Astrid – ohne https://blogs.dw.com/ohne Fasten - drei DW-Reporter im Selbstversuch Tue, 29 Apr 2014 14:57:54 +0000 de-DE hourly 1 Astrid, Klaus, Stefan – Fastenbrechen!!! ;-) https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/29/astrid-klaus-stefan-fastenbrechen/ Tue, 29 Apr 2014 14:56:52 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=965 Liebes Publikum,

die Fastenzeit ist vorüber. Der Fasten-Blog hat seine Schuldigkeit getan. Das Experiment ist gelungen. Für alle, die sich gefragt haben, wie es uns, den drei „DW-Journalisten im Selbstversuch“ nach Ablauf der Fastenzeit gehen mag, für all jene veröffentlichen wir dieses Foto

 Fastenbrechen 2014-04-27_17.39.49

Es zeigt Astrid, Klaus und Stefan beim sonntäglichen Grillen im Garten von Wolfgang, unserem theologischen Spritus Rector. Astrid, die Auf-Alkohol-Verzichterin,  hat eine echt brasilianische Batida de Lemon gemixt. Stefan, der Ex-Raucher, hat sich in den Grill-Qualm gestellt. Und Klaus, unser Fleisch-Zucker-und-Koffein-auf-Zeit-Verächter hat Fleisch mitgebracht. Es wurde ein geselliger Abend mit anregenden Gesprächen, an dem jeder der Beteiligten  so seine ganz eigene Bilanz zog. Ein Fazit aber trifft auf alle zu: Das Fasten hat sich gelohnt!

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Astrid: Verzicht ist normal https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/11/astrid-verzicht-ist-normal/ Fri, 11 Apr 2014 06:15:21 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=753 IMG_8557Warum fastest Du eigentlich? Nur wegen des Blogs? Meine Kollegin Greta wollte es genau wissen. Und da spürte ich sie wieder, diese Scheu, die Wahrheit zu sagen. Schließlich ist ein Blog kein Beichtstuhl. Wie viel gebe ich von mir preis, ohne mich der Lächerlichkeit preiszugeben? Wie viel Wahrheit vertrage ich im Online-Modus?

Die ehrliche Antwort lautet: Weniger als ich dachte. Aber immerhin soviel ist sicher: Ich faste nicht allein für den Blog, nein. Doch ich räume ein: Ohne den Blog hätte ich nicht angefangen zu fasten. Schon lange hatte ich das Gefühl, dass ich ein Gläschen Wein zu viel trinke. Allein, es fehlte die Motivation, daran etwas zu ändern. Schließlich ist es sehr entspannend, den Tag mit einem Rotwein ausklingen zu lassen.

Der Blog brachte diese gemischten, aber verdrängten Gefühlen wieder zum Vorschein. Ich entschied, mich selbst unter Beobachtung zu stellen. Bislang betrachte ich das Ergebnis dieser alkoholischen Enthaltsamkeit als positiv. Ich leide nicht unter Entzugserscheinungen, und finde neuerdings sogar Gefallen an exotischen Fruchtsäften wie Maracuja und Rhabarber. Auch für blumige Teesorten wie „Arabische Nacht“ kann ich mich mittlerweile erwärmen.

Überschwängliche Glücksgefühle blieben allerdings bisher aus. Der vermeintlich starke Geist kostet seinen Triumph über das schwache Fleisch nicht aus. Vielmehr macht sich eine gewisse Normalität bemerkbar. Ich frage mich: Ist Verzicht überhaupt ein Verdienst? Schließlich gibt es so viele Menschen, die unfreiwillig Verzicht üben und darüber kein Wort verlieren. Weil sie krank sind und eine rigorose Diät einhalten müssen, weil sie nach einem Unfall im Rollstuhl sitzen oder weil sie schlicht kein Geld haben, um sich ihre Wünsche zu erfüllen, sondern ihr Leben von Armut und Entbehrungen gezeichnet ist. Verzicht gehört für sie zum Leben wie Krankheit und Tod. Er ist alltäglich und normal.

An dieser Stelle spüre ich, dass ich meiner Kollegin Greta noch eine zweite Antwort auf die Frage schuldig bin, warum ich faste. Ich möchte nämlich dabei das Gefühl überwinden, etwas besonderes zu tun. Die siebenwöchige Fastenzeit soll Verzicht für mich zur normalsten Sache der Welt machen, genauso wie dies für die Mehrheit der Menschheit der Fall ist. Natürlich trägt mein Verzicht nicht dazu bei, dass es weniger Leid und Armut auf dieser Welt gibt. Doch er hilft zumindest, Fasten als eine luxuriöse Übung wahrzunehmen und schafft neue Perspektiven. Kurz: Ich faste, weil Verzicht normal ist.

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Astrid: Viva América Latina! https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/06/astrid-viva-america-latina/ Sun, 06 Apr 2014 19:31:42 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=700 Frida1Noch zwei Wochen, dann ist es vollbracht. Ich sehne das Ende der Fastenzeit herbei! Doch diese zwei Wochen, das habe ich mir fest vorgenommen, werde ich genießen. Ich werde sie auskosten und mich verwöhnen, mir cremige Eiskugeln und Papaya* auf der Zunge zergehen lassen und den Geruch von Grillfleisch tief einatmen.

Begleitet werden diese kulinarischen Streicheleinheiten von der wachsenden Vorfreude auf das absehbare Ende der Fastenzeit. So habe ich beim jüngsten Großeinkauf bereits vorsorglich eine Flasche Baileys in den Korb getan, die Eiswürfel befinden sich natürlich schon im Gefrierfach, und auch der „feinherbe“ Riesling vom Weinhändler meines Vertrauens ist bereits kalt gestellt.

Diese Vorfreude ist herrlich wohltuend. Es überrascht mich selbst, aber die Fastenzeit beschert mir wider Erwarten anhaltende Glücksgefühle, obwohl ich genau das Gegenteil befürchtet hatte. Die Alkoholabstinenz verläuft leicht und beschwingt, sie löst keine schmerzhaften Entzugserscheinungen aus, sondern sie verstärkt die Vorfreude auf den bald wieder erlaubten Genuss.

Es ist wunderbar: Ich fühle mich befreit vom Ritual des alltäglichen Rieslings! Das abendliche Glas Wein war in den vergangenen Jahren immer mehr zur Gewohnheit und immer weniger zum Genuss geworden. Achtlos kippte ich es hinunter, und mit ihm auch alle Gedanken an den Tag, gute wie schlechte.

Dieses alkoholische Spülmittel brauche ich hoffentlich nicht mehr. Die Liebe zum Genuss scheint stärker zu sein. Gott sei Dank. Die Nonnen aus dem mexikanischen Chiapas, die ihre Fastenzeit mit Schokolade versüßten, dienen mir dabei als Vorbild. Lieber Wolfgang, vielen Dank für dieses motivierende Beispiel lateinamerikanischer Lebenslust!

Frida2Die gottesfürchtigen Frauen aus Chiapas haben mich übrigens auch dazu veranlasst, auf der Suche nach einem sonntäglichen Kochrezept in dem Buch „Die Feste der Frida Kahlo“** zu stöbern. Die mexikanische Malerin kochte leidenschaftlich gerne für ihren Mann Diego Rivera, auch mit Schokolade. Ihre „Mole negro de Oaxaca“ („Schwarze Masse aus Oaxaca“) ist legendär, so wie sie selbst. Vor ihren Kochkünsten kann ich mich nur verneigen, von ihrer künstlerischen Ausdruckskraft ganz zu schweigen. Sie ist einfach übermächtig, jenseits von weltlichen Maßstäben.

Viva América Latina!

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* Rezept für Papaya-Crème:

Das Fruchtfleisch einer weichen Papaya aus der Schale lösen und in einen Mixer geben. Drei bis vier Kugeln Vanilleeis hinzugeben. Darüber ein wenig gezuckerte Kondensmilch träufeln und vier kleine Minzeblätter hinzufügen. Im Mixer pürieren. Die Masse in Gläser abfüllen und vor dem Servieren kurz kaltstellen.

** Guadalupe Rivera, Marie-Pierre: Mexikanische Feste. Die Fiestas der Frida Kahlo. Christian Verlag, München 1998,224 Seiten, 10,30 Euro.

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Astrid: Eine Portion Mitleid, bitte! https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/01/astrid-ein-portion-mitleid-bitte/ Tue, 01 Apr 2014 15:14:08 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=658 Astrid Prange De OliveiraDa ist sie wieder, die Suche nach dem Sündenbock! Frauen brechen häufiger mit dem Fasten als Männer – dies will eine Umfrage der „Apotheken-Umschau“ herausgefunden haben. Das Ergebnis versetzte meinen Mitbruder Klaus in seinem jüngsten Blog-Eintrag in Hochstimmung. Hatte er es nicht schon immer geahnt? Männer halten durch, Frauen geben auf. Männer muten sich Unzumutbares zu, Frauen ist nichts zuzumuten.

Ja, es ist hart aber wahr: Am weiblichen Wesen wird die Welt wohl kaum genesen. Frauen scheitern an sich selbst, an ihrem schwachen Willen, an ihren ewigen Selbstzweifeln und Existenzfragen. Damit nicht genug: Vielleicht bringen sie sogar noch ihre Männer, die tapfer fasten, vom Pfad der Tugend ab. Ohne Evas Verführungskünste lebte die Menschheit schließlich noch immer im Paradies.
Vielleicht sollte sich unsere ehemalige Familienministerin Ursula von der Leyen die von meinem Mitbruder Klaus erwähnte Umfrage der „Apotheken Umschau“ noch einmal etwas genauer anschauen. Für ihren zähen Einsatz zugunsten einer Frauenquote könnten die Ergebnisse einen herben Rückschlag bedeuten. Wenn Frauen schon am Fasten scheitern, warum sollten sie dann in den Aufsichtsrat einer Firma einziehen?
Willensschwach, wehleidig, wahrheitsliebend – mit diesen anscheinend typisch weiblichen Eigenschaften lässt es sich auf dieser Welt nur schwer überleben, außer natürlich an der Seite eines starken Mannes. Die Fasten-Umfrage der „Apotheken-Umschau“ hat somit ein wahres Wunder vollbracht: Sie hat nicht nur die Männer von ihrem „Emanzipationsfrust“ befreit, wie Klaus schreibt, sondern auch noch die Frauen von ihrem Zwang, sich zu emanzipieren!
Glückwunsch: Ein echter Befreiungsschlag mitten in der Fastenzeit. So einen Coup haben Blätter wie „Brigitte“ oder „Emma“ noch nie gelandet! Apropos „Emma“: Auch die kampferprobte Feministin Alice Schwarzer hat ja unlängst ihre ganz persönliche Schwäche eingestanden.Nur aus Angst vor der zunehmenden Hetze gegen ihre Person hierzulande habe sie Geld auf ein Schweizer Konto überwiesen, ließ sie die Medien wissen. Das Geld ermögliche es ihr, jederzeit in die Alpenrepublik flüchten zu können.
Von wegen also starke Frauen. Ein paar Wochen Fasten, und schon versinken Gleichberechtigung und Emanzipation in Schutt und Asche?! Wo bitte bleibt das Mitleid mit uns armen Frauen? Immerhin, ich tröste mich damit, dass ich nun wenigstens weiß, warum ich nicht zur Heldin geboren wurde. Und schließlich gäbe es ohne schwache Frauen auch keine starken Männer. Bei aller Liebe zum Fasten: Darauf könnte ich nun wirklich nicht verzichten!

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Astrid: Schluss mit dem Trott https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/27/astrid-schluss-mit-dem-trott/ Thu, 27 Mar 2014 13:25:47 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=617 Astrid Prange De OliveiraEs gibt nur wenige Dinge, die ich aus dem Physikunterricht noch erinnere. Dazu gehört das Gesetz über die Trägheit der Masse. „Masse ist ein Maß für die Trägheit des Körpers“, lautet eine zentrale physikalische Erkenntnis. Was für ein Satz! Wenn ich ihn auf mich übertrüge, würde er lauten: „Trott ist ein Maß für die Trägheit des Geistes.“

Dieser Trott hat in meinem Leben eine ganz eigene Dialektik entfaltet. Ich habe sogar eine gewisse Vorliebe für ihn entwickelt. Schließlich schafft er Gewohnheiten, strukturiert den Tagesablauf, macht Verhalten vorhersehbar und avanciert so zum Kompass des Alltags. Doch irgendwann kippen genau diese positiven Eigenschaften bei mir ins Negative.

Ist dieser Trott nicht der Tod eines erfüllten Lebens? Ein Synonym für Langeweile und Spießertum? Es rumort in mir, und ich verspüre große Lust, alles durcheinanderzuwirbeln und noch einmal von vorne anzufangen. Neue Wohnung, neue Freunde, neues Land – nach meiner Erfahrung wohnt nicht nur jedem Anfang, sondern auch jedem Abschied ein besonderer Zauber inne.

Ein Gläschen Wein - nur noch zum Genuss!

Ein Gläschen Wein – nicht mehr aus Gewohnheit sondern nur noch aus purem Genuss!

Auch beim Genuss von Alkohol und Nikotin regiert am Schluss die Macht der Gewohnheit. So war ich am Anfang meines Berufslebens fest davon überzeugt, dass kreative Eingebungen für meine Artikel sich nur mit Hilfe des blauen Dunstes entfalten würden. Ein weltbewegender Kommentar ohne Zigarette? Ausgeschlossen! Eine geniale Schlagzeile für die Seite eins ohne Sekt oder Weinschorle? Undenkbar!

Doch der Trott kam durch die Hintertür. Die anscheinend stimulierende Zigarette oder das Phantasie beflügelnde Glas Wein verwandelten sich schleichend in gefährliche Gewohnheiten. Auch wenn ich mich anscheinend in guter kollegialer Gesellschaft befand – Kaffee, Zigaretten und Alkohol schufen ungeahnte Zwänge.

Gott sei Dank unterbrach meine Schwangerschaft diesen unsäglichen Genussmittel-Trott. Beim Schreiben von Artikeln komme ich mittlerweile seit 20 Jahren ohne blauen Dunst aus. Ich hoffe, dass mir die Fastenzeit dabei hilft, mich auch von feucht-fröhlichen Trinkgewohnheiten zu verabschieden.

Es ist Zeit für einen Alkohol-Aufstand! Schluss mit der Trägheit! Ich will keinen Alkohol mehr aus Gewohnheit trinken, sondern nur noch aus purem Genuss.

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Astrid: Genuss ohne Reue https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/24/astrid-genuss-ohne-reue/ Mon, 24 Mar 2014 17:43:10 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=553 ProstDas Rezept ist ganz einfach. Man nehme fünf Limonen, entferne die Schale, halbiere sie und werfe sie in einen Mixer.  Auf die kleingeschnittenen Früchte gieße man sogleich Zuckerrohrschnapps (Cachaça) und püriere sie sodann bei Hochgeschwindigkeit im Mixer. Anschließend die  Flüssigkeit sieben und den reinen Limonen-Zuckerrohrsaft zurück in den Mixer schütten. Mit reichlich Eiswürfeln, braunem Zucker und frischer Minze erneut mixen, und fertig ist eine erfrischende Limonen-Batida…

Nun mag es Sie verwundern, liebe Leserinnen und Leser, ausgerechnet in unserem Fastenblog „Ohne“ ein Rezept für alkoholische Drinks vorzufinden.  Doch keine Sorge, ich habe mich nicht vorzeitig von der Fastenzeit verschiedet. Ich halte mich lediglich an die jüdische Tradition, nach der Sonntag als Freudentag vom Fasten frei bleiben sollte, wie jüngst unser Spiritus Rektor Wolfgang Thielmann erklärte. Die Katholiken haben diese Lesart ja glücklicherweise übernommen. 

Der vergangene Sonntag war ein solcher Freudentag. Allen Wettervorhersagen zum Trotz regnete es nicht. Euphorisch feierte ich gemeinsam mit brasilianischen Freunden den Frühlingsanfang mit einer Grillparty im Garten. Zunächst hatte ich mich gefragt: Soll ich dieses Mal auf die selbstgemachte Limonen-Batida verzichten? Doch dann die Gegenfrage: Warum sollten meine Freunde auf „ihren“ Begrüßungsdrink verzichten, nur weil ich faste?

In einem typischen Anflug von persönlicher Unentschiedenheit beschloss ich, es mir und meinen Gästen gleichermaßen recht zu machen. Ich schritt resolut zum Mixer, doch statt drei Flaschen Batida aufzufüllen, beschränkte ich mich diesmal auf nur eine. Das muss reichen, dachte ich mir, schließlich gibt es reichlich Bier, Saft, Wasser und Wein.

Doch schon kurz nachdem die ersten Gäste eintrudelten, merkte ich, dass mein Plan definitiv zum Scheitern verurteilt war. Nach kurzer Zeit war die Flasche leer, und als später noch mehr Freunden eintrafen, gab es zur Begrüßung nur noch warme Worte, aber keine Batida mehr. Angesichts der drängenden Nachfrage gingen meine brasilianischen Freunde irgendwann zur Selbsthilfe über. Sie fahndeten nach Limonen und Cachaça im Keller und machten sich am Mixer in der Küche zu schaffen. Minze, Eiswürfel, alles reichte noch für eine zweite Ladung aus, und so bekam ich als erste die neue Auflage des frisch gemixten Begrüßungsdrinks serviert. Er schmeckte einfach wunderbar! Selten habe ich in einer so fröhlichen Runde ein Getränk derart genossen.

Die Limonen-Batidas in fröhlicher Runde verführten mich allerdings nicht dazu, mir gleich auch noch einen Wein einzuschenken.  Wie ferngesteuert lief ich an den leeren Flaschenreihen vorbei und prostete meinen Gästen mit Wasser, Saft  und natürlich, den kleinen Batidas zu. Ich spürte kein Verlangen nach mehr Alkohol, sondern einfach nur die pure Freude am Genuss. Wenn ich nach 40 Tagen Alkoholverzicht, das Glas Wein am Abend, vielleicht in geselliger Runde, wieder richtig genießen kann, dann hat sich das Fasten gelohnt. Dieser fastenfreie Sonntag hat mir gezeigt, dass Genuss ohne Reue möglich ist.

P.S. Bis Ostern werde ich selbstverständlich auch noch ein paar Rezepte für alkoholfreie Drinks testen und weitergeben.

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Astrid: Frühlingsgefühle https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/20/astrid-fruehlingsgefuehle/ Thu, 20 Mar 2014 11:15:55 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=533 Astrid4Frühlingserwachen am Rhein! Während ich gemächlich am Ufer entlang radele, sprießen die Gedanken. Fast drei Fastenwochen sind überstanden, und ich fühle mich nicht schlecht. Ehrlich gesagt: Ich fühle mich sogar ausgesprochen gut, auch wenn ich es nicht offen zugebe. Es überrascht mich selbst.

Natürlich sind die Gedanken an ein oder auch zwei Gläschen Wein am Abend nicht verschwunden, nein. Und natürlich können auch Maracujasaft oder Rhababerschorle diesen Genuss nicht ersetzen.  Doch irgendwie habe ich durchgehalten.

Ich könnte also zufrieden und gelassen sein. Fast drei Wochen ohne Alkohol, die Hälfte der Fastenzeit ist beinahe überstanden. Doch trotz aller Dankbarkeit und Stolz auf die eigene Standfestigkeit komme ich nicht zur Ruhe.

Denn was wäre Standfestigkeit ohne Wankelmut? Fasten ohne Anfechtung? Ich spüre, dass die ersten warmen Sonnenstrahlen bei mir nicht nur Glücksgefühle freisetzen, sie beschleunigen auch absurde Gedanken, die sich im schimmernden Frühlingsgewand  heranschleichen und beachtliche Verführungskraft entfalten.

Ich radele am Rhein entlang und bei jedem Tritt in die Pedale werden die Gedanken skuriler. Ein Universum von Ersatzhandlungen tut sich vor dem lauen Horizont auf. Warum nicht die Fastenzeit  mit ein paar Kisten Sekt ohne Alkohol vereinfachen? Vielleicht gibt es sogar alkoholfreien Wein, der genießbar ist, und den ich im Keller deponieren könnte?  Und natürlich: Shoppen zur Belohnung und Ablenkung, das funktioniert immer. Ich bekenne: Dieser Ersatzhandlung habe ich bereits gefrönt!

Auch unsittliche Anwandlungen schießen mir durch den Kopf: Wie wäre es mit einer Fasten-Tauschbörse?  Ich nehme Mitstreiter Klaus ein paar Tage vom Fleischverzicht ab, dafür verzichtet er für mich auf Alkohol. Oder ich rauche für den vom Nikotinentzug geplagten Stefan ein paar Zigaretten, und er prostet mir schadenfroh zu?

Woher kommen solche Gedanken? Soll ich darüber lachen oder weinen? Mir schwant, dass diese Verirrungen nicht nur auf Frühlingsgefühle und Alkoholverzicht zurückzuführen sind. Der tägliche Kick hat mich noch fest im Griff. Von der inneren Ruhe und Zufriedenheit bin ich noch weit entfernt.  Mal sehen, ob es bis Ostersonntag besser wird.

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Astrid: Fasten für Gott? Nein danke! https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/17/astrid-fasten-fuer-gott-nein-danke/ https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/17/astrid-fasten-fuer-gott-nein-danke/#comments Mon, 17 Mar 2014 10:17:16 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=483 Astrid Prange De OliveiraBei so viel Pietät meiner Kollegen muss ich doch mal dagegenhalten. Ob ich Gott näher komme, hängt nicht von meiner Fähigkeit zum Verzicht ab, davon bin ich fest überzeugt. Ich muss Gott gegenüber nichts beweisen, das hat uns schon Luther klargemacht. Der Glaube an den unsichtbaren Schöpfer, an den Geist, auf den wir vertrauen, obwohl wir nie ganz sicher sind, ob es ihn auch wirklich gibt, dieser Glaube allein ist für mich schon eine große Herausforderung.

Mit anderen Worten: Fasten für Gott? Nein danke! Mit Sätzen wie „Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Zucker sein“ kann ich schwer etwas anfangen, auch wenn sie in Bachs wunderbar schwebender Mottet „Jesu, meine Freude“ vorkommen.

Beim Fasten begegnen wir uns selber, hat Wolfgang geschrieben, das habe ich nun am zweiten Fastensonntag erneut erfahren. Es ist ein merkwürdiges Ritual, das sich da Bahn bricht. Zunächst freue ich mich eine Woche lang auf Sonntag und das damit verbundene Fastenbrechen. Ich freue mich auf ein Glas Wein oder einen kühlen Baileys.

Doch wenn es dann endlich soweit ist und ich mich nach einer Woche Abstinenz mit einem Glas Wein belohnen will, dann breitet sich Leere statt Lust  aus. Letzte Woche habe ich trotzig an meinem Chardonnay genippt, er wollte einfach nicht munden. Diesen Sonntag habe ich mir einen Ingwertee nach dem anderen aufgebrüht, um meine Grippe auszukurieren.

Angesichts dieses im wahrsten Sinne des Wortes ernüchternden Szenarios schwindet meine Hoffnung, dass es am nächsten Sonntag besser wird. Brauche ich die fastenfreien Sonntage nur als psychologische Stütze, um wieder eine Woche durchzuhalten? Oder funktioniert Genuss auf Knopfdruck schlicht und ergreifend nicht?

Am besten wäre es wohl gewesen, ich hätte einfach am Samstagabend mein Fasten gebrochen. Ich hätte dann gemeinsam mit Freunden und Bekannten anstoßen können. Aber nein, auch auf dieser Geburtstagsfeier wollte ich mir mal wieder meine Stärke beweisen. Um nicht in Versuchung zu kommen, habe ich sofort angeboten, auf dem Rückweg nach Hause zu fahren, und mir damit selbst Fesseln angelegt.

Je länger ich darüber nachdenke, desto unsinniger erscheint mir dieses Verhalten im Nachhinein. Mein Bekannter hätte sich sicher gefreut, mit mir anzustoßen. Und mir hätte ein Glas Wein oder Sekt in fröhlicher Runde sicher besser gemundet als am Sonntag einsam auf dem Sofa.

Daher hier mein persönliches Plädoyer für pragmatisches Fasten! Verzicht in Maßen, mit einer persönlich-flexiben Leidensgrenze. Ich will mir nichts mehr beweisen, weder vor mir noch vor Gott. Doch trotz aller Kritik am gottgefälligen Verzicht bin ich jedoch dankbar für die Erfahrung, dass mir der Alkoholverzicht bis jetzt leichter fällt, als ich angenommen hatte.

Ausgerechnet beim Schreiben dieser Zeilen habe ich mich übrigens an einen historischen Ausspruch des brasilianischen Dichters und Diplomaten Vinicius de Moraes erinnert. Der scharfsinnige Literat, der gemeinsam mit dem Komponisten Antonio Carlos Jobim den Bossa-Nova-Hit „Girl from Ipanema“ schrieb, war dem Alkohol bekanntermaßen nicht abgeneigt. Seine unverblümte Liebeserklärung an Hochprozentiges lautete: “Whiskey ist der beste Freund des Menschen. Er ist ein Hund in der Flasche.“

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Astrid: Die Zweifel wachsen https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/13/astrid-die-zweifel-wachsen/ Thu, 13 Mar 2014 10:51:36 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=425 Astrid Prange De OliveiraSchon nach zehn Tagen Fasten komme ich ins Grübeln. Nicht, dass ich von Entzugserscheinungen geplagt würde. Selbst als ich gestern Abend beim Kochen die Zucchinis mit ein wenig Weißwein gedünstet habe, überkam mich kein unbändiges Verlangen nach einem Glas Wein. Dafür immer wieder die bohrende Frage: Wozu eigentlich dieser Verzicht?

Ehrlich gesagt, eine überzeugende Antwort habe ich nicht gefunden. Auch die Bibel konnte mir keinen Trost spenden. Schließlich trifft Jesus beim Fasten in der Wüste (Lukas 4,1-13) nicht Gott, sondern den Teufel. Zwar widersteht er allen Versuchungen. Er lässt sich weder zum Zauberer verführen, der Steine in Brot verwandelt, noch versucht er Daedalus nachzueifern und setzt zum Rundflug über die Wüste an.

Doch bringt das Fasten Jesus Gott näher? Braucht er das überhaupt? Fühlt er sich nach den überstandenen Anfechtungen im Glauben gestärkt? Ich konnte im Lukas-Evangelium keine Antwort auf diese Frage finden. Und genau deshalb wachsen bei mir die Zweifel.

Fasten um des Fastens willen, das erscheint mir sinnlos. Was bedeuten 40 Tage Alkoholverzicht angesichts der schweren Prüfungen, die jeder Mensch in seinem Leben unfreiwillig durchmacht? Angesichts des unsäglichen Leids, das durch Kriege und Krankheiten, Hunger und Tod verursacht wird, scheint mir mein Fasten wie ein billiger Egotrip.Hippiastrid

Auch ich habe bereits mehrfach unfreiwillig Verzicht geübt. Nulldiät aus Liebeskummer, Konsumverzicht aus Geldmangel, Sportverzicht aus Krankheitsgründen und natürlich tiefe Trauer über den Verlust von geliebten Menschen, die zu früh aus dem Leben scheiden. Warum also jetzt noch eine Extra-Dosis Verzicht? Ich dachte eigentlich, ich bin zu alt, um Heldin zu spielen.

Inmitten dieser finsteren Gedanken durchfährt mich die Erinnerung an eine andächtige Komposition des brasilianischen Musikers Gilberto Gil: „Se eu quiser falar com Deus“ – Wenn ich mit Gott sprechen wollte.  Dieses Lied beantwortet alle meine Fragen. Ich habe mir vor einiger Zeit den lang gehegten Traum erfüllt, und es selbst gesungen. Danke Gilberto Gil für diese musikalische Eingebung! Gott hat mit Dir gesprochen.

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Astrid: Werde nicht aus mir schlau… https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/10/astrid-werde-nicht-aus-mir-schlau/ Mon, 10 Mar 2014 13:04:10 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=345 Astrid Prange De OliveiraWundervoll, diese Frühlingswärme! Wundervoll, mit Familie und Freunden im Garten zu grillen und sich von den kräftigen Sonnenstrahlen blenden zu lassen. An diesem prachtvollen Sonntag fehlte mir nichts, noch nicht einmal ein Glas Wein!

Wie bitte? Hatte ich nicht alles minutiös vorbereitet? Fastenbrechen am Sonntag ist theologisch vertretbar, sowohl nach katholischer als auch nach jüdischer Tradition. Unser Spiritus Rektor Wolfgang erteilte mir seinen Segen, mehr noch, er fastet mit uns!

Diese spirituelle Solidarität motiviert mich. Wie die Frühlingswärme beflügelt sie meine Sinne. Die Verbundenheit im Geiste schafft auch menschliche Wärme. Ist es nicht das, worauf es beim Fasten ankommt?

Ich staune über mich selbst. Vergangenen Freitag hatte ich noch auf den Sonntag hin gefiebert und wollte die Sektkorken knallen lassen, um auf das ökumenische Fastenbrechen anzustoßen. Doch an diesem Sonntag trank ich lediglich fröhlich Maracujasaft und servierte meinem Göttergatten beim Grillen ganz locker ein kaltes Bier. Den Wein ließ ich im Kühlschrank stehen. Sogar das Angebot meines Nachbarn, mit einem „Baileys on the Rocks“ auf die ersten fünf Fastentage anzustoßen, schlug ich aus.

Erst gegen 23 Uhr schlich um den Kühlschrank herum und dachte mir: Es kann doch nicht sein, dass ich immer noch nichts getrunken habe, nur noch eine Stunde, dann ist der fastenfreie Sonntag vorbei! Um 23.30 Uhr schenkte ich mir schließlich doch noch einen Chardonnay ein.IMG_8573

Ich hatte mir doch fest vorgenommen, heute mein Fasten zu brechen. Dieser wundervolle Frühlingstag MUSS mit einem Glas Wein ausklingen, befahl ich mir selbst. Ich machte es mir auf dem Sofa bequem, und erhob das Glas. Das Aroma wirkte wohltuend, doch der Chardonnay wollte nicht so recht munden, der Nachhall war enttäuschend.

Was ist nur los? Kann ich Alkohol schon nach fünf Tagen Pause nicht mehr genießen? Warum koste ich meine Fastenfreiheit nicht voll aus? So richtig schlau werde ich aus mir selbst nicht. Gut, dass der erste Sonntag der Fastenzeit vorbei ist. Ich freue mich schon auf den nächsten!

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