Norton – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Mallorys Leiche schon 1936 gesichtet? https://blogs.dw.com/abenteuersport/mallorys-leiche-schon-1936-gesichtet/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mallorys-leiche-schon-1936-gesichtet/#comments Tue, 26 Nov 2013 17:38:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24383

Das letzte Bild von Mallory und Irvine 1924

Frank Smythe war vom höchsten Berg der Erde besessen. „Der Everest wird zur Lebensaufgabe“, schrieb er in sein Tagebuch. An allen drei britischen Everest-Expeditionen der 1930er Jahre nahm Smythe teil. Er galt nicht erst seit der Erstbesteigung des 7756 Meter hohen Kamet im Jahr 1931 als einer der besten Bergsteiger seiner Zeit. Am 1. Juni 1933 stellte Frank mit rund 8570 Metern den Everest-Höhenrekord ein, als er im Alleingang wohl dieselbe Stelle in der Nordwand erreichte wie sein Landsmann Edward Felix Norton 1924. „Der Gipfel war nur 1000 Fuß (300 Meter) über mir, aber ein ganzes Zeitalter an Müdigkeit trennte mich von ihm“, schrieb Smythe später. Er kehrte um. Auf dem Rückweg halluzinierte Frank. Er wähnte einen Begleiter an seiner Seite, mit dem er seinen Kuchen teilen wollte. Er war auch überzeugt, dass über ihm zwei knollenförmige Wesen schwebten. Diese Erlebnisse schrieb Smythe später in seinem Buch „Camp 6“ nieder. Eine Beobachtung, die Frank offenbar drei Jahre später bei seiner nächsten Everest-Expedition machte, hielt er jedoch bis zu seinem Tod im Jahr 1949 geheim. Möglicherweise wenn nicht sogar wahrscheinlich hatte Smythe 1936 die Leiche von George Mallory entdeckt. Das Rätsel um Mallory und Andrew Irvine, die 1924 zu einem Gipfelversuch aufbrachen, aber nicht zurückkehrten, ist bis heute nicht vollständig gelöst.

Etwas Seltsames gesehen

Frank Smythe

Tony Smythe fand jetzt bei der Recherche für ein Buch über seinen Vater die Kopie eines Briefes, den Frank nach seiner Everest-Reise 1936 an Edward Norton geschrieben haben soll, den Expeditionsleiter von 1924. „Im vergangenen Jahr war ich dabei, die Wand vom Basislager aus mit einem leistungsstarken Teleskop systematisch abzusuchen, als ich in einer Rinne unterhalb der Geröllzone etwas Seltsames sah“, heißt es in der Kopie des Briefes. „Natürlich war es sehr weit weg und sehr klein, aber ich habe ein normales Sehvermögen, und ich glaube nicht, dass es ein Fels war. Dieses Objekt befand sich genau an der Stelle, wohin Mallory und Irvine gefallen wären, wenn sie über die Schutthänge gerollt wären.“

Bloß kein Pressewirbel

Smythe bezog sich damit offenbar auf die vermutete Absturzstelle, an der Mitglieder der Expedition 1933 in 8460 Meter Höhe den Eispickel Irvines gefunden hatten. Etwa 300 Meter darunter, 100 Meter seitlich wurden 1999 tatsächlich die sterblichen Überreste von Mallory entdeckt. Hatte Frank Smythe bereits 1936 diese Stelle ausgemacht? Er wollte jedenfalls nicht, dass seine Entdeckung veröffentlicht wurde. „Es sollte nicht darüber geschrieben werden, weil die Presse daraus eine üble Sensation machen würde“, heißt es in der Kopie des Briefes an Edward Norton. Und der hielt offenbar auch dicht.

Irvines Leiche weiter verschollen

Dass Smythe mit seiner Einschätzung der Medien nicht ganz falsch lag, zeigte sich gut 60 Jahre später. Die Entdeckung von Mallorys Leiche durch den US-Bergsteiger Conrad Anker am 1. Mai 1999 verbreitete sich wie ein Lauffeuer und sorgte weltweit für Schlagzeilen. Maßgeblich für die erfolgreiche Suche verantwortlich war der deutsche Mallory-Experte Jochen Hemmleb, der mit detektivischer Akribie alle verfügbaren Informationen interpretiert und das Suchgebiet eingegrenzt hatte. Hätte Hemmleb den Brief von Frank Smythe gekannt, wäre ihm möglicherweise einiges an Arbeit erspart geblieben. Die Leiche Andrew Irvines ist jedoch bis heute ebenso verschollen geblieben wie die Kamera, die er bei sich trug. Deshalb verstummen auch jene Stimmen nicht, die uns glauben machen wollen, dass Mallory und Irvine schon 1924 die Erstbesteiger des Mount Everest waren und erst beim Abstieg ums Leben kamen.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/mallorys-leiche-schon-1936-gesichtet/feed/ 1
Im (Everest-) Westen nichts Neues https://blogs.dw.com/abenteuersport/im-everest-westen-nichts-neues/ Wed, 16 May 2012 15:59:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14641

Route über Westgrat und Hornbein-Couloir

Wenn Berge Muskelkater bekommen könnten, würde sich der Mount Everest vor Schmerzen krümmen. Er wird nämlich sehr einseitig beansprucht auf seinen beiden Seiten. 19 Routen wurden seit der Erstbesteigung im Jahr 1953 auf den 8850 Meter hohen Gipfel eröffnet, doch Hunderte von Bergsteigern nutzen Jahr für Jahr fast ausschließlich nur zwei: die beiden Normalwege (auf der tibetischen Everest-Seite über den Nordost-, auf der nepalesischen über den Südostgrat). In diesem Frühjahr sah es aus, als erhielte eine andere meist verwaiste Kante des Bergs endlich wieder Besuch: der Westgrat. Doch die Chancen dafür schwinden.

Blankeis statt Schnee

Erst gab der Schweizer Topbergsteiger Ueli Steck (wie berichtet) seinen Plan auf, über den Westgrat den Gipfel zu erreichen. Jetzt entschied sich auch Conrad Anker, auf die nepalesische Normalroute auszuweichen. Ursprünglich wollte der US-Amerikaner auf den Spuren seiner Landsleute Tom Hornbein und Willi Unsoeld (1963) über den Westgrat und den oberen Teil der Nordwand („Hornbein-Couloir“) aufsteigen. Die Verhältnisse dort seien zu gefährlich, schreibt Anker: „Es ist eine sehr trockene und windige Saison. Normalerweise liegt dort ausreichend Schnee in der Route, deine Steigeisen finden genug Halt und du kommst zügig voran. Aber wir haben jetzt andere Verhältnisse: Die Schneeauflage ist verschwunden, übrig geblieben ist nur Blankeis.“ Zudem sei das Steinschlag-Risiko im Hornbein-Couloir zu groß. Conrad hatte zuvor die Bilder des US-Bergsteigers und Filmemachers David Breashears studiert, der mit dem Italiener Simone Moro in einem Spezialhubschrauber die Nordwand überflogen hatte. Moro hatte zeitweise damit geliebäugelt, sich dem Westgrat-Team anzuschließen.  

Schwindet auch das kleine Polster?

Damit bleibt an dieser Route nur noch eine Expedition übrig. Die US-Amerikaner Jake Norton, David Morton, Brent Bishop und Charley Mace haben noch nicht das Handtuch geworfen. Allerdings klingen auch sie nicht gerade optimistisch. Wegen der schwierigen Verhältnisse hätten sie auf dem Weg zur Westschulter gerade mal hundert Höhenmeter am Tag geschafft, beklagt Expeditionsleiter Jake Norton: „Wenn es oberhalb der Schulter genauso schlimm aussieht, ist es nahezu unmöglich, in diesem Jahr die Route zu klettern –  wenn wir uns wenigstens ein kleines Sicherheitspolster erhalten wollen.“

P.S. Ich würde gerne im Wettbewerb um den „Online-Star 2012“ meinen Hut in den Ring werfen. Es handelt sich um eine Publikumswahl. Wenn euch mein Blog gefällt, stimmt bitte für ihn. So geht’s: Auf die Wettbewerbsseite (hier) gehen und den Button „Zur Vorwahl“ drücken. Der Rest ergibt sich eigentlich von selbst. Die Kategorie wäre „Private blogs“ (im Gegensatz zu Commercial Blogs). Da müsstet ihr dann die Blog-Adresse http://blogs.dw.com/abenteuersport eingeben. Die Vorrunde endet am 1. Juni. Bitte weitersagen! Tausend Dank!

]]>