Oh Eun Sun – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Der andere Tote von der Annapurna https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-andere-tote-von-der-annapurna/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-andere-tote-von-der-annapurna/#comments Wed, 22 Apr 2015 14:38:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28839 Annapurna I

Annapurna I

Tot und weg. Warum eigentlich wird über einzelne Sherpas, die im Himalaya tödlich verunglücken, häufig so schnell hinweggegangen? Fast so, als wäre es nur ein Betriebsunfall. Nach dem Motto: Es ist zwar traurig, aber kommt eben vor. Jüngstes Beispiel war das Unglück an der Annapurna vor vier Wochen. In den Tagen danach waren viele Nachrufe auf den verstorbenen 36 Jahre alten Finnen Samuli Mansikka zu lesen. Das hatte er zweifellos verdient. Samuli war nicht nur ein ausgezeichneter Bergsteiger – die Annapurna war sein zehnter Achttausender, acht davon bestieg er ohne Flaschensauerstoff – , sondern, nach allem, was seine Mitstreiter berichten, auch ein cooler Typ, ein echter Kumpel, immer für einen Spaß oder auch eine zünftige Party zu haben. Über den anderen abgestürzten Bergsteiger erfuhren wir jedoch so gut wie nichts. 35 Jahre alt sei Pemba Sherpa gewesen, hieß es in einigen Berichten. Er habe aus der Gegend um den Achttausender Makalu gestammt und wegen seiner technischen Kletterfähigkeiten den Spitznamen „Technical Pemba“ getragen. Über das, was Pemba zuvor als Bergsteiger geleistet hatte, gingen die Informationen weit auseinander. Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben.

Häufiger Name

Die Recherche erwies sich als aufwändig. In Expeditionsberichten werden Sherpas häufig totgeschwiegen. Nicht selten wird ganz auf ihre Namen verzichtet, fast so, als wären sie nur Nummern, keine Menschen aus Fleisch und Blut. Liegt es vielleicht daran, dass es den Verfassern peinlich ist, auf die Hilfe der Sherpas zurückgegriffen zu haben? Oder auch daran, dass deren Namen häufig zum Verwechseln ähnlich oder sogar identisch sind. In Nepal gibt es jede Menge Sherpas, die den tibetischen Namen „Pemba“ tragen. Er bedeutet eigentlich nur, dass derjenige an einem Samstag das Licht der Welt erblickte.

Billi Bierling

Billi Bierling

Ich wandte mich an den Expeditionsveranstalter Dreamers Destination, für den der verstorbene Pemba Sherpa gearbeitet hatte, wie sich später herausstellte allerdings zum ersten Mal. Meine Anfrage blieb ebenso unbeantwortet wie diejenige an den nepalesischen Bergsteigerverband NMA. Wie gut, dass es Billi Bierling gibt, eine in Kathmandu lebende deutsche Bergsteigerin und Journalistin. Sie arbeitet an der Himalayan Database mit, der Chronik der legendären US-Amerikanerin Elizabeth Hawley, und hat immer einen Finger am Puls des Himalaya-Bergsteigens. Auch Billi tappte zunächst im Dunkeln. Beinahe jeder, den sie nach dem an der Annapurna verstorbenen Sherpa fragte, schien einen anderen Pemba zu meinen. Die Angaben über sein Alter, seine Herkunft und seine Bergsteiger-Vita gingen wie Kraut und Rüben durcheinander. Zudem schienen sie auf keinen Pemba Sherpa in der Himalayan Database zu passen.

Viermal auf dem Everest

Billi ließ nicht locker. Nach rund zwei Wochen gelang es ihr, den Nebel zu lichten. Nach ihren Nachforschungen wird der an der Annapurna verunglückte Pemba Sherpa im Archiv von Miss Hawley als Pema Tshering geführt. Er wurde am 16. Juni 1970 im oberen Walung-Distrikt im Makalu-Barun-Nationalpark geboren. Zwölf Achttausenderbesteigungen standen bis 2014 auf seinem Konto: Viermal bestieg Pemba (Pema) den Mount Everest (2003, 2004, 2007 und 2013), dreimal den Dhaulagiri (2005, 2009, 2012), zweimal den Kangchendzönga (2009, 2011), zweimal die Annapurna (2010, 2012) und einmal den Lhotse (2008).

Mit Oh Eun-Sun und Cleo Weidlich

Es fällt auf, dass er häufig Bergsteigerinnen auf Achttausender-Gipfel begleitete: je dreimal die Südkoreanerin Oh Eun-Sun und die US-Brasilianerin Cleo Weidlich. „Miss Oh“ komplettierte 2010 als erste Frau ihre Achttausendersammlung, wobei bis heute ihr Gipfelerfolg am Kangchendzönga in der Himalayan Database als „umstritten“ geführt wird. Pemba hatte im Gegensatz zu einem anderen Mitglied des fünfköpfigen Sherpa-Teams zu Protokoll gegeben, Oh Eun-Sun habe 2009 mit ihm wirklich auf dem Gipfel des dritthöchsten Bergs der Erde gestanden. Ein Jahr später bestieg Pemba mit der Koreanerin auch deren letzten Achttausender, die Annapurna. 2014 begleitete er Cleo Weidlich, mit der er zuvor schon die Gipfel von Annapurna, Dhaulagiri und Kangchendzönga erreicht hatte, bei deren Versuch am Lhotse. Die Expedition sorgte für Schlagzeilen gesorgt, weil sich Cleo (wie die Chinesin Wang Jing) mit dem Hubschrauber ins Hochlager oberhalb des Khumbu-Eisbruchs fliegen ließ.

Amateurhaft? Wohl kaum

Pembas 13. Achttausender-Besteigung, seine dritte der Annapurna, endete für ihn tödlich. Was genau ihm und Samuli Mansikka beim Abstieg widerfuhr und zum tödlichen Verhängnis wurde, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Ihre Leichen wurden in einer Gletscherspalte auf 7200 Metern entdeckt. Dem Sherpa und dem Finnen „amateurhaftes Verhalten“ und „Fahrlässigkeit“ vorzuwerfen, wie es ein Expeditionsmitglied nach dem Unglück getan hatte,  erscheint mir sehr voreilig. Wie Samuli war auch Pemba ein sehr erfahrener Achttausender-Bergsteiger, alles andere als ein Amateur. Pem(b)a Tshering Sherpa wurde 44 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und eine vierjährige Tochter.

Update: Offenbar lagen wir falsch. Mingma Sherpa, Chef von Dreamers Destination, hat mich darüber informiert, dass es sich bei dem tödlich verunglückten Sherpa von der Annapurna um Pemba Sherpa aus Sankhuwasava handelte: „Er hat die Annapurna 2009, 2010, 2012 und 2015 bestiegen, den Kangchendzönga von Indien aus, den Dhaulagiri 2012, den Makalu 2011. Er war 2009 und 2014 am K 2. Dort traf ich ihn im vergangenen Jahr. Ich war überrascht von seiner Leistungsfähigkeit, er hat alleine die Route von Camp 2 nach Camp 4 gespurt. Er ein wirklich erfahrener, technisch versierter Bergsteiger, deshalb wurde er auch ‚Technical Pemba‘ genannt.  He was a really experienced and technical climber so named technical Pemba.“

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Pasaban: Everest wirkt wie Disney World https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-pasaban/ Mon, 18 Feb 2013 15:18:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19907

Edurne Pasaban

Im Sport gilt der Zweite oft als erster Verlierer. Am 17. Mai 2010 bestieg die Spanierin Edurne Pasaban mit der Shishapangma ihren letzten der 14 Achttausender. Aber bis heute ist unklar, ob sie die erste oder zweite Frau war, der dieses Kunststück gelang. Die Südkoreanerin Oh Eun Sun vervollständigte ihre Achttausender-Sammlung drei Wochen früher, doch deren Besteigung des Kangchendzönga bleibt umstritten. Als ich jetzt mit Edurne auf der ISPO in München sprach, machte die 39-Jährige auf mich den Eindruck, als wäre sie mit der Welt, den Bergen und sich im Reinen:

Edurne, du hast 2010 die Sammlung der 14 Achttausender vervollständigt. Bist du seitdem im Himalaya gewesen?

Ich bin 2011 zum Everest zurückgekehrt. Er war 2001 mein erster Achttausender, damals nutzte ich für die Besteigung Flaschen-Sauerstoff. Deshalb wollte ich den Everest jetzt nach Abschluss der Achttausender ohne Sauerstoff versuchen. Aber wir erreichten nicht den Gipfel. 

Bis jetzt gibt es Diskussionen darüber, ob Oh Eun-Sun den Gipfel des Kangchendzönga erreicht hat oder nicht. Hat dich diese Debatte beschäftigt oder kalt gelassen? 

Solche Dispute sind weder für mich noch für Miss Oh noch für alle Alpinisten gut. Das wirft kein gutes Licht auf die Bergsteiger. Es war eine schwierige Situation, dass ich gar nichts tun konnte. Der südkoreanische Bergsteigerverband hat gesagt, dass Miss Oh den Kangchendzönga nicht bestiegen hat. So begann die Debatte, für mich war das sehr eigenartig. 

Edurne Pasaban: Die Debatte um Miss Oh

In diesem Fall wäre nicht Miss Oh, sondern wärst du die erste Frau, die alle Achttausender bestiegen hat. Fühlst du dich nun als Erste oder Zweite? 

Es war das große Projekt, die große Herausforderung meines Lebens, eines Tages alle Achttausender zu besteigen. Es stimmt, dass es schön ist, Erster zu sein, aber es ist nicht das Entscheidende. Da gibt es noch viele andere Dinge. Ich habe viel Zeit in dieses Projekt investiert. Es war ein Teil meines Lebens, aber nun befinde ich mich in einem anderen Abschnitt. 

Bist du in ein tiefes Loch gefallen, nachdem du dein Ziel erreicht hattest? 

Ich dachte: Was mache ich nun? Ich hatte einen großen Teil meines Lebens auf Expeditionen verbracht. Wenn du eine machst, planst du schon die nächste. Ich sah vor mir ein großes Loch. Aber als ich mich damit beschäftigt habe, habe ich gesagt: Zunächst einmal brauche ich Zeit für mich. Seitdem sind zwei Jahre verstrichen. Ich bin weiter geklettert, in den Alpen oder andernorts. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages ohne Achttausender leben könnte, aber jetzt kann ich es. Das Leben geht weiter.

Edurne Pasaban: Das Leben ohne 8000er

Ist das eine Art neue Freiheit? 

Ja. Aber wenn du etwas beendest, siehst du diese Freiheit zunächst nicht klar. Du brauchst eine Weile, bis du merkst, dass du jetzt auch andere Sachen machen kannst, z.B. mit Freunden in den Pyrenäen bergsteigen oder zehn Tage in den Alpen klettern oder Ski fahren. Vorher hatte ich diese Zeit einfach nicht, jetzt habe ich sie.

Haben die Achttausender für dich ihre Faszination verloren?

Nein, sie sind immer noch wichtig. Ich habe dort schöne Lebensjahre verbracht. Sollte mich jetzt ein Freund fragen, ob ich ihn zu einem Achttausender begleiten will, würde ich mitkommen. Ich mag das Leben im Basislager, und ich mag Expeditionen. 

Im nächsten Mai wird der 60. Jahrestag der Erstbesteigung des Mount Everest gefeiert. Wie denkst du heute über den höchsten Berg der Erde? 

Der Everest ist ein besonderer Berg, der höchste, das Dach der Welt. Jeder, der zu klettern beginnt, ob im Himalaya oder sonst wo, hat das Ziel, einmal im Leben den Everest zu besteigen. Als ich das 2001 gemacht habe, dachte ich vorher, ich würde am Gipfel weinen oder durchdrehen. Aber so war es nicht. Ich hatte Angst, machte ein Gipfelfoto und stieg wieder ab. Ich habe dort oben etwas verloren. Der Everest ist schön und der höchste, aber er ist kein fantastischer Ort. In den letzten Jahren hat sich am Everest viel verändert. Er ist im Frühjahr auf den Normalwegen auf der Süd- und Nordseite ein kommerzieller Berg. Aber wenn du einen einsamen Everest erleben willst, kannst du das auch haben: im Winter oder auf einer anderen Route. Es gibt mehr als 15 Routen, auf denen niemand klettert. Wir reden viel über die Massen am Everest. Aber es gibt auch einen anderen Everest, den du finden kannst, wenn du es nur willst. 

Würde dich das nicht auch reizen? 

Nur zwei Prozent der Bergsteiger am Everest sind ohne Sauerstoff unterwegs. Als ich begann, die Achttausender zu besteigen, habe ich mich umgesehen und festgestellt, dass nur wenige auf Sauerstoff verzichteten. Deshalb habe ich 2001 auch zu Sauerstoff gegriffen. Aber nachdem ich alle Achttausender bestiegen habe, weiß ich, dass man auch ohne Sauerstoff am Everest erfolgreich sein kann, wenn man viel trainiert. Heute kenne ich meinen Körper und weiß, wie ich mich in großer Höhe fühle. Ich spüre, dass ich vielleicht eines Tages ohne Flaschen-Sauerstoff zum Everest zurückkehren möchte.

Edurne Pasaban: Everest ohne Sauerstoff

Was wünschst du dem Mount Everest für die Zukunft?

Die letzten Nachrichten vom Everest waren keine guten Nachrichten. Es wirkt, als wäre der Everest eine Show, eine Art Disney World. Aber so ist es nicht. Ich denke, das größte Geschenk, das wir dem Everest machen können, ist, großen Respekt vor ihm zu haben. Vielleicht ist der Everest kommerziell, aber er ist ein Berg, dazu noch der höchste. Und wir müssen ihm respektvoll begegnen.

P.S. Edurnes Äußerungen zum Everest-Jubiläum könnt ihr auch auf den beiden Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs anhören.

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Pasaban: Everest looks like Disney World https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-pasaban-english/ Mon, 18 Feb 2013 15:17:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19897 In sports the second is often seen as the first looser. On May 17,2010 Edurne Pasaban from Spain finished the climbing of all fourteen 8000ers. But up to now it’s not clear whether she was the first or second woman who achieved this. Oh Eun-Sun completed the 8000ers three weeks earlier, but it remains disputed, whether the Korean really reached the summit of Kangchenjunga. When I talked to Edurne at the trade fair ISPO in Munich, I felt that the 39 years old climber is in harmony with the world around her, with the mountains and herself:

Edurne Pasaban

Edurne, you completed the fourteen 8000ers in 2010. Have you been in the Himalayas since then?

I came back to Everest in 2011. Everest was my first 8000er in 2001, I used (supplementary) oxygen for the summit. So after I had finished all 8000ers I wanted to try Everest without oxygen. But we didn’t make the summit. 

Until now there have been debates whether Oh Eun-Sun really reached the summit of Kangchenjunga or not. Have these discussions been difficult for you or have they left you cold? 

I think this kind of dispute is neither good for me nor for Miss Oh nor for all alpinists. It’s no good image for climbers. It was a difficult situation that I could do nothing. The Korean Alpine Federation said that she didn’t climb Kangchenjunga, so the debate began and it was a very crazy moment for me. 

Edurne Pasaban: The dispute about Miss Oh

In this case not Miss Oh, but you would be the first woman who climbed all 8000-meter-peaks. Do you feel you are the first or the second? 

It was the big project, the big challenge of my life to finish all 8000-meter-peaks some day. It’s true that it’s nice to be the first one if you make something, but it’s not the most important, there are many more things. I spent a lot of time in this one. It was one part of my life, but now I’m in another period. 

Did you fall into a deep hole after you had reached your target? 

I thought: What can I do now? I had spent a big part of my life on expeditions. When you make one, you already make plans for another one. I saw a big hole in front of me. But when I took care of it, I said: First I need time for me. Now I have spent two years. I continued climbing in the Alps or elsewhere. I never thought that I could live one day without 8000ers, but now I can. Life continues. 

Edurne Pasaban: Life without 8000ers

Is it a kind of new freedom? 

Yes. But when you are at the end of something, you don’t see this freedom very clear. You need time to see that you can make something more – like going to the Pyrenees with my friends or to the Alps for ten days climbing or skiing. I didn´t have this time before, now I have it. 

Have the 8000ers lost the fascination for you? 

No. They are still important. I have spent nice years of my life there. If now a good friend asks me ‚Edurne, do you want to come with me to an 8000er?‘, I will go. Because I like the area in the basecamp and I like expeditions.

Next May the 60th anniversary of the first ascent of Mount Everest will be celebrated. How do you think now about the highest mountain on earth?

Everest is a special mountain, it’s the highest, the top of the world. And everybody, who starts climbing in the Himalayas or elsewhere, has the goal to climb Everest at least once in his life. When I made it in 2001 I thought before that I would cry on the summit or would be crazy. But it was not like that. I felt fear, took a picture and went back. I lost a little bit there. Everest is nice and the highest, but it’s not a fantastic place. Everest has changed a lot during the last years. It’s true that it’s a commercial mountain in spring, on the normal route from the south and the north side. But if you want to go to Everest without anybody you can do so: In winter or on another route. There are more than 15 routes where nobody is climbing. We speak a lot about the many people on Everest. But there is another Everest that you can find if you want to.

Would it be attractive for yourself to do it?

Only two percent of the people on Everest are without oxygen. When I started to climb 8000ers I checked it out and said: Only a few are without O2. So I also used oxygen in 2001. But after all 8000ers I know that you can go to Everest without oxygen, if you train a lot. Now I know my body, how I feel in high altitude. So I have this inside me that maybe one day I will like to come back to Everest without oxygen.

Edurne Pasaban: Everest without oxygen

What do you wish Mount Everest for the future?

The last news from Everest were not good news. It looks like Everest is a show, like a Disneyworld. But it’s not like that. So I think the best present we can give Everest is to have big respect for him. Maybe Mount Everest is a commercial thing, but it’s a mountain, the highest, and we must respect him.

P.S. You can hear the statements of Edurne concerning the 60th anniversary on the pinboards on the right side of the blog.

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Gute Zeit https://blogs.dw.com/abenteuersport/gute-zeit/ Fri, 25 Feb 2011 13:13:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/02/25/gute-zeit/ Sie trägt die Vier mit einem Lächeln im Gesicht. Im vergangenen Dezember feierte Gerlinde Kaltenbrunner ihren 40. Geburtstag. „Es war schon so, dass ich einmal alles habe Revue passieren lassen“, gesteht Gerlinde (unser Gespräch könnt ihr unten nachhören). „Aber ich bin nicht in eine Krise gerutscht. Ich spüre vielmehr, dass jetzt für mich eine richtig gute Zeit angebrochen ist.“


„Miss Oh muss vor sich selber geradestehen“

Gerlinde wirkt locker, fast ein wenig befreit. Endlich ist das Gerede über den Wettlauf der Frauen um die Achttausender-Krone ad acta gelegt. Ob nun der Südkoreanerin Oh Eun Sun die Ehre gebührt oder der Spanierin Edurne Pasaban, Gerlinde kann es egal sein. „Ich war erleichtert“, sagt die Österreicherin, die mit ihrem Mann Ralf Dujmovits in Bühl am Schwarzwald lebt. „Ich habe immer versucht, den Druck von mir fernzuhalten. Irgendwann habe ich gemerkt, ich mache das nur für mich selber, und was geschrieben und gesagt wird, sollte mir eigentlich egal sein. Das war nicht immer ganz leicht.“ Natürlich verfolgt auch Gerlinde die nicht verstummenden Diskussionen darüber, ob Miss Oh 2009 wirklich den Gipfel des Kangchendzönga erreicht hat. Das sei aber nicht ihr Problem, meint Gerlinde, sondern das der Koreanerin. „Sie muss mit dem, was sie nach außen trägt, zurechtkommen und letztendlich vor sich geradestehen. Ich steigere mich da nicht rein. Ich würde niemals ein Urteil abgeben, ob ja oder nein.“

Im Traum Begegnung mit dem abgestürzten Freund

2010 war ein hartes Jahr für Gerlinde. Am K 2 musste sie auf etwa 8000 Metern hilflos mit ansehen, wie der Schwede Fredrik Ericsson, mit dem sie morgens aufgebrochen war, an ihr vorbei in den Tod stürzte. „Ich war völlig gelähmt, konnte gar nicht reagieren. Im ersten Moment habe ich einfach nur funktioniert. Ich wusste, ich muss jetzt schauen, dass ich selbst gut herunterkomme. Ich darf keine Fehler machen.“


Fredrik Ericsson, 1975-2010

Erst hinterher habe sie begonnen, das Drama zu verarbeiten. „Das Bild des abstürzenden Freundes habe ich sehr lange mit mir herumgetragen.“ Erst hatte sie es meist tagsüber vor Augen. Später träumte sie davon, zuletzt „auf eine andere Weise, eher in Form von Zwiegesprächen mit Frederik.“ Ans Aufhören dachte Gerlinde nie. „Das wäre nie und nimmer in Frederiks Sinne. Er hat ausgelebt, was er am allerliebsten tat. Er hat versucht, seine Träume zu verwirklichen. Und das mache ich auch.“

Andere Seite des K 2 kennenlernen

Langsam aber sicher tastet sich Gerlinde gedanklich wieder an den K 2 heran, den letzten Achttausender, der noch in ihrer Sammlung fehlt. Dreimal versuchte sie sich an ihm, dreimal kehrte sie mit leeren Händen zurück, im vergangenen Sommer sogar mit dem schrecklichen Erlebnis im Gepäck. „Ich hatte monatelang überhaupt kein Gefühl, ob ich noch einmal zum K 2 zurückkehren sollte oder nicht. Aber jetzt spüre ich, dass es mich wieder hinzieht.“


Gerlinde im Biwakzelt am K 2

Es geht ihr jedoch nicht darum, irgendwie den Gipfel zu erreichen, nur um den „König der Achttausender“ abzuhaken und die Sammlung zu vervollständigen. „Ich würde gerne eine andere Seite des K 2 kennenlernen, auch wenn sie schwieriger ist und die Chance nicht so groß, dass ich es schaffe.“ Ihren Optimismus hat Gerlinde nicht verloren. „Irgendwann wird der K 2 mich herauflassen. Ob es aber jetzt im Sommer sein wird, in zwei oder drei Jahren, das weiß ich nicht.“ Sie lässt es auf sich zukommen, mit der Gelassenheit einer 40-Jährigen, die niemandem mehr etwas beweisen muss.

Interview mit Höhenbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner

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Neid oder berechtigte Zweifel? https://blogs.dw.com/abenteuersport/neid-oder-berechtigte-zweifel/ Sat, 28 Aug 2010 15:20:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/08/28/neid-oder-berechtigte-zweifel/ War Oh Eun Sun wirklich die erste Frau, die auf allen 14 Achttausendern stand? Hat Christian Stangl tatsächlich als einziger Bergsteiger in diesem Jahr den K 2 bestiegen? Über diese Fragen wird derzeit in der Szene diskutiert.


Ende März wurde Oh in Südkorea noch gefeiert

Koreaner zweifeln an Koreanerin

Im Falle der Südkoreanerin Oh Eun Sun stehen seit Monaten Zweifel an ihrer Besteigung des Achttausenders Kangchendzönga 2009 im Raum. Das von Oh präsentierte angebliche Gipfelfoto wurde offenkundig nicht am höchsten Punkt aufgenommen. Die höchste Instanz in solchen Streitfragen, Elizabeth Hawley, führt die Besteigung in ihrer Chronik noch als „umstritten“. Die 86 Jahre alte US-Journalistin dokumentiert in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu seit fast einem halben Jahrhundert das Bergsteigen im Himalaya und überprüft die Angaben der Kletterer. Jetzt erklärte auch der südkoreanische Bergsteigerverband (Korean Alpine Federation), eine Kommission von sieben Kletterern, die alle den Kangchendzönga bestiegen hätten, seien zu dem Ergebnis gekommen, dass Miss Oh „vermutlich nicht oben“ gewesen sei. Oh Eun Sun entgegnete, die Mitglieder der Kommission hätten schon Zweifel an ihrer Leistung geäußert, bevor sie überhaupt mit der Prüfung der Fakten begonnen hätten. Aus ihrem Team 2009 hatte es widersprüchliche Aussagen gegeben. Während ein Sherpa behauptete, Oh und ihre Mitstreiter hätten den Gipfel erreicht, widersprach dem ein anderer Hochträger. Sollte sich Elizabeth Hawley nun der Meinung der koreanischen Kommission anschließen, würde nicht mehr Oh Eun Sun, sondern die Spanierin Edurne Pasaban als erste Frau auf allen Achttausendern geführt.

Gemütliches Zeltlager?

Gegen den Österreicher Christian Stangl erheben zwei andere Bergsteiger, die sich gleichzeitig am K 2 aufhielten, schwere Vorwürfe. Der Kasache Maxut Zhumayev und der Rumäne Török Zolt behaupten, Stangls Solo-Besteigung sei ein einziger Schwindel. So sei das Wetter am 12. August viel schlechter gewesen, als auf Stangls veröffentlichtem Gipfelfoto zu sehen.


Hat Christian kein eindeutigeres Gipfelfoto?

Niemand sei dem Österreicher bei seinem Abstieg begegnet, es habe auch keine Spuren von ihm gegeben, weder auf der Route, noch in den Lagern. Pakistanische Träger hätten zudem Stangls Biwakausrüstung, Pickel, Seil und ein Buch unter Felsbrocken versteckt gefunden. Török Zolt schließt daraus: „Der Mann hat einfach das vorgeschobene Basislager verlassen, zwei Tage gezeltet, in dieser Zeit ein Buch gelesen, ist dann ins Basislager zurückgekehrt und hat vorgegeben, er habe den Gipfel erreicht.“ Noch hat sich Christian nicht zu den ungeheuerlichen Vorwürfen geäußert. Vielleicht sollte er einfach weitere, aussagekräftigere Gipfelfotos vorlegen. Dann könnte sich der aufziehende Sturm legen, bevor er richtig losfegt.

P.S. vom 29.08.2010: Inzwischen hat Christian reagiert: „Das Ganze ist völlig absurd“, sagte er in einem Interview. „Ich bin oben gestanden, hab’ selbst das Gipfelfoto geknipst und mein GPS-Signal abgesetzt. Das war’s.“

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Pasabán besteigt ihren 14. Achttausender https://blogs.dw.com/abenteuersport/pasaban-besteigt-ihren-14-achttausender/ Mon, 17 May 2010 09:41:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/05/17/pasaban-besteigt-ihren-14-achttausender/ Die Zahl 17 hat ihr Glück gebracht. Am 17. April bestieg die Spanierin Edurne Pasabán in Nepal die Annapurna, ihren 13. Achttausender. Am heutigen 17. Mai erreichte sie mit ihrem Team um 07.30 Uhr MESZ den höchsten Punkt der Shishapangma in Tibet, 8027 Meter hoch. Es sei ein sehr emotionaler Augenblick gewesen, schreibt die 36 Jahre alte Baskin in ihrem Blog. Sie habe ihre Teamkameraden umarmt und Freudentränen geweint.


Pasabán auf dem Gipfel der Shishapangma

Erste Europäerin

Pasabán ist nach der Südkoreanerin Oh Eun Sun die zweite Frau, die alle 14 Achttausender bestiegen hat und die erste Europäerin, die ihre Sammlung vervollständigt hat. Die Spanierin erreichte den höchsten Punkt der Shishapangma wie alle anderen Achttausender-Gipfel ohne Atemmaske. Allerdings hatte sie 2009 beim Abstieg vom Kangchendzönga und 2001 vom Mount Everest Flaschensauerstoff benutzt, weil es ihr sehr schlecht ging. Die Puristen der Szene werden also einwenden, dass Pasabán nicht alle Achttausender „by fair means“, also mit fairen Mitteln bestiegen hat. Die breite Masse interessieren solche Details kaum. Als die Südkoreanerin Oh ihre Sammlung komplettiert hatte, wurde weltweit in allen Medien an prominenter Stelle über ihren „Weltrekord“ (ein seltsamer Begriff in diesem Zusammenhang) berichtet, aber nur selten erwähnt, dass sie beim Aufstieg zu mehreren Achttausendern eine Atemmaske benutzt hatte.

Staugefahr auf den Normalrouten

Die besten Chancen, als erste Frau – wie 1996 Reinhold Messner – komplett ohne Flaschensauerstoff alle Achttausender zu besteigen, hat Gerlinde Kaltenbrunner. Die Österreicherin wartet mit ihrem Mann Ralf Dujmovits auf ein stabiles Wetterfenster. Ihren ursprünglichen Plan, in die Nordwand des Mount Everest einzusteigen, haben die beiden auf Drängen Ralfs aufgegeben (mehr dazu später). Der höchste Berg der Erde wäre Gerlindes 13. Achttausender. Außerdem fehlt der 39-Jährigen noch der zweithöchste Gipfel, der K 2 in Pakistan.
Eine kurze Schönwetter-Phase hat zu viel Verkehr und Staugefahr auf den beiden Everest-Normalrouten geführt. Allein auf der Südseite wurden rund 120 Gipfelanwärter gezählt. Die ersten Erfolgsmeldungen tröpfeln aus dem Internet.

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Tod an der Annapurna https://blogs.dw.com/abenteuersport/tod-an-der-annapurna/ Thu, 29 Apr 2010 14:29:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/29/tod-an-der-annapurna/ Die Kameras an der Annapurna sind wieder ausgeschaltet. Das Drama am zehnthöchsten Berg der Erde wurde nicht mehr live übertragen. Tolo Calafat, ein spanischer Bergsteiger, der wie die Südkoreanerin Oh Eun-Sun am Dienstag den Gipfel erreicht hatte, kehrte nicht mehr zurück. Auf 7600 Metern war Calafat so erschöpft, dass er nicht mehr weiter absteigen konnte. Außerdem zeigten sich Symptome eines lebensbedrohlichen Hirnödems. Der Sherpa, der Calafat begleitete, ließ einen Biwaksack da und stieg ins oberste Lager auf 7200 Metern Höhe ab, um Unterstützung zu holen. Per Satellitenhandy schickte Tolo einen verzweifelten Hilferuf: „Um meiner Kinder willen, kommt und holt mich hier runter!“


Auf jede dritte Besteigung der Annapurna kommt ein Todesfall

Zu spät, zu schwach

Doch die Bergsteiger im obersten Lager gingen selbst auf dem Zahnfleisch. „Der Abstieg vom Gipfel der Annapurna geriet zum unkontrollierten Rückzug, bei dem jeder um sein eigenen Leben kämpfte“, schreibt der Spanier Ramon Morandeira in seinem Blog aus dem Basislager. Die Bergsteiger hätten den Gipfel viel zu spät erreicht. Im obersten Lager eingetroffen, sei auch Oh Eun-Sun völlig erschöpft gewesen. Andere zeigten Symptome der Höhenkrankheit, waren schneeblind oder hatten Erfrierungen davongetragen. Zudem hatte starker Schneefall eingesetzt. Ein Schweizer Rettungsteam konnte mit einem Spezialhubschrauber wegen schlechter Sicht zunächst nicht vom Basislager aus starten. Calafat telefonierte mit seiner Frau auf Mallorca. Seine Stimme sei schwach gewesen, berichtete sie.
Das bestätigte auch Juanito Oirzabal, zu dessen Team Tolo Calafat gehörte. Ein Sherpa sei noch einmal aufgestiegen, um Calafat eine Sauerstoffflasche, einen Schlafsack, Lebensmittel und einen Kocher zu bringen. Doch er habe elf Stunden lang vergeblich nach dem Spanier gesucht. Auch die Besatzung des Rettungshubschraubers, der später bei besserer Sicht doch gestartet war, konnte Calafat nicht finden.


Hat Oh Eun-Sun Hilfe angeboten oder abgelehnt?

Auch nicht für 6000 Euro

Irgendwann, so Oirzabal, habe sein Landsmann nicht mehr auf die Nachrichten per Satellitenhandy reagiert. Er sei wohl in der zweiten Nacht gestorben. Oirzabal stand an der Annapurna zum 24. Mal auf dem Gipfel eines Achttausenders, häufiger als jeder andere Bergsteiger. Der Baske erhob in einem Radiointerview schwere Vorwürfe gegen das Team der Koreanerin Oh. Er habe jedem Sherpa ihrer Mannschaft 6000 Euro geboten, sollte er sich an einer Rettungsaktion für Calafat beteiligen und noch einmal aufsteigen. Keiner sei darauf eingegangen. „Wir hätten Tolos Leben retten können“, sagte der 54-Jährige verbittert. In den letzten Jahren sei die Solidarität unter den Bergsteigern verloren gegangen. In anderen Berichten heißt es, das koreanische Team habe sehr wohl seine Hilfe angeboten.

Oirzabal, der beim Abstieg vom Gipfel schneeblind geworden war und sich auch Erfrierungen zugezogen hatte, wurde mit anderen Bergsteigern per Rettungshubschrauber ins Basislager zurückgeflogen. Calafat bleibt in seinem weißen Grab an der Annapurna. Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder im Alter von anderthalb und acht Jahren. Sein Tod wird im Gegensatz zum Medienspektakel um Oh Eun-sun außer in Spanien wohl kaum für Schlagzeilen sorgen. Denn die Kameras sind wieder ausgeschaltet.

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Oh oben https://blogs.dw.com/abenteuersport/oh-oben/ Tue, 27 Apr 2010 09:43:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/27/oh-oben/ Nein, ich stottere nicht. Und die Überschrift ist auch nicht Ausdruck meiner Verwunderung. Vor wenigen Minuten wurde es gemeldet: Die Südkoreanerin Oh Eun-Sun hat es tatsächlich geschafft, als erste Frau alle 14 Achttausender zu besteigen. Die 44-Jährige steckte eine südkoreanische Fahne in den Schnee auf dem Gipfel der 8091 Meter hohen Annapurna in Nepal, des letzten Achttausenders, der ihr noch in der Sammlung fehlte.


Bergsteigen live als „Straßenfeger“ in Südkorea

Sieben Träger

Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Der saubere Stil am Berg wurde dem nationalen Prestige geopfert. Auch an der Annapurna überließ Miss Oh nichts dem Zufall. Die Koreanerin war mit sieben (!) Sherpas unterwegs. Einige mussten sicher die schwere Ausrüstung der beiden Kameraleute tragen, die den Gipfelgang live in die Wohnzimmer Südkoreas übertrugen. Doch auch Oh selbst dürfte bei ihrem Aufstieg wohl kaum schwer getragen haben. Das „Wettrennen“ um die Achttausender-Krone der Frauen ist also entschieden. Die Europäerinnen Edurne Pasabán, die bisher 13 Achttausender bestiegen hat, Gerlinde Kaltenbrunner (12) und Nives Meroi (11) haben das Nachsehen. Doch wie an dieser Stelle schon häufiger beschrieben, lassen sich die Leistungen der Bergsteigerinnen meiner Meinung nach kaum vergleichen. Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner etwa hat ihre Achttausender – im Gegensatz zu Oh Eun-Sun – stets im kleinen Team, ohne Sherpas und unter Verzicht auf Flaschen-Sauerstoff bestiegen. Diese sportliche Leistung ist deutlich höher zu bewerten.


Gerlinde bei einer Akklimatisierungstour für ihre Everest-Nordwand-Expedition

Neue Zweifel

Edurne Pasabán hat derweil neue Diskussionen um Ohs Besteigung des Kangchendzönga, des dritthöchsten Bergs der Erde, ausgelöst. Die Baskin bereitet sich zurzeit in Tibet auf die Besteigung ihres 14. Achttausenders vor, der Shishapangma. Pasabán sagte einem spanischen Journalisten, ein Sherpa, der 2009 mit Oh unterwegs war, habe ihr anvertraut, dass die Koreanerin den höchsten Punkte gar nicht erreicht habe. Die Replik aus Südkorea kam prompt. Pasabán wolle Oh nur den Triumph streitig machen. 2008, als die Spanierin selbst am „Kantsch“ gewesen sei, habe sie noch Ohs Gipfelerfolg bestätigt. Die höchste Instanz in solchen Streitfragen, Elizabeth Hawley, scheint unsicher geworden zu sein. Die 86 Jahre alte US-Journalistin dokumentiert in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu seit fast einem halben Jahrhundert das Bergsteigen im Himalaya und überprüft die Angaben der Kletterer. Erst wenn Miss Hawley sagt, jemand sei oben gewesen, akzeptiert die Szene den Gipfelerfolg. Die alte Dame erklärte nun, sie werde Ohs Besteigung des Kangchendzönga künftig in ihrer Chronik als „umstritten“ aufführen. In Südkorea wird dies im Freudentaumel über Ohs Erfolg wahrscheinlich nicht einmal als Fußnote registriert.

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Satz mit x https://blogs.dw.com/abenteuersport/satz-mit-x/ Sun, 25 Apr 2010 08:44:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/25/satz-mit-x/ War wohl nix. Der Fernsehsender KBS hat am heutigen Sonntag wohl doch eher über ein Tanzturnier in Südkorea berichtet als über die Landsfrau an der Annapurna. Die von den Koreanern erhofften Live-Bilder von Oh Eun-Suns Aufstieg zum Gipfel gab es jedenfalls nicht. Starker Wind stoppte die 44-Jährige und ihre beiden Kameramänner. Jetzt wollen sie den Sturm erst einmal im dritten von vier Lagern auf 6400 Metern aussitzen. Der nächste Vorstoß zum höchsten Punkt auf 8091 Metern ist für Dienstag geplant. Im Oktober vergangenen Jahres war „Miss Oh“ an der Annapurna gescheitert. Sturm und schlechte Sicht hatten damals einen Gipfelgang unmöglich gemacht.


Schön aber gefährlich: Die „Göttin der Fülle“ (Annapurna), hier die Südwand

Annapurna zeigte ihre Zähne

Wie gefährlich die Annapurna ist, erfuhr jetzt der iranische Bergsteiger Ehsan Partovi-Nia gleich dreimal innerhalb eines Aufstiegs: Erst entging er um ein Haar einer Lawine, dann fiel er in eine Gletscherspalte, aus der er sich wieder befreien konnte und schließlich spülte ihn eine weitere Lawine in einer Rinne nach unten. Der Iraner hatte einen guten Schutzengel. Lediglich mit einigen blauen Flecken kehrte er in Basislager zurück. Die Annapurna hat die höchste Todesrate der 14 Achttausender. Auf gut 150 Besteigungen seit der ersten geglückten im Jahr 1950 kommen 60 Todesfälle. Zwei Drittel der Bergsteiger, die nicht mehr von diesem Berg zurückkehrten, ließen ihr Leben in einer Lawine. Mit der Annapurna ist also nicht zu spaßen.

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Bergsteigen nach Sendeplan https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteigen-nach-sendeplan/ Fri, 23 Apr 2010 12:51:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/23/bergsteigen-nach-sendeplan/ Der Wettlauf um den Titel „Erste Frau auf allen Achttausendern“ geht in die entscheidende Phase. Die Koreanerin Oh-Eun Sun ist an der 8091 Meter hohen Annapurna zu ihrem ersten Gipfelversuch aufgebrochen. Für das Wochenende wird stabiles Wetter erwartet. Begleitet von zwei Kameraleuten will „Miss Oh“ am Sonntag den höchsten Punkt erreichen. Nicht irgendwann, sondern zur besten Sendezeit in ihrer Heimat. Der südkoreanische Fernsehsender KBS hat von 13 bis 15.20 Uhr Ortszeit (6 bis 8.20 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit) eine Live-Übertragung von der Annapurna angesetzt. Achttausender-Bergsteigen nach Sendeplan, bizarr!


Oh Eun Sun fast am Ziel

Doch irgendwie passt es auch zu Ohs „Projekt 14“, das seit 2007 generalstabs- mäßig geplant und durchgeführt wurde. Damals bestieg sie zwei Achttausender, 2008 drei, 2009 vier. Auf sauberen Stil wurde kein Wert gelegt, es zählte allein, die Gipfel abzuhaken.

Die beste Linie

Die Spanierin Edurne Pasabán erholt sich von den Strapazen ihres Erfolgs an der Annapurna. Nach einem Zwischenstopp in Kathmandu will sie in Tibet ihren 14., noch fehlenden Achttausender besteigen: die 8027 Meter hohe Shishapangma.
Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner und ihr Mann Ralf Dujmovits haben derweil an der tibetischen Nordseite des Mount Everest ihre erste Erkundungstour hinter sich. „Nach fünf Jahren standen wir nun wieder direkt vor der Everest-Nordwand“, schreiben die beiden in ihrem Expeditionstagebuch. „Werden wir es diesmal schaffen durchzusteigen? Ständig suchten die Augen nach der bestmöglichen Linie.“ 2005 hatten es die Wetterverhältnisse nicht zugelassen, dass Gerlinde, Ralf und ihr japanischer Freund Hirotaka Takeuchi wie geplant in die „Supercouloir“-Route einstiegen.

Am Hintern gekitzelt


Gerlinde in der ersten Seillänge der Everest-Nordwand

Am Wandfuß in 6200 Metern Höhe testeten die Eheleute aus Bühl im Schwarzwald jetzt in der ersten Seillänge die Beschaffenheit des Eises. „Nun haben wir dem Everest gerade mal am Hintern gekitzelt“, meinte Ralf. Erkenntnis: Kaum Stein- und Eisschlag, dafür aber fast durchgängig hartes Blankeis. In den kommenden Tagen wollen die beiden, wie schon 2005, vom zentralen Rongbukgletscher zum Everest-Nordsattel aufsteigen, um sich weiter zu akklimatisieren.
Bei ihrer Rückkehr ins Basislager könnte die Nachricht von der ersten Frau auf allen Achttausendern schon um die Welt gegangen sein. Gerlinde, die das ständige Gerede um den Wettlauf nervt, würde sicher aufatmen. Aber möglicherweise kommt ja auch alles ganz anders – und KBS muss am Sonntag, statt live von der Annapurna, eine Konserve senden. Vielleicht von einem koreanischen Tanzturnier oder so.

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Kein Ort für einen Wettlauf https://blogs.dw.com/abenteuersport/kein-ort-fur-einen-wettlauf/ Thu, 08 Apr 2010 14:48:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/08/kein-ort-fur-einen-wettlauf/
Ich halte nichts von Wettläufen am Berg oder im Eis. Pionierleistungen ja, doch Wettläufe erhöhen die ohnehin schon reichlich vorhandenen Risiken unnötig. Die sogenannte „Eroberung“ der Pole und der höchsten Berge der Welt sollten Warnung genug sein. Viele Abenteurer haben mit ihrem Leben dafür bezahlt. In diesen Tagen wird erneut viel über einen „Wettlauf im Himalaya“ geredet: Wer wird die erste Frau sein, der es gelingt, alle 14 Achttausender zu besteigen?

Die Kandidatinnen

Die besten Chancen hat die Südkoreanerin Oh Eun-Sun. Die 44-Jährige ist inzwischen am Fuß der 8091 Meter hohen Annapurna in Nepal eingetroffen ist, des letzten 8000ers, der ihr noch fehlt. Im Basislager begegnete Oh der Spanierin Edurne Pasaban. Die 36-Jährige will in diesem Jahr ebenfalls ihre 8000er-Sammlung vervollständigen, erst als ihre Nr. 13 die Annapurna besteigen, dann die Shishapangma in Tibet. Auch die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner hat – wie Pasaban – zwölf 8000er bestiegen. Sie ist gerade nach Tibet eingereist, auf dem Weg zur Nordwand des Mount Everest. Der 39-Jährigen fehlt neben dem höchsten Berg der Erde auch noch der zweithöchste, der K 2 in Pakistan.


(v.l.) Edurne Pasaban, Oh Eun-Sun, Gerlinde Kaltenbrunner

Mit allen Mitteln

Doch es kommt nicht nur darauf an, ob jemand auf einen Gipfel gekommen ist, sondern auch wie. Das Vorgehen der Koreanerin Oh Eun-Sun ist für mich ein Rückfall in die Frühphase des 8000er-Bergsteigens, in der es in erster Linie um nationales Prestige ging. Damals galt: Heraufkommen um jeden Preis, mit allen Mitteln. Südkorea hatte gleich zwei Bergsteigerinnen ins Rennen (wörtlich gemeint) um die Achttausender-Krone geschickt. In kürzester Zeit schlossen Oh Eun-Sun und Go Mi-Sun zu den bis dahin in der Statistik führenden Europäerinnen auf. Im Gegensatz zu diesen rückten Oh und Go den Bergen mit großen Teams auf den Pelz, setzten teilweise Atemmasken ein, flogen, um Zeit zu sparen, mit Hubschraubern von einem zum nächsten Basislager. Allein im Frühjahr 2009 bestieg Go innerhalb von sechs Wochen drei 8000er, im Sommer desselben Jahres wollte sie drei weitere folgen lassen. Doch sie zahlte den höchsten Preis für ihren waghalsigen Wettlauf: Am Nanga Parbat stürzte die 41-Jährige zu Tode. Es wäre Go Mi-Suns elfter 8000er gewesen.

Liveübertragung am Gipfeltag

Auch Oh Eun-Sun bestieg neun ihrer 13 Achttausender zwischen 2007 und 2009. Ihr Erfolg am Kangchendzönga wurde wegen eines nicht ganz eindeutigen Gipfelfotos angezweifelt. Andere Bergsteiger berichteten, sie hätten gesehen, wie Sherpas die Koreanerin an einem Achttausender am kurzen Seil den Berg hinaufgezogen hätten. Oh spricht von einer „Kampagne“ gegen sie. Ihr bevorstehender Aufstieg auf die Annapurna soll live im koreanischen Fernsehen übertragen werden. Ein 30-köpfiges TV-Team begleitet die Bergsteigerin. Oh hat übrigens Edurne Pasaban gefragt, ob sie die Fixseile, die das spanische Team schon bis hinauf nach Lager drei gelegt hat, benutzen darf. Pasaban hat zugestimmt. Sie hält wahrscheinlich auch nichts von Wettläufen am Berg.

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