Takeuchi – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Everest-Gipfelversuch abgebrochen https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-gipfelversuch-abgebrochen/ Thu, 18 Oct 2012 10:55:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17455

Route über Westgrat und Hornbein-Couloir

Nobukazu Kuriki hat seinen Gipfelversuch am Mount Everest abgebrochen. Der 30 Jahre alte Japaner hatte sich vorgenommen, den 8850 Meter hohen Gipfel im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff über die selten begangene, weil gefährliche Westgrat-Route zu erreichen. Nach Angaben seines Teams im Basislager kehrte Kuriki in über 8000 Meter Höhe um, weil der Wind zu einem Sturm angewachsen und ein weiterer Aufstieg daher zu gefährlich gewesen sei. Das deckt sich mit den Wetterprognosen, die sogar Orkanböen von 44 Meter pro Sekunde auf der Nord- und Südseite des Everest vorhergesagt hatten. Einige Stunden zuvor hatte der Japaner via Twitter mitgeteilt, er habe die Traverse vom Westgrat nun hinter sich und befinde sich unterhalb des Hornbein-Couloirs. Die beiden US-Amerikaner Tom Hornbein und Willi Unsoeld hatten die Rinne in der Everest-Nordwand 1963 erstmals durchstiegen.  Kuriki hatte angekündigt, er wolle von seinem Lager vier in 7500 Meter Höhe in einem Zug den Gipfel erreichen. Für jemand, der in den vergangenen drei Jahren bei seinen Everest-Versuchen jeweils unterhalb von 8000 Metern scheiterte und auch sonst bisher nicht als Top-Bergsteiger in Erscheinung getreten ist, nimmt er den Mund recht voll, dachte ich noch.

„Gewöhnlicher Fernsehdarsteller“

Hirotaka Takeuchi

Kuriki ist in der japanischen Bergsteigerszene alles andere als beliebt. „Ich denke, dass sich viele der echten japanischen Kletterer nicht mit ihm befassen wollen, mich eingeschlossen“, schreibt mir Hirotaka Takeuchi, der erste Japaner, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Kuriki sei ein „gewöhnlicher Fernsehdarsteller“, der am Everest „sein eigenes PR-Video“ drehe, meint Hiro, mit dem ich 2005 an der Everest-Nordwand und 2007 am Manaslu das Basislager teilte: „Sein ‚Solo‘ bedeutet ‚kein Gespräch mit jemandem auf der Route‘. Sein Sherpa folgt ihm immer im Abstand von zehn Metern.“ Kuriki nehme es generell mit der Wahrheit nicht so genau, behauptet Hiro. Den Cho Oyu habe er wirklich bestiegen, doch weder am Manaslu noch am Dhaulagiri habe er die jeweils höchsten Punkte erreicht.

Nur am Manaslu-Vorgipfel

Ich habe mich bei Billi Bierling, der „rechten Hand“ von Himalaya-Chronistin Elizabeth Hawley erkundigt, ob sie das bestätigen könne. Kurikis Besteigung des Dhaulagiri am 18. Mai 2009 werde nicht angezweifelt, antwortete Billi, aber „am Manaslu war er am 12.10.2008 nur auf dem Vorgipfel. So steht es zumindest in der Datenbank“.

Und wie allein ist Kuriki bei seinen propagierten„Solo-Besteigungen“ wirklich unterwegs? Bei seinem Aufstieg durch den Khumbu-Eisbruch nutzte der Japaner die Route, die von den Sherpa-„Icedoctors“ versichert wurde. Insofern gilt sein Solo nur noch als „supported“, also „mit Unterstützung“.  Immerhin schaffte es Kuriki jedoch weiter als die beiden US-Expeditionen, die sich in diesem Frühjahr an der Westgrat-Route die Zähne ausgebissen hatten. Nach Angaben von Jake Norton, der eine der beiden US-Gruppen leitete, gab es bisher neun Everest-Expeditionen über den Westgrat mit insgesamt 21 Gipfelerfolgen und 23 Todesfällen.

P.S. Auch der Hersteller Mammut hat jetzt wegen des tödlichen Unfalls in Walchsee im August vorsorglich vier Klettersteig-Sets zurückgerufen. Lest hier, um welche Produkte es sich handelt.

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Auf dem Weg in die Annalen https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-dem-weg-in-die-annalen/ Tue, 17 Apr 2012 20:07:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14103

Hirotaka Takeuchi

So viele Daumen habe ich nicht, wie ich in diesem Frühjahr drücken muss. Über Gerlinde, Ralf, Rolf und Richie, die sich an Nuptse, Lhotse und Everest tummeln, hatte ich euch ja schon berichtet. In die Gruppe „Alte Freunde“ gehört auch Hiro: Hirotaka Takeuchi, mit dem ich 2005 am Everest und  zwei Jahre später am Manaslu unterwegs war, versucht sich mit seinem japanischen Landsmann Nakajima am 8167 Meter hohen Dhaulagiri. Erreicht Hiro den Gipfel, wäre der 40-Jährige der erste Japaner, der alle 14 Achttausender bestiegen hat. Um sich zu akklimatisieren, turnt sich Hiro am Sechstausender Island Peak warm, einem beliebten Aussichtsberg in Blickweite des Mount Everest.

Älteste Everest-Alte

Auf der tibetischen Nordseite des höchsten Bergs der Erde wird seine Landsfrau Tamae Watanabe erwartet. Die 73 Jahre alte Japanerin will einen neuen Seniorinnenrekord am Everest aufstellen. Dabei hält sie ihn bereits. Seit 2002 wird die damals 63-jährige Watanabe als älteste Everest-Besteigerin in den Berg-Annalen geführt. Was ihr neuerlicher Anlauf soll, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht. Da hätte sie auch noch vier Jahre länger warten können. Dann hätte Watanabe den ältesten Everest-Alten überhaupt übertreffen können, den Nepalesen Min Bahadur Sherchan. Der war fast 77 Jahre alt, als er 2008 den Gipfel erreichte. Eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sich dort oben auf 8850 Metern auch ein Methusalem mit Rollator ablichten lässt.

Als Paar auf den Manaslu

Alix und Luis auf dem Gipfel des Broad Peak

Wer hält eigentlich den Seniorenrekord am Manaslu? Das interessiert (Gott sei Dank) noch niemanden. Der achthöchste Berg der Erde produziert medial deutlich weniger Schlagzeilen als der Everest. In diesem Frühjahr will das deutsche Höhenbergsteiger-Paar Alix von Melle und Luis Stitzinger den Manaslu besteigen. Anschließend ist – wenn es die Verhältnisse erlauben, eine Skiabfahrt vom Gipfel geplant. Für beide wäre es der sechste Achttausender. Die in Hamburg geborene Alix darf sich bereits jetzt „erfolgreichste deutsche Expeditionsbergsteigerin“ nennen. Ebenfalls auf den Manaslu will Herbert Wolf, mein umsichtiger Expeditionsleiter vom Putha Hiunchuli. Der Österreicher führt erneut eine kommerzielle Expedition. Womit wir wieder bei den vielen Daumen sind, die ich drücke, obwohl ich nur zwei habe.

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Gerlinde am Ziel: Alle 14 Achttausender https://blogs.dw.com/abenteuersport/gerlinde-am-ziel-alle-14-achttausender/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gerlinde-am-ziel-alle-14-achttausender/#comments Tue, 23 Aug 2011 15:08:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/08/23/gerlinde-am-ziel-alle-14-achttausender/ Eigentlich hätten wir uns gar nicht weit vom K 2 kennenlernen sollen. Ursprünglich wollte ich bei meiner Reportagereise im Juli 2004 zum zweithöchsten Berg der Erde auch einen Abstecher zum Basislager am nahe gelegenen Achttausender Gasherbrum I machen, um Gerlinde und Ralf zu besuchen. Ralf kannte ich bereits seit ein paar Jahren, seine (damals noch) Lebensgefährtin nicht. Weil mein Zeitplan während des Trekkings zu eng gestrickt war, musste ich den Plan jedoch fallen lassen. So begegneten wir uns erstmals im Herbst desselben Jahres beim Kölner Alpintag in Leverkusen – was wie ein doppeltes Paradoxon klingt (Köln in Leverkusen, Alpintag im Flachland), aber eine außerordentlich gut besuchte Veranstaltung der Kölner Alpenvereins-Sektion war. Gerlinde hielt damals einen Vortrag, Ralf kümmerte sich um die Technik. Ich interviewte die beiden. Die Österreicherin war mir auf Anhieb sympathisch. Sie wirkte natürlich, herzlich und bescheiden. Keine Spur von Starallüren, zu denen auch manche Spitzenbergsteiger neigen.

Auf einer Wellenlänge

Gerlinde und Ralf

Im folgenden Jahr begleitete ich Gerlinde und Ralf zur Nordwand des Mount Everest. Auch heute bin ich den beiden noch dankbar dafür, dass sie das Wagnis eingingen, mich mitzunehmen. Zwar kannten sie einige meiner journalistischen Arbeiten und wir hatten uns ein wenig beschnuppert. Aber wie ich mich in extremer Höhe, in der extremen Nähe eines Basislagers und in gegebenenfalls extremen Situationen verhalten würde, wussten sie nicht. Um es kurz zu machen, es funktionierte: Menschlich funkten wir auf einer Wellenlänge. Und ich fühlte mich von Gerlinde und Ralf sowie ihrem japanischen Freund Hirotaka Takeuchi von Beginn an als vollwertiges Teammitglied akzeptiert, obwohl ich „nur“ im Basislager auf etwa 5500 Metern blieb und über ihr Fortkommen am Berg berichtete.

Freundschaft geht über Gipfel

Ralf und Gerlinde bringen Hiro 2005 zurück ins Basislager

Gerlinde war 2005 prächtig in Form. Mit Ralf und Hiro hatte sie gerade den Achttausender Shishapangma über die schwere Südwand-Route bestiegen, und auch am Everest schien sie nichts stoppen zu können. Doch ganz selbstverständlich verzichtete Gerlinde auf einen Gipfelversuch, als sich Hiro auf über 7000 Metern ein Höhenhirnödem zuzog und nur knapp dem Tod von der Schippe sprang – nicht zuletzt dank Gerlinde als ausgebildeter Krankenschwester. „Es ist wichtiger, einen Freund zu retten, als den Mount Everest zu besteigen“, meinte sie nach ihrer Rückkehr ins Basislager. Es war nicht nur so dahergesagt.

Mensch geblieben

Auch 2007, als ich an einer von Ralf geführten kommerziellen Expedition zum Achttausender Manaslu teilnahm, begegnete ich Gerlinde. Auf dem Rückweg kam sie uns auf der „Annapurna-Runde“, einer der beliebtesten Trekkingrouten Nepals, entgegen. Sie hatte gerade am Dhaulagiri mit viel Glück eine Lawine überlebt, zwei spanische Bergsteiger waren ums Leben gekommen. Gerlinde wirkte mitgenommen. Andere Profi-Bergsteiger wären vielleicht leichtfertig darüber hinweggegangen. Gerlinde aber brauchte einfach Zeit und auch Ruhe jenseits des Medienrummels, um das tragische Geschehen zu verarbeiten. Sie machte keinen Hehl daraus, blieb einfach Mensch.

In den Bergen glücklich

Den „Wettlauf“ der Frauen um die Achttausender-Krone hat sie nicht gewollt. Der wurde herbeigeredet und –geschrieben. Als wir 2005 vom Mount Everest zurückkehrten, interessierte sich in Deutschland kaum jemand für Gerlinde. Erst als Ende des Jahres eine Geschichte im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über den vermeintlichen Wettlauf erschien, brachen die Dämme. Gerlinde besuchte damals mit Ralf einen Weihnachtsmarkt in Österreich, als erstmals das Handy klingelte – und dann immer wieder. Professionell und höflich, wie sie ist, beantwortete sie jede Anfrage. Aber eigentlich war ihr der ganze Trubel zu viel. Umso glücklicher wirkte Gerlinde eigentlich immer, wenn ich sie vor der Abreise zu einer neuen Expedition traf. In den Bergen findet sie ihre Ruhe, hier kann Gerlinde sie selbst sein: Bergsteigen ist nicht nur ihr Beruf, sondern ihre Berufung. In den Bergen genießt die 40-Jährige das Leben in vollen Zügen, vor allem wenn sie ihre Erlebnisse mit ihrem Mann Ralf teilen kann.

Für mich die Beste

Immer offen und nett

Dass Gerlinde jetzt alle 14 Achttausender bestiegen hat, ist eine außergewöhnliche Leistung. Sie ist die erste Frau, die dabei komplett auf Flaschensauerstoff verzichtete. Stets war Gerlinde außerdem in kleinen Teams und ohne Hochträger unterwegs. Einige der Bergriesen bestieg sie zudem nicht über die Normalwege, sondern auf technisch schwierigen Routen. All das unterscheidet sie von der Südkoreanerin Oh Eun Sun und der Spanierin Edurne Pasaban, die im Frühjahr 2010 vor Gerlinde ihre Achttausender-Sammlungen vollendeten. Für mich ist Gerlinde deshalb die beste Höhenbergsteigerin der Welt – auch wenn ich möglicherweise befangen bin, weil ich sie nicht nur als Sportlerin, sondern auch als Mensch besonders schätzen gelernt habe.

Gerlindes Achttausender-Chronik:

1998 April/Mai – Cho Oyu/ Tibet (8201 Meter)
2001 April/Mai – Makalu/ Nepal (8463 Meter)
2002 April/Mai – Manaslu/ Nepal (8163 Meter)
2003 Juni – Nanga Parbat/ Pakistan (8125 Meter)
2004 Mai – Annapurna/ Nepal (8091 Meter)
2004 Juli – Gasherbrum I/ Pakistan (8068 Meter)
2005 Mai – Shishapangma/ Tibet (8013 Meter)
2005 Juni/Juli – Gasherbrum II/ Pakistan (8035 Meter)
2006 April/Mai – Kangchendzönga/ Nepal (8595 Meter)
2007 Juli/August – Broad Peak/ Pakistan (8047 Meter)
2008 Mai – Dhaulagiri/ Nepal (8167 Meter)
2009 Mai – Lhotse/ Nepal (8516 Meter)
2010 April/Mai – Everest/ Tibet (8850 Meter)
2011 Juli/August – K 2/ China (8611 Meter)

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Hiro, der Stehauf-Mann https://blogs.dw.com/abenteuersport/hiro-der-stehauf-mann/ Fri, 17 Sep 2010 19:57:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/17/hiro-der-stehauf-mann/ Ob er – wie Katzen sprichwörtlich – sieben Leben hat, weiß ich nicht. Drei aber hat Hiro sicher. Zweimal ist Hirotaka Takeuchi dem Tod nämlich bereits von der Schippe gesprungen. 2005 war ich nahe dabei. Ich berichtete in Tibet, vom Basislager auf dem Zentralen Rongbukgletscher aus, über den Versuch Gerlinde Kaltenbrunners, Ralf Dujmovits’ und ihres japanischen Freunds Hiro, die Nordwand des Mount Everest zu durchsteigen. Die Wetterverhältnisse ließen es nicht zu. Das Trio beschloss, zum Nordsattel und von dort aus über die tibetische Normalroute zum Gipfel auf 8850 Metern aufzusteigen. Wenige Wochen zuvor war den drei Bergsteigern die erste Überschreitung der 8027 Meter hohen Shishapangma gelungen: durch die Südwand hinauf, auf der Nordseite hinunter.


Ralf und Gerlinde bringen Hiro 2005 zurück ins Basislager

Jetzt am Everest starteten Gerlinde, Ralf und Hiro zu ihrem ersten Gipfelversuch. Auf etwa 7500 Metern kollabierte der Japaner, Folge eines Höhenhirnödems. Hiro hatte Warnsignale seines Körpers ignoriert. Nun rang er mit dem Tod. Gerlinde und Ralf gelang es, ihren Freund über die nächste Nacht und anschließend sicher ins Basislager zu bringen. Hiro hatte Glück, das Ödem hinterließ keine Spuren. Ein Jahr später war der Japaner wieder im Himalaya zurück. Mit Gerlinde und Ralf bestieg er den Achttausender Kangchendzönga.

Bärenkondition rettet ihm das Leben

2007 traf ich Hiro wieder: Er war Mitglied der von Ralf geführten kommerziellen Expedition zum Manaslu, die ich als Journalist begleitete. Hiro war in blendender Form. Gemeinsam mit Ralf und zwei Sherpas erledigte er die meiste Spurarbeit und gehörte zu den sieben Expeditionsmitgliedern, die den Gipfel erreichten.
Anschließend machte sich der Japaner auf den Weg nach Pakistan, um den Gasherbrum II zu besteigen. Auf 6700 Metern geriet Hiro in eine Lawine. Zwei Expeditionsmitglieder kamen ums Leben, Hiro wurde lebensgefährlich verletzt: ein Rückenwirbel und fünf Rippen brachen, ein Lungenflügel klappte zusammen. Andere Bergsteiger bargen den Japaner, der anschließend mit einem Hubschrauber in ein Militärkrankenhaus nach Skardu geflogen wurde. Wohl nur seine Bärenkondition rettete Hiro das Leben. Und er hatte auch in anderer Hinsicht Glück: Viel fehlte nicht, und er wäre zeitlebens gelähmt geblieben. Mehrere Monate verbrachte Hiro anschließend in Krankenhaus und Reha. Der gebrochene Wirbel wurde mit Titan verstärkt. Das Bergsteigen rückte zunächst in weite Ferne. Doch wieder kehrte Hiro schneller als erwartet zu den Achttausendern zurück. Bereits im Sommer 2008, nur ein Jahr nach dem Lawinen-Unglück, bestieg Hiro, gemeinsam mit dem Finnen Veikka Gustafsson, nicht nur den Gasherbrum II, sondern anschließend auch noch den Broad Peak.

Zum Kapitän gereift

Inzwischen hat der 39-Jährige zwölf der 14 Achttausender bestiegen. Nur der Cho Oyu und der Dhaulagiri fehlen noch in Hiros Sammlung. Damit ist der zweifache Vater bereits jetzt der erfolgreichste japanische Höhenbergsteiger aller Zeiten – und dazu ein äußerst sympathischer Mensch: Hiro macht nicht unbedingt viele Worte, hat aber einen ausgeprägten Sinn für Humor. Und er packt überall mit an, wo es bei einer Expedition Arbeit gibt.


Hiro im Basislager am Cho Oyu

Ein mannschaftsdienlicher Spieler, der inzwischen auch die Kapitänsbinde trägt: Als Expeditionsleiter versucht sich Hiro derzeit mit zwei Landsleuten am 8188 Meter hohen Cho Oyu. Hoffentlich endet die Expedition in Tibet für ihn erfolgreich, zumindest aber nicht so dramatisch wie jene 2005 am Everest oder 2007 am Gasherbrum II. Irgendwann sind nämlich auch die sieben Leben einer Katze aufgebraucht.

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Keine Expedition wie jede andere https://blogs.dw.com/abenteuersport/keine-expedition-wie-jede-andere/ Tue, 06 Apr 2010 15:57:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/06/keine-expedition-wie-jede-andere/
Rätsel gelöst? Genau, auf dem Osterei war die – selbstverständlich detailgetreue – Abbildung der Mount-Everest-Nordwand zu sehen. Sie liegt auf der tibetischen (Viele Grüße an den chinesischen Zensor!) Seite des mit 8850 Metern höchsten Bergs der Erde. Vor fünf Jahren verbrachte ich dort im Basislager am zentralen Rongbuk-Gletscher auf 5500 Metern rund drei Wochen. Nach drei Trekkingtouren im Himalaya und Karakorum war es war meine erste Expedition, die ich als Reporter begleitete.

Hiro wieder gesund

Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner, der Deutsche Ralf Dujmovits und der Japaner Hirotaka Takeuchi hatten sich vorgenommen, die Nordwand über die sogenannte „Supercouloir“-Route zu durchsteigen. Auf meinem Ei erkennt ihr diese Kombination von Rinnen als den nach oben verlaufenden Strich rechts der Ei-Mitte. 2005 verhinderte der starke Wind, dass die drei Bergsteiger ihren Plan in die Tat umsetzen konnten. Sie wichen auf die tibetische Normalroute aus. Auf 7650 Meter Höhe erkrankte Hiro an einem lebensbedrohlichen Höhen-Hirnödem. Nach einer dramatischen Nacht gelang es Gerlinde und Ralf, ihren japanischen Freund vom Berg zu bringen.


Ralf und Gerlinde bringen Hiro 2005 zurück ins Basislager

Hiro ist wieder vollständig genesen. In den vergangenen Jahren bestieg er fünf weitere Achttausender und schickt sich an, als erster Japaner die Sammlung zu vervollständigen. Ralf gelang dieses Kunststück als erstem Deutschen 2009 mit der Besteigung des Lhotse. Seiner Frau Gerlinde fehlen nur noch zwei 8000er: die beiden höchsten Berge der Welt, der Mount Everest und der K 2.

Kaum jemand an der Nordwand

Zurzeit sind Ralf und Gerlinde wieder auf dem Weg zur Everest-Nordwand. „Seit ich die Wand in natura gesehen habe, weiß ich, dass ich dort wahnsinnig gerne durchsteigen möchte“, schwärmte Gerlinde, als ich die beiden in Bühl im Schwarzwald kurz vor ihrer Abreise nach Asien besuchte. „Außerdem ist es die direkteste Linie auf den Gipfel. Und es sind kaum oder gar keine Leute dort.“ Ralf bestieg den Everest 1992 über die nepalesische Seite. Als einzigen 8000er mit Atemmaske, diesen „Makel“ will er jetzt beseitigen. Erst dann, so der 48-Jährige, betrachte er seine 8000er-Sammlung als wirklich vollständig.


Ralf und Gerlinde zu Hause in Bühl

Gruß an die Schneehühner

Wie die beiden vorwärts kommen, ob ihnen ihr Vorhaben gelingt, könnt ihr hier verfolgen. Ralf will mich mit Informationen und Bildern versorgen, die ich dann umgehend weiterleite. Natürlich ist diese Expedition für mich eine besondere. Zum einen schätze ich Gerlinde und Ralf sehr. Zum anderen habe ich 2005 die tibetische Seite des Everest selbst kennengelernt, in einem einsamen Basislager, abseits der Massen auf den Normalwegen. Eigentlich brauche ich nur die Augen zu schließen, um mich wieder in mein Zelt auf dem Rongbuk-Gletscher zu versetzen und die Schneehühner zu hören. Ich habe Gerlinde und Ralf gebeten, sie von mir zu grüßen. Warum ich diesmal nicht dabei bin? Irgendwer muss die Abenteuer ja auch bezahlen.

Deutsche Welle „Im Gespräch“: Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits

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