SAC – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Doppel-Absturz an der Königsspitze https://blogs.dw.com/abenteuersport/doppel-absturz-koenigsspitze/ Wed, 26 Jun 2013 16:03:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22335

Königsspitze

Dass eine Seilschaft abstürzt, kommt leider immer wieder vor. Dass aber gleich zwei Mannschaften innerhalb weniger Stunden fast an der selben Stelle eines Bergs zu Tode stürzen, geschieht eher selten. An der 3851 Meter hohen Königsspitze in Südtirol passierte am vergangenen Sonntag genau das. Vormittags erwischte es drei Bergsteiger aus der Lombardei. Vor den Augen zweier Freunde verlor das angeseilte Trio oberhalb des Königsjochs in etwa 3500 Meter Höhe plötzlich den Halt und stürzte 500 Meter tief die Ostrinne hinab. Die Bergretter konnten nur noch die Leichen bergen. Am Abend mussten sie erneut ausrücken, nachdem ein Hüttenwirt Alarm geschlagen hatte. 

Weckt Erinnerungen an 1997 

Drei Südtiroler Bergsteiger waren von ihrer Besteigung der Königsspitze nicht zurückgekehrt. Die Retter fanden ihre Leichen und rekonstruierten, dass die Bergsteiger nur 50 Meter von der ersten Unglücksstelle entfernt ebenfalls abgerutscht sein mussten. Es wird vermutet, dass beiden Seilschaften nasser Schnee auf blankem Eis zum Verhängnis wurde. Die Passage werde gerne unterschätzt, hieß es. Ein schwarzer Sonntag an der Königsspitze, der Erinnerungen weckt an einen schwarzen Dienstag: Am 5. August 1997 waren am selben Berg innerhalb weniger Stunden zwei Seilschaften mit insgesamt sieben Bergsteigern in den Tod gestürzt. 

Mehr Bergtote in Österreich, weniger in der Schweiz 

Noch liegen nicht alle Bergunfallstatistiken für das Jahr 2012 vor. Der Österreichische Bergrettungsdienst (ÖBRD) und der Schweizer Alpen-Club (SAC) haben jedoch bereits ihre Zahlen veröffentlicht. In Österreich bargen die Bergretter im vergangenen Jahr 173 Tote. 2011 waren es 160 gewesen. Auffallend hoch war 2012 mit 130 Toten der Anteil der Wanderer in „leichtem“ Gelände. Die Opferzahlen im Fels, auf Klettersteigen, bei Skitouren und auf Skipisten lagen dagegen unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.

In der Schweiz starben 2012 insgesamt 95 Bergsportler, fast ein Drittel weniger als im Vorjahr (151 Tote). Der SAC führt den Rückgang auf das miese Wetter an vielen Wochenenden zurück – „sicher zum Leidwesen vieler Berggänger, günstig war dies hingegen für die Notfallbilanz.“

P.S. Wegen des Mordanschlags am Nanga Parbat kam ich erst jetzt dazu, mich den Ereignissen an der Königsspitze zu widmen.

P.P.S.: Am Sonntag endet die Vorwahl zum Online-Star 2013 – siehe rechte Blog-Seite! Danke für eure Unterstützung.

 

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Zahlen, die nachdenklich machen sollten https://blogs.dw.com/abenteuersport/zahlen-die-nachdenklich-machen-sollten/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/zahlen-die-nachdenklich-machen-sollten/#comments Sun, 06 May 2012 18:16:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14325

Bergsport liegt im Trend

Nicht umsonst gilt Bergsport als Risikosport. Immer wieder sind nicht nur Verletzte, sondern auch Tote zu beklagen. Wie jetzt in Japan. Ein Wettersturz kostete in den japanischen Alpen (die nennt man wirklich so) auf der Insel Honshu mindestens acht Bergsteigern das Leben. Nach japanischen Presseberichten starben die Wanderer im Seniorenalter an Unterkühlung. Sie waren bei schönem Wetter aufgebrochen, wurde dann aber von einem Sturm mit heftigem Regen überrascht. Viele Japaner nutzen traditionell Anfang Mai die so genannte „Goldene Woche“ mit einer Serie von Feiertagen zu ersten Bergwanderungen. – Auch in den europäischen Alpen ist Wandern und Bergsteigen Trendsport. Die Kehrseite der Medaille: Mehr Tote und Verletzte als früher.

Mehr Bergtote in der Schweiz und Österreich

Nach Angaben des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) kamen 2011 in den Schweizer Alpen und im Jura 217 Menschen ums Leben, 44 mehr als im Vorjahr. Auch wenn ich mich damit schwer tue, Menschenleben in Prozentzahlen umzurechnen,  ist das ein Zuwachs von 25 Prozent. Beim „klassischen Bergsport“ –  per Definition des SAC Wandern, Bergsteigen und Klettern –  waren 151 Tote zu beklagen, 27 mehr als im Vorjahr (plus 22 Prozent). Die meisten Opfer (40 Prozent) kamen aus Deutschland. Auch in Österreich schlagen die Rettungskräfte Alarm. 163 Bergtote zählte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) im Jahr 2011, 26 mehr als im Vorjahr (plus 19 Prozent).

Zu schlapp, mit Neigung zur Selbstüberschätzung

Lockende Berge

„Selbstüberschätzung und mangelnde körperliche Fitness sind einmal mehr die Hauptgründe für Unfälle“, sagte KfV-Chef Othmar Thann – und liegt damit auch auf der Linie des Deutschen Alpenvereins, der schon 2010 feststellte, „dass eine typische Ursachenkombination für Notfälle in den Bergen auf dem Vormarsch ist – mangelhafte Kondition, mangelndes Wissen und Selbstüberschätzung. An der Ausrüstung mangelt es hingegen nicht.“ Es hat sich also offenbar in den Bergen weitestgehend „ausgesandalt“.

Die Zahlen der deutschen Bergretter für das vergangene Jahr werden derzeit noch zusammengetragen. Doch erste Meldungen aus einzelnen Bezirken deuten darauf hin, dass auch hierzulande mehr Menschen ihr Leben in den Bergen verloren haben. So wurden in den Allgäuer Alpen 22 Todesfälle verzeichnet, zehn mehr als 2010. Fast eine Verdopplung.

Ich halte nichts davon, den moralischen Zeigefinger zu heben. Aber vielleicht sollten diese Zahlen doch den einen oder anderen zum Nachdenken animieren, ob er in den Bergen seiner Eigenverantwortung gerecht wird. Schließlich gefährdet er unter Umständen nicht nur fahrlässig sein eigenes Leben, sondern auch das der Bergretter.

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