Luxus – ohne https://blogs.dw.com/ohne Fasten - drei DW-Reporter im Selbstversuch Tue, 29 Apr 2014 14:57:54 +0000 de-DE hourly 1 Astrid: Verzicht ist normal https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/11/astrid-verzicht-ist-normal/ Fri, 11 Apr 2014 06:15:21 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=753 IMG_8557Warum fastest Du eigentlich? Nur wegen des Blogs? Meine Kollegin Greta wollte es genau wissen. Und da spürte ich sie wieder, diese Scheu, die Wahrheit zu sagen. Schließlich ist ein Blog kein Beichtstuhl. Wie viel gebe ich von mir preis, ohne mich der Lächerlichkeit preiszugeben? Wie viel Wahrheit vertrage ich im Online-Modus?

Die ehrliche Antwort lautet: Weniger als ich dachte. Aber immerhin soviel ist sicher: Ich faste nicht allein für den Blog, nein. Doch ich räume ein: Ohne den Blog hätte ich nicht angefangen zu fasten. Schon lange hatte ich das Gefühl, dass ich ein Gläschen Wein zu viel trinke. Allein, es fehlte die Motivation, daran etwas zu ändern. Schließlich ist es sehr entspannend, den Tag mit einem Rotwein ausklingen zu lassen.

Der Blog brachte diese gemischten, aber verdrängten Gefühlen wieder zum Vorschein. Ich entschied, mich selbst unter Beobachtung zu stellen. Bislang betrachte ich das Ergebnis dieser alkoholischen Enthaltsamkeit als positiv. Ich leide nicht unter Entzugserscheinungen, und finde neuerdings sogar Gefallen an exotischen Fruchtsäften wie Maracuja und Rhabarber. Auch für blumige Teesorten wie „Arabische Nacht“ kann ich mich mittlerweile erwärmen.

Überschwängliche Glücksgefühle blieben allerdings bisher aus. Der vermeintlich starke Geist kostet seinen Triumph über das schwache Fleisch nicht aus. Vielmehr macht sich eine gewisse Normalität bemerkbar. Ich frage mich: Ist Verzicht überhaupt ein Verdienst? Schließlich gibt es so viele Menschen, die unfreiwillig Verzicht üben und darüber kein Wort verlieren. Weil sie krank sind und eine rigorose Diät einhalten müssen, weil sie nach einem Unfall im Rollstuhl sitzen oder weil sie schlicht kein Geld haben, um sich ihre Wünsche zu erfüllen, sondern ihr Leben von Armut und Entbehrungen gezeichnet ist. Verzicht gehört für sie zum Leben wie Krankheit und Tod. Er ist alltäglich und normal.

An dieser Stelle spüre ich, dass ich meiner Kollegin Greta noch eine zweite Antwort auf die Frage schuldig bin, warum ich faste. Ich möchte nämlich dabei das Gefühl überwinden, etwas besonderes zu tun. Die siebenwöchige Fastenzeit soll Verzicht für mich zur normalsten Sache der Welt machen, genauso wie dies für die Mehrheit der Menschheit der Fall ist. Natürlich trägt mein Verzicht nicht dazu bei, dass es weniger Leid und Armut auf dieser Welt gibt. Doch er hilft zumindest, Fasten als eine luxuriöse Übung wahrzunehmen und schafft neue Perspektiven. Kurz: Ich faste, weil Verzicht normal ist.

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Klaus: Selbstkasteiendes Fastentheater? https://blogs.dw.com/ohne/2014/03/21/klaus-selbstkasteiendes-fastentheater/ Fri, 21 Mar 2014 09:07:51 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=531 KlausWo will ich eigentlich hin? Ohne Kaffee, Fleisch und Zucker komme ich aus, das habe ich mir bewiesen. Ob zwei Wochen oder sieben, scheint fast schon egal. Körperliche Entzugserscheinungen habe ich überwunden, ergötze mich nun still schweigend meines tapferen Durchhaltevermögens. Aber auf Dauer gesehen bringt mir das vorösterliche Heldentum keinen Kick mehr – es nervt nur eben ab und zu.

Jetzt mal Butter bei die Fische*: Ab Ostern werde ich Kaffee, Fleisch und Zucker wieder auf meinen Speiseplan hieven. Definitiv! Wenn Stefan seinen Fastenverzicht auf blauen Dunst als Einstieg zum Ausstieg nutzt – Hut ab! Bei mir dürft ihr nach der Fastenzeit den Hut drauflassen. Ich werde mit voller Absicht zuschlagen: mein morgendliches Cappuccino-Ritual zelebrieren, den Duft brutzelnder Koteletts auf dem Grill einatmen, Crême brûlée auf der Zunge zergehen lassen. Mit „ćejf“!

Also alles nur selbstkasteiendes Fastentheater? Nein! Ich freue mich wie wahnsinnig auf diesen luxuriösen Moment, mir läuft das Wasser im Mund zusammen wie schon lange nicht mehr. Und genau darum geht’s: Ich will das Schlemmen wieder neu, bewusster genießen lernen.

Und es geht mir um darum, in meinem Alltag gezielte Genuss-Inseln zu kreieren. Und nicht ganz nebenbei einen Kaffee in den Schlund zu gießen, ein Schnitzel hinunterzuschlingen oder eine Tafel Schokolade zu vertilgen, als sei es selbstverständlich. Ich will all das wieder zu dem machen, was es ist: Luxus.

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*verstößt beides nicht gegen meine Fastenvorschriften!

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