Retttungshubschrauber – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Nanga Parbat: Revols Zorn nach der Rettung https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-revols-zorn-nach-der-rettung/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-revols-zorn-nach-der-rettung/#comments Thu, 08 Feb 2018 23:27:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39531

Elisabeth Revol bei der Pressekonferenz in Chamonix

„Wir hätten  Tomek retten können.“ Mit diesem Satz hat die französische Bergsteigerin Elisabeth Revol eine Debatte ausgelöst. Könnte ihr polnischer Seilpartner Tomek Mackiewicz, den sie nach dem gemeinsamen Gipfelerfolg am Nanga Parbat schneeblind und schwer höhenkrank auf 7200 Metern hatte zurücklassen müssen, noch leben, wenn die Rettung Ende Januar schneller angelaufen  wäre? Am Abend des 25. Januar hatte Revol mehrere Notrufe abgesetzt.   „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, wenn man eine solche Rettungsaktion startet“, sagte Elisabeth am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Chamonix. „Tatsächlich hat es aber 48 Stunden gedauert, bis etwas passierte. Deshalb trage ich eine Menge Wut in mir. Tomek hätte gerettet werden können, wenn es sich um eine echte Rettungsaktion gehandelt hätte, rechtzeitig ausgeführt und organisiert.“  

Preis in die Höhe getrieben

Der Zorn der 37-Jährigen richtet sich ausdrücklich nicht gegen die Bergsteiger der polnischen K 2-Winterexpedition, die ihr entgegengestiegen und sie in Sicherheit gebracht hatten, und auch nicht gegen die Hubschrauberpiloten, sondern gegen die pakistanischen Organisatoren der Rettungsaktion. Ludovic Giambiasi, ein Freund Revols, hatte von Frankreich aus versucht, die Suche nach den beiden in Not geratenen Bergsteigern anzuschieben. Er  sprach von „Verzögerungen und Problemen“.  So sei der Preis von 15.000 auf 40.000 Dollar hochgetrieben worden, „bar auf den Tisch“. Die Regierung der Provinz Gilgit-Baltistan setzte nach eigenen Angaben eine Kommission ein, die die Vorwürfe untersuchen soll.

In Not geratene Bergsteiger müssen nach unten

Revol wird mit dem Hubschrauber weggeflogen

Im Vergleich zu Nepal, wo die Hubschrauberrettung von den höchsten Bergen privat organisiert ist und mit westlicher Unterstützung inzwischen auch ziemlich professionell funktioniert, hinkt Pakistan noch hinterher. Das pakistanische Militär hält wegen der seit Jahrzehnten andauernden Spannungen mit Indien den Daumen auf den Luftverkehr im Norden des Landes. Das für Rettungseinsätze zuständige Unternehmen Askari Aviation ist eine Tochtergesellschaft des Army Welfare Trust. Die Hubschrauber werden von der Armee bereitgestellt und von ehemaligen Piloten der Luftwaffe geflogen.  Für eine Rettung am langen Seil aus Höhen von über 7000 Metern, wie sie inzwischen fast routinemäßig am Mount Everest praktiziert wird, fehlen sowohl die in Nepal eingesetzten entkernten Spezialhubschrauber, als auch das auf diese heikle Art der Rettung spezialisierte Personal. 2005 war es einem pakistanischen Hubschrauber-Team gelungen, den slowenischen Topbergsteiger Tomaz Humar am Seil aus 6000 Meter Höhe in der Rupalwand des Nanga Parbat in Sicherheit zu bringen. Routine sind solche Einsätze in Pakistan jedoch nicht. Expeditionen, deren Mitglieder in großer Höhe in Not geraten, werden von Askari Aviaton ausdrücklich dazu verpflichtet, einen Versuch zu unternehmen, die Bergsteiger bis auf eine sichere Hubschrauber-Landungshöhe unterhalb von 5500 Metern hinunterzubringen.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-revols-zorn-nach-der-rettung/feed/ 1
Am langen Seil https://blogs.dw.com/abenteuersport/am-langen-seil/ Sun, 02 May 2010 12:05:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/05/02/am-langen-seil/ Es schrieb sich so leicht, dass ein Rettungshubschrauber die angeschlagenen drei Bergsteiger einer spanischen Expedition vom höchsten Lager an der Annapurna ins Basislager zurückflog. Doch das war alles andere als selbstverständlich. Es handelte sich vielmehr um einen Rekord, die höchste Hubschrauber-Rettungsaktion aller Zeiten. Der Schweizer Pilot Dani Aufdenblatten steuerte den Helikopter. Sein Landsmann, der Bergführer Richard Lehner hing am langen Seil, mit dem die Bergsteiger, die erschöpft, höhenkrank und schneeblind waren, einer nach dem anderen aus 6950 Metern ins Tal gebracht wurden. Aufdenblatten hatte die Türen und die Sitze des Helikopters ausgebaut, um Gewicht zu sparen.


Rettungsflug an der 8091 Meter hohen Annapurna

Wenig Auftrieb, wenig Leistung

In großer Höhe gestalten sich Hubschrauberflüge schwierig, weil die Luftdichte abnimmt. In der dünnen Luft erzeugen die Rotorblätter weniger Auftrieb, und auch die Triebwerke verlieren an Leistung. Die Devise heißt also: möglichst starke Turbinen und wenig Gewicht. Normalerweise können Hubschrauber nur bis zu einer Höhe von etwa 5000 Metern landen. Im Jahr 2005 setzte ein Spezialhubschrauber ganz kurz auf dem 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest auf – ein Rekord. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass man von dort auch einen Bergsteiger retten könnte. Es ist nämlich unsicher, ob der Heli mit dem zusätzlichen Gewicht genug Auftrieb erhalten würde, um auch wieder abzuheben.

In luftiger Höhe

An der Annapurna wurde die sogenannte Longline-Technik eingesetzt. Schweizer Bergretter der legendären Air Zermatt wandten sie erstmals 1971 an, als sie einen Bergsteiger aus der berüchtigten Eiger-Nordwand bargen. Bei dieser Technik wird ein Retter, der an einem bis zu 220 Meter langen Seil hängt, zum Verunglückten geflogen. Dort klinkt er sich aus, übernimmt die Notfallversorgung und klinkt dann das Opfer ans Ende des langen Seils ein. Der so Geborgene wird dann, mit dem Retter in luftiger Höhe schwebend, zu einer sicheren Stelle geflogen. 2005 gelang es einem Team der pakistanischen Armee, mit der Longline-Technik den slowenischen Bergsteiger Tomaz Humar zu retten, der in rund 6000 Metern Höhe in der Rupal-Wand des Nanga Parbat festsaß. Im vergangenen Jahr wurde Humar erneut ins lange Seil eingeklinkt. Am Siebentausender Langtang Lirung in Nepal konnte er allerdings nur noch tot geborgen werden.


Dieser Hubschrauber setzte kurz auf dem Everest-Gipfel auf

Zwei Länder, ein Projekt

In diesem Frühjahr stehen in Nepal erstmals zwei Hubschrauber auf Abruf bereit, die schnell für Rettungsaktionen in großer Höhe eingesetzt werden können. Die Air Zermatt und die nepalesische Fishtail Air haben das Gemeinschaftsprojekt ins Leben gerufen. Nepalesische Piloten wurden in der Schweiz ausgebildet, Schweizer Piloten unterstützen sie jetzt in Nepal. Und die Teams hatten bereits einiges zu tun. So retteten sie am 26. April am Manaslu drei Koreaner und vier Sherpas aus 6200 und 6400 Metern Höhe. Dort konnten sie noch landen, brauchten also nicht das lange Seil. Bei der nächsten Aktion am 29. April an der Annapurna war es jedoch nötig. Pilot und Retter setzen übrigens nach Auskunft der Fishtail Air Atemmasken ein, wenn sie bei Einsätzen bis 7000 Meter Höhe fliegen.


Nichts für Schwindel-Anfällige

Teurer „Spaß“

Bergsteiger sollten sich jedoch nicht darauf verlassen, dass sie jetzt aus jeder kritischen Situation an einem Achttausender gerettet werden können. Schließlich kann der Hubschrauber nur bei passablem Wetter fliegen. Im Fall des Spaniers Tolo Calafat kamen die Retter deshalb zu spät.
Ob das Projekt von Air Zermatt und Fishtail Air auch nach der Frühjahrssaison fortgesetzt wird, steht noch nicht fest. Es werden Sponsoren gesucht, die das Training der Piloten und Retter finanzieren. Billig sind Aktionen wie die an der Annapurna nicht. Auf Anfrage teilte mir Fishtail Air mit, dass ein solcher Einsatz 3000 Dollar pro Stunde koste. Beim vergeblichen Versuch, 2009 den Spanier Oscar Perez aus einer Wand des Siebentausenders Latok II zu retten, setzte die pakistanische Armee vier Hubschrauber ein. Die Kosten summierten sich auf rund 100.000 Dollar.

]]>