Nyanqentangla South East – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Paul Ramsden: „Beim Klettern ist der Stil alles“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/paul-ramsden-beim-klettern-ist-der-stil-alles/ Thu, 14 Dec 2017 14:16:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38839

Paul Ramsden

Er ist alles andere als ein Selbstdarsteller. Paul Ramsden gehört nicht zu den Extrembergsteigern, die sich vermarkten wollen und darauf aus sind, ständig im Rampenlicht zu stehen. Dabei hätte er es durchaus verdient – die Liste seiner Erstbegehungen im Himalaya ist lang. So durchstieg der Brite im Herbst 2016 zusammen mit seinem Landsmann Nick Bullock erstmals die extrem anspruchsvolle Nordwand des 7046 Meter hohen Nyainqentangla South in Tibet. Dafür wurde er kürzlich mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet. Es war bereits das vierte Mal, das Ramsden den „Oscar der Kletterer“ erhielt. Und das, obwohl der 48-Jährige kein Profibergsteiger ist. Er verdient sein Geld als selbständiger Arbeitshygieniker, der Unternehmen berät und Gutachten erstellt.

Paul, du bist kein Profibergsteiger, hast einen Job und eine Familie. Was motiviert dich, Jahr für Jahr in entlegene Regionen des Himalaya aufzubrechen, um unbestiegene Berge, Wände oder Grate anzugehen?

Ich liebe die Berge, so einfach ist das. Aber da ich nicht in den Bergen lebe oder arbeite, verbleibt meine Begeisterung für die Zeit, in denen ich sie besuche. Kurioserweise finde ich es schwieriger, bei all den Verpflichtungen durch Familie und Arbeit einfach mal am Wochenende zum Klettern zu fahren, als einmal im Jahr auf Expedition zu gehen.

Was macht für dich echtes Abenteuer aus?

Gipfelselfie von Paul (l.) mit Nick Bullock (r.)

Echtes Abenteuer bedeutet, nicht zu wissen, wie es ausgeht. Wenn der Erfolg ungewiss ist, erlebst du ein Abenteuer. Allerdings ist für mich das Abenteuer so eng mit dem Kletterstil verbunden, dass diese beiden Dinge untrennbar sind. Die britische Klettertradition ist immer so gewesen.

Wie wichtig ist es für dich, in sauberem Stil zu klettern?

Stil ist alles, ohne einen sauberen Stil wird Klettern zu einer bedeutungslosen körperlichen Aktivität. Guter Stil bedeutet für mich, im reinen Alpinstil zu klettern, kleines Team, keine Bohrhaken, keine Fixseile, keine Unterstützung von außen.

Wieviel Risiko bist du bereit einzugehen?

Ich bemühe mich wirklich, die Risiken auf ein Minimum zu reduzieren. Ich bin sehr wählerisch, wenn ich mich für eine Route entscheide. Dafür schätze ich immer die objektiven Gefahren ein, und die Möglichkeiten, wieder herunterzukommen. Das Risikomanagement in meinem Kopf ist ein stetiger Prozess und schwierig zu beschreiben, aber ich bin schon auf vielen Routen umgekehrt.

Die Route am Nyainqentangla South East

Worin liegt dein Erfolgsgeheimnis?

Wenn ich ehrlich sein soll, ich weiß es nicht. Ich denke, es ist vielleicht eine Kombination aus Erfahrung, Urteilsvermögen und Klettern in einem Stil, der meinen Fähigkeiten und meinem Temperament entspricht.

Du bist über viele Jahre mit Mick Fowler geklettert, nun mit Nick Bullock. Welche Kriterien muss ein perfekter Teampartner erfüllen?

Der perfekte Teampartner ist sicherheitsbewusst, hat eine gute Portion Humor (der britische Humor hilft in den Bergen sehr), ist aber auch darauf vorbereitet, das Maximum zu geben, wenn es darauf ankommt.

Bei Mick wurde in diesem Jahr Krebs diagnostiziert. Was hast du empfunden, als du davon erfahren hast?

Das war ein richtiger Schlag, eine totale Überraschung, weil er sehr gesund zu sein schien und mir immer unverwüstlich vorkam. Er hat seine Krebstherapie gerade abgeschlossen, und hoffentlich wird alles wieder gut. Da machst du dir schon Gedanken über die Zukunft und führst dir all die Dinge vor Augen, die du noch nicht geschafft hast.

Piolet-d’Or-Gewinner Ramsden (l.) und Mick Fowler (r.)

Du bist schon viermal mit dem Piolet d’Or, dem „Oscar der Bergsteiger”, ausgezeichnet worden, damit bist du der Rekordgewinner (mit Marko Prezelj). Bedeutet dir das irgendetwas?

Auf der einen Seite ist es ganz angenehm, von euch Kollegen wahrgenommen zu werden, andererseits hat es praktisch keinen Einfluss auf mein Leben. Da ich kein Profi, sondern ein Teilzeit-Kletterer bin, brauche ich wirklich weder Sponsoring noch Öffentlichkeit. Allerdings unterstütze ich den Piolet d’Or als ein Instrument, um Ethik und Stil im Bergsteigen zu fördern.

Hast du dir schon ein Kletterziel für das nächste Jahr gesetzt?

Ja, ich werde 2018 erneut mit Nick Bullock auf Expedition gehen. Allerdings bevorzuge ich es, meine Ziele geheim zu halten!

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Fowler/Ramsden: Diesmal getrennt erfolgreich https://blogs.dw.com/abenteuersport/fowlerramsden-diesmal-getrennt-erfolgreich/ Wed, 12 Oct 2016 12:59:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33893 Piolet-d'Or-Gewinner Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Piolet-d’Or-Gewinner Mick Fowler (r.) und Paul Ramsden

Die Nimmermüden haben es wieder getan. Die Briten Mick Fowler und Paul Ramsden haben erneut alpinistische Glanzlichter gesetzt, zur Abwechslung jedoch einmal getrennt, mit anderen Kletterpartnern. Fowler, inzwischen 60 Jahre (!) alt, gelang nach eigenen Angaben zusammen mit seinem Landsmann Victor Saunders die Erstbegehung des Nordpfeilers am 6100 Meter hohen Sersank im nordindischen Himalaya. Paul Ramsden durchstieg mit Nick Bullock erstmals die Nordwand des 7046 Meter hohen Nyainqentangla South East in Tibet. Im vergangenen April hatten Fowler und Ramsden für ihre Erstbesteigung des 6571 Meter hohen Gave Ding, eines abgelegenen Bergs im Nordwesten Nepals, den Piolet d’Or gewonnen, den „Oscar der Bergsteiger“. Es war bereits der dritte für das erfolgreiche britische Zweier-Team.

Saunders (l.) und Fowler 1987 auf dem Gipfel des Spantik

Saunders (l.) und Fowler 1987 auf dem Gipfel des Spantik

Nach 29 Jahren wieder vereint

„Der Sersank ist abgehakt”, meldete jetzt Fowler aus der nordindischen Stadt Manali im Bundesstaat Himachal Pradesh. „Fünf Tage, um den Nordpfeiler zu klettern und ein Acht-Tage-Rundtrip vom Basislager aus. Absolut brilliant.“ Fowler und Saunders waren vor 29 Jahren zuletzt gemeinsam geklettert. 1987 war ihnen die Erstbegehung des so genannten „Golden Pillar“ (der im Sonnenlicht wirklich golden wirkt), des Nordwest-Pfeilers am 7027 Meter hohen Spantik in Pakistan gelungen. Danach hatten sich ihre Wege getrennt. Saunders hatte später als Bergführer unter anderem sechsmal den Mount Everest bestiegen. Über ein Buchprojekt hatten Mick und Vic wieder zusammengefunden und beschlossen, erneut gemeinsam loszuziehen.

Monster-Matterhorn

Gipfelselfie von Ramsden und Bullock (r.)

Gipfelselfie von Ramsden und Bullock (r.)

Ramsden (geboren 1969) und der 50-jährige Bullock benötigten fünf Tage, um die Nordwand des Nyainqentangla South East zu durchklettern. „Es ist fast unmöglich, diese Wand ohne Superlative zu beschreiben“, berichtet Nick auf seiner Internetseite. „Sie war ein Traum, sie hatte Wasserrinnen, Eis, Schneefelder, scharfe Grate – in der Art eines krummen Riesen-Monster-Matterhorns. Eine 1600-Meter-Wand, die uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.“ Am fünften Tag nach Verlassen des Basislagers erreichten Paul und Nick den Gipfel, anderthalb weitere Tage benötigten sie für den Abstieg über den Ostgrat. Die Erstbesteigung des Nyainqentangla South East war 2001 den Österreichern Stefan und Erich Gatt über die Südseite des Bergs gelungen.

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