Schmitt – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Auf der Jagd nach dem Eis https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-der-jagd-nach-dem-eis/ Sun, 04 Nov 2012 14:51:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17819

Matthias in der Route „Repentance“

Matthias Scherer war das Eisklettern fast in die Wiege gelegt – und das, obwohl er in Frankfurt am Main geboren wurde, fernab der Alpen. „Meine Mutter hatte eine große Leidenschaft, Eiszapfen zu fotografieren. Da war ich schon als sehr kleines Kind dabei“, erzählt der 38-Jährige. „Irgendwann entstand dann dieser verrückte Wunsch: Da kann man auch hochklettern.“ Im Winter 1992 begann Matthias, auf gefrorenen Wasserfällen zu klettern. Seitdem hat ihn diese Leidenschaft nicht mehr losgelassen. Heute ist er Eiskletter-Profi, genauso wie seine Frau Tanja Schmitt

Durch das Klettern zusammengeschweißt 

Tanja und Matthias beim IMS in Brixen

Tanja ist in Südafrika und dann ebenfalls in Frankfurt groß geworden. Erst widmete sie sich dem Ausdauersport Triathlon, ehe sie mit ihrer bergbegeisterten Zwillingsschwester Heike das Bergsteigen für sich entdeckte. Dann lernte Tanja Matthias kennen. „Wir haben gemerkt, dass wir eine sehr ähnliche Philosophie haben“, sagt die 35-Jährige. „Die gemeinsamen Erlebnisse beim Wasserfallklettern haben uns zusammengeschweißt. Es ist dermaßen ausfüllend, dass wir dabei geblieben sind und auch bleiben werden.“ Die beiden leben in Cogne im italienischen Aostatal. Dort bilden sich früh die ersten Eisfälle und damit beginnt für Tanja und Matthias die Saison – im vergangenen Winter mit einer Schrecksekunde. 

Tanjas Sturz

Flasche fing Wucht des Aufpralls ab   

Tanja in der Route „Rübezahl“

Bei einer der ersten Touren im November 2011 löste sich bei Tanja ein Steigeisen. Sie verlor den Halt und stürzte 30 Meter tief ab. „Das ging alles so unglaublich schnell“, erinnert sich Tanja. „Ich habe das wie im Traum wahrgenommen.“ Wie durch ein Wunder kam sie mit einer starken Gehirnerschütterung und Prellungen davon. Eine Metallflasche, die sie im Rucksack trug, war völlig verbeult. Möglicherweise fing sie einen Teil der Aufprall-Wucht ab und verhinderte damit Schlimmeres. Wenige Wochen nach dem Unfall kletterte Tanja wieder: „Der Respekt bleibt, aber die Angst darf dich nicht hindern weiterzumachen. Sonst kannst du dein Leben nur damit verbringen, zu Hause zu sitzen und Ängste aufzubauen.“ Tanja und Matthias wissen, dass sie beim Eisklettern auf höchstem Niveau auf einem schmalen Grat unterwegs sind. Wegen des Risikos haben sie sich ganz bewusst gegen Kinder entschieden. „Wir haben Freunde verloren“, sagt Matthias. „Es ist eben ein Sport, der totales Engagement erfordert, vor allem, wenn man auf den wunderschönen dünnen Linien aufsteigt.“ 

Matthias über das Risiko beim Eisklettern

In den Himmel hinauf 

Wenn er über die Faszination seines Sports redet, gerät der Eiskletterer schon einmal ins Philosophieren. „Ein Wasserfall ist nie der gleiche, kann sich selbst von einem auf den nächsten Tag ändern. Gerade in dieser Vergänglichkeit liegt der besondere Reiz, weil es letztendlich eine wunderbare Parabel für unsere eigene Existenz ist, diesen Wasserfall in diesem Moment zu erleben und in den Himmel hinaufzuklettern.“ Auch Tanja lebt für diese intensiven Erfahrungen. „Es ist einfach ein ausgefülltes Leben. Ich spüre keine Sekunde mehr diese Leere wie früher in Frankfurt.“ 

Tanja: Am liebsten klettere ich mit Matthias

Träume haben die beiden noch viele, nicht nur im Eis. Tanja würde gerne eine „schöne Route“ am Mount McKinley, dem höchsten Berg Nordamerikas, klettern, Matthias sich am Cerro Torre in Patagonien versuchen oder dünne Luft im Himalaya schnuppern. Zurzeit aber jagen die beiden wieder einmal dem Eis hinterher. In Kanada sind die ersten Wasserfälle im Winterfrost erstarrt.

P.S. Wenn ihr hier klickt, geht es zum Video über die Eisklettertouren der beiden im vergangenen Winter.

 

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Mit und ohne Seil verbunden https://blogs.dw.com/abenteuersport/mit-und-ohne-seil-verbunden/ Tue, 23 Oct 2012 06:20:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17559

Stoanamandl

Wieder draußen, wieder ein traumhaft schöner Tag in Südtirol. Diesmal führt der IMS-Walk über die Höhen des Valser Tals zum „Stoanamandel“ auf 2118 Metern, einem Platz mit Gipfelkreuz, Steintürmchen und Dolomitenpanorama. Die Gruppe ist deutlich kleiner als gestern, diesmal hat ein Bus ausgereicht, um alle zum Ausgangspunkt der Wanderung zu chauffieren. Mit von der Partie sind drei Zweier-Seilschaften der besonderen Art.

 

Blindes Verständnis

Josune Bereziartu und Ricar Otegui

Die Baskin Josune Bereziartu war 2011 die erste Frau, die weltweit eine Route im Schwierigkeitsgrad 9 a kletterte. Ich spüre geradezu die Fragezeichen in euren Gesichtern und versuche deshalb, Josunes Leistung einzuordnen: Wäre sie eine Sprinterin in der Leichtathletik, hätte sie damit wohl das 100-Meter-Finale der Männer erreicht und gute Chancen auf eine Medaille.

Seit vielen Jahren bildet Josune eine Seilschaft mit ihrem Ehemann Ricar Otegui. „Blindes Verständnis, hohes Vertrauen“ zeichneten ihre gemeinsamen Touren aus, sagt die 40-Jährige. „Auf der anderen Seite weißt du, dass du den Menschen, der dir am meisten bedeutet, beim Klettern auch verlieren könntest.“ Das empfindet auch Ricar so, legt aber Wert darauf, abseits der Felswände mit Josune „ein ganz normales Eheleben“ zu führen.

Tiefe Momente des Glücks

Tanja Schmitt und Matthias Scherer

Auf extreme Weise gemeinsam unterwegs sind auch Tanja Schmitt und Matthias Scherer. Die beiden Deutschen gehören zur Weltelite der Eiskletterer. „Bewegung und Herausforderung sind zentrale Themen in unserem Leben“, sagt Tanja über die gemeinsamen Touren in senkrechten oder überhängenden gefrorenen Wasserfällen. Die Gefahr klettert mit. Im November 2011 überlebte die 35-Jährige mit viel Glück einen schweren Sturz aus 30 Meter Höhe. Auch bei Matthias saß der Schrecken tief. „Diese Angst um den Partner ist immer da“, räumt der 38-Jährige ein. ,,Aber es macht das Leben so wertvoll, dann auch wieder diese tiefen Momente des Glücks gemeinsam genießen zu können.“

Gemeinsam mit dem Vater

Marco (l.) und Hervé Barmasse

Hervé Barmasse ist nicht verheiratet. Noch nicht. „Vielleicht im nächsten Jahr“, sagt der Italiener aus dem Aostatal und schmunzelt. 2011 bewies der 34-Jährige mit einer beeindruckenden Trilogie, dass es selbst an den klassischen Bergen der Alpen noch möglich ist, Neuland zu betreten. Zunächst eröffnete Hervé im Alleingang eine neue schwere Route durch die Südwand des Matterhorns. Anschließend glückte ihm mit zwei baskischen Freunden am Mont Blanc eine Erstbegehung des Broillard-Pfeilers. Und schließlich durchkletterte Hervé noch mit seinem 63 Jahre alten Vater Marco Barmasse eine neue Route am Monte Rosa. „Das war eine besonders emotionale Tour“, schwärmt Hervé. „Mein Vater war immer ein Vorbild für mich.“

P.S. Ich sage nun „Adieu International Mountain Summit, adieu Brixen!“. Ausführliche Berichte über Hervé und die beiden kletternden Ehepaare findet ihr bald hier im Blog.

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