Stitzinger – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Gut gelandet https://blogs.dw.com/abenteuersport/gut-gelandet/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gut-gelandet/#comments Sun, 06 Jul 2014 22:31:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26669 Schattenspiel mit Turbine

Schattenspiel mit Turbine

Der erste Faden unseres Abenteuers an der Seidenstraße ist gesponnen. Wir sind in Bischkek gelandet, der Hauptstadt Kirgistans. Mitten in der Nacht. Viel Zeit verbringen wir hier nicht. Vom Flughafen geht es direkt ins Hotel. „Dort müssen wir dann ein bisschen intensiver schlafen“, kündigt Expeditionsleiter Luis noch im Flugzeug an. „Nach vier Stunden klingelt der Wecker. Wir dürfen nicht zu spät aus Bishkek wegkommen, weil noch eine lange Fahrt vor uns liegt.“ Den ersten Reisetag haben wir immerhin schon einmal planmäßig hinter uns gebracht. 

Code geknackt

Zehn der 14 Expeditionsmitglieder treffen sich morgens um acht Uhr am Münchener Flughafen. Wir sind unschwer zu erkennen. Jeder hat einen Rucksack als Handgepäck, dazu ein bis zwei prall gefüllte Expeditionstaschen oder -säcke. 30+8 – das war die Vorgabe: 30 Kilogramm normales Gepäck und acht Kilo Handgepäck. Das klingt üppig. Doch mit zwei Schlafsäcken (einer fürs Basislager, einer für die Hochlager), Schlafmatten, den schweren Expeditionsschuhen, Steigeisen, Karabinern und allem, was sonst noch zu einer Besteigung dazugehört, ist das Gewichtslimit schnell erreicht. Zu unserem persönlichen Gepäck gesellen sich noch vier große Taschen mit Material, das der Expeditionsveranstalter mitgeschickt hat. „Das Schlüsselwort ist Bergsteigerausrüstung, dann wissen die schon Bescheid“, sagt Luis, als er mir eine dieser vier Taschen reicht. Die Frau am Check-In-Schalter der türkischen Fluglinie schaut mich jedoch bei der Losung „Bergsteigerausrüstung“ an, als hätte ich sie gerade auf Jupiterianisch angesprochen. Ich versuche es mit „Sportgepäck“ und zaubere ein Lächeln auf ihr Gesicht. Ich habe den Code geknackt und fühle mich nicht mehr als Außerirdischer. Nachdem wir für die Zusatzgepäckstücke bezahlt haben, verschwinden alle unsere Taschen und Säcke auf Hoffentlich-Wiedersehen nach Bischkek.

Team (fast) vollzählig

Wartezeit in Istanbul

Wartezeit in Istanbul

Gut vier Stunden später landen wir in Istanbul. Im Vergleich zum verschlafenen Münchener Flughafen am Morgen gleicht der Airport der türkischen Hauptstadt am frühen Nachmittag einem Ameisenhaufen. Ob in den Gängen oder in den Wartehallen, überall Gewusel. Der Flughafen ist eine Drehscheibe Richtung Osten. Wir müssen vier Stunden Wartezeit totschlagen. Eine gute Gelegenheit für erste Gespräche, um uns ein wenig besser kennenzulernen – oder um kurz die Augen zu schließen. Fast alle sind mit einem Schlafdefizit in die Expedition gestartet. Am Abflugschalter nach Bishkek treffen wir schließlich auch die restlichen vier Teamkollegen, die von Hannover, Frankfurt und Wien nach Istanbul geflogen sind. Jetzt ist unsere Mannschaft komplett. Fast jedenfalls, denn die beiden Sherpas aus Nepal, die uns beim Aufstieg unterstützen werden, stoßen erst später dazu.

Höhenluft schnuppern

Im Wolkenmeer der Elbrus im Kaukasus, Europas höchster Berg

Im Wolkenmeer der Elbrus im Kaukasus, Europas höchster Berg

Nach der kurzen Nacht in Bischkek sammeln wir noch weiteres Expeditionsmaterial ein, das vorausgeschickt worden ist. Und dann nichts wie los! Vor uns liegt eine 490 Kilometer lange Fahrt, auf Straßen, die möglicherweise eher Pisten sind. „Wir werden sicher um die acht Stunden für die Strecke brauchen“, schätzt Luis. Unser nächstes Etappenziel ist die alte Karawanserei Tash Rabat, etwa 3500 Meter hoch gelegen. Dort, unweit der Grenze nach China, werden wir zwei Tage lang Höhenluft schnuppern. Eine erste Phase der Akklimatisierung. Schließlich wollen wir noch über 3500 Meter höher – auf den Gipfel des unbestiegenen Kokodak Dome.

 

 

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Gipfelerfolge an Kantsch und Co. https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolge-an-kantsch-und-co/ Mon, 19 May 2014 16:08:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26143 Denis Urubko am Kangchendzönga

Denis Urubko am Kangchendzönga

Der Mount Everest harrt noch der ersten Besteigung in diesem Frühjahr. Von anderen Achttausendern laufen dagegen Erfolgsmeldungen ein. So verkündete der russische Bergsteiger Denis Urubko, dass er heute morgen um 9.40 Uhr Ortszeit alleine von Norden her den 8586 Meter hohen Gipfel des Kangchendzönga, des dritthöchsten Bergs der Erde, erreicht habe. Seine Mitstreiter, der Pole Adam Bielecki, der Spanier Alex Txikon und die Russen Artjom Braun und Dmitri Sinev, sollen inzwischen wie Urubko den Abstieg angetreten haben. Bielecki, Txikon und Sinev waren zuvor auf 8350 Metern umgekehrt. Ursprünglich hatten Urubko und Co. angekündigt, eine neue Route durch die Nordwand eröffnen zu wollen. Offenkundig wurde daraus eher eine Variante der britischen Nordgrat-Route, die 1979 Doug Scott, Peter Boardman und Joe Tasker gewählt hatten.

Altersrekordler hat wieder zugeschlagen

Carlos Soria am Gipfel

Carlos Soria am Gipfel

Von der Normalroute auf der Südseite des Kangchendzönga wurden mehrere Gipfelerfolge vermeldet. Bemerkenswert war der Aufstieg des schon recht betagten, aber immer noch topfitten Spaniers Carlos Soria. Mit 75 Jahren ist er nun der älteste Bergsteiger, der jemals den Gipfel des „Kantsch“ erreicht hat. Soria hält bereits die Altersrekorde an den Achttausendern K 2 (65 Jahre), Broad Peak (68), Makalu (69), Gasherbrum I (70) und Manaslu (71). Und er will die 14 Achttausender voll machen. Dazu fehlen ihm jetzt nur noch Shishapangma, Annapurna und Dhaulagiri. Ebenfalls ganz oben auf dem  Kangchendzönga standen der Finne Samuli Mansikka und der Italiener Marco Camandona, beide offenbar ohne Flaschensauerstoff. Für Mansikka war es der achte, für Camandona der sechste Achttausender.

Zu spät dran

Alix (r.) und Luis am Makalu

Alix (r.) und Luis am Makalu

Am Makalu kehrte das deutsche Bergsteiger-Ehepaar Alix von Melle und Luis Stitzinger am Samstag auf 8250 Metern um. „Wie wir das Blatt auch drehten und wendeten, die Zeit erschien uns einfach zu knapp, um noch bei Helligkeit auf den Gipfel zu gelangen“, schreiben Alix und Luis in ihrem Expeditionstagebuch. Wenn alles passt, wollen sie um den 24. Mai herum einen zweiten Versuch wagen. Bereits im ersten Anlauf hat es ihr Begleiter Florian Hübschenberger geschafft. Der 27-Jährige erreichte am Samstag mit dem Schweizer Mike Horn den höchsten Punkt auf 8485 Metern.

Gipfelerfolge gab es am Wochenende auch am Cho Oyu und Dhaulagiri. Bereits am vergangenen Mittwoch erreichten vier Kletterer einer französischer Militärexpedition den Gipfel der Shishapangma, nachdem sie die Südwand durchklettert hatten.

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Gewitter am Manaslu https://blogs.dw.com/abenteuersport/gewitter-am-manaslu/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gewitter-am-manaslu/#comments Tue, 29 May 2012 14:22:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14953

Alix von Melle im Aufstieg zum Gipfelversuch

Niemals habe ich mehr Schnee geschaufelt als 2007 am Manaslu. Kein Tag verging, ohne dass Frau Holle es aus Nepals Himmel weiß auf unser Basislager rieseln lies. Höhepunkt war ein Wettersturz mit so heftigem Schneefall, dass unser großes Kuppelzelt nachts unter den Massen zusammenbrach. Während die anderen am Berg unterwegs waren, verbrachten Koch Sitaram Rai, seine Küchenhelfer und ich die Nacht damit, die Zelte freizuschaufeln. Auch fünf Jahre später hat der Manaslu seinem Ruf als Achttausender des Schnees und der Gewitter wieder alle Ehre gemacht. Nach Angaben der deutschen Bergsteiger Luis Stitzinger und Alix von Melle erreichten in diesem Frühjahr nur fünf westliche Bergsteiger und einige Sherpas den 8163 Meter hohen Gipfel, alle nutzten Flaschen-Sauerstoff. Ein Iraner, der mit vier Landsleuten ebenfalls oben war, stürzte beim Abstieg ab und wird seitdem vermisst. Viel fehlte nicht, und es hätte noch mehr Opfer gegeben.

Haare standen zu Berge

Luis auf dem Weg zu Lager 4 auf 7400 Metern

Luis, Alix und drei weitere Expeditionsmitglieder befinden sich am 12. Mai 200 Meter unterhalb des Gipfels, als ein Gewitter losbricht. „Unter der Mütze stehen uns die Haare zu Berge, Pickel und Skistöcke summen, elektrische Schläge zucken schmerzhaft auf Schultern und Kopfhaut. Graupel setzt ein, ein orkanartiger Wind bricht los“, schreiben Luis und Alix auf ihrer Internetseite. „Fluchtartig treten wir den Abstieg an. Aus der genussvollen Bergtour von vor noch einer halben Stunde ist ein Überlebenskampf geworden.“ Bei null Sicht erreicht die Gruppe nur mit Hilfe des GPS das Lager auf 7400 Metern. Später bricht der bayrische Bergsteiger Christian Ranke zusammen. Er ist schneeblind, bei ihm zeigen sich außerdem Symptome eines Höhenhirnödems. Christian erhält Notfallmedikamente. Den anderen Expeditionsmitgliedern gelingt es, ihn ins nächste Lager hinunterzubringen und dort mit Flaschen-Sauerstoff zu versorgen. Er erholt sich so weit, dass die Gruppe am nächsten Tag bis ins Basislager teils absteigen, teils mit Skiern abfahren kann. Das war knapp. Damit bleibt es zunächst für Luis und Alix bei fünf bestiegenen Achttausendern. Alix ist damit die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin.

Hauptsache gesund 

Auch die vom Österreicher Herbert Wolf geführte Gruppe kehrte ohne Gipfelerfolg, aber gesund vom Manaslu heim. Der umsichtige Bergführer hatte im Oktober 2011 unsere Expedition zum Siebentausender Putha Hiunchuli (einfach in der oberen Leiste auf „Putha Hiunchuli 2011“ klicken) geleitet. Dort war Schneefall nicht die Regel, sondern die Ausnahme gewesen.

P.S. Die Leiche der in Nepal geborenen kanadischen Bergsteigerin, die vor anderthalb Wochen im Gipfelbereich des Mount Everest ums Leben gekommen war, ist von Lager 2 auf 6500 Metern aus per Hubschrauber nach Kathmandu geflogen worden. Sherpas hatten den Körper der Verstorbenen aus etwa 8400 Metern heruntergebracht.

P.P.S. Hier findet ihr eine Hintergrundstory, die ich für die DW über das Geschehen am Everest geschrieben habe.

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Auf dem Weg in die Annalen https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-dem-weg-in-die-annalen/ Tue, 17 Apr 2012 20:07:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14103

Hirotaka Takeuchi

So viele Daumen habe ich nicht, wie ich in diesem Frühjahr drücken muss. Über Gerlinde, Ralf, Rolf und Richie, die sich an Nuptse, Lhotse und Everest tummeln, hatte ich euch ja schon berichtet. In die Gruppe „Alte Freunde“ gehört auch Hiro: Hirotaka Takeuchi, mit dem ich 2005 am Everest und  zwei Jahre später am Manaslu unterwegs war, versucht sich mit seinem japanischen Landsmann Nakajima am 8167 Meter hohen Dhaulagiri. Erreicht Hiro den Gipfel, wäre der 40-Jährige der erste Japaner, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Um sich zu akklimatisieren, turnt sich Hiro am Sechstausender Island Peak warm, einem beliebten Aussichtsberg in Blickweite des Mount Everest.

Älteste Everest-Alte

Auf der tibetischen Nordseite des höchsten Bergs der Erde wird seine Landsfrau Tamae Watanabe erwartet. Die 73 Jahre alte Japanerin will einen neuen Seniorinnenrekord am Everest aufstellen. Dabei hält sie ihn bereits. Seit 2002 wird die damals 63-jährige Watanabe als älteste Everest-Besteigerin in den Berg-Annalen geführt. Was ihr neuerlicher Anlauf soll, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht. Da hätte sie auch noch vier Jahre länger warten können. Dann hätte Watanabe den ältesten Everest-Alten überhaupt übertreffen können, den Nepalesen Min Bahadur Sherchan. Der war fast 77 Jahre alt, als er 2008 den Gipfel erreichte. Eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sich dort oben auf 8850 Metern auch ein Methusalem mit Rollator ablichten lässt.

Als Paar auf den Manaslu

Alix und Luis auf dem Gipfel des Broad Peak

Wer hält eigentlich den Seniorenrekord am Manaslu? Das interessiert (Gott sei Dank) noch niemanden. Der achthöchste Berg der Erde produziert medial deutlich weniger Schlagzeilen als der Everest. In diesem Frühjahr will das deutsche Höhenbergsteiger-Paar Alix von Melle und Luis Stitzinger den Manaslu besteigen. Anschließend ist – wenn es die Verhältnisse erlauben, eine Skiabfahrt vom Gipfel geplant. Für beide wäre es der sechste Achttausender. Die in Hamburg geborene Alix darf sich bereits jetzt „erfolgreichste deutsche Expeditionsbergsteigerin“ nennen. Ebenfalls auf den Manaslu will Herbert Wolf, mein umsichtiger Expeditionsleiter vom Putha Hiunchuli. Der Österreicher führt erneut eine kommerzielle Expedition. Womit wir wieder bei den vielen Daumen sind, die ich drücke, obwohl ich nur zwei habe.

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Gipfelversuch auf der K 2-Südseite abgebrochen https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuch-auf-der-k-2-sudseite-abgebrochen/ Sat, 06 Aug 2011 20:16:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/08/06/gipfelversuch-auf-der-k-2-sudseite-abgebrochen/ Wieder hat der K 2 einigen Bergsteigern seine kalte Schulter gezeigt. Der Österreicher Gerfried Göschl ließ über seine Homepage mitteilen, dass die Bergsteiger auf der Südseite des zweithöchsten Bergs der Erde gar nicht erst Richtung Gipfel aufgebrochen seien: „Bis 2.30 Uhr (pakistanischer Zeit) haben wir zugewartet, doch der Wind war zu stark, an ein Aufsteigen nicht zu denken!” Das Team stieg Richtung Basislager ab. Offenbar haben auch die anderen Bergsteiger auf der Südseite ihre Gipfelambitionen ad acta gelegt. Der Franzose Bruno Buchet schreibt: „Wir sind alle abgestiegen,“ Ähnlich äußert sich Sophie Denis in ihrem Expeditionstagebuch. „Ein Aufstieg wäre zu gefährlich gewesen“, so die Französin. „Es ist traurig, denn physisch und psychisch hätte der Gipfel im Rahmen unserer Möglichkeiten gelegen.“ Auch wenn Alix von Melle und Luis Stitzínger sich noch nicht gemeldet haben, dürfte davon auszugehen sein, dass auch die beiden Deutschen umgekehrt sind.


Die pakistanische Südseite des K 2

Auf der Nordseite geht es weiter

Auf der chinesischen Nordseite des K 2 haben Gerlinde Kaltenbrunner, Ralf Dujmovits und ihr Team den Aufstieg fortgesetzt. Ihr geplantes Tagesziel für Samstag, das Lager IV auf rund 8000 Metern, haben sie nicht ganz erreicht. Nach Angaben des Kasachen Maxut Zhumayev schlugen sie ihre Zelte 100 bis 200 Meter tiefer auf. Zhumayev hat ebenso wie sein Landsmann Vassiliy Pivtsov und Gerlinde bereits 13 Achttausender bestiegen, allesamt ohne dabei Flaschen-Sauerstoff zu benutzen. Lediglich der K 2 fehlt dem Trio noch in der Sammlung. So schnell werden sie sicher nicht aufgeben.

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Es ist angerichtet am K 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/es-ist-angerichtet-am-k-2/ Wed, 03 Aug 2011 09:54:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/08/03/es-ist-angerichtet-am-k-2/ Der K 2 hält Hof. Sowohl auf der pakistanischen, als auch der chinesischen Seite des zweithöchsten Bergs der Erde haben sich die Bergsteiger auf den Weg Richtung Gipfel gemacht. Über das Team vom Nordsporn (Gerlinde, Ralf und Co.) hatte ich euch ja schon berichtet. Auf der Südseite hat der erste Gipfelversuch begonnen. „Insgesamt 15 Bergsteiger befinden sich momentan am K 2“, schrieb der Österreicher Gerfried Göschl am gestrigen Dienstag (02.08.2011) in seinem Expeditionstagebuch. „Alle sind heute gestartet und verfolgen dasselbe Ziel. Sie wollen am Freitag über die Cesenroute den Gipfel des K2 erreichen.“ Unter den Anwärtern ist auch der Österreicher Christian Stangl, der 2010 mit seiner „Gipfellüge“ am gleichen Berg weltweit für Schlagzeilen sorgte. Und auch die beiden Deutschen Alix von Melle und Luis Stitzinger, die nach ihrem Erfolg am Broad Peak ins K-2-Basislager gewechselt waren, dürften aufgebrochen sein. Eine direkte Bestätigung habe ich noch nicht. Doch wenn – wie Gerfried behauptet – alle dort weilenden Bergsteiger ihren Gipfelversuch gestartet haben, müsste das ja auch für die beiden gelten.


„Variable Bewölkung“ wird erwartet

Wetter okay, sagt Charly Gabl

Die Wetterprognose ist günstig. Ich wollte mich in diesem Punkt nicht auf den Umweg über Dritte verlassen und habe bei Charly Gabl, dem Wetterexperten aus Innsbruck, direkt nachgefragt. Das Wetter sei diese Woche „okay“, schrieb mir der Meteorologe zurück. „Der Jetstream hat sich nach Norden verschoben und dadurch hat sich im Gipfelbereich die Windsituation stark verbessert. Am Sonntag gab es in 8500 Metern noch 90 km/h, heute morgen waren es 30 km/h. Bei variabler, tagszeitlich bedingter Bewölkung wird es kaum Niederschlag geben.“ Das klingt doch ermutigend. Es ist also angerichtet für die K-2-Gipfelstürmer, die von Norden und Süden aus aufsteigen.

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Nummer fünf für Alix und Luis https://blogs.dw.com/abenteuersport/nummer-funf-fur-alix-und-luis/ Wed, 27 Jul 2011 10:26:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/07/27/nummer-funf-fur-alix-und-luis/ Was lange währt … Das deutsche Bergsteiger-Paar Alix von Melle und Luis Stitzinger ist für seinen langen Atem am Broad Peak belohnt worden. An diesem Montag (25.07.2011) erreichten die beiden um 14 Uhr Ortszeit den 8051 Meter hohen Gipfel des Achttausenders in Pakistan. Ihr ursprüngliches Team, mit dem Alix und Luis einen ersten erfolglosen Versuch unternommen hatte, war zuvor abgereist. Ruhiges Wetter ohne Niederschläge mit wenig Wind eröffnete dem Duo jetzt eine zweite Chance.


Alix und Luis auf dem Gipfel des Broad Peak

Zusammen mit Bergsteigern mehrerer anderer Expeditionen brechen sie Sonntagabend Richtung Gipfel auf. „Wir haben wirklich Glück und einen Traumtag erwischt“, schreiben Alix und Luis in ihrem Expeditionstagebuch. „Zwar zieht zwischen den Felstürmen des exponierten Gipfelgrats immer wieder die eine oder andere Böe hinauf, doch ist es im Wesentlichen so ruhig und schwachwindig wie im Wetterbericht versprochen.“

Wenig Zeit für Glücksgefühle

Viele Gipfelanwärter begnügen sich mit dem 8028 Meter hohen Vorgipfel. Alix und Luis steigen jedoch weiter und erreichen mit vier anderen Bergsteigern den höchsten Punkt: „Wir erlauben uns nur eine kurze Zeit für Ausblick und Glücksgefühle, da wir wissen, dass die Zeit drängt und der Abstieg noch lang ist.“ Nachdem Luis einige Passagen mit Skiern abgefahren ist, erreichen die beiden am Dienstag wohlbehalten das Basislager.
Für Alix und ihren Lebensgefährten Luis war es der jeweils fünfte Achttausender. Die 39 Jahre alte Alix hat damit ihre „Tabellenführung“ unter den deutschen Höhenbergsteigerinnen ausgebaut (Gaby Hupfauer auf Platz zwei bestieg drei Achttausender). Inzwischen sind die beiden ins nahe gelegene K 2-Basislager umgezogen, um sich – wenn das Wetter passt – auch noch am zweithöchsten Berg der Erde zu versuchen. „Das Abenteuer geht weiter“, schreiben Alix und Luis.


Freigeblasener Gipfelgrat

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Gipfelversuch am Broad Peak abgebrochen https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuch-am-broad-peak-abgebrochen/ Sat, 16 Jul 2011 20:03:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/07/16/gipfelversuch-am-broad-peak-abgebrochen/ Das Daumen-Drücken hat nicht geholfen. Alix von Melle, mit vier bestiegenen Achttausendern Deutschlands erfolgreichste Höhenbergsteigerin, und ihr Lebensgefährte Luis Stitzinger mussten ihren Gipfelversuch am Broad Peak in Pakistan abbrechen. „Nein, es sollte nicht sein! Der Schnee war zu tief, zu lange dauerte die Spurarbeit“, schreiben die beiden in ihrem Expeditionstagebuch. Auf 7800 Metern drehten sie um – schweren Herzens: „Der Gipfel liegt zwar nur noch 250 Meter über uns, doch von ihm trennen uns weitere vier bis fünf Stunden – nur für den Aufstieg. Schwermütig müssen wir erkennen, dass uns die Zeit entglitten, eine Fortführung unseres Versuchs sinnlos ist.“


Alix von Melle am Broad Peak

Alix und Luis kehrten ins Basislager zurück. Eine richtige Entscheidung, denn kaum waren sie unten angelangt, begann es wieder heftig zu schneien. Nur wenn wirklich alles zusammen passt, erhalten die beiden noch eine zweite Gipfelchance. Die Zeit wird nämlich knapp. Beide sind berufstätig und können nicht endlos am Berg bleiben.

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Neues aus dem Karakorum https://blogs.dw.com/abenteuersport/neues-aus-dem-karakorum/ Fri, 15 Jul 2011 08:13:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/07/15/neues-aus-dem-karakorum/ In den letzten Wochen war ich selbst viel in den Alpen unterwegs. Deshalb habe ich es ein wenig versäumt, euch über die Expeditionen im Karakorum auf dem Laufenden zu halten. Der Österreicher Gerfried Göschl hat inzwischen den Gasherbrum I in Pakistan bestiegen, jenen Achttausender, an dem er im vergangenen Winter gescheitert war. Der Aufstieg zum G I soll aber nur die Ouvertüre gewesen sein für seinen Versuch am K 2.


Ralf Dujmovits am Nordpfeiler des K 2

„Anders, einfach neu“

Auf der chinesischen Seite des zweithöchsten Bergs der Erde haben sich Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits auf der Route am Nordpfeiler (l.) bis auf eine Höhe von 6300 Metern vorgearbeitet. „Kombiniertes Gelände bei perfekten Verhältnissen“, schwärmt Ralf im Expeditionstagebuch. Das Team mit den beiden Kasachen Maxut Zhumayev und Vassiliy Pivtsov, dem Polen Darek Zaluski und dem Argentinier Tommy Heinrich läuft offenbar rund. Ralf hat den K 2 bereits 1994 bestiegen, damals von der pakistanischen Seite aus. Dort war seine Ehefrau Gerlinde zuletzt dreimal in Serie gescheitert. „Unwillkürlich stellte sich für uns die Frage, was uns diesmal erwarten wird“, schreibt die 40 Jahre alte Österreicherin. „Von dieser Seite zeigt sich der Berg so anders, einfach neu.“

Gipfelversuch am Broad Peak

Am Broad Peak versucht sich derweil ein anderes Bergsteiger-Paar: Deutschlands erfolgreichste Höhenbergsteigerin, Alix van Melle, und ihr Lebensgefährte Luis Stitzinger. Die beiden wollen am heutigen Freitag über den Normalweg den Gipfel des Achttausenders erreichen. „Daumen drücken!“, fordern uns Alix und Luis in ihrem Blog auf. Wird gemacht!

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They always come back https://blogs.dw.com/abenteuersport/they-always-come-back/ Tue, 21 Jun 2011 12:43:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/06/21/they-always-come-back/ Der Karakorum füllt sich. Einige Expeditionsteams haben sich auf den Weg zu den Achttausendern in Pakistan gemacht. Unter den Anwärtern befinden sich prominente Namen. So will der Österreicher Gerfried Göschl mit seinem Landsmann Günther Unterberger, dem Kanadier Louis Rousseau und dem Spanier Alex Txikon zunächst („zur Akklimatisation“) den Gasherbrum I besteigen, um sich anschließend am K 2 an einer neuen Route durch die Ostwand zu versuchen. Im März waren Göschl, Rousseau und Txikon mit ihrem Plan gescheitert, den G I erstmals im Winter zu besteigen.


Christian Stangl

Stangl zurück

Am K 2 kann Gerfried unter Umständen einen weiteren Landsmann begrüßen. Auch wenn Christian Stangl es selbst bisher noch nicht bestätigt hat, steht er offenbar auf der Teilnehmerliste einer georgischen Expedition. Stangl hatte im vergangenen Jahr mit seiner Gipfellüge am K 2 international für Schlagzeilen gesorgt. Er gab vor, als einziger Bergsteiger 2010 den höchsten Punkt erreicht zu haben. Wenige Tage später gestand Stangl, dass er geschwindelt und das vermeintliche Gipfelfoto gefälscht hatte. Vor wenigen Wochen gab der 44-Jährige ein stilles Comeback: Stangl bestieg am 20. Mai mit dem Italiener Mario Panzeri, dem Türken Tunç Findik und dem Sherpa Sangay den Kangchendzönga, den dritthöchsten Berg der Erde. Auf seine Homepage stellte Stangl ein Gipfelvideo. Kommentarlos.


Alix von Melle (r.) und Luis Stitzinger

Alix und Luis

Die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin, Alix van Melle, ist ebenfalls im Karakorum unterwegs. Mit ihrem Lebensgefährten Luis Stitzinger will die 39-Jährige ihren fünften Achttausender besteigen: den Broad Peak über den Normalweg. Luis will versuchen, vom Gipfel bis ins Basislager mit Skiern abzufahren. Dafür müsste er Hänge mit bis zu 55 Prozent Gefälle meistern. Dass ihm solche Extremabfahrten gelingen können, hat der 42-Jährige mehrfach bewiesen: etwa 2006 am Gasherbrum II oder 2008 auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat.

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Nordlicht https://blogs.dw.com/abenteuersport/nordlicht/ Tue, 15 Feb 2011 10:33:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/02/15/nordlicht/ Alix lacht häufig und gerne. Auch über sich und ihren plötzlichen „Ruhm“. Wie kann es sein, dass ein Nordlicht plötzlich Deutschlands erfolgreichste Höhenbergsteigerin ist, eine gebürtige Hamburgerin, die in Ahrensburg in Schleswig-Holstein aufgewachsen ist und erst als Studentin ihre Liebe zu den Bergen entdeckte? „Das finde ich fast ein bisschen lustig“, sagt Alix von Melle mit einem breiten Grinsen (Unser Gespräch könnt ihr unter dem Artikel anhören).


Vier Achttausender hat die 39-Jährige bestiegen, einen mehr als Gaby Hupfauer, die zwei Jahrzehnte lang die Rangliste anführte. „Es macht mich schon stolz“, gesteht Alix. „Nicht die Zahl vier und auch nicht, dass ich jetzt die Erfolgreichste bin, sondern allein die Tatsache, dass ich vier Achttausender geschafft habe.“ Keine Bange, abheben wird sie deswegen nicht. Mit der Zeit, ist sich Alix sicher, werde der Rekord sowieso gebrochen. „Vielleicht von einer Profibergsteigerin, die mehrmals im Jahr unterwegs sein kann.“ Alix arbeitet in München als Pressesprecherin eines Outdoor-Unternehmen. Eine Expedition im Jahr, mehr geht nicht.

Je höher, je stärker

Alix hat in der bayrischen Landeshauptstadt Geographie studiert. In ihrer Freizeit fand sie zunächst Geschmack an Skitouren, dann an sommerlichen Hochtouren. Sie begann zu klettern. „Das hätte auch alles so bleiben können, bis Luis in mein Leben trat.“ Luis Stitzinger, Höhenbergsteiger, Extremskifahrer und Bergführer. Er lud Alix 2001 zu einer Expedition zum Aconcagua ein, dem mit 6962 Metern höchsten Berg Südamerikas. „Da habe ich mir gedacht, angucken kann ich es mir ja mal“, erinnert sich Alix und lächelt. Die beiden wurden eine Seilschaft – am Berg und im Leben.
Schon am Aconcagua merkte Alix, dass sie die dünne Luft bestens vertrug. Das hat sich bis heute nicht geändert. „Je höher ich steige, desto mehr drehe ich auf.“ Nach weiteren erfolgreichen Expeditionen zu Sechs- und Siebentausendern gelang ihr 2006 mit dem Gasherbrum II im Karakorum der erste Achttausender.


Alix fühlt sich in der Höhe (hier am Nanga Parbat) wohl

2008 folgte der Nanga Parbat. „Das war mein Prestigeberg. Ich bin ganz, ganz stolz, dass es geklappt hat“, erzählt Alix mit glänzenden Augen. 2009 bestieg sie den Dhaulagiri. 2010 scheiterte sie zunächst mit Luis am Makalu, ehe sie im Herbst am Cho Oyu erfolgreich war. Ihr vierter Achttausender war der erste, den sie ohne Luis bestieg. Ausnahmsweise, sagt Alix. „Ich hätte kein Problem damit, wenn er auch mal sechs Wochen Männerurlaub macht. Aber wenn einer ständig unterwegs wäre und der andere immer zu Hause bliebe, wäre das schwierig für eine Beziehung.“

Spaß, Lust und Leidenschaft

Als nun erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin steht Alix häufiger als früher im Rampenlicht. Unter Druck will sie sich aber nicht setzen lassen. „Ich möchte, dass es aus mir selbst kommt, dass es Spaß und Lust und Leidenschaft ist.“ Im Juni wollen Alix und Luis nach Pakistan aufbrechen, um sich am Broad Peak zu versuchen.


Alix mit Luis auf dem Nanga Parbat, ihrem „Prestigeberg“

Sie planten einfach von Jahr zu Jahr, versichert Alix. Vielleicht sei irgendwann ja auch der Mount Everest an der Reihe. „Er ist kein Berg, der mich unbedingt reizt. Aber wenn ich das Angebot zu einer Expedition erhielte, würde ich es wahrscheinlich machen. Letztendlich ist er halt doch der höchste Berg.“

Workaholic-Bremse

Das Ende ihrer Karriere als Höhenbergsteigerin ist laut Alix offen. „Vielleicht habe ich ja irgendwann einfach keine Lust mehr, acht Wochen im Jahr in meinem Zelt auf dem Gletscher zu hocken und einen Berg zu belagern.“ Noch aber genießt sie es, an den höchsten Bergen der Welt unterwegs zu sein. „Zu Hause bin ich ein Workaholic. Wenn ich aber aufbreche, bleibt die To-do-Liste zu Hause, und das Leben besteht nur noch aus Essen, Trinken, Schlafen, Lesen, Musik hören, Tagebuch schreiben und Bergsteigen.“ Aber das ginge doch auch gefahrloser. „Definitiv, ich könnte mich auch auf eine Nordseeinsel legen und baden gehen“, entgegnet Alix, plötzlich wieder ganz Nordlicht. Und lacht.

Interview mit Höhenbergsteigerin Alix von Melle

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Kleiner Mann ganz groß https://blogs.dw.com/abenteuersport/kleiner-mann-ganz-gros/ Fri, 22 Oct 2010 07:53:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/10/22/kleiner-mann-ganz-gros/ Napoleon tritt aus einem Plumpsklo – darunter der Spruch: „Auch kleine Leute können Großes vollbringen.“ Diese Karikatur gehörte früher zu meinen liebsten. Schließlich messe auch ich nur 1,72 Meter und damit schlappe sechs Zentimeter mehr als einst Bonaparte. Auf dessen Totenschein war angeblich als Körpergröße 1,66 Meter vermerkt.


Luis Stitzinger, Höhenbergsteiger und Extremskifahrer

Sehr häufig muss ich also, anatomisch gesehen, zu anderen aufblicken. Nicht so bei Luis Stitzinger, den ich vor einigen Tagen auf der „Globewelt“ in Köln traf. Der Bergsteiger aus Höhenkirchen bei München ist sogar kleiner als ich gewachsen. In den Bergen aber hat der 41-Jährige – im Gegensatz zu mir – schon Großes vollbracht: Mit dem Cho Oyu (im Jahr 2000), dem Gasherbrum II (2006), dem Nanga Parbat (2008) und dem Dhaulagiri (2009) hat Luis vier Achttausender bestiegen, allesamt ohne Atemmaske. Zweimal gelangen ihm dabei spektakuläre Skiabfahrten (Gasherbrum II vom Gipfel aus, Nanga Parbat über die zentrale Diamirflanke).

Adrenalin, Konzentration, Ungeduld

„Ich erlebe mich dabei sehr intensiv“, sagt Luis. „Weil es mit Gefahr verbunden ist, bin ich ordentlich adrenalingeladen und sehr konzentriert auf das, was ich tue.“ Am Berg überrasche er sich manchmal selbst: „Ich bin eigentlich jemand, der sehr besonnen und wenig hitzköpfig ist. Aber in diesen Situationen kann ich auch sehr ungeduldig sein. Dann möchte ich die Sache beschleunigen.“ Kein Wunder, dass Stitzinger auch mit Speed-Begehungen für Schlagzeilen sorgte, etwa 2006 am Gasherbrum II.


Alix (r.) und Luis am Gipfel des Dhaulagiri

Geteilte Passion, geteilte Angst

Seit zwölf Jahren steigt Luis – nicht immer, aber meist – gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Alix von Melle auf die Berge. Alix stand am 2. Oktober (ohne Luis) auf dem Gipfel des Cho Oyu und ist jetzt mit vier bestiegenen Achttausendern die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin. „Einerseits ist es sehr schön, wenn man in einer Partnerschaft gemeinsam seine Passion, das Bergsteigen, teilen kann“, sagt Luis. „Andererseits hat man in gefährlichen Situationen natürlich auch Angst um den Partner und wird dadurch ein Stück weit abgelenkt.“
Doch Luis möchte die gemeinsamen Bergabenteuer mit Alix nicht missen. Beide sorgten gegenseitig dafür, dass sie sich nicht übernähmen, erzählt Luis: „In der Höhe denkt man nicht mehr so klar. Dann sieht der andere einen unter Umständen viel objektiver und weiß früher: Bei dir ist jetzt eigentlich Schluss. Wenn der Partner das sagt, akzeptiert man das. Das erweitert den eigenen Horizont.“

Ihr zuliebe, aus Sorge um ihn

Bei ihrem letzten gemeinsamen Achttausender-Projekt, in diesem Frühjahr am Makalu, erreichten weder Luis noch Alix den höchsten Punkt. Am geplanten Gipfeltag kehrte zunächst Luis um, weil er seine Zehen nicht mehr spürte. „Ich hätte eigentlich schon zwei Stunden vorher sagen können: Es ist heute einfach zu kalt, nicht mein Tag. Aber ich bin weitergegangen, weil ich es versuchen, also \’beißen\‘ wollte – und auch Alix zuliebe, um sie zu begleiten.“ Irgendwann siegte die Vernunft. Luis stieg ab, überredete aber seine Partnerin weiterzusteigen. „Sie war stark drauf an diesem Tag. Ich wusste, sie kann es schaffen.“ Doch die 39-Jährige kehrte auf gut 8000 Metern ebenfalls um – auch, sagt Luis, aus „Sorge um mich“.


Die Kamelbuckel des Broad Peak

Nächste Ausfahrt Broad Peak

Luis verdient sein Geld als Produktmanager, Alix als PR-Agentin. Man könne sie beide durchaus als Halbprofis bezeichnen, sagt Luis. Der Druck von außen sei aber begrenzt, „weil uns die Sponsoren und Partner nicht nötigen, jedes Jahr sehr erfolgreich sein zu müssen“. 2011 will Luis mit Alix wieder gemeinsam auf Expedition gehen: zum Achttausender Broad Peak in Pakistan, um dort Großes zu vollbringen.

Interview mit Höhenbergsteiger Luis Stitzinger

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Vierter 8000er für Alix https://blogs.dw.com/abenteuersport/vierter-8000er-fur-alix/ Tue, 05 Oct 2010 06:08:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/10/05/vierter-8000er-fur-alix/ Wie uns die tödlichen Unfälle der vergangenen Tage wieder vor Augen geführt haben, ist und bleibt Extrembergsteigen ein Risikosport. Doch an dieser Stelle will ich dem vielleicht entstandenen Eindruck entgegentreten, fast jedes Projekt ende mit einem Unglück. Allein am Cho Oyu, wo vorgestern Walter Nones ums Leben kam, waren und sind in diesem Herbst rund 450 Bergsteiger unterwegs, die meisten natürlich auf der Normalroute.


Alix auf dem Gipfel des Cho Oyu

Dort erreichte Alix von Melle am 2. Oktober gemeinsam mit dem Österreicher Rupert Hauer den 8188 Meter hohen Gipfel, bei -30 Grad Celsius. „Der starke Wind peitschte uns ins Gesicht. An eine Rast war zu keiner Zeit zu denken“, schreibt Rupert in seinem Blog über die letzten Meter auf dem Gipfelplateau. „Um ca. 11.15 Uhr erreichten wir den Gipfel. Ein beeindruckendes Gefühl, auf 8.201 Metern zu stehen. Schnell zwei Fotos und sofort wieder retour.“ Es war die erste bisher bestätigte Besteigung des sechsthöchsten Bergs der Erde in der Nachmonsun-Saison.

Erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin

Alix gelang damit ihr vierter Achttausender nach dem Gasherbrum II (2006), dem Nanga Parbat (2008) und dem Dhaulagiri (2009). Die 39-Jährige gebürtige Hamburgerin lebt mit ihrem Partner, dem Bergsteiger Luis Stitzinger, in München und arbeitet dort für den Deutschen Alpenverein. Alix ist nun die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin. Sie löst Gaby Hupfauer ab. Die Ehefrau der lebenden deutschen Bergsteiger-Legende Sigi Hupfauer hatte Ende der 1980er-Jahre – jeweils als erste deutsche Frau – auf den Gipfeln der drei Achttausender Broad Peak, Gasherbrum II, Cho Oyu gestanden.
Die zahlreichen anderen Seilschaften am Cho Oyu brachen derweil ihre Gipfelversuche ab. Darunter waren auch Hiro und seine beiden japanischen Freunde, die auf 7700 Metern wegen des starken Winds und zu hoher Lawinengefahr umdrehten.

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Nicht ohne dich https://blogs.dw.com/abenteuersport/nicht-ohne-dich/ Sat, 29 May 2010 12:04:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/05/29/nicht-ohne-dich/ Ich bin euch noch schuldig, wie es dem Bergsteigerpaar Alix von Melle und Luis Stitzinger am 8485 Meter hohen Makalu ergangen ist. Ein erster Gipfelversuch am 24. Mai scheiterte wegen Schneefalls. Alix und Luis legten auf rund 8000 Metern ein Materialdepot an, um am folgenden Tag einen weiteren Versuch zu starten. Als sie zu ihrem obersten Lager zurückkehrten, mussten sie zunächst zwei Ukrainer aus ihrem Zelt verscheuchen, die es sich dort bequem gemacht hatten.


Die geplante Aufstiegsroute

Defekte Fußheizung

Auch der zweite Anlauf Richtung Gipfel blieb erfolglos. Luis fühlte sich schlecht, fand „keinen vernünftigen Gehrhythmus“, wie es im Tagebuch der beiden heißt. Zudem funktionierte die Sohlenheizung seiner Skitourenschuhe nicht. Bald spürte Luis seine Füße nicht mehr, ein Alarmsignal für drohende Erfrierungen. Luis beschloss abzusteigen. Alix kletterte bis zum Depot auf 8000 Metern weiter. Sie hatte die Hoffnung, dort andere Bergsteiger zu treffen, denen sie sich anschließen könnte. Doch letztlich bremste sie die Sorge um ihren Lebenspartner. Sie habe „die ganze Zeit im alleinigen Aufstieg ein mulmiges Gefühl gehabt, Luis in geschwächtem Zustand alleine gelassen zu haben.“ Alix kehrte zu Luis zurück, gemeinsam stiegen sie ins Basislager ab. Inzwischen sind die beiden Deutschen auf dem Heimweg – wie viele Bergsteiger der Expeditionen, die sich in diesem Frühjahr an den Achttausendern versucht haben.


Mount Everest, bald wieder ein einsamer Berg

5000er-Marke geknackt

Auch die Basislager auf der tibetischen Nordseite und der nepalesischen Südseite des Mount Everest leeren sich allmählich. Die Marke von 5000 Besteigungen seit der ersten erfolgreichen im Jahr 1953 wurde in dieser Saison überschritten. Der höchste Berg der Erde ist längst kein exklusiver mehr. Die Zahl der Todesfälle am Everest in diesem Frühjahr hat sich um zwei auf vier erhöht. Der Japaner Hiroshi Ogasawara starb auf der Nordroute in Lager drei auf 8300 Metern an Erschöpfung. Der 63-Jährige hatte zuvor den Gipfel erreicht. Auch der Brite Peter Kinloch stand auf dem höchsten Punkt der Erde auf 8850 Metern. Doch wie Ogasawara wurde auch der 28-Jährige immer schwächer. Im Englischen gibt es dafür eine Formulierung, die harmloser klingt, als die Wirklichkeit ist: „He passed away.“ Er machte sich davon.

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Paarweise https://blogs.dw.com/abenteuersport/paarweise/ Fri, 21 May 2010 08:37:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/05/21/paarweise/ Vor ein paar Tagen auf der Heimfahrt vernahm ich im Radio eine mir vertraute Stimme. Reinhold Messner gab eines seiner – geschätzt – fünf Interviews pro Tag. Ich amüsierte mich über die (wie so oft vergeblichen) Versuche der Moderatorin, den Redefluss der lebenden Bergsteigerlegende zu unterbrechen. Aus eigener Erfahrung weiß ich wie schwer das ist. Dann horchte ich auf. Reinhold war kurz angebunden. Die Frage: Ob er jemals seine Partnerin auf einen schwierigen Berg mitgenommen habe? „Nein, nur bis ins Basislager. Bei meiner Frau, mit der ich seit mehr als 20 Jahren zusammenlebe, waren die Rollen klar verteilt. Sie kümmerte sich um die Erziehung der Kinder.“ Und Messner schob noch nach, dass er es toll finde, dass Gerlinde Kaltenbrunner gemeinsam mit ihrem Ehemann Ralf Dujmovits am Mount Everest eine schwierige Route versuche. „Ich hatte nie eine solche Partnerin.“ Fast klang der 65-Jährige ein bisschen neidisch.


Gerlinde und Ralf

Nicht immer eitel Sonnenschein

Da hatte Reinhold offenbar noch nicht meinen Blog gelesen. Denn sonst hätte er bereits gewusst, dass die beiden ihren Plan inzwischen aufgegeben hatten, die Nordwand zu durchsteigen – nach heftigen Diskussionen, die für beide sicher nicht einfach waren. „Wir wissen mittlerweile, wie wir in schwierigen, gefährlichen Situationen reagieren“, sagte mir Gerlinde noch vor ihrer Abreise nach Tibet. „Es ist so, dass wir voreinander den Respekt bewahren. Und uns trotzdem energisch ansprechen können, ohne dass der andere das persönlich nimmt.“ Auch Ralf wollte gar nicht leugnen, dass so ein Leben im Extremen nicht immer nur eitel Sonnenschein bedeutet. „ Es gehört sehr viel Vertrauen dazu, auf so engem Raum unterwegs zu sein, die zum Teil auch sehr harten Momente auszuhalten. In aller Regel haben wir konträre Ansichten bis zum Basislager, wo wir auch schon mal heftiger diskutieren. Wenn wir dann gemeinsam als Team in der Wand unterwegs sind, funktionieren wir doch perfekt. Da kommen heftigere Auseinandersetzungen seltener vor.“

Bett und Kletterseil teilen

Die Beiden sind nicht das einzige Bergsteiger-Paar im Himalaya. Alix von Melle und Luis Stitzinger aus München versuchen sich am Makalu. Der 8485 Meter hohe Berg in Nepal wäre nach dem Gasherbrum II (2006), dem Nanga Parbat (2008) und dem Dhaulagiri (2009) der vierte Achttausender, den die beiden gemeinsam besteigen. Seit zwölf Jahren teilen sie „nicht nur Esstisch, Bett und Kletterseil, sondern auch unsere große Leidenschaft, das Höhenbergsteigen“, wie Alix schreibt. „Wir kennen uns sehr gut und haben großes Vertrauen ineinander“, sagt die 38 Jahre alte gebürtige Hamburgerin, die seit über 17 Jahren in München lebt. Ihr 41 Jahre alter Lebenspartner Luis hat sich als Speedbergsteiger und mit seinen spektakulären Skiabfahrten, etwa über die Diamir-Flanke des Nanga Parbat, einen Namen gemacht.


Luis und Alix

Letzte Konsequenz nicht vorstellbar

Extrembergsteiger führen ein gefährliches Leben. Wie schaffen die Paare den Spagat zwischen Risiko und Sorge um den Partner? „Man versucht, gefährliche Situationen möglichst von vornherein zu vermeiden“, sagt Alix. Und wenn es doch zum Äußersten kommt? Ralf und Gerlinde haben miteinander darüber gesprochen. „Es wird dann schon spannend, wenn man an diesen Punkt kommt: Was wäre, wenn es dem Partner so schlecht ginge, dass man eine Entscheidung treffen müsste, den anderen zurückzulassen?“ sagt Ralf. „Eine hundertprozentige Lösung finden wir dann doch keine, weil man sich diese Situation gar nicht vorstellen kann. In der Realität wäre sie noch einmal anders. Insofern werden wir die letzte Konsequenz nicht zu Ende denken können.“ Die Gesellschaft seiner Frau am Berg möchte der 48-Jährige dennoch nicht missen. „Mit Gerlinde, die ich über alles liebe, unterwegs zu sein und gemeinsam ausgeheckte Ziele zu erreichen, hat eine Qualität, die ich zuvor an den Bergen nie erfahren habe.“

Traute Gipfel-Zweisamkeit?

Das Ehepaar aus Bühl im Schwarzwald ist inzwischen vom Basislager auf dem zentralen Rongbukgletscher aus zum Nordsattel aufgestiegen, um in den nächsten Tagen – ohne Atemmaske – auf dem tibetischen Normalweg den höchsten Punkt des Mount Everest auf 8850 Metern zu erreichen. Die Mitglieder zahlreicher Expeditionen haben sich auf der Nord- und der Südseite des Bergs auf den Weg gemacht, um die vorhergesagte Schönwetterperiode zwischen dem 22. und 24. Mai auszunutzen. Traute Gipfel-Zweisamkeit dürfte für Gerlinde und Ralf also kaum möglich sein. In diesem Punkt stehen die Chancen für Alix und Luis am Makalu deutlich besser. Aber erst einmal müssen sie hinaufkommen. Ich drücke beiden Paaren die Daumen.

P.S. Das Daumendrücken gab es übrigens schon bei den alten Römern. Mit dem zwischen den anderen Fingern eingeschlossenen Daumen plädierten die Zuschauer der Gladiatorenspiele für Gnade. Der uns aus den Monumentalfilmen bekannte nach oben gereckte Daumen ist eine Erfindung Hollywoods. In späteren Zeiten sollte die Geste auch Dämonen vertreiben. „Wenn er (der Alp) drücket und man kann den Daumen in die Hand bringen, so muss er weichen“, heißt es bei den Gebrüdern Grimm.

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