Vrijlandt – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 UIAA-Chef Frits Vrijlandt: Fünf Fragen, fünf Antworten https://blogs.dw.com/abenteuersport/uiaa-chef-frits-vrijlandt-fuenf-fragen-fuenf-antworten/ Sun, 16 Oct 2016 06:33:59 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33993 Frits Vrijlandt

Frits Vrijlandt

Die Niederlande heißen nicht umsonst so. Der höchste „Gipfel“, der Vaalserberg nahe Aachen, ist gerade mal 323 Meter hoch. Und doch heißt es an den höchsten Bergen der Welt immer wieder „Oranje boven“. So ist auch Frits Vrijlandt kein unbeschriebenes Blatt in der Szene. Im Jahr 2000 war er der erste Niederländer, der den Mount Everest von der tibetischen Nordseite aus bestieg, später dann der zweite Bergsteiger seines Heimatlandes, der auf den Seven Summits, den höchsten Bergen aller Kontinente stand. Beim International Mountain Summit (IMS) in Brixen tagte jetzt auch der Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) – und wählte Vrijlandt für weitere vier Jahre zum Präsidenten.

Frits, ein Mann aus so einem flachen Land ist Chef aller Bergsteiger weltweit. Das klingt ein bisschen kurios.

(Er lacht) Warum eigentlich? Ich muss doch ein Freund aller Länder sein, die Berge haben. Das ist für meine Rolle wichtig, alle Länder zusammenzubringen.

Wie ist es für jemand, der die höchsten Berge aller Kontinente bestiegen hat, ein Bergfunktionär zu sein?

Ich mache das ja schon vier Jahre. Es gibt Parallelen zum Bergsteigen. Man möchte Ziele erreichen, und auch der Weg dorthin kann schön sein.

Bergsteiger reden häufig über Freiheit und Unabhängigkeit, viele sind auch ziemliche Egoisten. Wie passt das zusammen mit einem Weltverband, der Regeln aufstellen soll?

Das ist nicht unsere Hauptaufgabe. Wir wollen eher den Alpinvereinen dabei helfen weiterzukommen. Wir kümmern uns um Sicherheit, Sport und Umweltschutz. Das geht nicht immer zusammen. Besonders Umweltschutz und Bergerlebnis erzeugen oft ein Spannungsfeld, und das überall in der Welt.

Viel Verkehr auf der Everest-Normalroute

Viel Verkehr auf der Everest-Normalroute

Im neuen Strategiepapier der UIAA für die nächsten Jahre ist keine Kommission für Expeditionen mehr vorgesehen. Gibt es aus Sicht des Weltverbands in diesem Bereich keine Probleme mehr?

Die große „Eroberung“ der Berge, wie man früher gesagt hat, ist vorbei. Aber es bleibt natürlich eine Aufgabe, auch wenn wir keine eigene Kommission mehr dafür brauchen. Wir beschäftigen uns z.B. besonders mit Nepal, denn dort steht der höchste Berg der Welt. Heute, mit den kommerziellen Expeditionen und mit Sherpa-Unterstützung, ist es fast für jede gut trainierte, wenig erfahrene Person möglich, in die Nähe des Everest-Gipfels zu kommen. Aber das ist auch eine ethische Frage. Wir denken, der Everest sollte ein Berg bleiben für Leute, die erfahren sind. Sie sollen in der Lage sein, selbstständig oder mit einem Partner hochzusteigen – und nicht von zehn oder mehr Sherpas abhängig sein, die alles für sie entscheiden.

Sportklettern wird 2020 in Tokio olympisch. Was bedeutet das für den Bergsport?

Ich finde es super. Das ist für unsere Verbände, die Sportklettern anbieten, eine große Aufgabe. Ich glaube, es wird nur positive Effekte haben. Für Top-Sportkletterer ist der Anreiz, dabei zu sein, vielleicht der gleiche wie für Bergsteiger, die steilste Wand zu durchklettern oder den höchsten Gipfel zu erreichen.

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UIAA unterstützt strengere Everest-Regeln https://blogs.dw.com/abenteuersport/uiaa-unterstuetzt-strengere-everest-regeln/ Sun, 15 Nov 2015 18:54:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31217 Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Rückendeckung für die nepalesischen Behörden: Der Weltverband der Kletterer und Bergsteiger (UIAA) „unterstützt in vollem Umfang die Entscheidung, strengere Zulassungsregeln für Bergsteiger festzulegen, die den höchsten Berg der Erde, den Mount Everest (8848 Meter) besteigen wollen“, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Geplant ist unter anderem, dass Everest-Anwärter künftig nachweisen müssen, dass sie vorher schon einmal einen mindestens 6500 Meter hohen Berg bestiegen haben. So soll verhindert werden, dass Anfänger sich am höchsten aller Berge versuchen. „Der Everest sollte wieder ein Berg der Bergsteiger werden“, sagte UIAA-Präsident Frits Vrijlandt.

„Würde und Ehre des Everest wiederherstellen“

„Wir unterstützen die Altersbeschränkungen (kein Zugang für Bergsteiger unter 18 und über 75) und die minimalen körperlichen und geistigen Anforderungen an die Bergsteiger, mit denen sichergestellt werden soll, dass man in der Lage ist, alleine oder mit einem Partner zu klettern. Wenn man sich den Berg hinauflassen ziehen muss, hat man einfach nichts am Everest zu suchen.“ Vrijlandt sagte, den nepalesischen Behörden liege der Everest wirklich am Herzen. Der UIAA-Präsident war im Jahr 2000 der erste Niederländer, der den Everest von der tibetischen Nordseite aus bestieg und 2003 der Zweite seines Heimatlandes auf den „Seven Summits“, den höchsten Bergen aller Kontinente.
Die UIAA teilte mit, man sei sich mit dem Nepalesischen Bergsteigerverband (NMA) darin einig, „dass die Einführung dieser Maßnahmen die Sicherheit auf dem zunehmend überlaufenen Berg drastisch erhöhen und den Druck auf die Bergführer vermindern wird, die häufig ihr Leben riskieren müssen, um schlecht vorbereiteten Kletterern zur Seite zu stehen. Außerdem können so Würde und Ehre des Everest wiederhergestellt werden.“

Mehr Eigenverantwortung

Die neuen Everest-Regeln müssen noch in das bestehende Gesetz, den so genannten „Tourism Act” eingearbeitet werden. Ich denke, die neue Regierung des Landes dürfte derzeit jedoch dringlichere Probleme haben, die es zu lösen gilt, etwa die nach wie vor andauernde Blockade der Grenze zu Indien. Selbst wenn die neuen Everest-Vorschriften pünktlich zum Beginn der Frühjahrssaison in Kraft treten sollten, stellt sich die Frage, wie man sicherstellen will, dass die Regeln auch eingehalten werden. Das Tourismusministerium wird wohl kaum Trainingsgelände eröffnen, auf denen Everest-Anwärter nachweisen müssen, dass sie die nötigen Bergsteiger-Fähigkeiten besitzen, bevor sie ein Permit, also eine Besteigungsgenehmigung, erhalten. Daher werden wohl die Expeditionsveranstalter sicherstellen müssen, dass ihre Kunden die Bedingungen erfüllen. Die Anbieter wären gut beraten, diese Verantwortung an ihre Kundschaft weiterzugeben. Letzten Endes sollte schließlich jeder Bergsteiger, der auf den Everest will, selbstverantwortlich am Berg Entscheidungen treffen können. Das wäre schon einmal ein großer Schritt vorwärts.

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