zahlreichen Expeditionen und Wohltätigkeitsaktionen 1993 zum Ritter geschlagen wurde, viel abverlangt. Als erster Mensch erreichte er 1982 (gemeinsam mit dem 2002 verstorbenen Charles Burton) beide Pole auf dem Landweg. Fiennes umrundete die Erde entlang des Nullmeridians. 2003 absolvierte er – nur vier Monate nach einer Bypass-Operation – innerhalb von sieben Tagen auf sieben Kontinenten sieben Marathonrennen über die volle Distanz. 2009 bestieg Fiennes als 65-Jähriger den Mount Everest. Anfang 2013 musste er beim Versuch, die Antarktis erstmals im Winter zu durchqueren, gerettet werden, weil er sich Erfrierungen zugezogen hatte. Ein weiterer für diesen Winter geplanter Versuch wurde vom britischen Außenministerium nicht genehmigt.  Dieser Mann ist nur schwer zu bremsen.

P.S. Bevor ihr jetzt anfangt zu googeln: Sir Ranulph Fiennes ist ein Cousin dritten Grades der britischen Schauspieler Ralph und Joseph Fiennes.

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Ulrich bricht Solo-Arktisexpedition ab https://blogs.dw.com/abenteuersport/thomas-ulrich-bricht-solo-arktisexpedition-ab/ Tue, 21 Apr 2015 18:15:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29041 Thomas Ulrich vor wenigen Tagen

Thomas Ulrich vor wenigen Tagen

Der Mann hat mich vor sechs Jahren zum Nordpol geführt. Ich habe Thomas Ulrich also viel zu verdanken. Der 47 Jahre alte Abenteurer aus der Schweiz erwies sich damals bei unserer Last-Degree-Expedition als ein umsichtiger und motivierender Expeditionsleiter. Auch in diesem Jahr führte Thomy wieder eine Gruppe auf Skiern, Schlitten hinter sich her ziehend, die letzten knapp 120 Kilometer vom 89. Breitengrad zum Nordpol. Vor einer Woche erreichten sie 90 Grad Nord. Im Gegensatz zu 2009 flog Ulrich diesmal jedoch nicht mit den anderen Expeditionsteilnehmern im Hubschrauber zurück zur russischen Eisstation „Barneo“. Thomy wollte alleine und ohne Unterstützung von außen Richtung kanadisches Festland ziehen. Sein Ziel: Ward Hunt Island, 800 Kilometer vom Nordpol entfernt. 30 bis 40 Tage hatte er für die Strecke einkalkuliert, die bisher nur von seinem norwegischen Freund und früherem Expeditionspartner Borge Ousland als Sologänger gemeistert worden war. Doch nach wenigen Tagen machte Ulrich wieder kehrt.

Zwei Meter zwischen Leben und Tod

Trotz Whiteout und Sturm sei er anfangs gut vorangekommen, auch, weil er ein Zugsegel habe einsetzen können, teilte sein Schweizer Freund und Geschäftspartner Hans Ambühl mit. In den ersten drei Tagen habe Thomy 80 Kilometer geschafft. Er habe dabei allerdings auch mehrere kritische Situationen überstehen müssen. So habe sich in einer Nacht nur zwei Meter von seinem Zelt entfernt plötzlich eine große Wasserrinne geöffnet. Zwei Meter zwischen Leben und (höchstwahrscheinlich) Tod. Thomy sei bewusst geworden, dass er im Gegensatz zu früheren Expeditionen nicht mehr bereit sei, „ein unlimitiertes Risiko“ einzugehen. „Aus dieser inneren Veränderung folgte auch, dass die erlebte Freude und Befriedigung für Thomas die unvermeidliche physische und psychische Qual nicht mehr aufwiegt“, schreibt Hans. Es erfordere eine große Portion Mut und „Klarsicht“, sich so zu entscheiden

Sein Traum: Solo durch die Arktis

Thomy will über die Eisstation Barneo in die Schweiz zurückkehren. Ursprünglich hatte er die Solo-Expedition als Testlauf für ein noch größeres Projekt 2016 angesehen: die Durchquerung der gesamten Arktis von Russland über den Nordpol nach Kanada. Ob er diesen großen Traum nach den Erfahrungen der vergangenen Woche nun ad acta legt? 2006 war ein erster Versuch schon kurz nach dem Start vom russischen Festland gescheitert. Ulrich war damals mit einem Hubschrauber von einer Eisscholle gerettet worden. „Scheitern ist möglich. Ich will es nicht“, schreibt Thomy über sein „Transarctic Solo 2016“. „Dennoch muss es einen Plan geben, was im schlimmsten aller möglichen Szenarien zu tun ist, einen Notfall- und Rettungsplan, für mich, für mein Team zuhause, für Rettungskräfte, für meine Familie. Verantwortung bedeutet, sich auch mit Szenarien zu beschäftigen, von denen man nicht will, dass sie real werden.“ Dass er verantwortungsbewusst Entscheidungen treffen kann, hat Thomas Ulrich nun schon ein Jahr vorher bewiesen.

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Der deutsche Forrest Gump https://blogs.dw.com/abenteuersport/robby-clemens-der-deutsche-forrest-gump/ Tue, 03 Feb 2015 16:13:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28249 Robby Clemens bei seinem "World Run" 2007

Clemens bei seinem „World Run“ 2007

Forrest-Gump-Darsteller Tom Hanks hat versprochen, ein Stück mitrennen, die laufbegeisterte US-Sängerin Pink ebenfalls. Robby Clemens hat schon mit seiner Ankündigung, vom Nordpol ingesamt 25.000 Kilometer weit bis zum Südpol zu laufen, für Schlagzeilen gesorgt. Im April will der 53-Jährige vom Nordpol aus mit Skiern und Schlitten aufbrechen. Der erfahrene Norweger Borge Ousland soll ihn zunächst durch die Arktis bis an die Südspitze Grönlands führen.Von dort will Robby nach Kanada fliegen, um anschließend Nord- und Südamerika laufend zu durchqueren. Dort wird ihn sein Team mit dem Auto begleiten. Wenn alles so klappt, wie es sich der Langstreckenläufer aus Höhenmölsen in der Nähe von Leipzig vorstellt, wird er nach etwa zwei Jahren am Südpol eintreffen. 2007 umrundete Clemens laufend die Welt, in 311 Tagen über mehr als 13.000 Kilometer durch 27 Länder auf vier Kontinenten. Über 30 Paar Schuhe hat er dabei verschlissen. Die Nase vom Laufen hatte er danach immer noch nicht voll, ganz im Gegenteil. Ich habe mit Robby darüber gesprochen, was ihn antreibt. Lest (und hört) selbst:

Robby, man nennt dich den deutschen Forrest Gump. Warum?

Weil ich immer unheimlich viel laufe. Wobei diese Passion bei mir ziemlich spät gekommen ist. Aber jetzt eben umso mehr. Für mich ist Laufen ein Lebenselixier. Deshalb betrachte ich es nicht als Anstrengung, sondern ich genieße einfach jeden Meter, den ich unterwegs sein darf. Deshalb erweckt es den Anschein, dass ich extrem bin. Forrest Gump ist ja auch ständig unterwegs gewesen. Und deshalb assoziiert man das einfach mit mir.

Robby Clemens

Robby Clemens

Und du hast auch wie Gump einen Lebenslauf mit gewissen Brüchen.

1986, zu DDR-Zeiten habe ich mich selbständig gemacht. Ich übernahm von einem alten Klempner-Meister einen Betrieb. Dann kam die Wende. Wir expandierten, ich hatte über 100 Beschäftigte und war einer der größten Arbeitgeber in der Region. In Leipzig gab es jemand, der große Aufträge erteilte, der hieß [Jürgen] Schneider. Das Ende vom Lied war die erste Milliardenpleite für ihn und für uns eine Millionenpleite. 2,2 Millionen D-Mark waren weg. Ich habe meine Eltern überredet, für diese Schulden zu bürgen. Wir sind dann völlig abgestürzt. Die totale Pleite. Meine Eltern haben durch mich alles verloren. Das muss man sich mal vorstellen: Ich hatte 40 Jahre Arbeit meiner Eltern vernichtet. Trotzdem standen sie immer hinter mir.

Ich wollte das alles vergessen machen und begann zu trinken. Immer mehr, ich wurde süchtig. Nebenbei rauchte ich noch drei, vier Schachteln Zigaretten. Ich wog 125 Kilo. Mein Hausarzt sagte mir eines Tages: Wenn du weiter so viel säufst, wirst du krepieren. Das hat irgendetwas in mir ausgelöst. Ich habe mir Laufschuhe gekauft und bin losgerannt. Ich dachte, ich laufe im heimischen Stadion eine Runde. Doch ich habe nicht einmal eine halbe geschafft. Aber dann bin ich jeden Morgen wieder dorthin gegangen und bin gerannt. Mit dem Loslaufen habe ich auch aufgehört zu trinken. Kein Tropfen Alkohol mehr, keine Zigarette. Nach einem Dreivierteljahr wog ich nur noch 80 Kilogramm. Entscheidender aber war, dass ich wieder denken konnte. Ich habe mir mit dem Laufen Träume erfüllt: erst kleine, ein Fünf-Kilometer-Lauf, dann zehn Kilometer, Halbmarathon und dann nach zwei Jahren ein Marathon. Als ich damals in Hannover den Zielstrich erreichte, habe ich geheult. Es war ein Wahnsinnserlebnis. Das Laufen hat mir ein neues Leben geschenkt.

Robby Clemens: Wie ich zum Läufer wurde

Du bist dann 2007 um die Welt gerannt, insgesamt über 13.000 Kilometer weit. Wurde damals die Idee geboren, auch von Nord nach Süd zu laufen?

Bei der Weltumrundung selbst noch nicht. Aber du erreichst das Ziel völlig glücklich und bemerkst plötzlich: Das Rennen war ja schön, aber wie schaffe ich es jetzt, auch mental anzukommen. Die psychologische Bedeutung des Ankommens hatte ich total unterschätzt. Bei so einer Tour sind 80 Prozent Kopf und nur 20 Prozent Körper. Ich brauchte professionelle Hilfe, um aus diesem Loch wieder herauszukommen. Ich war völlig am Boden. Nach vielen Gesprächen mit einer Sportpsychologin war klar: Ich brauche ein neues Ziel. Um die Erde herum war ich schon gelaufen. Jetzt also von Nord nach Süd. Das war das neue Ziel, das mich sehr schnell aus dieser psychologischen Misere herausgebracht hat.

2007 in Indien

Immer schön schlurfen

Wie schafft der Körper das, wenn man – abgesehen von den Strecken im ewigen Eis – jeden Tag einen Marathon laufen will?

Ich bin immer noch ein Amateur. Ich versuche aber zumindest, meinen Körper jedes Mal besser kennenzulernen. Bei so einer Tour verschiebst du ja deine psychologische und physische Leistungsgrenze immer um ein Stück weiter. Für mich ist aber entscheidend, dass ich nicht Kilometer zähle und nicht auf die Uhr sehe. Stattdessen rede ich mit den Leuten an der Strecke, genieße die Landschaft. Selbst an einem tristen, grauen Tag ist es für mich ein absoluter Wahnsinn, dort laufen zu dürfen. Deshalb ist es für mich keine Anstrengung, sondern nur ein gelebter Traum.

Entscheidend ist natürlich auch der Laufstil. Die so genannte Prallkraft entsteht, wenn du beim Laufen abhebst und dann wieder mit dem Fuß aufkommst. Jemand hat mal gemessen, dass sich bei einem Marathon diese Prallkraft auf ein paar Tonnen summiert. Die möchte ich nicht kompensieren müssen. So entstehen Verletzungen. Ich versuche, so wenig wie möglich von der Erde abzuheben, eher zu schlurfen, zwischen sieben und neun Stundenkilometer schnell. Und ich mache keine großen raumgreifenden Schritte. Dieser sehr effektive Laufstil minimiert die Verletzungsgefahr.

Robby Clemens: So minimiere ich die Verletzungsgefahr

Trotzdem werden die Gelenke und Bänder extrem belastet, wenn du jeden Tag läufst. Wie groß ist die Gefahr, dass du an einen Punkt kommst, wo die Schmerzen so groß sind, dass du aufhören musst?

Man sollte auf seinen Körper hören. Und der signalisiert: Kollege, das war zu viel, tritt mal kürzer! Natürlich rennt man in diesem Augenblick weiter, aber zwei, drei Tage später stellt sich eine Entzündung ein, am Schienbeinmuskel, von allen Läufern gefürchtet, oder an der Achillessehne. Dann weißt du: Hätte ich lieber mal auf meinen Körper gehört! Hast du aber nicht, also musst du es ausbaden und zwei oder drei Tage Pause machen. Mittlerweile habe ich die Abläufe so verinnerlicht, dass ich genau weiß, wann ich kürzer treten muss. Ich nehme keine chemischen Medikamente. Das passt für mich mit der Ausdauerleistung nicht zusammen. Ich versuche, mit ganz normalen Mitteln die Entzündungen in den Griff zu bekommen.

Ernährst du dich auf besondere Weise?

Im Training schon, aber wenn ich unterwegs bin, überhaupt nicht. Das geht nicht. Du musst dich dann von dem ernähren, was du hast. Da kann es passieren, dass du monatelang nur gekochten Reis, Nudeln oder Kartoffeln isst. Ich bin ja nicht auf einer kulinarischen Reise, sondern ich will mein Ziel erreichen. Ich will vom Nordpol loslaufen und, sofern es klappt, nach zwei Jahren den Südpol erreichen. Es ist wie beim Auto: Tankdeckel auf, Benzin rein, weiterfahren. So stopfe ich mir Kohlenhydrate in den Mund und weiß: Das reicht, und ich kann weiterlaufen.

Robby Clemens: Besondere Ernährung?

Das Laufen auf dem Eis ist für dich aber auch Neuland.

Völliges Neuland. Wir trainieren das schon eine ganze Zeit lang. Ich umgebe mich Leuten, die sich in dem Gebiet auskennen, z.B. aus Norwegen. Sie geben mir Ratschläge, wie ich trainieren muss, wenn ich den Pulka [Schlitten] ziehen will, welche Ski ich nehmen, welche Sachen ich anziehen sollte.

2007 am Taj Mahal

2007 am Taj Mahal

Leute, die extrem unterwegs sind, wissen, dass es hauptsächlich Kopfsache ist. Du musst dich immer wieder motivieren, den inneren Schweinehund überwinden. Gibt es nicht auch einmal einen Hänger, wenn man zwei Jahre lang unterwegs ist?

Das kann schon sein. Aber genau das sind die Dinge, die ich seit zwei Jahren mit der Sportpsychologin Tanja Schuck in Leipzig trainiere. Wie komme ich über den Hänger hinweg? Etwa durch Visualisieren. Ich halte mich gerne an der Ostsee auf. Deshalb habe ich auf meinem MP3-Player Geräusche von der Ostsee, die ich dann abspiele. In Kanada oder den USA, wo es nicht mehr so sehr auf das Gewicht ankommt, habe ich Düfte dabei, z.B. von einer Meeresbrise, wie an der Ostsee. So visualisiere ich selbst in den schwierigsten Situationen schöne Momente, an die ich nur positive Erinnerungen habe. Mit diesen psychologischen Mitteln, die ich mir erarbeitet habe, können schlechte Tage wieder zu guten werden.

Ist es für deine Familie kein Problem, wenn du zwei Jahre lang weg bist?

Im Endeffekt trenne ich mich nicht von der Familie. Bei der Weltumrundung ging es nicht anders. Aber jetzt begleitet mich ab und zu meine Frau. Natürlich nicht in den gefährlichen Regionen, am Nordpol und in Grönland, aber ab Kanada. Sie wird drei, vier Monate dabei sein und dann wieder einen Monat zu Hause nach dem Rechten sehen. Mein Sohn gehört sowieso zum Team und ist öfter dabei. Sogar meine bald sieben Jahre alten Enkel werden ein Stück mit mir rennen. Wir sind als Familienunternehmen unterwegs. Das gibt mir die Kraft, dies zu tun. Ich habe ganz liebe Menschen um mich, die im Endeffekt ein bisschen Heimat suggerieren.

Robby Clemens: Wir sind ein Familienunternehmen

P.S. 2012 lief der Australier Pat Farmer als erster Mensch vom Nord- zum Südpol, in neun Monaten, auf einer anderen, etwas kürzeren Route als jener, die Clemens jetzt plant. Wenn Robby aufbricht, werde ich immer wieder mal Kontakt zu ihm aufnehmen und über seinen Lauf zwischen den Polen berichten.

Update 4.2: Robby Clemens hat mich heute darüber informiert, dass er den Start seines Projekts „Zu Fuß vom Nordpol zum Südpol“ um ein Jahr auf April 2016 verschoben hat. Diese Entscheidung sei gestern gefallen. Gründe seien vor allem organisatorische.

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Franklins Schiff gefunden https://blogs.dw.com/abenteuersport/franklins-schiff-gefunden/ Thu, 11 Sep 2014 12:06:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27275 Schiffswrack der Franklin-Expedition

Schiffswrack der Franklin-Expedition

Das Rätsel Nordwestpassage“. Als Junge habe ich dieses Buch aus der Feder von Kurt Lütgen verschlungen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch immer in meinem Elternhaus in einer Holzkiste mit den Lieblingsbüchern meiner Kindheit schlummert. Ich war fasziniert und tief beeindruckt von all diesen frühen Abenteurern, die sich auf die Suche nach dem Seeweg vom Atlantik nach Norden durch die Arktis Richtung Pazifik gemacht hatten. Vor allem von John Franklin. Wahrscheinlich weil seine dritte und letzte Arktis-Expedition so tragisch endete und viele Fragenzeichen hinterließ. Ein Rätsel ist jetzt gelöst.

Tragisches Ende

Vor knapp 170 Jahren gesunken

Vor knapp 170 Jahren gesunken

Am 19. Mai 1845 stechen der britische Polarforscher und die rund 130 Mitglieder seiner Mannschaft von England aus in See. Zwei Jahre später, als die Nachrichten ausbleiben, kommen erste Zweifel auf, ob die Expeditionsmitglieder noch leben. Suchexpeditionen werden auf die Beine gestellt, geraten teilweise selbst in Not, finden zunächst keine Spur von Franklin und Co. Dann aber werden die ersten Gräber entdeckt. Inuit erzählen von Briten, die tief verzweifelt nach Süden wanderten und allesamt verhungerten. Auch Fälle von Kannibalismus soll es gegeben haben. Unter einem Steinhaufen taucht eine Botschaft der Franklin-Crew von 1847 auf: Die Schiffe „Erebus“ und „Terror“ seien im Spätsommer 1846 im Eis stecken geblieben. Franklin sei im Juni darauf gestorben. Die 105 Crew-Mitglieder, die zu diesem Zeitpunkt noch lebten, brächen jetzt Richtung Süden auf. Kein Wunder, dass mir diese Geschichte damals eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

Und wer sucht nach Amundsen?

Roald Amundsen

Roald Amundsen

Jetzt haben kanadische Forscher in einer Meerenge vor der King-William-Insel das Wrack eines der beiden Franklin-Schiffe geortet und von einem ferngesteuerten U-Boot aus Bilder gemacht. Kanadas Premier Stephen Harper ließ es sich nicht nehmen, den Sensationsfund zu verkünden. Eines der größten Rätsel in der Geschichte Kanadas sei gelöst, sagte Harper. Die Franklin-Expedition habe seinerzeit „die Grundlage Kanadas für staatliche Souveränität in der Arktis“ gelegt. Nachtigall, ick hör dir trapsen! Kanada trommelt, weil es an die Rohstoffe am Pol will. Das wollen andere Nationen auch, Russland, die USA, Dänemark – und Norwegen. Vielleicht sollten die Norweger auch mal wieder nach dem Flugzeug von Roald Amundsen suchen. Der Abenteurer, der 1911 als erster Mensch den Südpol erreicht hatte, kehre 1928 von einem Flug zum Nordpol nicht mehr zurück. Amundsen kam im Lieblingsbuch meiner Kindheit natürlich auch vor: als der Erste, der – 1903 bis 1906 mit seinem Schiff Gjøa – die Nordwestpassage meisterte.

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Olympisches Feuer geht auf Abenteuerreise https://blogs.dw.com/abenteuersport/olympischer-fackellauf-nordpol-elbrus/ Thu, 19 Sep 2013 13:52:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23289

Junges Eis am Nordpol

Das olympische Feuer muss frieren. Noch nicht in Griechenland, wo es am 6. Oktober in den antiken Anlagen von Olympia für die Winterspiele 2014 in Sotschi entzündet wird, aber schon recht bald nach der Ankunft in Russland. Noch im Oktober wird ein von einem Atomreaktor angetriebener Eisbrecher die Fackel zum Nordpol chauffieren, von wo aus einige Läufer sie dann entlang der Rinne ein Stück weit tragen sollen. Mit dieser und anderen Stationen des Fackellaufs werde die „Schönheit Russland allen Russen und dem Rest der Welt“ präsentiert, sagt Dmitri Tschernyschenko, Chef des Organisationskomitees der Spiele in Sotschi. Der Nordpol ist nach russischer Lesart also bereits eingemeindet – auch wenn völkerrechtlich gesehen keineswegs klar ist, ob und welcher der Arktis-Anrainerstaaten Anspruch auf die unter dem Pol vermuteten riesigen Öl- und Gasvorräte hat.

Bewaffnete Polizisten im Hochlager

Dass der olympische Fackellauf für politische Zwecke missbraucht wird, kommt  immer wieder vor. So ließen Chinas Machthaber vor den Spielen in Peking 2008 die Flamme sogar auf den Mount Everest schleppen, um zu demonstrieren, dass der höchste Berg und damit auch das seit 1951 besetzte Tibet zum Reich der Mitte gehören. Der Everest wurde damals für andere Bergsteiger gesperrt. Unabhängige Augenzeugen der olympischen Erleuchtung auf dem höchsten aller Gipfel gab es daher nicht. Um Ärger mit China zu vermeiden, schickte Nepal auf seiner Seite des Bergs bewaffnete Polizisten bis hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern, die aufpassten, dass niemand weiter aufstieg.

Zwei Everest-Besteiger als Fackelträger

Auch beim bevorstehenden Fackellauf für die Winterspiele 2014 ist ein Berg mit eingeplant, der allerdings frei jeder politischen Brisanz ist. Anfang Februar soll die Flamme auf dem Elbrus brennen, dem mit 5642 Metern höchsten Berg Europas. Fackelträger werden zwei Bergsteiger aus der russischen Republik Kabardino-Balkarien sein, in der der Elbrus liegt: Abdul-Halim Olmezov und Karina Mezova. Beide haben schon auf dem Mount Everest gestanden, Olmezov 2009, Mezova 2011. Die 30-Jährige ist ein Blickfang auf Expeditionsbildern, die sonst meist von bärtigen Männern mit fettigen Haaren dominiert werden. Und Karina hat bereits einmal eine Flamme auf dem Elbrus entzündet – für die Kaukasusspiele 2012, wie ihr hier sehen könnt:

 

P.S. Die Eisfläche um den Nordpol ist nach Angaben von US-Forschern am Ende der sommerlichen Schmelzperiode 5,1 Millionen Quadratkilometer groß. 2012 war der Minusrekord von 3,4 Millionen Quadratkilometern verzeichnet worden. Der neue Wert bedeute „allerdings keine Trendwende“, sondern reihe sich „vielmehr in die geringen Werte der letzten Jahre ein und bestätige die langfristige Abnahme der arktischen Meereisdicke“, heißt es beim Alfred-Wegener-Institut in Wilhelmshaven.

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Schlechte Zeiten für Nordpol-Abenteurer https://blogs.dw.com/abenteuersport/schlechte-zeiten-fur-nordpol-abenteurer/ Sun, 20 Jan 2013 10:14:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19161

Wie lange noch zum Nordpol?

Der Südpol hat aus Abenteurer-Sicht einen bedeutenden Vorteil gegenüber seinem Bruder im Norden. Selbst wenn die Eiskappe der Antarktis eines Tages komplett abschmelzen sollte, könnte man 90 Grad Süd noch zu Fuß erreichen. Unter dem Nordpol-Eis verbirgt sich dagegen kein Land, sondern nur Wasser, vier Kilometer tief. Verschwindet die eisige Auflage, könnte der nördlichste Punkt der Erde nur noch per Boot oder Flugzeug erreicht werden. Noch ist es nicht so weit, doch der Trend geht eindeutig in diese Richtung. Seit drei Jahren gelangte niemand mehr von Land aus zum Nordpol. Immerhin gelang es im Juli 2012 dem Esten Timo Palo und dem Norweger Audun Tholfsen noch, in Gegenrichtung, also vom Pol aus, auf Skiern und mit Kajaks Spitzbergen zu erreichen. Für 2013 haben bereits einige Abenteurer ihre Expeditionen abgesagt – wegen der schlechten Eisverhältnisse in der Arktis. 

In erbärmlichem Zustand

„Schweren Herzens verschieben wir unsere geplante Nordpol-Expedition 2013, weil das arktische Eis in einem erbärmlichen Zustand ist“, teilen die beiden Iren Clare O’Leary und Mike O’Shea mit. „Gründe sind erstens die größte Eisschmelze aller Zeiten und zweitens ein heftiger Sturm aus dem Baltikum, der das Eis in der ersten Phase des Zufrierens aufgebrochen hat.“ Auch der Brite Tim Williamson blies seine angekündigte Nordpol-Expedition ab, unter Verweis auf die schwierigen Eisbedingungen.

Jung und dünn

Junges Eis

Im vergangenen September war die arktische Eisfläche nach Angaben von US-Forschern auf das Rekordtief von 3,61 Millionen Quadratkilometer abgeschmolzen. Damit war sie nur noch halb so groß wie 1979, als die regelmäßigen Messungen begannen. „Die Eisdecke des Arktischen Ozeans verändert sich seit einigen Jahren grundlegend. Dickes, mehrjähriges Eis sucht man mittlerweile fast vergebens“, sagt Marcel Nicolaus, Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. „Stattdessen besteht die Eisdecke heutzutage zu mehr als 50 Prozent aus dünnem einjährigen Eis, auf dem sich Schmelzwasser besonders großflächig ausbreitet.“ Und unter diesen Tümpeln schmilzt das Eis sogar noch schneller ab. Nordpol-Expeditionen auf Skiern sind wohl ein Auslaufmodell. Der Klimawandel lässt grüßen.

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Schrumpf-Eis am Nordpol https://blogs.dw.com/abenteuersport/schrumpf-eis-am-nordpol/ Wed, 29 Aug 2012 14:12:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16421

Schwindende Schönheit

Wenn das so weitergeht, verschwindet bald eine eisige Spielwiese für Abenteurer. Nach Angaben des Schnee- und Eisdatenzentrums der USA (NSIDC) schrumpfte das Eis um den Nordpol in diesem Sommer auf eine Fläche von nur noch 4,1 Millionen Quadratkilometer. Ein neuer Minusrekord. Freuen werden sich darüber wahrscheinlich nur die Vertreter der Rohstoffindustrie, die seit Jahren mit den Hufen scharren, weil unter dem Nordpol riesige Öl- und Gasvorräte vermutet werden. Mich machen die Zahlen dagegen nachdenklich und traurig. Ich erinnerte mich daran, dass ich vor meiner Last-degree-Expedition zum Nordpol 2009 mit Professor Rüdiger Gerdes über das Problem der arktischen Eisschmelze gesprochen hatte. Der Mann ist Experte für Meereis am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Zeit nachzuhaken.

Herr Professor Gerdes, US-Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Eisfläche um den Nordpol in diesem Sommer so klein ist wie noch niemals zuvor. Müssen bei uns jetzt die Alarmglocken schrillen?

Na ja, es ist ein Zeichen dafür, dass wirklich etwas vorgeht mit dem Klimasystem. Dieser Rückgang – genauso  wie der starke Rückgang des Eises in den vorausgegangenen Jahren – kann nicht durch natürliche Ursachen erklärt werden. Es gibt einen äußeren Antrieb, das ist der Temperaturanstieg, der durch die Treibhausgase bedingt ist. Es gibt auch natürliche Ursachen, aber zum großen Teil ist es der Treibhausgas-Effekt, und insofern muss uns das schon beunruhigen.

Prof. Gerdes: Grund zur Beunruhigung

Professor Rüdiger Gerdes, Meereis-Experte

Kann man sagen, dass wir in der Arktis den Wettlauf gegen den Klimawandel verlieren?

Insofern, dass wir wahrscheinlich nicht wieder zu solchen Verhältnissen zurückkehren wie wir sie noch vor 20 Jahren hatten. Das halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Das Eis wird sich nicht so stark erholen, sondern voraussichtlich weiter abbauen, weil der Temperaturanstieg weitergeht. Kurzfristig kann sich das Eis zu einem gewissen Grad erholen, aber langfristig ist der weitere Rückgang wohl unvermeidlich.

Das heißt, wir müssen uns damit abfinden, dass das Gebiet um den Nordpol irgendwann einmal im Sommer eisfrei sein wird?

Es wird eventuell gewisse Reste von Eis geben, auch im Sommer. Aber wenn Sie sich schon jetzt eine Karte der Eisverteilung angucken, dann sehen Sie, dass wirklich weite Teile der Arktis eisfrei sind. Der ganze westliche Teil, außer nördlich des kanadischen Archipels, ist völlig eisfrei. Südlich von 80 Grad Nord ist praktisch überhaupt kein Eis mehr. Und in weiten Teilen sieht es aus, als würde es sich in den nächsten zwei, drei Wochen noch bis 85 Grad Nord zurückziehen.

Vergängliche Pracht

Bisher ging man davon aus, dass die Arktis in einem Zeitraum irgendwann zwischen 2040 und dem 22. Jahrhundert im Sommer komplett eisfrei sein würde. Muss man den Termin jetzt vorverlegen?

 Man kann keinen genauen Zeitpunkt nennen. Es gibt ja auch natürliche Temperaturschwankungen. Außerdem wissen wir nicht genau, wie sich die Wirtschaft, die Technik, die Bevölkerung und deren Nutzung von Energie entwickeln werden – deswegen auch der lange Bereich zwischen 2040 und dem 22. Jahrhundert. Das waren übrigens Modelle, die zu dem vorherigen Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change – Internationaler Ausschuss zum Klimawandel der Vereinten Nationen) beigetragen haben. Es gibt eine neue Runde von Modellrechnungen für den nächsten IPCC-Bericht. Jetzt werden die Zahlen etwas näher heranrücken an 2012.

Prof. Gerdes: Tendenz zu größeren Extremen

Die Arktis gilt als Fieberthermometer des Erdklimas. Was bedeutet das immer schnellere Abschmelzen des Arktis-Eises für die gesamte Welt?

Wenn das Eis jetzt großflächig verschwindet und der Ozean dadurch auch die Gelegenheit hat, während der Sommermonate ordentlich Wärme aufzunehmen, hat das natürlich Auswirkungen auf das gesamte Klima. Es gibt zum Beispiel Hinweise aus Beobachtungen und Modellrechnungen, dass wir im Gegensatz zu den hier bisher üblicherweise vorherrschenden westlichen Winden vermehrt nord-süd-gerichtete Winde haben werden. Das bedeutet, dass diese Winde entweder sehr kalte Luft zu uns transportieren oder auch sehr warme Luft – also eine gewisse Tendenz zu größeren Extremen. 

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Großes Abenteuer – zum Tod von Neil Armstrong https://blogs.dw.com/abenteuersport/ein-groses-abenteuer-%e2%80%93-zum-tod-von-neil-armstrong/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ein-groses-abenteuer-%e2%80%93-zum-tod-von-neil-armstrong/#comments Sun, 26 Aug 2012 12:30:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16369

Neil Armstrong auf dem Mond

Bergsteiger werden dafür bewundert, dass sie aufsteigen, Neil Armstrong wurde mit einem Abstieg zur Legende. Als er am 21. Juli 1969 von der Landefähre „Eagle” aus die Leiter hinunterstieg und als erster Mensch den Mond betrat, schaute die ganze Welt zu. Das war einer der wenigen Augenblicke, an die sich wohl jeder erinnert, der damals lebte. Ich war sechs Jahre alt. Meine Eltern hatten keinen Fernseher, deshalb schauten wir die Mondlandung bei einem Nachbarn. Ich erinnere mich noch genau an die Spannung, nicht nur bei uns Kindern, auch bei den Erwachsenen. Ich war fasziniert und begeistert vom Mut der Apollo-11-Astronauten Aldrin, Collins und Armstrong. Ich bewunderte sie, vor allem Armstrong. Was für ein Abenteurer!

Als ich älter wurde, fragte ich mich, ob sich Neil Armstrong seinen legendären ersten Mond-Satz („That’s one small step for [a] man, one giant leap for mankind.“ – Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.) wirklich selbst ausgedacht oder ob ihm nicht ein cleverer PR-Mann der NASA die Worte in den Mund gelegt hatte.

Für Sir Ed zu schwülstig

Schmunzeln musste ich über die Äußerung Edmund Hillarys (1919-2008) dazu. Der Erstbesteiger des Mount Everest fand Armstrongs Worte ein bisschen zu dick aufgetragen: „Better if he had said something natural like: Jesus, here we are.” (Er hätte lieber etwas Einfacheres sagen sollen wie: Herrgott, wir sind da.) Das passte zur bodenständigen Art von Sir Ed, dessen erste Worte nach der Rückkehr vom Gipfel des höchsten Bergs der Erde 1953 deutlich deftiger ausgefallen waren als jene Armstrongs 1969: „We knocked the bastard off!“ (Dem Bastard haben wir es gezeigt!)

Gemeinsam zum Nordpol

Edmund Hillary und Neil Armstrong, die Helden meiner Kindheit, waren auch gemeinsam unterwegs. 1985 flogen sie mit einer zweimotorigen Twin Otter zum Nordpol, „nicht gerade das ganz große Abenteuer“, wie Hillary eingestand. Die Chemie zwischen dem Everest-Erstbesteiger und dem ersten Mann auf dem Mond stimmte aber. „Neil Armstrong war mir sehr sympthisch“, schrieb Hillary. “Und an diesem Abend unterhielten wir uns lange über Chancen und Abenteuer. Ich fragte ihn, wieso gerade er ausgewählt worden sei, als erster Mensch auf dem Mond zu stehen, und er antwortete: Das war einfach Glück.“

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Merk und die Schöpfung https://blogs.dw.com/abenteuersport/merk-und-die-schopfung/ Wed, 28 Apr 2010 10:52:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/28/merk-und-die-schopfung/ Markus Merk ist wieder aufgetaucht und aufgetaut. Der dreimalige frühere Fußball-Weltschiedsrichter hat einen aufregenden Trip zum Nordpol hinter sich. „Das Erlebnis in der Arktis war so toll, so einzigartig, viel mehr als ich mir davon versprochen hatte“, sagt der 48-Jährige, als wir miteinander telefonieren. Die Bedingungen seiner Last-Degree-Expedition waren komplett anders als unsere vor einem Jahr. Während uns stets Temperaturen unter -30 Grad Celsius das Leben schwer machten, wir dafür aber sonniges Wetter und wenig Drift vorfanden, war es in diesem Frühjahr außergewöhnlich mild: – 15 Grad. Es schneite und stürmte.


Ex-Schiri im Eis

Die Drift trieb das Expeditionsteam zunächst vom Pol weg. „In den ersten vier Tagen haben wir über Nacht immer wieder unsere tagtäglich gegangene Wegstrecke verloren“, erzählt Merk. Zwei Expeditionsmitglieder waren von den schwierigen Verhältnissen überfordert und warfen das Handtuch. Sie wurden per Hubschrauber zurück zur Eisstation Borneo geflogen.

Magischer Moment

Das verbliebene Trio aus Merk, der Journalistin Birgit Lutz-Temsch und Expeditionsleiter Thomas Ulrich entschloss sich zu einem Kraftakt: Kurze Pausen, lange Wegstrecken. Das Blatt wendete sich. Die Drift ließ nach, ebenso der Sturm. Das Team, so Merk, erlebte einen magischen Moment. Innerhalb weniger Minuten habe sich ein kleiner roter Fleck am Horizont in einen strahlend blauen Himmel verwandelt. „Wir standen mitten in der Sonne in diesem arktischen Licht auf einem riesigen Eisfeld und es war Schweigen. Das erste, was ich da gedacht habe, war, so muss es gewesen sein. Das ist die Schöpfungsgeschichte, als Gott sprach: Es werde Licht und es ward Licht.“
Am 13. April, um 1.58 Uhr erreichten die drei doch noch den Pol. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf begann es wieder zu stürmen. 56 Stunden harrte das Trio im Zelt aus, bis das Wetter die Landung eines Hubschraubers zuließ. In dieser Zeit waren Merk und Co. wieder 41,5 Kilometer vom Nordpol weggetrieben.


Warten auf den Heli: Merk und Lutz-Temsch im Zelt

Der Südpol lockt

Auch die Heimreise nach Deutschland gestaltete sich schwierig. Erst saß das Expeditionsteam wegen der Aschewolke über Europa auf Spitzbergen fest. Dann endete die Flugreise in Oslo. Von dort aus schlug sich Merk „mit allen Verkehrsmitteln, die ich irgendwie kriegen konnte“, nach Kaiserslautern durch. Gerade rechtzeitig zu einem wichtigen beruflichen Termin traf der Ex-Schiri zu Hause ein. Ein paar Frostbeulen im Gesicht hat sich Merk während der Tage auf dem Eis zugezogen. „Man macht dann doch einige Fehler, die man letztendlich büsst.“ Doch die Spuren der Kälte sind inzwischen verheilt. Und Markus Merk juckt es bereits wieder in den Füßen. „Sofern Gott will und ich auch gesund bleibe, ist es durchaus ein Ziel, irgendwann einmal auch ganz unten auf der Erde zu stehen.“

Interview mit Markus Merk nach der Last-degree-Expedition

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Drei am Pol https://blogs.dw.com/abenteuersport/drei-am-pol/ Tue, 13 Apr 2010 14:59:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/13/drei-am-pol/ Sie haben es tatsächlich noch geschafft. Expeditionsleiter Thomas Ulrich, der frühere Weltschiedsrichter Markus Merk und die Journalistin Birgit Lutz-Temsch haben heute um 01.58 Uhr den Nordpol erreicht. Wieder bei Sturm und null Sicht. Merk wird im Expeditionsblog mit den Worten zitiert: „Ich habe schon viel gemacht in meinem Leben, aber das hier ist das Härteste.“ Er bringt offenbar einige Frostbeulen im Gesicht als Andenken mit. Aber keine Sorge, die verschwinden irgendwann wie ein Sonnenbrand.


Richtig schön, wenn es nicht gerade stürmt

Ich bin gespannt, was Merk nach seiner Rückkehr erzählt. Wir haben uns zu einem weiteren Telefon-Interview verabredet. Jetzt haben sich die drei Nordpolisten aber erst einmal eine Dusche, ein Steak und ein Bier verdient. Darauf hatten wir uns jedenfalls vor genau einem Jahr und einem Tag am Pol am meisten gefreut. Also einen ganz herzlichen Glückwunsch und Hut ab vor der sportlichen Leistung!

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Nordpol rückt näher, Gipfel der Annapurna nicht https://blogs.dw.com/abenteuersport/nordpol-ruckt-naher-gipfel-der-annapurna-nicht/ Mon, 12 Apr 2010 08:48:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/12/nordpol-ruckt-naher-gipfel-der-annapurna-nicht/ Kurze Wasserstands-, nein Windstandsmeldung: Die drei wackeren Nordpol-Aspiranten nähern sich 90 Grad Nord. „Am achten Tag ist die Drift zum ersten Mal mit uns“, berichtet Birgit. Endlich bläst dem Trio um Expeditionsleiter Thomas Ulrich der Wind in den Rücken. Nur noch 28,8 Kilometer fehlen bis zum Nordpol.


Pasabán will nach oben, kann aber derzeit noch nicht

Derweil haben die baskische Bergsteigerin Edurne Pasabán und ihr Team den ersten Gipfelversuch an der 8091 Meter hohen Annapurna abgebrochen. Windgeschwindigkeiten von 70 Stundenkilometern verhinderten den eigentlich für heute geplanten Aufstieg zum höchsten Punkt. Außerdem fühlte sich die Spanierin wegen einer Erkältung nicht gut.

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Nordpol-Expedition mit Hindernissen https://blogs.dw.com/abenteuersport/nordpol-expedition-mit-hindernissen/ Sat, 10 Apr 2010 16:17:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/10/nordpol-expedition-mit-hindernissen/ Ihr habt euch vielleicht gefragt, ob Ex-Schiedsrichter Markus Merk bei seiner Last-degree-Expedition inzwischen den Nordpol erreicht hat. Die Mannschaft von Expeditionsleiter Thomas Ulrich hat wirklich schwierige Verhältnisse vorgefunden. Zunächst war es mit minus 15 Grad Celsius ungewöhnlich „warm“, es schneite. Verwehungen von bis zu einem halben Meter Höhe erschwerten das Fortkommen der fünf Nordpol-Anwärter. Dazu stürmte es. Und zu allem Überfluss trieb das Team während der Schlafzeit wieder einen Großteil der Strecke zurück, die es zuvor mühsam hinter sich gebracht hatte. Verglichen damit hatten wir 2009 ja geradezu ideale Verhältnisse. Zwar war es mit Temperaturen stets unter minus 30 Grad saukalt, doch wir hatten kaum Wind und wenig Drift. Und so kamen wir stetig voran und erreichten nach sieben Tagen auf dem Eis 90 Grad Nord.


Hubschrauberlandung am Nordpol bei unserer Expedition 2009

Nur noch zu dritt

Inzwischen haben zwei Teammitglieder vor den Bedingungen kapituliert und sich mit einem Hubschrauber ausfliegen lassen. Die verbliebenen drei, Thomas Ulrich, Markus Merk und die Journalistin Birgit Lutz-Temsch, versuchen, in den verbleibenden Tagen der Expedition doch noch den Pol zu erreichen. Aber es wird knapp. Am Donnerstag waren sie noch gut 80 Kilometer vom nördlichsten Punkt entfernt. Selbst ohne Drift müssten sie pro Tag etwa 17 Kilometer zurücklegen. Drückt ihnen die Daumen und schaut mal in Birgits Blog.

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Der bohrende Schiri https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-bohrende-schiri/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-bohrende-schiri/#comments Fri, 02 Apr 2010 14:37:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/02/der-bohrende-schiri/ Wir neigen dazu, Menschen vorschnell in Schubladen einzusortieren. Zahnärzte etwa bereiten uns in unserer Vorstellung stets Schmerzen – obwohl sie diese doch eigentlich beseitigen. Schiedsrichter verpfeifen gefühlt jedes zweite Fußballspiel – obwohl sie doch in Wahrheit, durch Studien belegt, mit ihren Entscheidungen fast immer richtig liegen.


Und wenn jemand Zahnarzt und Schiedsrichter gleichzeitig ist? Vielleicht lag es daran, dass mir Markus Merk anfangs recht suspekt war. Ein pfeifender Zahnarzt, ein bohrender Schiri, oje. Doch MM war zu seiner Zeit schlicht der Beste seiner Zunft, dreimal Weltschiedsrichter. Und doch – wenn er ein Spiel meines Leib- und Magenvereins pfiff und, was auch sonst, den Gegner begünstigte, dachte ich bei mir: Was will man auch von einem Zahnarzt anderes erwarten?!

MM will zum Nordpol

Im Mai 2008 legte Merk die Pfeife aus der Hand und auch den Bohrer zur Seite. Jetzt hielt er Vorträge vor Unternehmen und widmete sich der von ihm gegründeten „Indienhilfe Kaiserslautern“. Nachdem er sich selbst vom Fußballplatz gestellt hatte, verlor ich MM aus den Augen. Bis zur vergangenen Woche. Da erfuhr ich durch einen Anruf in der Schweiz eher beiläufig, dass sich Merk auf den Weg zum Nordpol macht: Wie ich selbst 2009 im Rahmen einer von Profi-Abenteurer Thomas Ulrich geleiteten Last-degree-Expedition, also auf Skiern, den Materialschlitten hinter sich her ziehend, vom 89. Breitengrad bis zum Pol. Ich erreichte Merk wenige Tage vor seiner Abreise nach Spitzbergen. „Ich hatte schon als kleiner Junge den Traum und die Vision, ein paar hohe Berge zu besteigen und irgendwann mal ganz oben und ganz unten auf der Erde zu stehen“, sagte MM. „Diese Träume habe ich nie vergessen.“ Das Telefon-Interview könnt Ihr hier nachlesen und -hören.

Abenteurer unter sich


Karawane zum Nordpol

Hinterher plauderten wir noch eine ganze Weile weiter. Und ich konnte Merks Augen fast leuchten hören, als er mir von seinen Bergabenteuern auf 6000ern in Bolivien und Ecuador erzählte und von seinem Plan, noch in diesem Jahr einen 7000er zu besteigen. Als ich aufgelegt hatte, musste ich lächeln. Wie oft hatte ich Markus Merk als Schiedsrichter verflucht! Doch jetzt hatte ich den Abenteurer in ihm kennengelernt – und gemerkt, dass er in dieser Hinsicht eigentlich fast genauso tickt wie ich. Jetzt drücke ich ihm für seine Expedition zum Nordpol fest die Daumen. MM hat die Schublade gewechselt. Vielleicht würde ich mir sogar von ihm einen Zahn ziehen lassen. Aber wirklich nur vielleicht.

Interview mit Ex-Schiedsrichter Markus Merk

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