Trilogie – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Everest de luxe https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-de-luxe/ Tue, 11 Jun 2013 14:45:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22157

Geld regiert den Berg

Einen Tata Nano gibt es nicht unter den Expeditionen zum Mount Everest, wohl aber einen Rolls Royce. So billig wie der indische Kleinwagen – der Tata Nano kostete 2009 bei seiner Markteinführung umgerechnet 1700 Euro, erwies sich aber trotzdem als Ladenhüter – ist das Abenteuer am höchsten Berg der Erde eben nicht zu haben. Nach oben aber scheint es kaum Grenzen zu geben. Bislang hielt ich eigentlich schon das Angebot eines Veranstalters aus den USA für extrem teuer, der in diesem Frühjahr für eine „Elite Expedition“ 85.000 Dollar pro Person verlangte und dafür mit Zeitersparnis und Komfort warb: „Du kletterst niemals mit mehr als einem Tagesrucksack.“ Doch dieser Preis ist – um einen früheren Deutsche-Bank-Chef zu zitieren – geradezu eine Erdnuss im Vergleich zu dem, was jetzt der britische Bergsteiger Kenton Cool verlauten ließ.

In den Schoß gefallen

In einem Interview mit dem Magazin der altehrwürdigen „Times“ gab Cool preis, dass ihn in diesem Frühjahr ein nigerianischer Milliardär für eine Summe „im mittleren sechsstelligen Bereich“ als persönlichen Everest-Bergführer engagiert habe. Nehmen wir einmal die genaue Mitte, 500.000 Pfund, macht 585.000 Euro. Cooler Lohn, Herr Cool! Und dann musste der reiche Afrikaner auch noch passen und Kenton durfte plötzlich tun und lassen, was er wollte. „Manchmal fallen dir Chancen einfach in den Schoß“, schrieb Cool auf seiner Facebook-Seite.

Drei in einem Rutsch

„Ohne einen  Kunden, um den ich mich kümmern musste, konnte ich nun einfach zum Spaß klettern, ganz egoistisch“, erzählte der Engländer später. Wegen seines Bergführer-Auftrags stand sein Name gleich auf drei Besteigungsgenehmigungen: für Everest, Lhotse und Nuptse. Wahrscheinlich hatte sich der Kunde aus Nigeria alle Optionen offen halten wollen. Cool ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und bestieg innerhalb von sechs Tagen, gewissermaßen in einem Rutsch, alle drei Berge. Eine Premiere – bei der jedoch nicht unerwähnt bleiben darf, dass Sherpas nicht nur am Everest, sondern auch am Lhotse und Nuptse Fixseile bis nach oben gelegt hatten.

Halb so wild?

Cool stand bereits elf Mal auf dem Gipfel des Everest, so oft wie kein anderer Brite. Sein hohes Honorar findet der 39-Jährige nicht verwerflich. Mit solchen Arrangements werde der Everest nicht abgewertet, sagte Kenton der „Times“. „Der Berg hatte eine mitunter schlechte Presse, ist aber immer noch ein fantastischer Ort. Du kannst mit Bankern von UBS oder Anleihenhändlern aus New York zusammen sein. Aber wenn ihr alle das gleiche Ziel habt, den Everest zu besteigen, ist es ganz egal, wie reich du bist.“ Oder wie reich du deinen Bergführer machst.

P.S. Ich würde gerne wieder im Wettbewerb um den „Online-Star 2013“ meinen Hut in den Ring werfen. Im letzten Jahr schaffte es „Abenteuer Sport“ unter die Top Ten der Blogs und landete dort schließlich im Mittelfeld. Die genaue Platzierung darf ich nicht bekannt geben :-(, weil nur die ersten drei veröffentlicht werden sollen. Es handelt sich um eine Publikumswahl. Wenn euch mein Blog gefällt, stimmt bitte für ihn. So geht’s: Auf die Wettbewerbsseite (hier) gehen und den Button „Zur Vorwahl“ drücken. Der Rest ergibt sich eigentlich von selbst. Die Kategorie wäre „Private blogs“ (im Gegensatz zu Commercial Blogs). Da müsstet ihr dann die Blog-Adresse http://blogs.dw.com/abenteuersport eingeben. Die Vorrunde endet am 30. Juni. Bitte weitersagen! Tausend Dank!

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Hervé Barmasse, Bergsteiger mit Gefühl https://blogs.dw.com/abenteuersport/herve-barmasse-bergsteiger-mit-gefuhl/ Tue, 06 Nov 2012 11:30:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17873

Hervé Barmasse

Ausgelutschte Berge gibt es nur für Bergsteiger, die ihren Geschmackssinn verloren haben. Auf diesem Standpunkt steht Hervé Barmasse. Der Italiener aus dem Aostatal hat im vergangenen Jahr an gleich drei „Modebergen“ der Alpen neue Routen eröffnet: an seinem Hausberg Matterhorn, dem Mont Blanc und dem Monte Rosa. „Ich wollte zeigen, dass man auch in den Alpen noch Abenteuer erleben kann“, sagt der 34-Jährige während unserer gemeinsamen Wanderung beim International Mountain Summit in Brixen in Südtirol. „Abenteuer ist für mich, neue Routen zu finden, neue Berge zu besteigen, und dabei nicht nur die Welt, sondern mich selbst zu erforschen – das, was ich am Berg fühle. Denn ein Leben ohne Emotionen ist nicht gut.“ 

Herve Barmasse: Abenteuer ist für mich, wenn …

Neuland am Matterhorn 

Zum Auftakt seiner Trilogie eröffnete Hervé im Alleingang eine neue Route durch die italienische Südwand des Matterhorns (Seht euch das Video unten an! Copyright: The North Face): 1200 Höhenmeter, die ersten 500 Meter durch eine Rinne, die folgenden 700 über einen steilen, teilweise überhängenden Pfeiler. „Das war echtes Neuland und ich habe gezeigt, dass es selbst an diesem Berg noch möglich ist, eine neue lange Route zu erschließen“, findet Hervé. Seinen ursprünglichen Plan, auch die anderen beiden Berge solo zu klettern, gab er auf – der Gefühle wegen: „Wenn du mit deinem Vater oder Freunden kletterst, sind mehr Emotionen mit im Spiel. Ganz besonders mit dem Vater. Es war unglaublich.“ 

Nicht nur Kraft zählt  

Zunächst gelang Barmasse am Mont Blanc mit den spanischen Brüdern Iker und Eneko Pou eine Erstbegehung über den Brouillardpfeiler. Und dann eröffnete Hervé mit seinem damals 62 Jahre alten Vater Marco eine neue Route am Monte Rosa. Seit drei Generationen sind die Männer im Hause Barmasse Profi-Bergführer. Im Vergleich zu Hervés Kindertgen waren die Rollen vertauscht: Jetzt kletterte der Sohn als Seil-Erster und der Vater hinterher. Das hatten sie so auch schon 2010 am Matterhorn praktiziert, als die beiden erstmals durch die später „Barmasse-Couloir“ getaufte Rinne in der Südwand geklettert waren. „Das hatten vor uns schon viele hochkarätige Kletterer vergeblich versucht“, erzählt Hervé stolz. „Wir haben es geschafft. Der Berg schickte damit eine Botschaft: Manchmal braucht man nicht viel Kraft, Muskeln oder ähnliches, sondern vor allem eine gute Einstellung.“ 

Herve über das Klettern mit seinem Vater

Traum von einer neuen 8000er-Route 

Herve und ich beim IMS in Brixen

Bergsteigerische Spuren hat Hervé auch schon im Karakorum in Pakistan hinterlassen. Dort gelang ihm 2008 mit seinem Landsmann Simone Moro die später auch preisgekrönte Erstbesteigung des fast 7000 Meter hohen Bekka-Brakai-Chhok-Südgipfels. Zwei Jahre später wollte Barmasse den Gasherbrum I (8080 Meter) erstmals über die chinesische Nordwand besteigen. Doch die Expedition erreichte wegen logistischer Schwierigkeiten und Problemen mit dem chinesischen Militär nicht einmal das Basislager. „Es bleibt mein Traum, meinen ersten Achttausender auf einer neuen Route zu besteigen“, sagt Hervé, der auch über den Tellerrand hinaussieht. 2010 veranstaltete er gemeinsam mit Simone Moro und zwei pakistanischen Freunden im Karakorum ein Kletter-Camp für einheimische Träger. Auch Frauen waren unter den Kursteilnehmern. „In Pakistan haben Frauen normalerweise kaum die Chance, Berge zu besteigen. Dass sie dabei sein konnten, bedeutete für mich eine andere Art von Emotion. Vielleicht sogar besser, als einen Gipfel zu erreichen.“

Hervé: Ein großer Schritt für Pakistans Frauen

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Mr. Nordwand https://blogs.dw.com/abenteuersport/mr-nordwand/ Wed, 22 Feb 2012 15:20:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13235

Robert Jasper

Robert Jasper hat eine Schwäche für Nordwände. „Ich möchte dort neue Maßstäbe setzen“, sagt der 43 Jahre alte deutsche Extrembergsteiger. Das hat er längst getan. Bereits 1991 durchstieg er die drei klassischen Alpen-Nordwände (Eiger, Matterhorn, Grande Jorasses) solo, auf schwierigen Routen und dabei äußerst schnell. In diesen Wänden vollendete er im Oktober vergangenen Jahres eine weitere spektakuläre Trilogie: „Ich wollte das Freiklettern (Anm.: Haken, Klemmkeile und Seil werden nur zur Sicherung, nicht zur Fortbewegung genutzt) in die großen Nordwände übertragen“, erläutert Robert sein Projekt, das ihn fast ein Jahrzehnt lang beschäftigt hat. Mit den Schweizern Markus Stofer (2003 Grandes Jorasses) und Roger Schaeli (2010 Eiger, 2011 Matterhorn) gelangen ihm die ersten freien Begehungen schwierigster Routen. Zwischendurch habe er manchmal am Erfolg gezweifelt, räumt Jasper ein. „Die Wände sind in der direkten Linie wirklich gefährlich.“

Eiger-Nordwand ausgelutscht?

Robert in der Eiger-Nordwand

Vor allem die Eigernordwand hat es Robert angetan – nicht nur, weil er sie bei gutem Wetter von seinem Heimatort Schopfheim im Südschwarzwald aus sehen kann. Mehr als ein Dutzend Mal hat er sie bereits durchklettert. „Es ist einfach die größte Wand in den Alpen,  man wird in ihr als Bergsteiger komplett gefordert“, antwortet Jasper, als ich ihn frage, ob die Eiger-Nordwand nicht ausgelutscht sei (das Gespräch könnt ihr unten nachhören). „Dann könnte man auch sagen, ein Stadion ist ausgelutscht. Am Ende kommt es doch darauf an, was dort geleistet wird. Auch am Eiger kann man noch ganz neue Routen klettern.“ Eine der schwierigsten in der Wand („Symphonie de liberté“) eröffnete Robert 1999 mit seiner Frau. In Daniela, erzählt der Kletterer, habe er „die extreme, perfekte Partnerin“ gefunden.

Familienverträglich

Die beiden haben zwei Kinder: Amelie und Stefan. Dennoch gehen Robert und Daniela auch weiterhin in den Alpen zusammen auf Bergtouren. „Ganz ohne Klettern, da würde unser Leben einfach nicht mehr stimmen“, findet Robert. „Man muss es eben familienverträglich machen, wenn man gemeinsam unterwegs ist.“ Dieses Kriterium ist bei langen Expeditionen nicht erfüllt, deshalb muss der Extrembergsteiger dann auf seine Frau verzichten. Immer wieder zieht es ihn nach Südamerika – nach Patagonien oder Feuerland. Dort, sagt Robert, könne er Abenteuer nach seinem Geschmack erleben: „Wenn ich auf einen Berg steige, auf dem noch nie jemand war oder über den es keine Informationen gibt. Wenn ich noch nicht weiß, wohin mich der Weg führt. Wenn ich mich auf mein inneres Gespür verlassen muss.“

Mehr der Kletterer

Hoch über Feuerland

Seit Robert 2007 am Cho Oyu nur mit viel Glück eine Lawine überlebte, hat er die höchsten Berge der Welt erst einmal ad acta gelegt. „Es ist auch toll, auf einen Achttausender zu steigen“, sagt Robert, „aber ich bin einfach mehr der Kletterer. Schwierige Routen frei zu klettern oder Expeditionen in unentdeckte Regionen reizen mich mehr.“ Jasper vergleicht das Bergsteigen mit der Leichtathletik. „8000er-Bergsteigen ist wie Marathon, Bouldern wie der 100-Meter-Sprint, und dazwischen gibt es noch viele andere Disziplinen. Ich finde es schön, dass sich jeder seine eigene heraussuchen kann.“

Muss auf die Berge hoch

Robert bezeichnet sich als „Bergsteiger aus Leidenschaft“. Und für eine Passion müsse man sich auch schinden können: „Gerade bei meinen Expeditionen mit Stefan Glowacz in Patagonien (Anm.: 2005 gelang beiden nach mehrfachem Anlauf eine schwierige Route durch die Nordwand des Cerro Murrallón.) habe ich gelernt, dass ich an großen Zielen auch wirklich lange dranbleiben und durch Mühe und Schweiß gehen muss. Irgendwann, wenn ich hartnäckig genug bin, schaffe ich es.“ Andere Menschen, sagt Robert, könnten ähnliche Glücksgefühle auch beim Wandern im Schwarzwald oder den Alpen erleben. „Aber ich bin der Extrembergsteiger und muss einfach auf die Berge hoch.“

Interview mit Extrembergsteiger Robert Jasper

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