Stihler – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Der ganz normale Wahnsinn https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-ganz-normale-wahnsinn/ Mon, 28 May 2012 12:44:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14921

Winterschlussverkauf am Everest

Die Frühjahrssaison am Mount Everest ist so gut wie beendet. Die letzten Bergsteiger packen ihre Sieben(hundert)sachen und verlassen die Basislager auf der nepalesischen Süd- und der tibetischen Nordseite des höchsten Bergs der Erde. Am Freitag und Samstag erreichten noch einmal rund 180 Bergsteiger den 8850 Meter hohen Gipfel – diesmal offenbar ohne die chaotischen Zustände, die am vergangenen Wochenende geherrscht hatten. Unter den Erfolgreichen war auch der Brite Kenton Cool, der eine Goldmedaille der Olympischen Winterspiele 1924 auf den Gipfel trug und damit ein 88 Jahre altes Versprechen einlöste.

In diesem Frühjahr wurden mehr als 530 Besteigungen des Mount Everest vermeldet. Zehn Todesfälle sind bestätigt. Diese Zahl wird sich nach den Worten des Schweizer Topbergsteigers Ueli Steck noch erhöhen, „weil niemand von den vier zusätzlichen toten Sherpas sprach“. Ueli hatte den Gipfel gemeinsam mit seinem Kletterpartner, dem Sherpa Tenji, am 18. Mai erreicht, beide hatten auf Flaschen-Sauerstoff verzichtet. An diesem Wochenende waren rund 300 Bergsteiger im Gipfelbereich unterwegs. „Was glauben Sie, warum ich so schnell abzog nach der Besteigung?“, fragt Ueli. „Ich sah die Leute und rechnete mit zehn Toten.“

Endloser Lindwurm

Richie auf dem Gipfel des Mount Everest

Auch Richard Stihler ist inzwischen aus Nepal zurückgekehrt. Mein alter Kumpel vom Manaslu hatte am 19. Mai auf dem Gipfel des Mount Everest gestanden, seinem vierten Achttausender: „Neben dem Glücksgefühl und der Befriedigung darüber, mein Ziel erreicht zu haben, werden auch die negativen Ereignisse an diesem und den davor liegenden Tagen für immer in meinem Gedächtnis bleiben.“  Richie war gezwungen, sich auf dem Weg zum Südsattel in die lange Schlange der Gipfelanwärter einzureihen. „Am frühen Morgen traue ich meinen Augen nicht: Ein endloser Lindwurm von Bergsteigern hangelt sich entlang des gelegten Fixseils die Lhotseflanke hinauf“, schreibt der 43-Jährige. „Die meisten gehen bereits hier auf 7000 Meter Höhe mit Sauerstoff und sind extrem langsam und unsicher unterwegs. Ein Überholen ist nur durch seilfreies Gehen im Absturzgelände möglich und kommt meistens nicht in Frage. Einreihen und Warten heißt die Devise.“

Im Schneckentempo

Ueli ganz oben - vor dem Stau

Richie greift erst am Gipfeltag zur Atemmaske. Mit seinem Begleiter Partner, dem Sherpa Pasang, startet der Architekt aus Lahr in Baden sehr früh. Doch diese Idee haben die beiden nicht alleine: „Zu meinem Entsetzen sind bereits gegen 19.30 Uhr unzählige Lichter auf dem Weg zum Everest zu erkennen. Erneut bin ich zu spät unterwegs!“ Aus den veranschlagten sieben bis acht Stunden zum Gipfel werden 13. Immer wieder müssen Richie und Pasang anhalten. „Völlig überforderte ‚Bergtouristen’ quälen sich, unterstützt von Sherpas, im Schneckentempo über einfache Kletterpassagen, alle anderen dahinter müssen frierend warten.“

Zwei Stunden Vollsperrung

Zeltdorf auf knapp 8000 Metern am Südsattel

Richtig dramatisch wird es dann aber für die beiden beim Abstieg:„An der Schlüsselstelle zwischen den beiden Gipfeln, dem so genannten ‚Hillary-Step‚, haben sich auf- und absteigende Bergsteiger so miteinander verkeilt, dass keinerlei vor oder zurück mehr möglich ist. Erst nach fast zwei Stunden eiskalten Wartens in 8800 Meter Höhe macht sich eine kleine Lücke auf, die wir zur Flucht nach unten nutzen. Für einige Bergsteiger hinter uns endet diese endlose Blockade mit schlimmsten Erfrierungen oder dem Tod.“

Mindestens vier Bergsteiger bezahlten das Chaos auf der Südseite an jenem Wochenende mit dem Tod. Sherpas haben inzwischen eines der Opfer, eine in Nepal geborene Kanadierin, hinunter zum Südsattel getragen. Dann wurde die Bergungsaktion unterbrochen. Möglicherweise kann die Leiche erst im Herbst ins Basislager gebracht werden.

P.S. Die Frist für die Vorauswahl im Wettbewerb um den „Online-Star 2012“ endet am Freitag. Es handelt sich um eine Publikumswahl. Wenn euch mein Blog gefällt, stimmt bitte für ihn. So geht’s: Auf die Wettbewerbsseite (hier) gehen und den Button „Zur Vorwahl“ drücken. Der Rest ergibt sich eigentlich von selbst. Die Kategorie wäre „Private blogs“ (im Gegensatz zu Commercial Blogs). Da müsstet ihr dann die Blog-Adresse http://blogs.dw.com/abenteuersport eingeben. Bitte weitersagen! Tausend Dank! 🙂

 

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Weitere Tote am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/weitere-tote-am-everest/ Thu, 24 May 2012 14:49:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14861

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Nicht nur auf der Südseite des Mount Everest hat das vergangene Gipfel-Wochenende Menschen das Leben gekostet. Auch von der Nordseite werden jetzt mindestens zwei Todesfälle vermeldet. Bei einem der beiden Toten handelt es sich nach übereinstimmenden Berichten um den bayrischen Bergsteiger Ralf D. Arnold. Angeblich stürzte er beim Rückweg vom Gipfel am „Second Step“, einer Felsstufe auf  8600 Metern. Er habe sich dabei ein Bein gebrochen und sei gestorben, heißt es. 2010 war Arnold am Achttausender Cho Oyu die erste Besteigung der Herbst-Saison gelungen. Da er alleine unterwegs war und niemand ihn kannte, war ihm der Spitzname „Mystery climber“, der geheimnisvolle Kletterer, verliehen worden. Neben Arnold starb auch ein spanischer Bergsteiger starb, nachdem er den Gipfel des Mount Everest erreicht hatte. Ein 69 Jahre alter Italiener kam mit Erfrierungen an Nase und Fingern glimpflich davon, nachdem er vier Tage auf 8300 Metern ausgeharrt hatte. Fünf Retter brachten ihn schließlich nach unten.

„Wie ein Zombie“

Immer mehr Erlebnisberichte vom Massenandrang am Gipfel erreichen die Täler. Auch Richard Stihler, der am vergangenen Samstag am höchsten Punkt auf 8850 Metern gestanden hatte, musste bei seinem Aufstieg Schlange stehen. Er hätte drei bis vier Stunden schneller sein können, berichtet Richie. Mein alter Kumpel vom Manaslu hat inzwischen die Heimreise angetreten. Jon Kedrowski, ein Arzt aus Colorado, beschrieb dramatische Szenen im Gipfelbereich. An einigen Stellen habe es Wartezeiten von zwei Stunden gegeben. Jon fühlte sich an eine Szene aus einem „Zombie“-Film erinnert: Ein Mann ohne Mütze, der offenkundig halluzinierte, kam auf ihn zu, zog seine Handschuhe aus und warf sie weg. Dann versuchte der Mann, ihm die Hand zu reichen. „An dem Punkt kannst du kaum noch etwas tun für jemanden, der dem Tod geweiht ist“, sagt Jon.

Exklusiv ist anders

Für die kommenden Tage wird das nächste Schönwetter-Fenster am Mount Everest erwartet – allerdings mit deutlich höheren Windgeschwindigkeiten als am vergangenen Wochenende. Das hat offenbar einige abgeschreckt, einen Versuch zu wagen. Angeblich rüsten sich auf der nepalesischen Südseite „nur“ rund 70 Bergsteiger für einen Aufstieg. Zunächst waren über 200 Gipfelanwärter erwartet worden. Am letzten Wochenende hatten über 300 Menschen auf dem Dach der Welt gestanden. Exklusiv ist anders.

P.S. Meine DW-Fernsehkollegen haben mich vorgestern zum Bergsteiger-Tourismus am Mount Everest befragt. Hier unten könnt ihr mich mit Sakko und Nepal-T-Shirt bewundern. 😉

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Blindflug https://blogs.dw.com/abenteuersport/blindflug/ Tue, 08 May 2012 16:56:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14407

Richie "überleitert" eine Gletscherspalte

Dicke Luft in dünner. „Inzwischen ist die Stimmung bei den kommerziellen Anbietern und deren Sherpas im Basislager aufgrund der gefährlichen Gesamtsituation am Berg gereizt“, schreibt Richard Stihler vom Fuße des Mount Everest. „Heute hat ein großer Anbieter bereits aufgegeben, er wird seine Lager in diesen Tagen ohne Gipfelversuch abschlagen.“ Mein alter Kumpel vom Manaslu will in diesem Mai den höchsten Berg der Erde besteigen, seinen vierten Achttausender. Richie berichtet, die Route durch die Lhotse-Flanke habe in mehrtägiger Arbeit verlegt werden müssen, nachdem mehrere Bergsteiger in der ursprünglichen Spur durch Steinschlag verletzt worden seien.

Ins sichere Basislager gemogelt

Dass auch heute noch nicht jede Wetterprognose für den Everest wirklich zutrifft, erlebt Richie beim Versuch, mit seinem Sherpa Pasang bis zu Lager 3 auf 7300 Metern aufzusteigen: „Statt klarem Wetter schneit es stark, und der Wind wird zunehmend stärker.“ Auf einer Höhe von 6600 Metern beschließen die beiden umzukehren. Im dichten Nebel gerät der Abstieg durch den Khumbu-Eisbruch zum Blindflug. „Mit zwei Sherpas, die sich mir inzwischen angeschlossen haben, lege ich sämtliche auffindbaren Seile frei, wir sichern uns daran und mogeln uns Richtung rettendes Basislager“, erzählt Richie.

Raus aus der Mausefalle

David am Nuptse-Lagerplatz

Auch Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler geraten in den überraschenden Wetterumschwung. Eigentlich hatten sie in die Nuptse-Nordwand einsteigen wollen, nachdem sie auf 6900 Metern im Schutz eines Felsens ein paar Stunden geschlafen hatten. „Um 3.00 Uhr früh standen wir angezogen in voller Montur vorm Zelt. Es schneite ganz leise, ruhig und beständig dahin. Das durfte doch nicht wahr sein“, schreibt Gerlinde auf ihrer Homepage. „Würden wir hier länger zuwarten, würden wir in einer Mausefalle sitzen.“ Auch ihnen schlossen sich Sherpas an, die sich im Nebel verlaufen hatten. Mit GPS-Hilfe fanden sie den Weg zurück ins sichere Basislager. Dort erwartete sie Ralf (Dujmovits), dem es nach einer Nasennebenhöhlen-Entzündung wieder besser geht. Ralf will Gerlinde und David jedoch auch bei ihrem nächsten Anlauf zum Nuptse nicht begleiten, sondern versuchen, zum Everest-Südsattel auf 8000 Metern aufzusteigen. Der Mount Everest ist der einzige der 14 Achttausender, den der 50-Jährige mit Flaschensauerstoff bestieg. 1992 war das. Wenn alles passt, will Ralf es diesmal ohne Atemmaske schaffen.

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Russisch Roulette https://blogs.dw.com/abenteuersport/russisch-roulette/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/russisch-roulette/#comments Wed, 02 May 2012 13:21:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14261

Gerlinde und Ralf (r.) in der Lhotse-Flanke, der Everest (l.) mit Windfahne

Nicht überall wirken die Berge (wie bei mir am vergangenen Wochenende) als Medizin. Ralf Dujmovits muss sein Projekt Nuptse-Ostgrat erst einmal hintenan stellen. „Es fehlt mir einfach Energie und Schubkraft“, schreibt der 50-Jährige. Eine Ärztin im Basislager diagnostizierte eine Nasennebenhöhlen-Entzündung und verordnete Ralf Antibiotika und sieben Tage Pause. „Also werde ich mich erst mal auskurieren und habe Gerlinde und David gebeten, bei nächstbester Gelegenheit alleine zum Nuptse aufzubrechen. Momentan würde ich eine echte Gefahr für die beiden und auch für mich selbst bedeuten.“

Frei geschmolzen

Steinschlag droht in der Nuptse-Nordwand

Mit seiner Ehefrau Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler war Ralf zuvor bis auf 7100 Meter aufgestiegen, um sich weiter zu akklimatisieren. „Nach einem sehr trockenen Winter im Everest-Gebiet sind die Flanken von Nuptse, Lhotse und Everest völlig ausgeapert (d.h. frei geschmolzen) und trocken. Blankeis und Steinschlag waren unsere ständigen Begleiter“, berichtet Ralf. Die ursprünglich geplante Aufstiegsroute durch die Nuptse-Nordwand hinauf zum Grat musste sich das Trio bereits aus dem Kopf schlagen: „Zu steinschlägig und damit zu gefährlich“. Die drei haben jedoch bereits eine Ausweichroute weiter rechts in der Wand ausgemacht. Ob Ralf noch einmal die Chance erhält aufzusteigen, steht wegen seiner Erkrankung vorerst in den Sternen.

Glück gehabt

Gerlinde im Khumbu-Eisbruch

Der Khumbu-Eisbruch, durch den alle Everest-, Lhotse- und Nuptse-Anwärter zunächst steigen müssen, befindet sich nach Ralfs Worten „in einem beängstigenden Zustand. An einigen Stellen, vor allem zum Ende des 700 m hohen Eis-Trümmerhaufens, hängen von der Westschulter des Everest haushohe Eisblöcke absturzbereit über der Aufstiegsroute.“ Das klingt nach Russisch Roulette spielen. So fühlte sich auch mein alter Kumpel vom Manaslu, Richard Stihler, der im Team mit dem Sherpa Pasang den Mount Everest besteigen will. „Pasang betet und wirft Reis, danach rennen wir so schnell es geht aus dem Gefahrenbereich“, schreibt Richie. Bis zu Lager 2 auf 6400 Meter sind die beiden aufgestiegen, um sich an die Höhe zu gewöhnen. „Während wir unseren zweiten Tag im Hochlager verbringen, rauscht eine riesige Lawine über den Eisbruch. Wie durch ein Wunder wurde nur eine Person verletzt“, berichtet der Architekt aus Lahr in Baden. „Erst im Abstieg sehen wir, dass es genau an der Stelle passiert war, an der wir tags zuvor mit viel Gottvertrauen durchgerast waren. Glück gehabt!“

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Straßenlaterne im Basislager https://blogs.dw.com/abenteuersport/strasenlaterne-im-basislager/ Thu, 26 Apr 2012 10:55:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14221

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Gut, wenn man alte Bekannte vor Ort hat. Richard Stihler, mit dem ich 2007 am Manaslu unterwegs war, versucht sich in diesem Frühjahr – wie berichtet – am Mount Everest. Heute wie damals trägt der Architekt aus Lahr in Baden das Herz auf der Zunge und wirft einen ungeschminkten Blick auf das Geschehen vor Ort. Das Basislager zu Füßen des höchsten Bergs der Erde war für Richie fast ein Kulturschock: „Vor mir liegt eine riesige Zeltstadt inmitten einer Gerölllandschaft mit geschätzt 1500(!) Zelten. Um vom ersten bis zum letzten Lager zu kommen, benötigt man fast eine Stunde“, schreibt der 43-Jährige. „Sprachengewirr wechselt sich mit einer Vielzahl von Gerüchen zwischen leckerem Essen und Fäkaliengestank ab. Bei meiner letzten großen Expedition an den Manaslu waren wir sechs Wochen alleine unterwegs. Welch krasser Gegensatz!“

Den Wecker für das Basislager hätte er zu Hause lassen können. „Fast jeden Morgen wird man gegen 7 Uhr durch die Landung von Hubschraubern geweckt, die Nachschub in die hochgerüsteten Lager der kommerziellen Expeditionsanbieter bringen. Es gibt hier Handyempfang, im benachbarten Lager brennt nachts eine Straßenlaterne, damit sich im Geröll keiner das Genick bricht.“

Alkohol im Spiel

Richie (l.) auf der Ostschulter des Lobuche

Zum ersten Todesfall der Bergsteiger-Saison am Mount Everest verweist Richie auf eine Vorgeschichte, die in den bisherigen offiziellen Verlautbarungen unerwähnt blieb. Karsang Namgyal Sherpa sei „nach einem Alkoholexzess am nächsten Morgen nicht mehr aufgewacht“, berichtet Richie. Bisher hatte es stets geheißen, Karsang sei an den Folgen der Höhenkrankheit gestorben. Das eine schließt das andere nicht aus, im Gegenteil. Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht die Gefahr, höhenkrank zu werden.

Schrottrad auf den Südsattel?

Dass nach wie vor ziemlich schräge Typen am Everest unterwegs sind, beweist Richies Begegnung mit einem Bergsteiger namens Aden. Der Mann sei „ein tiefgründiger, aber auch völlig durchgeknallter Aussteiger türkisch-amerikanischer Abstammung. Er ist seit zwei Jahren mit einem gefundenen Schrottfahrrad unterwegs, das er nun bis zum Südsattel auf knapp 8000 Meter Höhe bringen will.“

Ich freue mich auf weitere Berichte Richies, der inzwischen – wie Ralf, Gerlinde und Rolf – erstmals durch den Khumbu-Eisbruch geklettert ist, um sich in größerer Höhe noch besser zu akklimatisieren.

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Spirituosen verboten https://blogs.dw.com/abenteuersport/spirituosen-verboten/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/spirituosen-verboten/#comments Sat, 21 Apr 2012 17:54:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14151

Basislager für Everest, Lhotse und Nuptse

Keine Trunkenheit am Fixseil! Im Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest darf kein hochprozentiger Alkohol mehr verkauft und auch nicht getrunken werden. Das berichten Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits, die inzwischen im Basislager auf 5300 Metern Höhe eingetroffen sind. „Die für Umweltschutz-Belange zuständige Behörde SPCC (Sagarmatha Pollution Control Committee) hat neue Regeln aufgestellt, – was uns gut gefällt“, schreiben die beiden. Neben Spirituosen dürften „auch keine großknochigen Fleischstücke mehr hier hoch transportiert werden“. Gerlinde und Ralf räumen mit dem weit verbreiteten Vorurteil auf, das Everest-Basislager gleiche einer Müllkippe. Sauerstoffflaschen, Gaskartuschen und Batterien seien wieder mitzunehmen, die Notdurft müsse „in eine Plastiktonne“ verrichtet werden, letzteres bereits seit 1996.

Grandioser Blick

Gerlinde (l.) und Ralf am Lobuche

Gerlinde und Ralf teilen sich das Lager mit vier weiteren Bergsteigern, darunter meinen alten Freunden vom Manaslu, Richard Stihler und Rolf Eberhard. Richie will – wie berichtet – auf  den Everest, Rolf auf den Lhotse. Gerlinde und Ralf versuchen sich gemeinsam mit David Göttler am noch nicht begangenen Ostgrat des Fast-Achttausenders Nuptse. Um sich zu akklimatisieren, stiegen die drei auf die 6000 Meter hohe Ostschulter des Lobuche, wo sich ihnen bei Sonnenuntergang und auch früh am nächsten Morgen ein grandioser Blick auf die Bergriesen des Khumbu-Tals bot. „Die großartige Dimension unserer Natur, ihre Einzigartigkeit und ihr Wert, wird uns hier, weit weg von jeglichem Komfort, jeglicher Ablenkung, wieder stark bewusst“, schwärmen Gerlinde und Ralf. „Wir nehmen diese Momente einfach bewusst und voller Freude auf und schätzen es immer wieder, diesen Weg gehen zu dürfen.“

Tödlicher Spaltensturz

(v.l.) Everest, Nuptse und Lhotse (in Wolken)

Derweil ist schon der zweite Tote der Frühjahrssaison am Mount Everest zu beklagen. Nach Angaben der nepalesischen Tourismusbehörde rutschte Namgyal Tshering Sherpa auf knapp 6500 Metern aus und fiel in eine tiefe Gletscherspalte. Der 30-Jährige konnte nur noch tot geborgen werden. 2010 und 2011 hatte Namgyal den Gipfel des höchsten Bergs der Erde erreicht. Am Mittwoch war der 40 Jahre alte Karsang Namgyal Sherpa, Sohn der Everest-Legende Ang Rita, im Basislager gestorben, allem Anschein nach an den Folgen der Höhenkrankheit.

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Alte Freunde https://blogs.dw.com/abenteuersport/alte-freunde/ Fri, 30 Mar 2012 14:10:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13867

Manaslu-Team 2007

In diesen Tagen brechen viele Bergsteiger in den Himalaya auf. Ihr Ziel: die höchsten Berge der Welt. Mit besonderem Interesse blicke ich in diesem Frühjahr in Richtung Mount Everest. Auf gut 5300 Metern Höhe werden sich dort gleich drei Bergsteiger das Basislager teilen, mit denen ich 2007 am Achttausender Manaslu unterwegs war. Der damalige Expeditionsleiter Ralf Dujmovits will mit seiner Frau Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler versuchen, den 7861 Meter hohen Gipfel des Nuptse über den noch nicht durchstiegenen Nordost-Grat zu erreichen (mehr dazu bald hier).  Und dann sind da noch Rolf Eberhard und Richard Stihler, die vor vier Jahren ebenfalls zum Manaslu-Team gehört hatten. 

Lhotse ohne Atemmaske

Rolf (r.) auf dem Gipfel des Mount Everest

Rolf Eberhard, Marketingleiter eines bekannten Sportschuh-Herstellers, war 2007 bis auf eine Höhe von 8120 Metern gelangt. Knapp 50 Meter unterhalb des Gipfels kehrte er um. Die Zeit war ihm davon gelaufen. Wie er sich damals fühlte, kann ich nach meinem Erlebnis am Putha Hiunchuli gut nachvollziehen. Rolf will in diesem Frühjahr den 8516 Meter hohen Lhotse besteigen, den direkten Nachbarn des Mount Everest. Auf dessen Gipfel hatte er, von der tibetischen Nordseite kommend, am 24. Mai 2010 gestanden und damit sein großes Ziel erreicht, vor seinem 50. Geburtstag den höchsten Berg der Erde zu besteigen.

Als wir dieser Tage miteinander telefonierten, erinnerte ich Rolf an seine Worte, dass der Everest doch eigentlich sein letzter ganz hoher Berg sein sollte. Er lachte. Im vergangenen Jahr habe er während einer Trekkingtour auf dem Aussichtsberg Kala Pattar gestanden, erzählte Rolf. „Da habe ich zum Lhotse hinübergeschaut und gedacht: Mensch, da möchte ich doch noch mal rauf!“

2010 am Everest hatte Rolf Flaschen-Sauerstoff benutzt. Diesmal will der 51-Jährige auf die Atemmaske verzichte. „Der Lhotse liegt immer im Schatten. Damit wird die Kälte das Haupt-Problem.“ Unterstützt wird Rolf von einem Sherpa.

Auf den Höchsten

Richie auf dem Gipfel des Manaslu

Richard Stihler, ein selbständiger Architekt aus Lahr im Schwarzwald, versucht sich am Mount Everest. Richie hatte 2007 den Gipfel des Manaslu erreicht. Es war sein dritter Achttausender. Der Everest spukt schon lange in seinem Kopf herum. Einmal musste Richie wegen einer schweren Erkrankung die geplante Expedition absagen. Jetzt also ist es so weit. „Wie man es dreht und wendet: Der Mount Everest ist halt doch der höchste Berg der Welt“, sagte der 43-Jährige in einem Zeitungsinterview. „Ich will versuchen, so weit wie möglich ohne Sauerstoff hoch zu kommen.“ Auch Richie wird wahrscheinlich mit einem Sherpa aufsteigen. Im Hinterkopf hat er die „Seven Summits“, die höchsten Berge aller Kontinente. Neben dem Everest fehlt Richie in dieser Sammlung nur noch der Mount Vinson in der Antarktis. Ich drücke meinen Teamkollegen vom Manaslu natürlich besonders fest die Daumen.

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