Pasang Lhamu Sherpa – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Nepalesische Bergsteigerinnen am Everest: Auf den Spuren von Pasang Lhamu Sherpa https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepalesische-bergsteigerinnen-am-everest-auf-den-spuren-pasang-lhamus/ Sat, 21 Apr 2018 15:45:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40257

Pasang-Lhamu-Sherpa-Denkmal in Kathmandu

Ein Drama, zwei Versionen. In beiden stirbt die Hauptdarstellerin, die Gründe, die für ihren Tod angeführt werden, unterscheiden sich jedoch deutlich. Am morgigen Sonntag jährt sich zum 25. Mal der Tag, an dem Pasang Lhamu Sherpa als erste Frau aus Nepal den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest bestieg. Der Triumph endete in einer Tragödie. Die 31-Jährige Mutter dreier Kinder starb anschließend beim Abstieg auf dem Südgipfel. Nach offizieller nepalesischer Lesart hatte Pasang Lhamu am 22. April 1993 wertvolle Zeit verloren, weil sie sich um ihren höhenkranken Teamkollegen Sonam Tshering Sherpa gekümmert hatte. Dann sei auch noch das Wetter umgeschlagen, hieß es. Ein Bericht der (kürzlich verstorbenen) legendären Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley, der im American Alpine Journal erschien, hat einen deutlich anderen Tenor.

Zu langsam

Everest-Gipfel und -Südgipfel (r.)

Danach war Pasang Lhamu als sehr langsame Bergsteigerin bekannt. Für die Strecke vom Südsattel auf den Gipfel habe sie 14einviertel Stunden gebraucht, schrieb Hawley. Normalerweise werden für diese Etappe zehn Stunden veranschlagt. Laut Hawley war Pasang Lhamu am höchsten Punkt derart geschwächt, dass die anderen Teammitglieder sie und Sonam Tshering, der dann schon Blut spuckte, die rund 100 Höhenmeter vom Haupt- zum Südgipfel regelrecht herunterziehen mussten. Viereinhalb Stunden habe das gedauert. Dann sei der Sauerstoff ausgegangen. Erst am nächsten Tag, so Hawley, als andere Teammitglieder versucht hätten, volle Sauerstoffflaschen vom Südsattel heraufzubringen, sei der Wind so stark geworden, dass eine Rettung unmöglich geworden sei.

„Ungeheurer Mut“

Auf der Briefmarke

Erst zweieinhalb Wochen später, am 10. Mai, konnte wieder ein Sherpa zum Südgipfel aufsteigen, wo er Pasang Lhamu tot auffand , im Schnee sitzend, mit dem Rücken an den 40 Grad steilen Hang gelehnt. Sonam Tsherings Leiche blieb verschollen. Für damalige Verhältnisse ungewöhnlich, wurde die Leiche Pasang Lhamus aus 8749 Meter Höhe nach unten gebracht. Die tote Bergsteigerin wurde vor der Einäscherung in einem Stadion in Kathmandu aufgebahrt, Tausende Menschen erwiesen der Sherpani dort die letzte Ehre. Die Bergsteigerin, so schrieb der damalige Ministerpräsident des Landes an ihre Familie, habe bewiesen, „dass auch nepalesische Frauen mit einem ungeheuren Mut ausgestattet sind“. Pasang Lhamu wurde zur Volksheldin, zum Mythos. Ihr Konterfei zierte Briefmarken. Straßen und Schulen tragen ihren Namen, seit 1996 sogar offiziell auch ein Berg, der 7350 hohe Pasang Lhamu Chuli, Bergsteigern eher bekannt als Jasemba. Noch heute kennt jedes Kind in Nepal den Namen der Bergsteigerin.

Kämpferin für Gleichberechtigung

Bergsteigerinnen der „Women Everest Expedition 2018) auf dem Island Peak

Mag ihre Everest-Besteigung auch vielleicht etwas weniger heroisch verlaufen sein, als viele Nepali denken, war Pasang Lhamu Sherpa doch eine Pionierin. Sie hatte sich in das Ziel, als erste Frau ihres Heimatlandes den höchsten aller Gipfel zu erreichen, regelrecht verbissen. In den drei Jahren zuvor war Pasang Lhamu dreimal gescheitert. Bei ihrem bis dahin erfolgreichsten Versuch 1991 als Mitglied einer französischen Expedition hatte sie auf 8700 Metern, nur 50 Meter unterhalb des Südgipfels, umkehren müssen. Für Pasang Lhamu zählte nicht nur der bedingungslose Einsatz für einen Gipfel. Sie kämpfte als Bergsteigerin auch für die Gleichberechtigung der Frauen in Nepal. „Männer werden als Helden betrachtet, wenn sie klettern, Frauen dagegen nennt man verantwortungslos“, klagte Pasang Lhamu einmal.

Zwei nepalesische Frauen-Expeditionen auf der Südseite

Fünf junge Journalistinnen wollen auf den Everest

Dass ihre Botschaft nicht ungehört verklang, sondern die Saat aufgegangen ist, beweist die diesjährige Frühjahrssaison am Everest. Mehr als ein Dutzend nepalesische Bergsteigerinnen versuchen sich allein auf der Südseite des höchsten Bergs der Erde. So steht die „Women Everest Expedition 2018“ der 30 Jahre alten Lakpa Yangji Sherpa, der 37-jährigen Pasang Lhamu Sherpa „Phinasa“ und der 25 Jahre alten Yangdi Sherpa unter dem Motto „Women’s Confidence“. Die Expedition sei eine großartige Plattform „um die Stimme für Frauen und ihre Rechte zu erheben und sie zu ermutigen“, schreibt Pasang Lhamu. Die drei Bergsteigerinnen bestiegen in dieser Woche den 6189 Meter hohen Island Peak nahe dem Everest, um sich zu akklimatisieren. Noch auf dem Trekking Richtung Basislager befinden sich die Mitglieder der „First Women Journalists Everest Expedition 2018“. Die nepalesischen Journalistinnen Kalpana Maharjan (33 Jahre alt), Rosha Basnet (29), Rojita Buddhacharya (26), Deuralee Chamling (35)und Priya Laxmi Karki (27) wollen ein Zeichen setzen für die „Gleichheit aller Menschen, egal welcher Rasse, Kaste, Gemeinschaft oder welchen Geschlechts“.

Lhakpa Sherpa will Rekord ausbauen

Rekordhalterin Lhakpa Sherpa

Lhakpa Sherpa kann auf Botschaften verzichten, sie ist gewissermaßen selbst eine: Frauen können den Everest nicht nur besteigen, sondern können es sogar in Serie tun. Mit acht Gipfelerfolgen steht die 44 Jahre alte Nepalesin, die im US-Bundesstaat Connecticut lebt, schon jetzt als die Frau mit den meisten Everest-Besteigungen im Guinness-Buch der Rekorde. In diesem Frühjahr will die Mutter einer elf und einer 16 Jahre alten Tochter erneut von der tibetischen Nordseite aus aufsteigen und Gipfelerfolg Nummer neun folgen lassen. „Mein Körper weiß, dass sich schon so hoch oben gewesen bin“, sagt Lhakpa. „Er ist wie ein Computer. Er findet es sehr schnell heraus. Mein Körper kennt die große Höhe, er erinnert sich daran.“ Bei ihrem ersten Everest-Erfolg am 17. Mai 2000 war Lhakpa Sherpa übrigens die erste nepalesische Bergsteigerin, die nicht nur am Gipfel stand, sondern anschließend auch wieder wohlbehalten das Basislager erreichte. Ein Mythos wie Pasang Lhamu Sherpa wurde sie in ihrem Heimatland trotz dieses und ihrer zahlreichen weiteren Everest-Erfolge jedoch nicht.

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So geht’s nicht! https://blogs.dw.com/abenteuersport/so-gehts-nicht/ Sat, 20 May 2017 15:00:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36309

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

In den nächsten Tagen wird es sicher eine Menge von Erfolgsmeldungen an den Achttausendern geben. Bevor wir in den Gratulationsmodus schalten, gilt es leider wieder einmal, den Finger in einige Wunden des kommerziellen Bergsteigens zu legen. Ich bin wirklich nicht der Moralapostel, aber einige Meldungen der letzten Tage haben mich aufgeschreckt – vor allem ein Tweet heute von Tim Mosedale. „Ronnie und Pemba habe das Lhotse-Hochlager entdeckt, um festzustellen, dass einige Drecksäcke den Flaschensauerstoff gestohlen haben. Absolut unakzeptabel“, schreibt der britische Expeditionsleiter, der am Mittwoch zum sechsten Mal den Mount Everest bestiegen hatte. Und er schickte noch gleich einen weiteren Tweet hinterher: „Sauerstoff zu stehlen, gefährdet das Leben anderer Bergsteiger. Wenn es einen Notfall gibt, lasst es uns wissen, und selbstverständlich werden wir helfen. Aber ihn einfach zu nehmen, ist eine absolute Schande.“ Dass der Egoismus am Berg so weit geht, dass sogar Sauerstoffflaschen gestohlen werden, ist wirklich erschreckend, absolut fahrlässig und unentschuldbar. Das wirft kein gutes Licht auf die Einstellung einiger (hoffentlich weniger) Bergsteiger an den höchsten Bergen der Erde. Das gilt auch für das, was sich beim gescheiterten Gipfelversuch am Kangchendzönga am vergangenen Dienstag abspielte.

Fehlinformation im letzten Lager

Chris Jensen Burke

Die Australierin Chris Jensen Burke berichtet in ihrem Blog, ein Leiter einer anderen Gruppe habe ihnen im letzten Lager vor dem Gipfel versichert, dass die Fixseile am Vortag bis auf eine Höhe von 8100 Metern gelegt worden seien. Deshalb sei es nicht nötig, für den Gipfelversuch den gesamten Vorrat an Seilen mitzunehmen. Außerdem müssten auch keine Sherpas lange vor den Kunden der kommerziellen Expeditionen aufsteigen. Einen halben Tag später stellte sich heraus, dass die Angaben schlichtweg falsch waren. Die Folge: Es bildete sich auf gut 8000 Metern eine Schlange: an der Spitze die Sherpas, die doch noch die Route versichern mussten, dahinter die Gipfelanwärter. Dann gingen wegen der Fehlinformation aus dem letzten Hochlager die Fixseile aus. Der Gipfelversuch musste abgeblasen werden, alle stiegen ab.

Keine Spur von Wertschätzung

Pasang Lhamu Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa, Maya Sherpa (v.l.)

„Warum wurde uns eine falsche Information gegeben?“, fragt sich Chris. „Ich glaube, Unerfahrenheit spielte eine Schlüsselrolle. Und der Kerl hat sich wohl keine Gedanken über die Folgen gemacht.“ Von Teamwork keine Spur. Doch auch die von der Australierin zitierte Aussage eines Kunden ruft bei mir nur Kopfschütteln hervor: „Wenn die für die Route Zuständigen wissen, dass Bergsteiger hinter ihnen herkommen, müssen sie eben schneller aufsteigen.“ Diese Worte lassen jede Wertschätzung der Arbeit der Sherpas vermissen. Und die Frage muss erlaubt sein: Wo bleibt eigentlich die Eigenverantwortlichkeit der Kunden?

Unter denen, die umkehrten, waren auch die drei Nepalesinnen Maya Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa. Sie beschlossen heute, wegen der eher schlechten Wetterprognosen die Expedition abzubrechen. „Es ist natürlich eine sehr enttäuschende Entscheidung. Selbstverständlich würden wir lieber mit einem Gipfelerfolg zurückkehren“, ließ das Sherpani-Trio auf Facebook wissen.

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Everest-Ehrung mit Fehlerteufel https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-chhurim-sherpa/ Mon, 25 Feb 2013 16:08:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20115

Chhurim Sherpa mit ihrer Urkunde

Eine Sherpani hat es ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Chhurim Dolma Sherpa wird dort als erste Frau geführt, die den Mount Everest gleich zweimal in einer Saison bestieg. Der damals 27-Jährigen gelang dieses Kunststück am 12. und 19. Mai 2011. Zwischendurch war die Nepalesin ins Basislager abgestiegen. Zur selben Expedition gehörte auch die Inderin Anshu Jamsenpa. Auch ihr gelang der Everest-Doppelpack: am 12. und 21. Mai. Damit fehlten Anshu also zwei Tage zum Guinness-Buch-Eintrag.

Zu fünft in einem Zelt

Jetzt erhielt Chhurim Dolma Sherpa in Kathmandu die Urkunde der Guinness World Records – inklusive dem neuerlichen Beweis, dass der Fehlerteufel überall zuschlagen kann (siehe Foto). Denn auf der Urkunde steht zu lesen, dass die Sherpani nicht 2011, sondern 2012 den Everest doppelt bestiegen habe. Wollten die Rekord-Buchhalter etwa verschleiern, wie langsam ihre Mühlen mahlen? Sei es drum, Chhurim hat sich jedenfalls gefreut und darauf hingewiesen, dass ihr Abenteuer kein Zuckerschlecken gewesen sei. „Den Everest als Frau zu besteigen, ist sehr hart, weil es dort keine Toiletten gibt. Wir haben uns zu fünft ein Zelt geteilt“, sagte die 29-Jährige bei der Veranstaltung in Kathmandu. 

Sechsmal Everest

Die erste Sherpani, die den Mount Everest bestieg, hatte nichts von ihrem Erfolg. Pasang Lhamu Sherpa starb am 22. April 1993 beim Abstieg vom Gipfel. Immerhin wurde ihr zu Ehren der an der nepalesisch-tibetischen Grenze gelegene, 7351 Meter hohe Jasemba in „Pasang Lhamu Chuli“ umbenannt. Die Frau, die die meisten Everest-Besteigungen verbuchen konnte, ist ebenfalls eine Sherpani. Lakpa Sherpa erreichte den 8850 Meter hohen Gipfel zwischen 2000 und 2006 sechsmal, davon einmal über die nepalesische Süd- und fünfmal über die tibetische Nordseite. Auch Lakpa wird im Buch der Rekorde geführt – allerdings nur mit fünf Everest-Besteigungen. Vielleicht gehört der Fehlerteufel doch zum engeren Mitarbeiterstab der Guinness World Records.

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