Scott – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Über ihnen nur der Himmel https://blogs.dw.com/abenteuersport/uber-ihnen-nur-der-himmel/ Sun, 20 May 2012 14:27:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14741

David am Gipfel des Nuptse

Exklusiv, und doch so nahe am Trubel. Während sich auf den Normalrouten am Mount Everest die Gipfelanwärter stauten, haben Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler am Donnerstag (17. Mai) den 7861 Meter hohen Hauptgipfel des Nuptse erreicht. Außer ihnen war niemand an diesem formschönen Berg unterwegs, der zusammen mit Everest und Lhotse das berühmte „Hufeisen“ rund um das „Tal des Schweigens“ formt. „Dort oben am Nuptse-Gipfel, zusammen mit Gerlinde, bei absolut super Wetter, warm, kein Wind, auf diesem winzigen Punkt, ein Ausblick gefühlt über die ganze Welt!“, schwärmt David auf seiner Internetseite. „ Ein Moment, der alle Anstrengung vergessen lässt!“  Gerlinde und David gelang die erst sechste Besteigung des Nuptse-Hauptgipfels.

Auf Scotts Spuren

Ursprünglich hatten sie geplant, den höchsten Punkt gemeinsam mit Ralf Dujmovits über den noch nicht begangenen Ostgrat zu erreichen. Doch Ralfs Erkrankung und hohe Lawinengefahr bewog sie (wie berichtet), auf eine andere Route auszuweichen. Sie wählten den Weg über den Nordpfeiler, der im Herbst 1979 erstmals von einem Team um den Briten Doug Scott durchstiegen worden war. Auch Gerlindes Mann Ralf hatte 1996 mit Axel Schlönvogt über diese Route den Gipfel erreicht.

Gerlinde bärenstark

Gerlinde auf dem Nuptse (l. der Lhotse)

Felskletterei, dann Spurarbeit durch den Schnee – der Nuptse wurde Gerlinde und David nicht geschenkt. Wieder einmal erwies sich die Österreicherin, die als erste Frau alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestieg, als bärenstark. „Gerlinde ist hier unersetzlich. Generell muss ich an dieser Stelle sagen, es ist so einfach, entspannt und perfekt, mit ihr unterwegs zu sein“, berichtet David. Nach einem Biwak auf 7250 Metern stiegen sie am nächsten Morgen bei zunächst kaltem, aber sonnigem Wetter zum höchsten Punkt auf.  David machte seinen Emotionen Luft: „Ich lasse einen Schrei los, gefüllt mit Erleichterung, Freude, Glück, Dankbarkeit, packe alles rein! Er ist es, der Gipfel, rundherum nur Tiefe, über uns nur Himmel! Danke!“

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Vor 100 Jahren: Scott am Südpol https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-100-jahren-scott-am-sudpol/ Wed, 18 Jan 2012 10:52:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12839

Wilson, Bowers, Scott, Evans, Oates (v.l.) am Südpol

Robert Falcon Scott ergeht es wie einem Radsprinter: Der Zweite ist der erste Verlierer. Als er am 18. Januar 1912, also heute vor genau 100 Jahren, am Südpol eintrifft, weiß er bereits seit zwei Tagen, dass er den Wettlauf gegen den Norweger Roald Amundsen verloren hat. „Das Furchtbare ist eingetreten, das Schlimmste, was uns widerfahren konnte“, vertraut Scott seinem Tagebuch an. „Die Norweger sind uns zuvor gekommen. Amundsen ist der Erste am Pol!“ Ein verlassener Lagerplatz nahe dem Südpol, eine norwegische Fahne, die im Wind flattert, sowie Hundespuren sind die untrüglichen Zeichen für Scott, dass er zu spät gekommen ist.

Aufs falsche Pferd gesetzt 

Scott hat sich verspekuliert. Mit seinen Ponys setzte er buchstäblich auf die falschen Pferde. Die schwächelnden Tiere musste er erschießen lassen. Auch das Experiment mit den Motorschlitten schlug fehl. Die Motoren waren der Kälte nicht gewachsen. Die Norweger waren vor allem deshalb schneller, weil sie sich auf Material und Methoden verließen, die sich zuvor bewährt hatten. Als Scott und seine vier Begleiter die Hinterlassenschaften des Amundsen-Teams finden, entweicht aus ihnen alle Kraft und Motivation – fast so, als hätte jemand mit einer Nadel in einen Luftballon gestochen. Die enttäuschten Mienen der Briten auf dem Foto, das sie am Südpol vor dem „zu spät gekommenen Union Jack“ (Scott) machen, sprechen Bände.

Entbehrung, Hunger, Kälte

Zweiter Sieger, erster Verlierer

Der 43 Jahre alte Expeditionsleiter ahnt möglicherweise schon, dass dies eine Reise ohne Wiederkehr ist. „Vor uns liegt eine Strecke von 1500 Kilometern mühsamer Wanderung, 1500 Kilometern trostlosen Schlittenziehens, 1500 Kilometern Entbehrung, Hunger und Kälte“, schreibt Scott. „Wohlan, Traum meiner Tage, leb wohl!“ Gut zwei Monate lang kämpft er sich noch mit seinen Gefährten zurück durch das ewige Eis. Dann sind auch die letzten Kräfte erschöpft. „Um Gottes Willen, sorgt für unsere Hinterbliebenen!“, lautet Scotts abschließender Tagebucheintrag.  Im November 1912 findet ein Suchtrupp das Lager mit den Leichen der drei Abenteurer, die es bis dorthin schafften. Zwei weitere waren bereits vorher gestorben.

Drei Briten am Pol

Und heute? Drei britische Soldaten, die sich vor zweieinhalb Monaten auf Scotts Spuren zum Südpol aufgemacht hatten, trafen pünktlich zum 100. Jahrestag auf 90 Grad Süd ein – nach 76 Tagen auf dem Eis.

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Südpol-Party https://blogs.dw.com/abenteuersport/sudpol-party/ Wed, 14 Dec 2011 07:58:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12351

Norwegens Regierungschef Stoltenberg enthüllt am Südpol eine Amundsen-Eisskulptur

Der Südpol feiert. Heute vor 100 Jahren, am 14. Dezember 1911, ließ er sich erstmals von Menschen betreten. Der Norweger Roald Amundsen und vier Landsleute erreichten den südlichsten Punkt der Erde. Der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg, einige andere Promis und jede Menge Journalisten haben sich zur Amundsen-Scott-Forschungsstation am Südpol fliegen lassen, um den Jahrestag zu feiern. Von den Expeditionen, die sich vorgenommen hatten, auf Amundsens Spuren rechtzeitig zum 14. Dezember am Pol einzutreffen, war dort am Jubeltag noch nichts zu sehen. Die Antarktis zeigte ihre Zähne. Das Team des Norwegischen Polarinstituts brachte es in seinem Internet-Tagebuch auf den Punkt: „Helmer Hannsen (Anm. Hannsen gehörte zu Amundsens Team) schrieb einst: ‚Die Theosophen glauben angeblich, dass wir nach dem Tod in anderer Form wiedergeboren werden. Ich für meinen Teil hoffe inständig, dass ich nicht als Schlittenhund bei einer Polarexpedition zurückkehre.’ Heute ist diese Aussage umgeschrieben worden: Es wäre kein Spaß, als moderner Polarreisender wiedergeboren zu werden, dem die Zeit davonläuft.“

Für DW-WORLD.DE habe ich zum Jahrestag eine Bildergalerie erstellt. Wenn ihr sie sehen wollt, klickt hier.

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Wettlauf mit vorhersehbarem Ende https://blogs.dw.com/abenteuersport/wettlauf-mit-vorhersehbarem-ende/ Mon, 12 Dec 2011 15:00:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12307

Roald Amundsen

Brecht hat Recht: „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat!“ Die wahren Helden wirken eher im Stillen, nicht im Rampenlicht. In diesen Tagen wird jedoch allerorten wieder viel über Heldentum schwadroniert. Am Mittwoch (14.12.) jährt sich schließlich zum 100. Mal der Tag, an dem die ersten Menschen den Südpol erreichten. Nicht nur sein Heimatland Norwegen hob Roald Amundsen für diesen Coup auf den Heldenthron. Und dann gab es ja auch noch den tragischen Helden Robert Falcon Scott. Der Brite verlor erst den Wettlauf gegen Amundsen zum Pol und anschließend auch noch sein Leben. Eine Geschichte, die zur Verklärung geradezu einlädt.

Auf Bewährtes gesetzt

Von den Inuit gelernt

Dabei war der Ausgang des Wettrennens zum Südpol eigentlich schon fast vorprogrammiert. Im Gegensatz zu Scott war Amundsen ein Perfektionist, der nichts dem Zufall überließ. Schon als er von 1903 bis 1906 mit seinem Schiff Gjøa erstmals die legendäre Nordwestpassage durchfuhr, studierte er die Lebensgewohnheiten der in der Arktis lebenden Inuit. Amundsen lernte von ihnen, mit Schlitten und Hunden umzugehen und in kalten Polarnächten in freier Natur zu überleben. Dieses Wissen nutzte er auch bei seiner Antarktis-Expedition. Der Norweger verließ sich ausschließlich auf Material und Methoden, die sich bewährt hatten, und optimierte sie. Die Schlitten wogen zuletzt nur noch 35 Kilogramm, 15 weniger als zu Beginn. Damit wurden die Norweger auf dem Eis schneller.

Kürzere Route

Der Geschwindigkeit kam auch die Routenwahl zugute. Der Weg zum Südpol, den Amundsen wählte, führte zwar durch unbekanntes Terrain, war aber rund 100 Kilometer kürzer als die Route Scotts. Der Brite entschied sich für die Strecke, auf der sein Landsmann Ernest Shackleton 1909 dem Pol bis auf 180 Kilometer nahe gekommen war. Scott setzte auf moderne Technik und verspekulierte sich damit gründlich. Der Engländer wollte den Wettlauf mit Motorschlitten und Ponys gewinnen. Die Motoren streikten in der Kälte, die Ponys schwächelten und mussten letztendlich erschossen werden.

Besseres Team

Amundsen auf Skiern

Eine wichtige Rolle spielte auch, wie gut die Teams funktionierten. Heute wird der Wettlauf gerne auf die Protagonisten Amundsen und Scott reduziert, doch der Norweger und der Brite erreichten den Pol mit jeweils vier Gefährten. Bei der Auswahl seiner Mannschaft bewies Amundsen das größere Geschick. So holte er den damals besten Skilangläufer Norwegens ins Boot, Olav Bjaaland, der außerdem als Zimmermann die Schlitten in Schuss hielt. Helmar Hanssen, ebenfalls mit am Südpol, hatte sich schon als Teammitglied Amundsens in der Nordwestpassage bewährt und sich von den Inuit zeigen lassen, wie sie mit den Schlittenhunden umgingen. Die Teammitglieder, die Scott um sich scharte, waren bei weitem nicht so handverlesen, austrainiert und erfahren wie die Norweger.

Überraschungseffekt

Zu spät gekommen

Und dann hatte Amundsen noch einen psychologischen Vorteil. Er war der Herausforderer und hatte damit weniger zu verlieren. Scott wusste von seinem Rivalen nichts, ehe Amundsen ihn und die Öffentlichkeit im Oktober 1910 überraschend per Telegramm informierte, dass er bereits Richtung Antarktis unterwegs sei. In Scotts Tagebuch finden sich kaum Hinweise auf den Konkurrenten – fast so, als hätte er verdrängt, dass die Briten den Wettlauf auch verlieren könnten. Erst als durch die Spuren der Norweger offenbar wurde, was er insgeheim vielleicht schon geahnt oder befürchtet hatte, machte Scott seiner Enttäuschung Luft: „Großer Gott! Und an diesen entsetzlichen Ort haben wir uns mühsam hergeschleppt, und erhalten als Lohn nicht einmal das Bewusstsein, die Ersten gewesen zu sein.“

Gestorben und gehörnt

Scott und seine Gefährten erreichten den Südpol erst am 18. Januar 2012, über einen Monat nach Amundsens Team. Frustriert, entkräftet, von Skorbut und Erfrierungen gezeichnet, machten sich die Briten auf den Rückweg. Keiner von ihnen überlebte. Auf der erste Seite des letzten Tagebuchheftes hatte Scott den Vermerk gesetzt: „Schickt dieses Tagebuch meiner Frau.“ Das letzte Wort strich er aus und schrieb „Witwe“ darüber. Gut, dass er nicht wusste, dass sich Kathleen Scott in jener Zeit in Berlin mit Fritjof Nansen vergnügte –  einem weiteren Polarhelden, der wie Amundsen ein Norweger war.

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