Transalpine – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Sieger der rheinischen Herzen https://blogs.dw.com/abenteuersport/sieger-der-rheinischen-herzen/ Sat, 11 Sep 2010 20:29:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/11/sieger-der-rheinischen-herzen/ Die beiden „Rheinsteiger“ haben das Ziel des Transalpine-Run in Sexten in den Dolomiten erreicht. Auch auf der letzten Etappe über 33,4 Kilometer mit 1269 Höhenmetern im Aufstieg ließen sich Jochen und Gert nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Mit ihrer Zeit von 4:00.36 Stunden landeten die Kölner auf dem Schluss-Stück in ihrer Altersklasse auf dem 24. Rang.


Das Training im Siebengebirge hat sich für Gert (l.) und Jochen ausgezahlt

40. unter 163 Teams im Ziel

„Bei herrlichem Wetter geradezu eine Genießeretappe“, schreibt mir Jochen in einer SMS. „Nun nehmen wir Glückwünsche entgegen.“ Die haben sie sich auch mehr als verdient. Über 300 Kilometer sind Jochen und Gert in den letzten acht Tagen durch die Alpen gelaufen und haben dabei – ungeachtet von Magenproblemen, schmerzenden Gelenken und Sehnen – wahnsinnige 13.500 Höhenmeter im Anstieg überwunden. 39:45.35 Stunden
waren die „Rheinsteiger“ unterwegs, gut elf Stunden länger als die Gewinner Andy Symonds und Tom Owens. Die Schotten waren auf allen acht Teilstücken das schnellste Team und wiederholten damit ihren Vorjahreserfolg. Die Sieger der rheinischen Herzen aber sind zweifelsohne Jochen und Gert. Im Gesamtklassement belegten die „Rheinsteiger“ in ihrer Altersklasse den 22. Rang. Unter den 163 von 250 gestarteten Teams, die überhaupt das Ziel in Sexten erreichten, wurden sie auf einem beachtlichen 40. Rang notiert.

Chapeau!

„Als Flachlandtiroler muss man damit zufrieden sein“, meint Jochen. „Aber im Ernst, die Platzierung ist deutlich mehr als erwartet.“ Schließlich war es für die beiden Kölner ihre Premiere beim Lauf durch die Alpen. „Nun ist erst einmal Relaxen angesagt“, schreibt Jochen. Wie ich die beiden Sportskanonen einschätze, wird die Ruhephase allerdings nicht allzu lange andauern. Mir als „Rheinflachler“ bleibt nur noch übrig, vor der Leistung der „Rheinsteiger“ den Hut zu ziehen. Chapeau!

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Balsam auf die Männer-Seele https://blogs.dw.com/abenteuersport/balsam-auf-die-manner-seele/ Fri, 10 Sep 2010 07:34:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/10/balsam-auf-die-manner-seele/ Die „Rheinsteiger“ haben Witterung aufgenommen. „Das Ziel kommt in Reichweite und jetzt muss das Ding auch eingetütet werden“, schreibt Gert nach der sechsten Etappe. 4:37.25 Stunden brauchten er und Jochen für die 39,7 Kilometer von Sand in Taufers durch das Ahrntal hinauf zum 2275 Meter hohen Kronplatz und dann hinunter nach St. Vigil. Auf die wieder Schnellsten (die Namen lasse ich diesmal weg, ihr wisst schon wer) verloren die beiden Kölner gut 70 Minuten. In der Tageswertung ihrer Altersklasse bedeutete das Platz 24, im Gesamtklassement rückten sie auf den 22. Rang vor. Unter allen Teams schoben sich die „Rheinsteiger“ auf Platz 42.

Widerstand zwecklos

Gerts gereizte Sehne hielt durch, weil er sie schlichtweg ignorierte: „Mein Fuß hat eingesehen, dass Widerstand zwecklos ist und hat sich in sein Schicksal gefügt.“ Dem 36-Jährigen kam dabei entgegen, dass die ersten 20 Kilometer der Etappe flach durch das Ahrntal führten. Erst dann ging es zwölf Kilometer hinauf zum Kronplatz. Bei Radsportfans klingelt es bei diesem Namen: 2008 und 2010 endeten Etappen des Giro d’Italia mit dem spektakulären Schlussanstieg auf der dortigen Schotterpiste. Auch den letzten Rennabschnitt hinunter nach St. Vigil überstanden Jochen und Gert schadlos.
Und dann gab es noch ein klein wenig Balsam auf ihre Männer-Seele, denn sie landeten „zur Abwechslung mal vor dem ersten Frauenteam. Denen fehlten heute wohl ein paar Downhill-Kilometer, wo sie für gewöhnlich beinahe runterfliegen“.

Wäre doch gelacht

Nachtrag 19:00 Uhr: Nach 5:50.49 Stunden haben Jochen und Gert in Niederdorf auch den Zielstrich der vorletzten Etappe überquert. Es ging über die volle Marathondistanz von gut 42 Kilometern mit je rund 2000 Metern im An- und Abstieg. Die Platzierung der „Rheinsteiger“: Position 25 in der Tages-, 21 in der Gesamtwertung ihrer Altersklasse, Rang 38 unter allen Teams. Da der Bauer, bei dem sie untergebracht sind, noch nicht das Internet entdeckt hat, haben sich die beiden per SMS gemeldet: „Eine Etappe mit nahezu läppischen 33 Kilometern steht uns noch bevor. Die kriegen wir auch noch gewuppt. Wäre doch gelacht.“

P.S. Das Foto zeigt Jochen in St. Vigil. Bei der Farbe der Hose fehlt eigentlich nur noch der Wohnwagen, oder?

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Gereizte Sehnen, zwitschernde Knie https://blogs.dw.com/abenteuersport/gereizte-sehnen-zwitschernde-knie/ Thu, 09 Sep 2010 07:27:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/09/gereizte-sehnen-zwitschernde-knie/ Fünf Lauftage in den Alpen haben Spuren hinterlassen. Nach der fünften von acht Etappen des Transalpine-Runs klagte Gert über eine Sehnenreizung am linken Fuß. In den Tagen zuvor war eher Jochen, der andere Läufer des „Rheinsteigerteams“ der Geplagte gewesen: Blasen an den Füßen, Rückenprobleme.
Angesichts der Belastungen der vergangenen Tage kann das kaum verwundern. So war der fünfte Tagesabschnitt von Prettau im Südtiroler Ahrntal nach Sand in Taufers zwar mit 34,5 Kilometern im Vergleich zu vorhergehenden Etappen relativ „kurz“, doch das Höhenprofil hatte es in sich. Hinauf zur 2537 Meter hohen Bretterscharte, dann insgesamt 2408 Meter bergab. Da zwitschern die Knie.


Fünf Etappen, fünfmal Tagessieger: die Schotten Symonds und Owens

Wohlfühltempo

Er habe inzwischen „vollends auf Wohlfühltempo umgestellt“, schreibt Gert im Blog der beiden. „Jochen erkundet schon einmal den Weg, und ich versuche, mehr oder weniger zügig zu folgen.“ Nach 5:03.30 Stunden überquerten die „Rheinsteiger“ in Taufers den Zielstrich. Wieder verloren sie auf die führenden Andy Symonds und Tom Owens knapp anderthalb Stunden. Allmählich kommt mir die Leistung der beiden Schotten spanisch vor. Fünfmal Bestzeit, teilweise mit mehr als sattem Vorsprung, nicht die Spur eines Durchhängers. Eine so drückende Überlegenheit wirft fast zwangsläufig Fragen auf. Ob die Veranstalter ihre Ankündigung unangemeldeter Dopingkontrollen wirklich wahrgemacht haben?

Teamgedanke groß geschrieben

Jochen und Gert belegten auf der fünften Etappe den 27. Rang. Dort liegen sie auch im Gesamtklassement ihrer Altersklasse. Unter allen 250 gestarteten Teams, von denen allerdings einige inzwischen aufgegeben haben, werden sie auf dem 48. Platz notiert.
Gert ließ angesichts seiner Schmerzen im Fuß erstmals Zweifel verlauten, ob er das Rennen beenden kann: „Ich hoffe, das wird morgen besser. Sonst könnte ich das Finisher-Bild von Jochen wohl nur aus dem Zuschauer-Bereich in Sexten schießen.“ Doch da hat Gert die Rechnung ohne seinen Teampartner gemacht: „Es gibt nur ein Ziel: GEMEINSAM ins Ziel“, schreibt Jochen. Eine tolle Moral haben die Jungs vom Rhein.

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Bergfest beim Transalpine-Run https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergfest-beim-transalpine-run/ Wed, 08 Sep 2010 07:14:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/08/bergfest-beim-transalpine-run/ 2700 ist eine Zahl, die in Publikationen über die Höhenkrankheit immer wieder auftaucht. Ab rund 2700 Metern, 9000 Fuß nach englischer Messart, können lebensgefährliche Höhenhirnödeme. Das Risiko ist in dieser Höhe noch überschaubar, dokumentiert aber, dass die Luft auf 2700 Metern schon ziemlich dünn ist.
Die „Rheinsteiger“ Jochen und Gert mussten gestern genau diese Höhe überwinden. Die vierte Etappe führte über die Birnlücke, das Dach des diesjährigen Transalpine-Run. „Im Aufstieg und auch später im Abstieg wurde sehr deutlich, dass hier vor ein paar Tagen so ein Lauf nicht machbar gewesen wäre“, schreibt Gert im Blog der beiden Läufer aus Köln. „Viel Restschnee, immer wieder auch auf den schmalen Trails, erforderten viel Konzentration.“ Das Thermometer zeigte nur knapp über null Grad Celsius.


Nichts für Warmduscher

Suspekte Schotten

Jochen und Gert meisterten auch diese widrigen Strecken- und Wetterverhältnisse. Nach 43,9 Kilometern mit insgesamt 1967 Metern im Aufstieg erreichten sie das Ziel in Prettau im Südtiroler Ahrntal. Ihre Zeit: 5:46.53 Stunden. Damit lagen sie in ihrer Altersklasse in der Tageswertung auf dem 21. Platz und verbesserten sich in der Gesamtwertung auf den 26. Rang. Auf die Vorjahressieger Andy Symonds und Tom Owens, die auf allen vier bisherigen Etappen die Schnellsten waren, verloren sie weitere anderthalb Stunden. „Die uns suspekten Schotten sind praktisch eine Etappe vor uns“, bilanziert Gert.
Gestern feierten die Läufer Bergfest, die Hälfte des Rennens liegt hinter ihnen. Aber auf Jochen und Gert warten vier weitere schwere Tagesabschnitte, „das ist immer noch eine Herkules-Aufgabe, zumal die Akkus leider nicht mehr über Nacht aufzuladen sind.“ Andererseits können die „Rheinsteiger“ jetzt vielleicht von ihrer Bärenkondition als Triathleten profitieren. Schließlich haben auch die anderen Läufer die anstrengende erste Rennhälfte in den Knochen und damit ein drittes Mitglied im Team: die Müdigkeit.

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Wie Amöbe oder Schmittchen Schleicher https://blogs.dw.com/abenteuersport/wie-amobe-oder-schmittchen-schleicher/ Mon, 06 Sep 2010 19:09:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/06/wie-amobe-oder-schmittchen-schleicher/ Im Gebiet rund um den Hahnenkamm habe ich einst das Skilaufen gelernt. Immer um die Osterzeit machten wir, von Kirchberg in Tirol aus, die Pisten unsicher. Hahnenkamm, Ehrenbachhöhe, Pengelstein – das waren damals unsere Fixpunkte, zwischen denen wir Kinder vom ersten bis zum letzten Lift die Bretter laufen ließen, was das Zeug hielt. Die Eltern trafen wir, wenn überhaupt, zur Brotzeit auf einer Hütte. Auch im Sommer habe ich das Gebiet mehrfach erwandert. Ich wäre im Leben nicht auf die Idee gekommen, die Anstiege laufend hinter mich zu bringen.


Zum Genießen bleibt den Läufern wenig Zeit

Mentales Auf und Ab

Genau das geschah aber auf der heutigen dritten Etappe des Transalpine-Run. Sie führte von Kitzbühel aus die legendäre Skiabfahrt „Streif“ hinauf zum Hahnenkamm (1668), dann über Pengelstein (1938 m), Rettensteinalm (1430 m), Schöntaljoch (2029 m) und die Bergstation der Wildkogelbahn (2186m) hinunter nach Neukirchen am Großvenediger: 46,9 Kilometer, 2252 Meter im Anstieg. Eine Wahnsinnsetappe.
Um das Wichtigste vorwegzunehmen: Unsere Rheinsteiger Jochen und Gert haben auch dieses Teilstück gemeistert: 6:22.11 Stunden, macht in der Gesamtwertung Platz 28 in ihrer Altersklasse, Rang 52 unter allen 250 Teams. Für die beiden Kölner war es auch mental eine Etappe mit Auf und Ab – oder besser gesagt mit Ab und Auf. Denn bereits beim ersten Anstieg die „Streif“ hinauf zum Hahnenkamm hatte Gert einen Durchhänger. „Ich soll hier ja nicht rumheulen, aber Jochen war im Prinzip den kompletten Anstieg damit beschäftigt, mich zu überreden nicht auszusteigen“, schreibt Gert im Blog der beiden. „Es ging mal gar nichts. Hungerast direkt am Start.“

Zu langsam für das Moddermonster

Nach diesem kleinen Durchhänger lief es bei Gert aber wieder besser. Jetzt machten „Jochens Füße ein bisschen Ärger (Blasen). Wäre ja auch zu schön , wenn es mal bei beiden gleichzeitig gut läuft.“ Die beiden bissen sich durch, mal „amöbenartig“, mal „durch Restschnee dass man sich schon auf den Spuren des Moddermonsters (Figur aus der Comicserie Garfield) wähnte. Wirklich gefangen haben wir es allerdings nicht, dafür hätte man etwas schneller unterwegs sein müssen“.
Am Ende wartete noch ein Bergab-Lauf von zehn Kilometern Länge auf die Rheinsteiger. „Muss lustig ausgesehen haben, wie wir da runter getrudelt sind“, schreibt Gert. „Jochen mit Bedacht auf die Füße und ich in Schmittchen-Schleicher-Manier zur Wadenschonung.“ Viel Zeit, ihre Wunden zu lecken, haben die beiden nicht. Morgen geht es auf die Birnlücke, 2700 Meter, auf den höchsten Punkt des diesjährigen Rennens. „Ein Kinderspiel“, witzelt Gert.

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Rheinflachler https://blogs.dw.com/abenteuersport/rheinflachler/ Sun, 05 Sep 2010 15:23:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/05/rheinflachler/ Herrliches Spätsommerwetter, Sonne, mit 22 Grad Celsius eine angenehme Temperatur, ein klein wenig Wind. Da konnte ich doch gar nicht anders, als meine Laufschuhe zu schnüren. Meine Haus-Joggingstrecke führt über einen Spazierweg am Rhein entlang, dann auf einen Deich mit einem fürs Laufen optimal geeigneten Schotterbelag, schließlich über einen kleinen Ackerweg direkt am Fluss vorbei wieder zurück. Insgesamt knapp zehn Kilometer, mit einer Gesamtsteigung von sage und schreibe etwa 15 Höhenmetern. Als ich ein bisschen aufwärts trabte, musste ich an Jochen und Gert denken, die am Samstag die erste Etappe des Transalpine-Run von Ruhpolding in Oberbayern nach St. Ulrich am Pillersee hinter sich gebracht haben: 36,3 Kilometer, mit 1223 Höhenmetern im Anstieg. Dagegen war mein Sonntagmorgenlauf nur ein „Jöggli“.


Rauf und runter, über Stock und Stein

„Taktik ging nicht auf“

Jochen und Gert, das „Rheinsteiger-Team“, brauchten für die erste Etappe drei Stunden, 49 Minuten und 18 Sekunden. Damit waren sie zwar etwa eine Stunde langsamer als die Tagessieger Andrew Symonds und Tom Owens. Aber bei den beiden Briten handelt es sich schließlich um die Vorjahresgewinner. „Es war heute gutes Wetter“, meine Symonds. „Der Regen hörte irgendwann auf und dann war es angenehm, so dass wir nicht so viel schwitzen mussten.“ Im Blog der „Rheinsteiger“ Jochen und Gert liest sich das ein wenig anders. Das Wetter sei sehr durchwachsen gewesen, die Wege teilweise sehr tief. „Kurz: die angefachte Taktik ging mal so gar nicht auf.“ Dafür, finde ich, haben sich die beiden aber prächtig geschlagen. In ihrer Altersklasse belegten sie am ersten Tag Platz 29 unter 86 Teams. Und um das Ganze einzuordnen, habe ich ein bisschen nachgerechnet: Die beiden Rheinsteiger Jochen und Gert liefen zehn Kilometer im Schnitt in gut 63 Minuten. Ich als Rheinflachler brauchte für mein morgendliches „Jöggli“ immerhin 52 Minuten. Noch Fragen?


Besseres Wetter auf der zweiten Etappe

Nachtrag: Inzwischen liegt auch das Ergebnis der zweiten Etappe vor: Jochen und Gert brauchten für die 33,2 Kilometer von St. Ulrich nach Kitzbühel mit 1810 Metern im Anstieg 4:14.53 Stunden. Das bedeutete den 25. Rang in der Tageswertung. Im Gesamtklassement verbesserten sich die Rheinsteiger in ihrer Altersklasse um drei Ränge auf Position 26. Unter allen 250 Teams werden Jochen und Gert auf dem 50. Rang notiert. Und das, wo sie doch die erste Rennhälfte angeblich gebremst angehen wollten…

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(Rh)einsteiger beim Transalpine-Run https://blogs.dw.com/abenteuersport/rheinsteiger-beim-transalpine-run/ Tue, 31 Aug 2010 12:39:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/08/31/rheinsteiger-beim-transalpine-run/ Treffpunkt Petersberg, 331 Meter hoch, im Siebengebirge, das eigentlich Siebenhügel heißen müsste. Einige Touristen sind heraufgekommen, um ein bisschen historische Luft zu schnuppern. Schließlich haben sich in dem feinen Hotel auf dem Petersberg früher die Staatschefs die Klinke in die Hand gegeben. Der frühere US-Präsident Bill Clinton joggte hier herum. Jetzt sind es Jochen Dembeck und Gert Fischer, die mir entgegenlaufen. Anderthalb Stunden lang haben sie trainiert, vom Petersberg hinunter, dann hinauf auf den 321 Meter hohen Drachenfels und wieder zurück.


Jochen (r.) und Gert, links hinten der Drachenfels

Monsterherausforderung

Jochen und Gert werden am nächsten Samstag beim Transalpine-Run starten, einem wirklich extremen Rennen: acht Tage, 305 Kilometer, 13.500 Höhenmeter im Aufstieg. Die Strecke führt von Ruhpolding in Oberbayern nach Sexten in den Dolomiten. Rund 250 Zweierteams aus 25 Ländern gehen an den Start, darunter auch das „Rheinsteigerteam“, wie sich Jochen und Gert nennen. „Unsere Vorbereitung war sicherlich suboptimal“, räumt Jochen ein – mangels hoher Berge. Immerhin hat der 43 Jahre alte Kölner zuletzt im Urlaub in den Alpen trainieren können. So lief er die berühmt-berüchtigte Skiabfahrt „Streif“ in Kitzbühel hinauf. Dabei begegnete er auch einigen Einheimischen, „die ein Läufchen machten. Und da stellt man fest, dass es schon eine Monsterherausforderung wird.“ Auch Gert, wie Jochen aus Köln, hat einen Abstecher in die Berge gemacht. Der 36-Jährige startete beim Panorama-Marathon in Sonthofen im Allgäu mit immerhin 1500 Höhenmetern und belegte dabei den 19. Platz.

Minus mal Minus ergibt (hoffentlich) Plus

Die beiden sind Triathleten – keine Profis, aber Leistungssportler der extremen Sorte. Jochen hat schon dreimal am berühmten Ironman auf Hawaii teilgenommen. Außerdem startete er an gleicher Stelle dreimal beim Ultraman, einer Dreitagesveranstaltung mit zehn Kilometern Schwimmen, 421 Kilometern Radfahren und einem Doppelmarathon. Einmal wurde er Fünfter. Auch Gert kann bereits auf neun Triathlon-Wettbewerbe über die Ironman-Distanz zurückblicken, einmal qualifizierte er sich für Hawaii.


Anstiege von anderem Kaliber erwarten die beiden

Der bevorstehende Alpenlauf ist jedoch für beide etwas völlig Neues: zum einen wegen der langen Dauer der Veranstaltung, zum anderen weil sie im Team laufen müssen. Beide dürfen nur maximal eine Minute voneinander getrennt sein. Die Veranstalter kontrollieren diese Regel, auch unangemeldet. Es komme darauf an, sagt Gert, „den anderen mitziehen oder sich mitziehen zu lassen. Wenn es schlechte Tage gibt -und die wird es geben- hoffe ich, dass wir sie nicht gleichzeitig haben. Und wenn doch, dass dann Minus mal Minus Plus ergibt.“

Leistungssportler in sich betäuben

Die beiden Flachland-Tiroler haben sich für den Extrem-Trip ins Gebirge eine Taktik überlegt. An den ersten vier Tagen wollen sie es laut Jochen „vollkommen untertourig“ angehen, Konkurrenten auch einmal davonlaufen lassen, mit denen sie normalerweise vielleicht mithalten könnten. In der zweiten Hälfte des Rennens wollen sie dann sehen, was noch möglich ist. „Wir gehen mit einer großen Demut an die Sache heran“, meint Jochen.
Mir fällt es schwer, den beiden zu glauben, dass sie wirklich mit gezogener Bremse laufen. „Das fällt uns selber auch noch schwer“, antwortet Gert lachend. Das wichtigste Ziel aber sei, gesund anzukommen, „und das wird nur funktionieren, wenn es uns gelingt, den Leistungssportler in uns zu betäuben.“ Zeit und Platzierung spielen keine Rolle, meint auch Jochen. „Das ist für uns ein Abenteuer von A bis Z.“ Abenteuer Sport eben.

P.S. Ob und wie sich die beiden „Rheinsteiger“ reinsteigern beim Transalpine-Run, könnt ihr natürlich in ihrem Blog, aber auch hier nachlesen. Klar, dass ich als Kölner den beiden Jungs aus der Domstadt ganz fest die Daumen drücke.

Interview mit Jochen Dembeck und Gert Fischer vor dem Transalpine-Run

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