Török Zsolt – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Todesfälle und Gipfelerfolge im Karakorum https://blogs.dw.com/abenteuersport/todesfaelle-und-gipfelerfolge-im-karakorum/ Fri, 19 Jul 2013 15:33:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22459

Artur Hajzer (1962-2013)

In meinen beiden Urlaubswochen ist im Karakorum einiges geschehen. Wieder ist einer der ganz Großen für immer am Berg geblieben. Der Pole Artur Hajzer stürzte am 8080 Meter hohen Gasherbrum I in den Tod. Wegen schlechten Wetters hatten der 51-Jährige und sein Landsmann Marcin Kaczkan zuvor ihren Gipfelversuch abbrechen müssen. Beim Abstieg verlor Hajzer den Halt und stürzte durch das so genannte „Japaner-Couloir“ rund 500 Meter tief ab. Über diese Rinne in der Nordflanke führt die Normalroute am G I. Als Kaczkan seinen Gefährten fand, war dieser bereits tot. 

Kukuczkas Freund und Seilpartner

Hajzer gehörte zur Generation der exzellenten polnischen Extrembergsteiger, die vor allem in den 1980er Jahren im Himalaya und Karakorum für Furore gesorgt hatten. Mit seinem Freund, dem großartigen Jerzy Kukuczka eröffnete Hajzer unter anderem neue Routen an den Achttausendern Manaslu (Nordostwand) und Shishapangma (Westgrat). 1987 gelang den beiden die erste Winterbesteigung der Annapurna. Kukuczka war nach Reinhold Messner der zweite Mensch, der alle Achttausender bestieg. 1989 stürzte er in der Lhotse-Südwand in den Tod. Hajzer, damals 28 Jahre alt, kehrte nach dem Tod seines Freundes den höchsten Bergen den Rücken. Erst 2005 feierte er ein Comeback und bestieg in den folgenden Jahren noch mit dem Dhaulagiri (2008), dem Nanga Parbat (2010) und dem Makalu (2011) seine Achttausender Nummer vier bis sechs. 

Deutsche Bergsteigerin stirbt in Gletscherbach

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Hajzer ist bereits der dritte polnische Bergsteiger, der in diesem Jahr im Karakorum gestorben ist. Nach der erfolgreichen ersten Winterbesteigung des Broad Peak waren Anfang März der 58-Jährige Maciej Berbeka und der 27-Jährige Tomacz Kowalski verschwunden und dann für tot erklärt worden. Polnische Bergsteiger unter Leitung von Berbekas Bruder Jacek fanden vor einigen Tagen auf einer Höhe von 8000 Metern die Leiche Kowalskis und bestattete ihren Landsmann am Berg. Berbeka bleibt vermisst. Zu Füßen des Broad Peak starb eine deutsche Bergsteigerin, nachdem sie in einen reißenden Gletscherfluss gerutscht war.

Rumänischer Erfolg am Nanga Parbat

Unterdessen wurden auch die ersten Gipfelerfolge in dieser Sommersaison im Karakorum vermeldet. Am Gasherbrum II erreichte unter anderen eine vom Allgäuer Thomas Lämmle geleitete Gruppe den höchsten Punkt. Auch am Broad Peak gab es die ersten Erfolgsmeldungen. Und, ganz frisch: Török Zsolt, Marius Gane und Aurel Sălăşan haben nach eigenen Angaben den 8125 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat erreicht. Die Rumänen waren – wie berichtet – die einzige Gruppe, die nach dem Mordanschlag auf elf Bergsteiger Ende Juni ihre Expedition fortgesetzt hatten. Zsolt und Co. waren auf der Rupalseite des Bergs unterwegs, während die Opfer des tödlichen Angriffs ihr Lager auf der Diamirseite aufgeschlagen hatten.

Update 21.7.: Nach Angaben des rumänischen Teams hat nach dem Trio auch Teo Vlad noch den Gipfel erreicht und ist wohlbehalten zu den anderen zurückgekehrt.

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Saison am Nanga Parbat beendet? https://blogs.dw.com/abenteuersport/saison-am-nanga-parbat-beendet/ Thu, 27 Jun 2013 13:18:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22361

Karakorum Highway

Es ist schon dunkel. Stundenlang sind wir im Kleinbus über den Karakorum Highway nach Norden gedonnert. Höchste Zeit, sich mal kurz die Beine zu vertreten. Nahe der Stadt Chilas halten wir an einer Teestube. Davor stehen einige langbärtige Männer. Ich komme mit ihnen ins Gespräch. Smalltalk, nicht mehr: „Wie geht es?“ „Woher, wohin?“ Plötzlich gestikuliert mein Bergführer wild. Ich solle schleunigst wieder einsteigen. Im Bus frage ich ihn, warum er so aufgeregt sei. „Bad men, dangerous!“, antwortet mein pakistanischer Begleiter. Böse Männer, gefährlich? Bis heute denke ich, dass er damals, im Sommer 2004, überreagiert hat. Und doch musste ich jetzt wieder an diese Episode denken, als ich vom Mordanschlag auf elf Bergsteiger im Nanga-Parbat-Basislager erfuhr. Schon vor neun Jahren galt die Region um den Achttausender in Pakistan als politisch heikel.

Angeblich 14 Täter identifiziert

Aktuell bemühen sich die Polizeibehörden von Gilgit-Baltistan zu signalisieren, dass sie die Lage wieder unter Kontrolle haben. 16 Terroristen seien inzwischen namentlich identifiziert, sagte Polizeichef Usman Zakaria. Die Täter hielten sich immer noch irgendwo im Diamir-Tal versteckt. Nach dem blutigen Anschlag vom vergangenen Wochenende hatten alle Expeditionen auf der Westseite des Nanga Parbat den Berg verlassen müssen und waren nach Islamabad zurückgekehrt. Ich habe beim Alpine Club of Pakistan (ACP) nachgefragt, ob nun der gesamte Nanga Parbat für den Sommer gesperrt sei.

Nur die Rumänen sind noch da

„Nur fünf Gruppen, die sich aus Bergsteigern verschiedener Nationalitäten zusammensetzten, hatten eine Genehmigung für den Nanga Parbat beantragt. Vier versuchten sich auf der Diamir-Seite, eine rumänische Gruppe auf der Rupal-Seite“, antwortet mir ACP-Präsident Manzoor Hussain leicht ausweichend. Die Expeditionen auf der Diamir-Seite hätten wegen des Mordanschlags den Berg verlassen und würden auch nicht wieder zurückkehren. Die Gruppe auf der Rupal-Seite versuche weiter, den Berg zu besteigen. „Weil keine weiteren Anfragen vorliegen, den Nanga Parbat im Sommer zu besteigen, ist die Saison damit sicherlich beendet“, schließt Manzoor Hussain. Und was ist mit den Rumänen?

Beschützer oder Boten?

Die Bergsteiger in der Rupalwand sind offenkundig unsicher, ob auch sie den Berg verlassen müssen.  „Wir haben so hart gearbeitet. Ich will es nicht auf diese Weise beenden“, klagte Török Zsolt, der mit seinem Teamgefährten Aurel Salasan eine Höhe von 7200 Metern erreicht hatte. Anschließend stiegen die beiden bis zu Lager 2 auf 6000 Metern ab, um mit ihren Expeditionskollegen über das weitere Vorgehen zu beraten. Angeblich warten im Basislager zwei Polizisten. Ob sie geschickt wurden, um das Basislager zu sichern oder aber für ein Ende der Expedition sorgen sollen, ist noch unklar. Meine Anfrage bei der pakistanischen Agentur, die für die Rumänen die Expedition organisiert hatte, blieb bisher unbeantwortet.

Update 22 Uhr: Mohammad Ali von der Agentur Karakurum Magic Mountains hat mich informiert, dass die endgültige Entscheidung  am morgigen Freitag (28. Juni) fallen soll.

Update 28.6.: Die Rumänen setzen ihre Expedition am Nanga Parbat fort. Sie wollen weiter versuchen, den Gipfel zu erreichen.

 

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