Richard Stihler – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Nr. 14 auf allen sieben https://blogs.dw.com/abenteuersport/nr-14-auf-allen-sieben/ Tue, 29 Jan 2013 17:39:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19347

Richie auf dem Mount Vinson

Noch ist der Kreis der Deutschen, die auf den Gipfeln der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente, standen, übersichtlich. Richard Stihler reihte sich jetzt als 14. ein. Am 16. Januar vervollständigte der 44 Jahre alte Architekt aus Lahr in Baden seine Sammlung: Er bestieg den 4897 Meter hohen Mount Vinson, den höchsten Berg der Antarktis. „Das war eher ein Spaziergang, technisch keine große Herausforderung“, erzählt mir Richie nach seiner Rückkehr. „Den Berg packst du auch mit zehn Kilogramm Übergewicht.“ 

Langer Weg 

1994, also vor 19 Jahren, hatte Richie noch als Student mit dem 6962 Meter hohen Aconcagua, dem höchsten Gipfel Südamerikas, den ersten seiner „Seven Summits“ bestiegen. Es folgten 2001 der Elbrus (5642 Meter/Europa), 2002 der Denali (auch Mount McKinley genannt, 6194 Meter/Nordamerika), 2006 der Kilimandscharo (5895 Meter/Afrika), 2010 die Carstensz-Pyramide (4884 Meter/Ozeanien) und schließlich – wie hier im Blog berichtet – 2012 der Mount Everest (8850 Meter/Asien). Erst nachdem er den höchsten Berg der Erde bestiegen hatte, sagt Richie, habe er ernsthaft daran gedacht, auch noch den Mount Vinson anzugehen. Nach seinem Erfolg am Everest hätten sich dafür auch Sponsoren gefunden. „Vorher wäre eine Antarktis-Expedition für mich viel zu teuer gewesen.“

Im Chelsea-Trikot auf den Gipfel 

… und dann noch auf dem Point Charlie

Am Gipfeltag zeigte das Thermometer minus 27 Grad Celsius, dazu blies ein kräftiger Wind mit etwa 50 Stundenkilometern. „Die Bedingungen sind schon menschenfeindlich“, räumt Richie ein. „Wenn du nicht aufpasst, friert dir das Gesicht ab.“ Ein paar Tage nach ihm sei auch ein einbeiniger Kolumbianer auf den Vinson gestiegen. Der habe dann am Gipfel eine halbe Stunde lang mit dem Präsidenten seines Landes telefoniert. In anderen Ländern würden die „Seven Summits“ viel wichtiger genommen als in Deutschland, meint Richie. Nicht immer seien die Gipfelanwärter aber wirklich Alpinisten. „Ich habe eine Australierin kennengelernt, die schon einige der Gipfel abgehakt hat, immer im Trikot des FC Chelsea. Im Frühjahr will sie auch den Mount Everest im Chelsea-Dress besteigen – und anschließend den Clubbesitzer Roman Abramowitsch um eine Dauerkarte bitten.“ 

Und hinterher noch einer 

Point Charlie aus der Luft

Seinen eigenen Erfolg will mein alter Kumpel vom Manaslu nicht allzu hoch hängen. Mindestens genauso sehr habe er sich darüber gefreut, dass ihm anschließend noch eine Erstbesteigung in der Antarktis gelungen sei, berichtet Richie. Mit einem US-Amerikaner und einem Briten erklomm er den nach seiner Schätzung etwa 2300 Meter hohen „Point Charlie“, acht Kilometer vom Vinson-Basislager entfernt. 

Die Antarktis hat es Richie angetan. „Landschaftlich war das der Hammer.“ Vor seinem Heimflug traf er dort auch Roland Krüger, der – wie hier berichtet – als erster Deutscher solo auf Skiern den Südpol erreicht hatte. „So eine Ski-Expedition würde mich schon mal reizen“, sagt Richie. „Aber auch den Himalaya habe ich noch nicht abgehakt. Da habe ich schon noch einige Ideen.“ Zunächst aber will Richie es etwas lockerer angehen lassen, zu Hause mit seiner Lebensgefährtin Felicitas und Sohn Fritz. „Ich habe meinem Körper in letzter Zeit nicht viele Pausen gegönnt.“

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Eilmeldung: Richie hat es geschafft! https://blogs.dw.com/abenteuersport/eilmeldung-richie-hat-es-geschafft/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/eilmeldung-richie-hat-es-geschafft/#comments Sat, 19 May 2012 15:05:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14729

Richie 2007 auf dem Gipfel des Manaslu

Freudige Nachricht: Richie hat den Mount Everest bestiegen! Darüber hat mich eben die Frau von Richard Stihler informiert. „Richie und Pasang haben heute, Samstag, 19.05. um 10:00 Uhr Ortszeit bei Sonne, aber starkem Wind den Gipfel des Mount Everest erreicht“, schreibt Felicitas. Richie habe sie aus Lager 3 auf gut 7000 Metern per Satellitentelefon angerufen. Morgen wolle er zum Basislager absteigen. Ich ziehe meinen Hut ganz tief vor meinem alten Kumpel vom Manaslu. Für den 43 Jahre alten Architekten aus Lahr ist es der vierte Achttausender. Herzlichen Glückwunsch! Chapeau!

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Bereit für den höchsten aller Gipfel https://blogs.dw.com/abenteuersport/bereit-fur-den-hochsten-aller-gipfel/ Mon, 14 May 2012 15:34:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14547

Richie in Lager 3

Es ist angerichtet. „Die Großwetterprognose für den Everest sagt zwischen dem 17. bis 21. Mai die schon fast traditionell windstille Phase voraus. Mögen die Wetterfrösche dieser Welt recht behalten!“, schreibt Richard Stihler. Mein alter Kumpel vom Manaslu hat seine Akklimatisierungsphase abgeschlossen. Zusammen mit dem Sherpa Pasang ist Richie bis zu Lager 3 auf gut 7000 Metern aufgestiegen: „Beide sind wir schwer beladen, wir haben das gesamte Material, das für einen späteren Gipfelgang erforderlich ist, in unseren Rucksäcken. Bereits nach den ersten senkrechten Eispassagen wird mir klar, dass die natürliche Auslese genau jetzt begonnen hat. Das Gelände ist so steil, dass man sich eher anseilen sollte, um auszutreten.“ Nach einer „schlaflosen, kalten Nacht“ kehrt der Architekt aus Lahr in einem Rutsch ins Basislager zurück. „Wir sind bereit für den höchsten Berg der Erde“, lautet Richies Fazit.

Riesenstau

Viel Verkehr in der Lhotse-Flanke

Das gilt auch für Ralf Dujmovits, der insgesamt drei Nächte in Lager 3 verbracht hat und dann sogar noch weiter aufgesteigen ist. „Die durchschnittlich 45 Grad steile Lhotse-Flanke ist auf ihrer ganzen Höhe von 1500 Metern eine gigantische Lawinenrutschbahn: nur 10 bis 15 Zentimeter Neuschnee auf hartem Untergrund ergeben ein ungeheuerliches Potenzial für Monsterschneerutsche“, schreibt Ralf auf seiner Internetseite. „Ich reihe mich in die Schlange der aufsteigenden Sherpas ein. Mit deren schwergewichtigen Rucksäcken geht es verständlicherweise nur zäh voran. Überholen ist entlang der Fixseile schwierig und nicht ungefährlich. Trotz Daunenanzug friere ich ziemlich. Am Gelben Band auf ca. 7600 Metern gibt es einen Riesenstau.“ Ralf beschließt umzukehren und ins Basislager abzusteigen. Er fühle sich „für einen zusatzsauerstoff-freien Aufstieg auf den Everest gut genug akklimatisiert“, schließt Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger. Alle 14 Achttausender hat er bestiegen, 1992 auch den Everest, damals allerdings mit Atemmaske. Das empfindet Ralf als eine Scharte, die er gerne auswetzen würde: „Ich weiß, dass ich ohne Zusatz-Sauerstoff nur mit wenig Wind und maximalen Kältegraden bis minus 25 Grad Celsius eine Chance haben werde. Ich würde mich so freuen, wenn es klappen könnte.“

 Everest- „Touristen“

Ralf will ohne Atemmaske auf den Everest

Ralf macht darauf aufmerksam, dass am 11. Mai außer den rund 80 Sherpas, die Material zum Südsattel transportierten, nur (wie heute berichtet) Ueli Steck und er auf über 7000 Metern unterwegs gewesen seien. Von den zahlenden Kunden der kommerziellen Anbieter weit und breit nichts zu sehen. Auch Richie hat sich seine Meinung gebildet über die Everest-„Touristen“. Den typischen Vertreter dieser Kategorie beschreibt der 43-Jährige  – wie gewohnt ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen: „Er hat sich bei einer kommerziellen Expedition eingekauft, hat weder Berg- noch Höhenerfahrung, möchte aber trotzdem den höchsten Berg der Erde besteigen. Er kennt keinerlei Gefahren und hat meist zwei Sherpas und/oder einen Führer um sich gruppiert, die ihm Sicherheit vermitteln. In den akut lebensgefährlichen Zonen, die passiert werden müssen, packt er seelenruhig seine Kamera aus, um zu filmen, statt sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. Seine Chancen auf einen Gipfelerfolg sind äußerst gering und oft nur unter äußerstem Einsatz seiner Begleitmannschaft möglich.“ Das hat Richie perfekt auf den Punkt gebracht.

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