Männer – ohne https://blogs.dw.com/ohne Fasten - drei DW-Reporter im Selbstversuch Tue, 29 Apr 2014 14:57:54 +0000 de-DE hourly 1 Klaus: Vom schicksalhaften Wesen der Frau (für Faster) https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/05/klaus-vom-schicksalhaften-wesen-der-frau-fuer-faster/ Sat, 05 Apr 2014 06:05:17 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=686 KlausMark Twain liefert den Stoff, aus dem die Träume eines Ex-Rauchers sind: Ohne Tabak kann der Mann den täglichen Frauenterror nicht ertragen! Noch ein Beweis für das schicksalhafte Wesen der Frau?

Bis heute gibt es Männer, die Frauen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Familie auf eine zweitrangige Rolle herunterreden wollen. Manch einer greift dazu auch tief in die Bibel-Kiste: Denn da, meinen sie, geistern eben vor allem Männer durchs Alte und Neue Testament – wenn man jetzt mal von der Schlüsselfigur Eva mit ihrem Sündenfall absieht, wegen der die Menschheit sich nicht mehr aus Bächen von Milch und Honig ernähren kann. Oder Maria, der Mutter Jesu, die ja ebenfalls eine essenzielle Rolle für das Schicksal des Christentums spielte. Daneben gibt es wenige Quotenfrauen wie Maria Magdalena. Aber von Moses über Jesus bis Paulus waren es stets Männer, die große Taten vollbrachten. Auch die Rollen der „Bad guys“ sind in der Bibel mit männlichen Figuren besetzt: Herodes, Pontius Pilatus und Judas. Frauen standen eher im Abseits.

Warum bloß? An Jesus kann es kaum gelegen haben. Der hatte eine durchaus wohlwollende Haltung gegenüber Frauen. Man erinnere sich nur an die Geschichte mit der Ehebrecherin, die mit vielen Männern geschlafen hatte. Jesus Spontankommentar nach Lukas: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ Das ist eine dieser schallenden Ohrfeigen, mit denen er die Moralvorstellungen seiner Zeitgenossen zurecht rückte und als chauvinistische Umtriebe entlarvte. Aber wenn Jesus kein Chauvi war – wer dann?

Paulus natürlich! Wenn man seine frauenfeindlichen Sprüche liest, kommen Zweifel auf, ob da nicht immer mal wieder das Saulus-Ego durchschimmerte: „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, […] sondern sie sei still.“ Wie Mark Twain litt er offenbar unter der Gesprächslust seiner Zeitgenössinnen und hätte ihnen am liebsten einen Knebel in den Mund geklemmt: „Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.“ Wer das mit dem Stillsein so oft wiederholen muss, hat ganz offensichtlich Durchsetzungsprobleme gegen den weiblichen Wortschwall!

Auch Paulus‘ Sexualleben schien alles andere als erfüllt gewesen zu sein – weshalb er seinen Followern empfahl: „Bist du nicht gebunden, so suche keine Frau.“ Und: „Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine.“ Denn: „Es ist gut für den Mann, keine Frau zu berühren.“ Hätten die ersten Christen seine Empfehlungen befolgt, dann wäre die christliche Religion schnell ausgestorben.

Erstes Fazit: Männer haben es schon in der Antike ausgezeichnet verstanden, sich in den Vordergrund zu drängen. Vielleicht spielt aber auch eine Rolle, dass das Neue Testament ausschließlich von Männern (Markus, Lukas, Matthäus und Johannes) überliefert und von einem Chauvi (Paulus) verbreitet wurde. Und dass Männer, wenn sie unter sich sind, lieber sich gegenseitig auf die Schultern klopfen als die Leistungen einer Frau angemessen zu würdigen, ist ja allgemein bekannt.

Zweites Fazit: Wer in der Fastenzeit auf Sex verzichten will, kann sich Inspiration bei Paulus holen. Verzicht auf Alkohol, Zigaretten oder Fleisch macht aber in meinen Augen mehr Sinn.

Drittes und letztes Fazit: Männer, die auf Zigaretten verzichten, sollten nicht Mark Twain lesen.

____________

PS: Lieber Wolfgang, aber sicher haben Sie meinen Segen! Nur bitte ein Stück Geburtstagstorte aufheben – bitte bis Ostern!

]]>
Wolfgang: Frauen fasten anders https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/04/wolfgang-frauen-fasten-anders/ Fri, 04 Apr 2014 15:56:57 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=678 Wolfgang ThielmannHallo Ihr drei,

wir sind auf gutem Weg, ein Gender-maingestreamtes Fasten zu definieren. Stefan fürchtet den Gender-Pilz, andere vielleicht das Gender-Pils. Die Umfrage der Apothekenumschau, nach der Frauen beim Fasten öfter scheitern, klingt wie die Wiederbelebung der Rede vom schwachen Geschlecht. Klaus hat ja die Umfrage selber interpretiert und in ihren Interessenkontext gestellt. Solche Erhebungen erheben mitunter die Fragenden. Der Antrieb dazu ist die Angst, die die Werbung für einen scharfen Drops klassisch formulierte: „Sind sie zu stark, bist du zu schwach.“

Die Umfrage hätte zur These meines Kirchengeschichtsdozenten gepasst. Der meinte, in der Antike seien Männerkulte eher asketisch und Frauenkulte eher orgiastisch gewesen. Wir haben ihm erst einmal geglaubt, und als wir fragen wollten, war das Thema schon durch. Ob er Adam und Eva meinte? Hetären? Tempelsklavinnen? Es gibt im zweiten Buch der Könige eine strikte Absage an Tempelsklaven, wie sie andere Kulte praktizierten. Der Reformkönig Joschija, der das verlorene Gesetzbuch wiederfindet, lässt die Sklavenhäuser am Tempel abreißen, „in denen die Frauen Schleier für die (Göttin) Aschera webten.“ Das klingt jetzt nicht sehr orgiastisch. In den letzten Jahren haben Forscher die antiken Berichte über Tempelprostitution in Zweifel gezogen. Wahrscheinlich hat einer die exotische Sensation vom anderen abgeschrieben, ohne den Wahrheitsgehalt zu prüfen. Einige wenige Beispiele dafür sind nur aus Indien belegt.

Mich erinnert die Umfrage auch an die klugen und lebensfrohen Nonnen aus dem mexikanischen Chiapas. Die hatten eine Regelungslücke des erst sechs Jahre zuvor beendeten Konzils von Trient genutzt, das die bis heute geltenden Fastenregeln aufstellte: kein Fleisch von Landtieren, nichts Festes, aber Flüssiges. Die Nonnen tranken Xocoátl, zu deutsch: Schokolade. Das sahen ihre Bischöfe ungern. Die Nonnen meinten, das Getränk mache sie freudiger zum Gebet. Die Bischöfe fürchteten, dass das Getränk ganz andere Lüste wecke, denn man munkelte allerlei. Deshalb schickten sie 1569, eine Generation nach Martin Luther, einen Abgesandten, Girolamo di San Vincenzo, zu Papst Pius V., um die Frage zu klären. Der Papst hatte eigentlich größere Probleme: Er wollte einen Kreuzzug gegen die Türken auf den Weg bringen. Widerwillig kostete er von dem Getränk, das ihm Fra Girolamo gekocht hatte: nur mit gallebitteren Kakaobohnen, ohne die eigentlich üblichen Kräuter. Und befand: „So ein Zeug bricht kein Fasten.“ Fünf Päpste bestätigen in den Jahrzehnten darauf seine Entscheidung, denn die Bischöfe gaben so schnell nicht auf. Dominikaner verdammten die Fastenschokolade, Jesuiten befürworteten sie; allerdings handelten sie auch schwunghaft damit. Die klugen Nonnen machte sich das Fasten angenehm.

Vielleicht fiel ihnen damit eine Regel leichter, die Jesus aufstellte. Er mochte nicht, dass man mit Fastenbittermiene durch die enthaltsamen Wochen geht. Sondern: „wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist.“ Vielleicht können Frauen mit ihrer Lust am Leben das leichter umsetzen. Vielleicht fasten Frauen anders. Ich faste jedenfalls gerne mit Frauen, die dabei Cocktailrezepte austauschen.

Und, Klaus, eine ehrliche Antwort auf Ihre Frage am Schluss: Am Wochenende breche ich mein Fasten, wahrscheinlich sogar bis Montag. Ich habe Geburtstag und dazu viele Freunde eingeladen, bevor ich zusagte, Sie hier beim Fasten zu begleiten. Habe ich Ihren Segen?

]]>
Stefan: Gender-Alarm?! https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/02/stefan-gender-alarm/ https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/02/stefan-gender-alarm/#comments Wed, 02 Apr 2014 14:09:36 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=668 Stefan Dege, DW-RADIO/Deutsches Programm, Zeitgeschehen, 19.07.2007„Zuerst schuf der liebe Gott den Mann, dann schuf er die Frau. Danach tat ihm der Mann leid und er gab ihm Tabak.“ Mark Twain
Dieses Zitat, von dem ich nicht weiß, ob es wirklich von Samuel Langhorne Clemens alias Marc Twain stammt, schickte mir eine Kollegin aus der russischen Deutsche Welle-Redaktion, augenzwinkernd natürlich. Ich persönlich glaube ja, der Mann macht es sich zu einfach.  Leider ist es so, dass – zumindest in Deutschland – in allen Altersgruppen mehr Männer als Frauen zum Glimmstengel greifen. (Und schwerer davon loskommen) Auf lange Sicht aber nähern sich Raucherinnen und Raucher zahlenmäßig aneinander an, sagt die Wissenschaft. Und was meint Mark Twain?
Er versteht Rauchen wohl als notwendigen Trost. Verschreibt den Tabak als Mittel zur Stimmungsaufhellung, weil Männer schließlich unter Frauen leiden. Liest man Astrids letzten Blog, klingt das ganz anders: „Frauen“, zitiert sie eine Umfrage der weltbewegenden „Apotheken-Umschau, „brechen häufiger mit dem Fasten als Männer.“ Dann zieht sie vom Leder: „Männer halten durch, Frauen geben auf. Vielleicht bringen sie sogar noch ihre Männer, die tapfer fasten, vom Pfad der Tugend ab. Ohne Evas Verführungskünste lebte die Menschheit schließlich noch immer im Paradies!“  Das ist harter Tobak. Das ist Kampfansage, denn es trägt den Gender-Pilz in unseren Fasten-Blog. Immerhin würzt die Kontroverse das zunehmend zur Gewohnheit werdende Fasten-Einerlei mit Nabelschau und theologischer Begleitmusik. Bis Ostern dauert es noch.
Zum Trost für Astrid und alle, die sich über Marc-Twains ironische Bemerkung geärgert haben, mag dieses Bonmot des amerikanischen Schriftstellers gereichen: „Was wäre die Menschheit ohne die Frauen? Rar, sehr rar.“

]]>
https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/02/stefan-gender-alarm/feed/ 1
Astrid: Eine Portion Mitleid, bitte! https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/01/astrid-ein-portion-mitleid-bitte/ Tue, 01 Apr 2014 15:14:08 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=658 Astrid Prange De OliveiraDa ist sie wieder, die Suche nach dem Sündenbock! Frauen brechen häufiger mit dem Fasten als Männer – dies will eine Umfrage der „Apotheken-Umschau“ herausgefunden haben. Das Ergebnis versetzte meinen Mitbruder Klaus in seinem jüngsten Blog-Eintrag in Hochstimmung. Hatte er es nicht schon immer geahnt? Männer halten durch, Frauen geben auf. Männer muten sich Unzumutbares zu, Frauen ist nichts zuzumuten.

Ja, es ist hart aber wahr: Am weiblichen Wesen wird die Welt wohl kaum genesen. Frauen scheitern an sich selbst, an ihrem schwachen Willen, an ihren ewigen Selbstzweifeln und Existenzfragen. Damit nicht genug: Vielleicht bringen sie sogar noch ihre Männer, die tapfer fasten, vom Pfad der Tugend ab. Ohne Evas Verführungskünste lebte die Menschheit schließlich noch immer im Paradies.
Vielleicht sollte sich unsere ehemalige Familienministerin Ursula von der Leyen die von meinem Mitbruder Klaus erwähnte Umfrage der „Apotheken Umschau“ noch einmal etwas genauer anschauen. Für ihren zähen Einsatz zugunsten einer Frauenquote könnten die Ergebnisse einen herben Rückschlag bedeuten. Wenn Frauen schon am Fasten scheitern, warum sollten sie dann in den Aufsichtsrat einer Firma einziehen?
Willensschwach, wehleidig, wahrheitsliebend – mit diesen anscheinend typisch weiblichen Eigenschaften lässt es sich auf dieser Welt nur schwer überleben, außer natürlich an der Seite eines starken Mannes. Die Fasten-Umfrage der „Apotheken-Umschau“ hat somit ein wahres Wunder vollbracht: Sie hat nicht nur die Männer von ihrem „Emanzipationsfrust“ befreit, wie Klaus schreibt, sondern auch noch die Frauen von ihrem Zwang, sich zu emanzipieren!
Glückwunsch: Ein echter Befreiungsschlag mitten in der Fastenzeit. So einen Coup haben Blätter wie „Brigitte“ oder „Emma“ noch nie gelandet! Apropos „Emma“: Auch die kampferprobte Feministin Alice Schwarzer hat ja unlängst ihre ganz persönliche Schwäche eingestanden.Nur aus Angst vor der zunehmenden Hetze gegen ihre Person hierzulande habe sie Geld auf ein Schweizer Konto überwiesen, ließ sie die Medien wissen. Das Geld ermögliche es ihr, jederzeit in die Alpenrepublik flüchten zu können.
Von wegen also starke Frauen. Ein paar Wochen Fasten, und schon versinken Gleichberechtigung und Emanzipation in Schutt und Asche?! Wo bitte bleibt das Mitleid mit uns armen Frauen? Immerhin, ich tröste mich damit, dass ich nun wenigstens weiß, warum ich nicht zur Heldin geboren wurde. Und schließlich gäbe es ohne schwache Frauen auch keine starken Männer. Bei aller Liebe zum Fasten: Darauf könnte ich nun wirklich nicht verzichten!

]]>
Klaus: Frauen – die schwächeren Faster? https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/01/klaus-frauen-die-schwaecheren-faster/ https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/01/klaus-frauen-die-schwaecheren-faster/#comments Tue, 01 Apr 2014 09:27:32 +0000 http://blogs.dw.com/ohne/?p=647 KlausEmanzipationsfrustrierte Männer können endlich aufatmen. Die „Rentner-Bravo“* liefert dieser Tage den Beweis: Frauen sind das schwächere Geschlecht – beim Fasten!

Aber mal der Reihe nach: Meine Bürokollegin hat große Fortschritte gemacht. Sie verzichtet jetzt darauf, mir einen Kaffee aus der Cafeteria mitbringen zu wollen. Stattdessen surft sie durch die Nachrichtenagenturen, um mich mit den neusten Fasten-News zu füttern.

So auch gestern: „Jeder Siebte scheitert beim Fasten“ titelte die Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur. Ein Marktforschungsinstitut hat im Auftrag der „Apotheken Umschau“ mehr als 2000 Leute gefragt, ob sie schon mal beim vorösterlichen Fasten rückfällig geworden sind. Das haben fast 15 % der Befragten zugegeben, also ungefähr jeder Siebte.

Wir sind nur drei Faster. Wenn wir Wolfgang, der sich ja spontan zum Mitfasten entschlossen hat, dazuzählen, sind wir vier. Beim Abzählen kommen wir also nicht bis sieben. Dafür zählt Astrid die Tage: Bei sieben – also am Sonntag – verzichtet sie auf den Verzicht. Was wieder einmal beweist: Statistiken stimmen eben doch irgendwie, wenn man sie nur richtig interpretiert.

Und noch etwas stimmt mit unserer eigentlich gar nicht repräsentativen Truppe überein: Das Fasten brechen statistisch gesehen mehr Frauen (18,3 %) als Männer (11,3 %). Astrid kann sich also damit trösten, dass ihr sonntäglicher Verzichtsverzicht doch geschlechtsspezifisch zu erklären ist. Also alles nicht so schlimm, oder?

Von wegen! Dieselbe „Apotheken Umschau“ hat schon vor einigen Jahren statistisch herausfinden lassen: Männer lügen öfter als Frauen. Also ist es durchaus wahrscheinlich, dass das starke Geschlecht eben besonders stark darin ist nicht zuzugeben, dass es beim Fasten gescheitert ist. Das würde natürlich die aktuelle Umfrage total auf den Kopf stellen. Sofern sie nicht auch bei der Frage nach dem Lügen schon gelogen haben. Dann könnte man natürlich beide Statistiken sofort in die Tonne werfen.

 Also, jetzt mal ehrlich, liebe Mitfaster: Wer von euch hat – offen oder heimlich – seine Fastenregeln gebrochen? Und wer von euch will jetzt lügen?

_______________________

*alias „Apotheken Umschau“

]]>
https://blogs.dw.com/ohne/2014/04/01/klaus-frauen-die-schwaecheren-faster/feed/ 1