Stefan – ohne https://blogs.dw.com/ohne Fasten - drei DW-Reporter im Selbstversuch Tue, 29 Apr 2014 14:57:54 +0000 de-DE hourly 1 Astrid, Klaus, Stefan – Fastenbrechen!!! ;-) https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/29/astrid-klaus-stefan-fastenbrechen/ Tue, 29 Apr 2014 14:56:52 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=965 Liebes Publikum,

die Fastenzeit ist vorüber. Der Fasten-Blog hat seine Schuldigkeit getan. Das Experiment ist gelungen. Für alle, die sich gefragt haben, wie es uns, den drei „DW-Journalisten im Selbstversuch“ nach Ablauf der Fastenzeit gehen mag, für all jene veröffentlichen wir dieses Foto

 Fastenbrechen 2014-04-27_17.39.49

Es zeigt Astrid, Klaus und Stefan beim sonntäglichen Grillen im Garten von Wolfgang, unserem theologischen Spritus Rector. Astrid, die Auf-Alkohol-Verzichterin,  hat eine echt brasilianische Batida de Lemon gemixt. Stefan, der Ex-Raucher, hat sich in den Grill-Qualm gestellt. Und Klaus, unser Fleisch-Zucker-und-Koffein-auf-Zeit-Verächter hat Fleisch mitgebracht. Es wurde ein geselliger Abend mit anregenden Gesprächen, an dem jeder der Beteiligten  so seine ganz eigene Bilanz zog. Ein Fazit aber trifft auf alle zu: Das Fasten hat sich gelohnt!

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Stefan: Kein neuer Mensch, aber… https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/19/stefan-kein-neuer-mensch-aber/ Sat, 19 Apr 2014 05:12:19 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=857 20140418_101842

Das Mädchen und der Wein´- gesehen im Schlossgarten der Würzburger Residenz.

 

Sieben Wochen gefastet, sieben Wochen nicht geraucht: Die List scheint aufgegangen. Denn eigentlich war es ein Verzicht auf Probe, nicht auf Zeit wie bei meinen Mitfastern Astrid, Klaus und Wolfgang. In meinen Überlegungen schwang von vornherein mit: Auf diesem Weg gibt es, soll er ans Ziel führen, kein Zurück. Ganz oder gar nicht: Raucher wissen, wovon ich spreche.

Das Nachdenken meiner Mitfaster über die Zeit danach und also das Gefälle zwischen der ausgehenden Verzichts-Zeit und der anbrechenden verzichtslosen Zeit, das lässt mich nicht unberührt. Einerseits schaue  ich gelassen voraus: Warum soll denn, was bisher klappt, nicht weiter funktionieren? Andererseits fehlt mir, und das ist nicht gerade wenig, die Gewissheit, auf meinem Weg nicht allein zu sein. Keiner aus unserer Fasten-Gruppe würde das Fasten heimlich brechen, da war ich mir sicher. Jeder konnte sich an diesem Vertrauen wärmen. Vielleicht ist das, wie Wolfgang meint, der soziale Kern des Fastens. Ein schöner und beruhigender Gedanke jedenfalls im Zusammenhang mit freiwilligem und gemeinsamem Verzicht.

Für mich hat das Fasten, so seltsam es klingen mag, auch eine spirituelle, religiöse Dimension: Einhalt, Besinnung, Umkehr – gewichtige Worte, die doch meinen: Notbremse, Orientierung, Veränderung. stefan2Wohl nicht zufällig zwängt sich die Fastenzeit zwischen Karneval und Ostern, zwischen Tanz am Abgrund und Neubesinnung. Ich möchte meinem Leben Sinn geben. Sinn, der vor der Zeit, der vor Gott Bestand hat.  Die sieben Wochen ohne Rauchen haben aus mir keinen neuen Menschen gemacht. Aber sicherlich einen, der seinen Kurs wahrhaftiger prüft.

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Stefan: Vatikan besucht – und Kurs gehalten https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/13/stefan-vatikan-besucht-und-kurs-gehalten/ Sun, 13 Apr 2014 05:17:15 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=785 Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007Hat je einer die Ziegelsteine gezählt? Die Mauern des Vatikan jedenfalls sind hoch genug, um die Welt dahinter im Verborgenen zu halten, um einen Mythos zu erzeugen, der täglich aufs Neue entsteht, bewacht von einer farbenprächtig  gekleideten Truppe aus Schweizergardisten. Neben den blau uniformierten Carabinieri wirken sie allerdings wie aus der Zeit gefallene Streifenhörnchen.

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Pater Lombardi, Sprecher des Vatikan

Was ist schon Staffage, was echt? Die Machtzentrale der katholischen Kirche lässt so manche Frage offen. Männergesellschaft?  Letzte Monarchie Europas? Geistliches Zentrum? Bezeichnungen für den Vatikan gibt es viele, für die Welt voller Wunder.  Der sie täglich erklären muss, ist Pater Federico Lombardi, der Pressechef des Heiligen Stuhls. Den 72jährigen bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Seine Bulletins, die Vorgänge und Entscheidungen des Papstes verkünden, strotzten vor nüchterner Pragmatik. Spricht er über Heikles, blickt der Jesuit Lombardi schon mal hilfesuchend gen Himmel. In diplomatische Worte kleidet er sogar, was ihm widerstrebt. Manche interpretieren das als Verschwiegenheit. Doch Lombardis Botschaften stecken zwischen den Zeilen.

Lombardis Job ist schwieriger geworden, seit Jorge Bergoglio alias Papst Franziskus die Katholiken regiert. Ein Pontifex, der eigene Termine macht, der spricht, wann und mit wem es ihm passt, der Nachrichten produziert ohne Rücksicht auf seine Beraterstäbe?  Das streut Sand ins vatikanische Getriebe. Das setzt Hierarchien außer Kraft. Das muss beunruhigen. Einer, der die päpstliche Sprunghaftigkeit uns Journalisten freundlich als „Spontanität“ verkauft, so einer ist Pressechef Lombardi: ein loyaler Diener seines Herrn.

Aber nicht nur den Presseleuten – vielen am päpstlichen Hof ist Franziskus ein Mysterium.  Er lehnt Pomp und Hybris ab.

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Vatikan-Insider Marco Politi

Er predigt Bescheidenheit. Er setzt auf Diskussionsprozesse und Demokratisierung statt auf einsame päpstliche Entscheidungen. Franziskus ist Monarch, der aber, wie der deutsche emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper feststellt, höfisches Gebaren ablehnt. Sicher ist: Draußen kommt das gut an. Selten war ein Papst beliebter. Doch hinter den Mauern des Vatikan? Da gärt es. Vielen ist der Heilige Vater, der seine Kirche zum Aufbruch nötigt, nicht geheuer.

Wer genau ist für, wer gegen Papst Franziskus? Einen Machtkampf im Vatikan will Marco Politi beobachtet haben. Der italienische Journalistenkollege ist in Kirchenkreisen bestens vernetzt. In seinem Buch „Benedikt – Krise eines Pontifikats“ zog er unlängst Bilanz unter eine „Amtszeit der verpassten Chancen“. Jetzt hat er „Franziskus – Papst unter Wölfen“ geschrieben, das bald erscheint. Ein vielsagender Titel. Sieben Jahre gibt Politi Papst Franziskus, dem Hoffnungsträger der Katholiken, um seinen Erneuerungskurs unumkehrbar zu machen. „Dann ist Franziskus 85 Jahre alt“, grinst Politi, „und vielleicht ja auch schon zurück getreten.“

Was das alles mit dem Fasten zu tun hat? Wer fastet, orientiert sich neu. Nicht nur die Kirche unter Franziskus tut das.  Am Ende meiner Rom-Reise, nach vier Tagen voller Einblicke in vatikanische Gemächer, Büros, Galerien, Säle und Kapellen, kann ich stolz sagen: Ich habe Kurs gehalten – und nicht geraucht.

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Stefan: Römisch fasten https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/09/stefan-roemisches-fasten/ Wed, 09 Apr 2014 12:33:23 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=719 Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007Diese Woche weile ich auf Dienstreise in Rom. Der Auftrag: „Einblicke in den Vatikan“ zu nehmen. Ich schaue in das Machtzentrum der katholischen Weltkirche, wo seit der Wahl von Papst Franziskus vor einem Jahr bemerkenswert viel in Bewegung geraten ist. Ich bestaune den Glanz und die Pracht, die wichtiger Teil der päpstlichen Kulisse sind. Ich wundere mich über die Reaktionen der Menschenmassen, ob Katholiken oder nicht, wenn der Pontifex zur Audienz erscheint. Und ganz nebenbei lerne ich aktuelle Vorgänge hinter den vatikanischen Ziegelsteinmauern besser deuten und bewerten.

Ein unscheinbarer weißer Zettel erinnert mich dabei an mein Nichtraucher-Projekt, das ich über meine aufregende Reise schon zu vergessen glaubte: Die Leitung meines Hotels lässt es sich nämlich nicht nehmen, einen solchen Zettel regelmäßig vor dem Morgengrauen unter meiner Zimmertür durchzuschieben.

Der Petersdom bei Nacht

Der Petersdom bei Nacht

Es muss früh am Morgen passieren, wie so vieles in dieser Stadt, denn ich merke nichts davon. Schlaf umfängt mich, der stärker ist als das Ohren betäubende Geklapper anrückender Müllkolonnen, beruhigender als die morgendlichen Hupkonzerte übermütiger Römer, beruhigender noch als der Glockenschlag des nahen, die Stadt überragenden Petersdoms. Das alles spielt sich vor meinem Fenster ab, noch während ich schlafe.

Nach der ersten Hotelnacht denke ich noch, ein Blatt meines Notizblocks sei aus der Tasche gefallen und zu Boden gesegelt.  Tatsächlich enthält das Blatt das „Evangelium Tag für Tag“, jeweils eine Textstelle aus der Bibel, die ergänzt wird durch ein passendes Gebet. Jeden Morgen ein neuer Zettel, auf dem vor allem der Hinweis auf meine persönliche neue Zeitrechnung nicht fehlt:  „5. Fastenwoche“. Der Hoteldirektor und sein Personal wünschen einen schönen Tag.

Rom verkauft sich - in jeder Größe

Rom verkauft sich – in jeder Größe

Einen Tag noch, dann beginnt die sechste Fastenwoche. Ostern ist nicht mehr weit. Weiß der Himmel, wie ich es bis hierhin schaffen konnte, auf den blauen Dunst zu verzichten.

Ironischerweise hat es mich jetzt nach Rom verschlagen. In die Stadt, wo Verzicht ein Fremdwort zu sein scheint. Architektur, Kunst, Musik – Rom schwelgt, so mein erster Eindruck, im Überfluss. Mehr dazu ganz bald…

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Stefan: Gender-Alarm?! https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/02/stefan-gender-alarm/ https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/02/stefan-gender-alarm/#comments Wed, 02 Apr 2014 14:09:36 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=668 Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007„Zuerst schuf der liebe Gott den Mann, dann schuf er die Frau. Danach tat ihm der Mann leid und er gab ihm Tabak.“ Mark Twain
Dieses Zitat, von dem ich nicht weiß, ob es wirklich von Samuel Langhorne Clemens alias Marc Twain stammt, schickte mir eine Kollegin aus der russischen Deutsche Welle-Redaktion, augenzwinkernd natürlich. Ich persönlich glaube ja, der Mann macht es sich zu einfach.  Leider ist es so, dass – zumindest in Deutschland – in allen Altersgruppen mehr Männer als Frauen zum Glimmstengel greifen. (Und schwerer davon loskommen) Auf lange Sicht aber nähern sich Raucherinnen und Raucher zahlenmäßig aneinander an, sagt die Wissenschaft. Und was meint Mark Twain?
Er versteht Rauchen wohl als notwendigen Trost. Verschreibt den Tabak als Mittel zur Stimmungsaufhellung, weil Männer schließlich unter Frauen leiden. Liest man Astrids letzten Blog, klingt das ganz anders: „Frauen“, zitiert sie eine Umfrage der weltbewegenden „Apotheken-Umschau, „brechen häufiger mit dem Fasten als Männer.“ Dann zieht sie vom Leder: „Männer halten durch, Frauen geben auf. Vielleicht bringen sie sogar noch ihre Männer, die tapfer fasten, vom Pfad der Tugend ab. Ohne Evas Verführungskünste lebte die Menschheit schließlich noch immer im Paradies!“  Das ist harter Tobak. Das ist Kampfansage, denn es trägt den Gender-Pilz in unseren Fasten-Blog. Immerhin würzt die Kontroverse das zunehmend zur Gewohnheit werdende Fasten-Einerlei mit Nabelschau und theologischer Begleitmusik. Bis Ostern dauert es noch.
Zum Trost für Astrid und alle, die sich über Marc-Twains ironische Bemerkung geärgert haben, mag dieses Bonmot des amerikanischen Schriftstellers gereichen: „Was wäre die Menschheit ohne die Frauen? Rar, sehr rar.“

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Stefan: Die Freiheit, Nein zu sagen… https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/25/stefan-die-freiheit-nein-zu-sagen/ Tue, 25 Mar 2014 16:10:08 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=593 20140307_131249Rauchen geht ganz einfach: Zigaretten liegen herum.  Jeder bietet mir eine an. Aber ich sage: Nein? Auch wenn die Phasen, in denen ich das Rauchen vergesse, immer länger werden. Auch wenn die Momente, da ich mich über mein wohlriechendes Hemd oder den guten Geschmack im Mund freue, immer häufiger werden – der Kampf mit mir, mit meiner Abhängigkeit, mit den Entzugserscheinungen ist noch längst nicht zu Ende.

Ich habe das Gefühl, auf einem Weg zu sein. Ich weiß noch nicht, wohin er mich führt und ob ich nicht unterwegs schwach werde. Es fühlt sich an wie ein Abenteuer mit mir selbst. Die größte Unbekannte bin ich.

Wolfgang, unserem Blog-Theologen, möchte ich sagen: Unsere Freiheit ist ja schon da. Die Freiheit, Nein zu sagen zu Genuss- oder Suchtmitteln (Wein, Schokolade, Kaffee, Zigaretten etc.), und die Freiheit, Schmerzen zu ertragen, die uns stefan2dieses Nein beschert. Sicherlich steht vor der Freiheit, von der Dietrich Bonhoeffer in seinem Gedicht spricht, die „Zucht“, die Beherrschung meiner eigenen Schwächen. „Sie ist“, wie ich in einer Interpretation des Bonhoeffer-Gedichts las, „das Resultat einer Haltung, die allen Mut zusammennimmt und ins Ungewisse springt.“ Der Glaube verleiht Flügel.

Dazu passt, was unlängst im Zeitungsaufsatz einer Rabbinerin stand: „Wer immer schon wissen muss, was am Ende eines Weges wartet, der wird keinen Fuß mehr vor den anderen setzen.“ Das heißt doch: Wer vor jedem Sprung wissen will, wo er landet, wird Chancen im Leben verpassen. Auch das ein Plädoyer für Freiheit und für den Mut zur Freiheit, nicht zu rauchen.

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Stefan: Allein in der Wüste https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/18/schrei-in-der-wueste/ Tue, 18 Mar 2014 14:43:52 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=519 Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007Schon, oder besser: erst 14 Tage währt mein heroisches Unterfangen, das Rauchen aufzugeben. 14 Tage ohne blauen Dunst, ohne Aschenbecher, dafür mit Übellaunigkeit, mit allerlei Gegenstrategien und Ersatzbeschäftigungen, vor allem natürlich mit viel Sport. Geht so Fasten? Ist das, was ich mir und meiner Umwelt da zumute, eigentlich Fasten? Und was hat diese Art des Fastens mit einem, nein: meinem Weg zu mir oder zu Gott zu tun? Fragen über Fragen!

Fasten, wie ich es verstehe, ist ein Verzicht auf Zeit. Wer, bitteschön, ist so blöd, nach neun Wochen des Nichtrauchens, was einem Martyrium gleichkommt, wieder anzufangen? Ich müsste doch, wie Journalisten gerne schreiben, „mit dem Klammerbeutel gepudert“ sein. Zur Beruhigung aller: Bin ich nicht. Für mich ist diese Fastenaktion eine Absprunghilfe. Ich möchte von der Droge loskommen. Über Ostern hinaus. Punkt.

Verbindungen zum „klassischen“ Fasten gibt es dann aber doch: Weil ich nach dem Rauchstopp nicht fett werden möchte, ergreife ich Vorsichtsmaßnahmen. Ich stille mein Verlangen nicht ersatzweise mit Süßigkeiten. Ich meide Alkohol und Kaffee, sind es doch solche Verknüpfungen, die mich vom Pfad der Tugend abbringen können: Gehört zur Tasse Kaffee nicht die leckere Zigarette? Raucht es sich nicht wunderbar beim Glas Wein? Sex ohne die berühmte „Zigarette danach?“ Autofahren ohne Glimmstengel? Alles ziiiiiemlich gefährlich. Also sollte ich mein Verhalten ändern und mein Belohnungssystem umstellen.

Betrachte ich meine Mit-Faster Astrid und Klaus, so schwant mir: Die ärmste Sau bin eigentlich ich. Als Raucher auf Abwegen verordne ich mir einen weiter reichenden Verzicht. Ein Richtungswechsel. Jesus ging zum Fasten in die Wüste, heißt es in der Bibel. Er dürfte sich ziemlich allein gefühlt haben – abgesehen von seiner Begegnung mit dem Teufel…

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Stefan: Geschenkte Zeit! https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/12/stefan-geschenkte-zeit/ https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/12/stefan-geschenkte-zeit/#comments Wed, 12 Mar 2014 15:57:41 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=373 Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007Jetzt ist es also amtlich: Wer auf etwas Gewohntes verzichtet, z.B. wie ich auf das Rauchen, der schärft seine Sinne. „Die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit legt in dieser Phase deutlich zu“, bestätigt die Kölner Psychologin Christel Lensing-Reissdorf. Wen wundert’s also, wenn ich auf einmal sehr auf optische Eindrücke, zum Beispiel auf das atemberaubende Morgenlicht beim Joggen abfahre?

Meine Beschreibungen dazu fanden bei meiner Frau übrigens wenig Gnade: „Was hat das denn mit dem Rauchen zu tun?“

Meiner Wahrnehmung entgeht aber nicht die Anzeigenkampagne eines deutschen Autoherstellers: „Umparken im Kopf“ heißt Ihr Aufruf zum Perspektivwechsel. Ein neuer Blick auf die Automarke mit dem verstaubten Image? Vielleicht hilft es ja und kurbelt die Verkäufe an. Aber die Dinge mit anderen Augen sehen,  zu anderen Schlüssen gelangen, das finde ich schon hilfreich. Das betrifft auch mich, dem werdenden Ex-Raucher. 20140307_131337Zwanzig Zigaretten täglich, multipliziert mit fünf bis zehn Minuten ritueller Handlung (Zigarette zwischen die Lippen stecken, anzünden, Asche abstreifen, Zigarette ausdrücken usw.), macht zwischen 100 und 200 Minuten, die ich täglich ins eigene Vergiften investiere….

Da werde ich jetzt also reich – an selbst geschenkter Zeit! Aber was, bitteschön, mache ich mit dieser Zeit? Mit neuen Ritualen füllen? Spazierengehen (dabei entstand heute übrigens dieses Foto) Lesen (davon demnächst mehr), Kochen, Arbeiten? Muss ich noch rausfinden. Sechs Wochen bleiben noch.

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Stefan: „…schlagt mit gottloser Faust.“ https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/10/stefan-schlagt-mit-gottloser-faust/ Mon, 10 Mar 2014 08:28:32 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=325 stefan2Wie prophetisch, dieser Jesaja. Als hätte er gewusst, wie sehr das Nicht-Rauchen mein Nervenkostüm angreift. (Phasenweise fühlst Du Dich wie hinter einem Schleier. Die Gedanken reißen aus.  Der Körper steht unter Strom, alles kribbelt, ist überempfindlich. Innerlich ballst Du die Faust, möchtest draufhauen, irgendwas zerstören: Wut, blanke Aggression!!!). „Wenn Ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein…“, sagt Jesaja. Jetzt verstehe ich, warum mir meine kleine Tochter heute morgen empfahl: „Ständig Deine schlechte Laune, Papa, fang lieber wieder an zu rauchen!“ Ich  weiß wohl, dass ich die Geduld meiner Mitmenschen im Moment auf eine harte Probe stelle…

20140306_082223Aber neben den Schattenseiten des Aufhörens gibt es auch die Lichtblicke. Und zwar buchstäblich: Ich liebe es, wenn während des morgendlichen Joggens der Nebel über dem Rhein aufsteigt. Wenn die Stadt flussabwärts noch im Dunkel kauert, während rheinaufwärts schon ein morgendlicher Schimmer durchbricht und Bäume, Flussufer und Wege in sein rötlich-silbriges Licht taucht.  Von da an steigert sich das Lichtspiel. Von Minute zu Minute changieren Farben, Formen und Kontraste. Manchmal unterbreche ich meinen Lauf, bleibe stehen, wie gestern morgen, und staune einfach. Licht hat es mir angetan. Aber vielleicht ist es so, dass meine optischen Wahrnehmungen momentan intensiver sind?

Was ist es, was mein „Fasten“ – im Sinne Jesajas in ein gottgefälliges Licht rückt? Noch habe ich keinen blassen Schimmer, allenfalls eine leise Ahnung: Es sind die kleinen Freiheiten, die ich zurückgewinne, und die mich zunehmend stolz machen – nicht nach Qualm zu stinken, durchzuatmen ohne Husten (heute ist immerhin Tag fünf meines Entzugs, macht ca. 100 Zigaretten, die ich nicht geraucht habe!),  Bewegungsdrang zu verspüren. Das Beste aber, und ich kenne das von früheren Quitt-Versuchen (Mark Twain lässt grüssen): Die Phasen, in denen ich meine Sucht vergesse, werden immer länger. Wäre nicht dieser Blog, vielleicht spräche mich gar keiner darauf an?

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Stefan: Kaugummi-Zeit https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/05/stefan-kaugummi-zeit/ Wed, 05 Mar 2014 14:48:26 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=235 Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007

Stefan Dege

17 Stunden (ja, ich zähle noch die Stunden) ist es her, seit ich meine letzte Kippe im Aschenbecher ausgedrückt habe. Der Tag heute begann mit Joggen. Statt Musik aus dem Mp3-Player hörte ich ein Morgenkonzert von Vogelstimmen. Phantastisch. Und es hat mich an eine heißgeliebte Schallplatte aus Analogzeiten erinnert: „Dança das Cabeças“ (Tanz der Köpfe) von Egberto Gismonti, einem begnadeten brasilianischen Gitarren- und Flötenvirtuosen. Mischung aus Jazz und Neuer Musik mit brasilianischem Einschlag. Manche Takte klingen wie aus dem Urwald.

Er ist längst noch nicht rum, mein „Tag X“ , von dem an ich keine Zigarette mehr anfasse. Fühle mich wie das berühmte HB-Männchen. „Greife lieber zur HB“, hieß in den Sechzigern dieser Werbespruch der Zigarettenindustrie, „bevor Du in die Luft gehst“.Das Männchen damals hieß Bruno. Seine Werbeauftritte liefen alle nach Schema F: Irgendwas ging schief. Bruno regte sich auf, tobte, zeterte in unverständlicher Sprache (Arabisch, das rückwärts und mit höherer Geschwindigkeit abgespielt wurde) – und schoss wie eine Rakete „in die Luft“. Dazu säuselte eine besänftigende Stimme aus dem Off: „Halt, mein Freund! Wer wird denn gleich in die Luft gehen?  Bruno schwebte dann entspannt zu Boden, eingehüllt von den Worten: „Gut gelaunt geht alles wie von selbst.“  Habe einige der Filmchen bei youtube angeschaut.  Haha, lustig…

Dann diese Tagträume: Stelle mir vor, meine Mit-Faster Astrid und Klaus kommen zu mir. Wir fragen uns gegenseitig, wie es geht. Dabei steckt  Klaus sich genüsslich eine Zigarette an. Astrid beißt in einen Schokoladenriegel. Ich nippe an meinem Rotweinglas. Absurd die Vorstellung. Tatsächlich treffen wir uns noch an diesem Tag. Und lachen über meine Vision.

Eins ist schon merkwürdig: Wenn Du auf Turkey bist, zu deutsch: auf Entzug, hat Du ein ganz anderes Zeitempfinden. Die Zeit zieht sich in die Länge – wie Kaugummi. Wissenschaftler wollen sogar eine Erklärung dafür gefunden haben. Ob die stimmt weiß ich nicht. Meine 17 Stunden fühlen sich an wie 170.

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