Alpen – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Impressionen aus dem Salzburger Land https://blogs.dw.com/abenteuersport/impressionen-aus-dem-salzburger-land/ Mon, 28 Aug 2017 09:39:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37297 Ich melde mich gut erholt zurück. Drei Wochen lang habe ich im Salzburger Land die Seele baumeln lassen, immer an der frischen Luft. Hier ein paar Impressionen:

[See image gallery at blogs.dw.com] ]]>
Speedy Ueli https://blogs.dw.com/abenteuersport/speedy-ueli/ Wed, 12 Aug 2015 20:31:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30293 Geschafft! Ueli Steck

Geschafft! Ueli Steck

Eigentlich mag Ueli Steck den Spitznamen „Swiss Machine“ nicht. Doch wieder einmal wurde er ihm gerecht. Wie ein Schweizer Uhrwerk spulte der 38-Jährige sein Programm ab – und das im Eiltempo: In nur 61 Tagen bestieg „Speedy Ueli“ alle 82 Viertausender der Alpen, 19 Tage schneller als vorher angestrebt. Die Strecke zwischen den Bergen legte Steck nur mit Muskelkraft zurück: auf dem Fahrrad oder zu Fuß.

Mit wechselnden Partnern

Den Abstieg von den Gipfeln verkürzte Ueli, indem er, wo es ging, mit dem Gleitschirm talwärts segelte. Dabei kam ihm recht schnell nach dem Start sein ursprünglicher Partner für das Projekt „82 Summits“ abhanden. 

Im Eiltempo

Im Eiltempo

Der deutsche Profibergsteiger Michi Wohlleben musste nach anderthalb Wochen aufgeben, nachdem er beim Gleitschirmflug vom Schreckhorn in der Schweiz auf dem Allerwertesten gelandet war. Ueli kletterte weiter, mal alleine, mal mit Bergpartnern: etwa seiner Ehefrau Nicole oder befreundeten Bergsteigern wie Andreas Steindl, David Göttler oder Jonathan Griffith.

Tragischer Zwischenfall

Überschattet wurde das Projekt von einem Todesfall. Der 32 Jahre alte Niederländer Martijn Seuren stürzte, als er Steck im Mont-Blanc-Massiv begleitete,  vom Rochefort-Grat in den Tod.

Und jetzt der Nuptse East?

Ueli entschloss sich weiterzumachen. Gestern schloss er das Projekt auf dem 4102 Meter hohen Gipfel des Barre des Écrins in Frankreich ab. „Ich bin immer noch super aufgedreht, ich könnte weiterlaufen“, schreibt der Schweizer auf Facebook. „Mal sehen, was als nächstes kommt!“ Ursprünglich hatte Ueli vor, im Herbst mit dem US-Amerikaner Colin Haley am 7804 Meter hohen Nuptse East (in der Nachbarschaft des Mount Everest) im Alpinstil die Route von Valeri Babanov und Yuri Kosholenko zu wiederholen. Aber das hatte er vor dem verheerenden Erdbeben in Nepal vom 25. April angekündigt. Hoffen wir, dass er an seinem Plan festhält!

 

]]>
82 Viertausender in 80 Tagen https://blogs.dw.com/abenteuersport/82-viertausender-in-80-tagen/ Thu, 11 Jun 2015 11:36:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29761 Michi Wohlleben (l.) und Ueli Steck

Michi Wohlleben (l.) und Ueli Steck

Sie sind unterwegs. Die beiden Topbergsteiger Ueli Steck aus der Schweiz und Michi Wohlleben aus Deutschland haben heute den ersten der 82 Viertausender der Alpen bestiegen, den 4048 Meter hohen Piz Bernina in Graubünden in der Schweiz. Um zehn Uhr erreichten sie den Gipfel, nachdem sie die Nacht auf der Tschiervahütte auf 2573 Metern Höhe verbracht hatten. Innerhalb von nur 80 Tagen wollen der 38 Jahre alte Ueli und der 24 Jahre alte Michi alle Alpen-Viertausender in der Schweiz, Italien und Frankreich besteigen, wenn möglich nicht auf den Normalwegen, sondern auf anspruchsvolleren Routen.

Schluss mit der Rekordjagd

Die geplante Route durch die Alpen

Rund 100.000 Höhenmeter kommen für die beiden Gipfelstürmer so in diesem Sommer zusammen. Den Abstieg verkürzen sie, wo es geht, indem sie mit dem Gleitschirm talwärts fliegen. Die Strecke zwischen den Bergen legen Steck und Wohlleben mit dem Fahrrad zurück. Es sei lediglich eine Reise durch den Sommer, so Steck. „Es geht mir um eine Botschaft, die ich auch an mich selber richte“, sagte der Schweizer der Neuen Zürcher Zeitung. „Die Botschaft, dass dem Rekordstreben Gefahren innewohnen. Wenn ich nämlich in diesem Film drinbleibe, immer schneller, höher und weiter, dann endet es irgendwann tödlich, das weiß ich.“

Im Herbst zum Nuptse

Im Herbst 2014 war Steck am Achttausender Shishapangma in Tibet knapp der Lawine entgangen, die den deutschen Bergsteiger Sebastian Haag und den Italiener Andrea Zambaldi das Leben gekostet hatte. 2013 bei seinem Solo-Trip durch die Annapurna-Südwand hätte Ueli nach eigenen Worten die Schraube fast überdreht. „Ich habe dort sogar akzeptiert, dass ich wahrscheinlich nicht lebend zurückkomme. Und das ist zuviel“, erzählte mir Ueli vor ein paar Monaten. So ganz sagt der Schweizer Topkletterer dem Extremen aber nicht adieu. Im Herbst will er mit dem US-Amerikaner Colin Haley am 7804 Meter hohen Nuptse East (in der Nachbarschaft des Mount Everest) im Alpinstil die Route von Valeri Babanov und Yuri Kosholenko wiederholen. Den beiden Russen war 2003 erstmals gelungen, den Gipfel des Nuptse East über den Südpfeiler zu besteigen. Bis auf eine Höhe von 6400 Meter legten sie Fixseile – was in der Kletterszene zu einer Kontroverse über ihren Stil führte. Die Route sei durch Haken und Fixseile „entweiht worden“, kritisierte der US-Kletterer Steve House, der 2002 im Alpinstil auf derselben Route eine Höhe von 7200 Metern erreicht hatte. Babanov konterte: „Der Berg wartet. Du brauchst einfach nur hinzugehen und zu klettern!“

]]>
Muh! Ein Plädoyer für die Kuh https://blogs.dw.com/abenteuersport/muh-ein-plaedoyer-fuer-die-kuh/ Tue, 19 Aug 2014 15:34:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27161 Aug' in Aug'

Aug‘ in Aug‘

Kühe habe ein Imageproblem. Jedenfalls derzeit hier in Österreich. Dieser Tage war es dem „Hitradio Ö 3“ die Aufmacher-Meldung wert, dass ein 77 Jahre alter Wanderer in den Bergen von einer Kuhherde angegriffen und schwer verletzt worden sei. Einfach so, aus heiterem Himmel. Der Senior habe sich nicht einmal auffällig verhalten. Er sei auch nicht von einem Hund begleitet worden, den die Kühe vielleicht als Bedrohung hätten empfinden können. Genau das war offenbar Ende Juli im Stubaital einer 45 Jahre alten deutschen Urlauberin zum Verhängnis geworden. Sie hatte den Angriff einer Kuhherde nicht überlebt. Seitdem wird in den Alpen darüber diskutiert, ob die Kuh den alpinen Gefahren zugerechnet werden muss. Sogar von „Killer-Kühen“ ist die Rede. „Kuhflüsterer“ verweisen darauf, dass mit dem Einzug der Elektronik in die Landwirtschaft die persönliche Beziehung zwischen Bauer und Viech abhanden gekommen sei und deshalb manche Kuh den Menschen nicht mehr wie früher als Freund und Helfer, sondern als Bedrohung empfinde. Wahrscheinlich schreiben bereits die ersten Drehbuch-Autoren in Hollywood (oder im Wienerwald) am neuen Film-Schocker „Planet der Kühe“. Da können sie dann auch gleich mit einarbeiten, dass die Kühe mit ihrem Methan-Gefurze und -Gerülpse den Klimawandel befeuern. 

Ein Stück Bergkultur

Frisch gekalbt

Frisch gekalbt

Schluss, Ende, Muh! Die Kuh muss verteidigt werden. Und wenn ich mich zu ihrem Anwalt mache! Die Alpen ohne Kühe sind für mich nicht vorstellbar, der Himalaya ohne Yaks übrigens auch nicht. Seitdem ich in den Bergen unterwegs bin, also von Kindesbeinen an, gehören die Begegnungen mit den Rindviechern ebenso dazu wie das Geläut ihrer Glocken, von Milch und Bergkäse ganz zu schweigen. Kühe sind Bergkultur. Zugegeben, ein einziges Mal habe ich es auch mit der Angst bekommen und mein Tempo spürbar erhöht. Aber das war auch nicht auf einer gewöhnlichen Kuhweide, sondern einer Stieralpe. An deren Gatter stand ein Schild „Durchgang auf eigene Gefahr“, und oben am Hang scharrte ein mächtiger Bulle mit den Hufen, als wäre ich der kleine Torero und mein Rucksack das rote Tuch in der Arena. Ich suchte das Weite und fand es hinter dem Zaun.

Zunge raus!

Molly

Molly

Gestern haben wir auf dem Bauernhof, auf dem wir seit vielen Jahren regelmäßig Urlaub machen, die Geburt eines Kälbchens miterlebt. Verblüffend: Erst erblicken die beiden Vorderhufe das Licht der Welt, dann aber schon steckt das Neugeborene die Zunge heraus – so als wollte es erst einmal schmecken, worauf es sich auf dieser merkwürdigen Welt einlässt. Es folgt die Schnauze und schwupps, rutscht das ganze, kleine Rindvieh heraus. Mutter Kuh beginnt nun, Baby-Kuh abzuschlecken, dass es sich – im wahrsten Sinne des Wortes – gewaschen hat. Heute steht Molly (wie ich die kleine Kuh für mich getauft habe) schon wacklig im Stall. Und im nächsten Jahr kann ich sie dann hoffentlich auf der Hochalm besuchen. Und dass mir bloß niemand einen Zaun um sie herum baut!

]]>
Talarm in den Alpen https://blogs.dw.com/abenteuersport/talarm-in-den-alpen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/talarm-in-den-alpen/#comments Wed, 07 May 2014 11:34:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26023 Papst Franziskus

Papst Franziskus

Ob der Papst ahnt, welche Lawine er mit seinen Worten losgetreten hat? In der Kirche gebe es viele „Klettermaxe“, sagte Franziskus Anfang der Woche bei seiner Frühmesse im Vatikan. Sie folgten Jesus nur halbherzig, strebten eigentlich jedoch nur nach Macht. So weit, so gut. Das wird kaum jemand bestreiten. Dann aber legte der Papst noch nach: „Wenn es dir gefällt, fahr‘ in den Norden und geh‘ Bergsteigen. Das ist gesünder. Aber komm‘ nicht in die Kirche, um aufzusteigen.“

Das klingt nach Talar-Alarm, kurz „Talarm“, in den Alpen. Weil das Papstwort unumstößlich ist und gilt, verstopfen die Tebartzens dieser Welt künftig Wanderwege und Klettersteige, belagern Hütten und Gipfelkreuze. Gar nicht auszudenken, was geschieht, wenn jemand Franziskus steckt, dass er vielleicht nicht nur die „Klettermaxe“ der katholischen Kirche, sondern auch noch die gelackten Emporkömmlinge in allen anderen Bereichen des Berufs- und gesellschaftlichen Lebens zum Bergsteigen schicken sollte. Dann haben wir den Berg-Salat. Habemus acetarium montanum. 😉

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/talarm-in-den-alpen/feed/ 3
1000-Kilometer-Marke geknackt https://blogs.dw.com/abenteuersport/1000-kilometer-marke-geknackt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/1000-kilometer-marke-geknackt/#comments Mon, 17 Sep 2012 20:34:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16959

Alpakas nahe Landsberg

Da kannst du sagen, du warst in Lima“, sagt einer der beiden älteren Herren, die sehen, dass ich die Alpakas fotografiere. Dabei heißt mein Lima Landsberg und liegt am Lech. Irgendjemand muss ein Faible für diese südamerikanischen Hochlandkamele oder ihre Wolle haben, um sie hier ins Voralpenland zu importieren. Ungewöhnlich. Aber warum nicht, Reinhold Messner hält in Südtirol schließlich auch Yaks, die er aus dem Himalaya mitgebracht hat. Und die Alpakas machen einen durchaus zufriedenen Eindruck.

.

Hornhaut am Hintern

Pause auf der Herrgottsbank

Wieder verwöhnt mich die Sonne, als ich morgens nahe Donauwörth zu meiner vorletzten Rad-Etappe auf dem Weg zur Zugspitze starte. Ich spüre, dass die Kondition von Tag zu Tag besser wird. Der Allerwerteste scheint sich an den entscheidenden Stellen eine Hornhaut zugelegt zu haben. Nur die Problemzone linkes Knie bleibt. Ich hoffe nur, dass mir das beim Bergwandern nicht zusetzt. Das heutige 106 Kilometer lange Teilstück verwöhnt mich mit einem ziemlich flachen Profil. Ich kann einfach vor mich hin rollen und meinen Gedanken nachhängen. Die Aussicht, bald meine Deutschland-Tour vom Norden in den Süden durchgeradelt zu haben, beflügelt.

Immer geradeaus

In Augsburg gibt es einen regelrechten Radweg-Schilderwald. Kein Wunder, dass ich irgendwann die Orientierung verliere. Wo geht es denn nun nach Königsbrunn und dann Richtung Landsberg? „Das ist nicht so einfach“, findet auch ein junger Mann, den ich um Hilfe bitte. „Aber wenn du einmal raus aus der Stadt bist, kannst du immer geradeaus nach Süden fahren.“ Also der Nase nach. So kommt es auch. Fast ein wenig eintönig erscheint mir der Weg fortan.

Erster Blick

Keine Fata Morgana

Kurz vor Landsberg fehlt mir der Sekt, um mit mir selbst anzustoßen – auf die 1000 Kilometer, die ich in diesem Augenblick laut Tacho unterwegs bin.Um zum Campingplatz zu gelangen, muss ich noch hinter der Altstadt von Landsberg die „Bergstraße“ hinauf. Die heißt nicht umsonst so. Zum einen muss ich schwer in die Pedale treten, um die Steigung zu schaffen. Zum anderen erblicke ich, oben angelangt, erstmals die Alpen-Silhouette. Mir geht das Herz auf. Morgen fahre ich fair in die Berge hinein. Die Vorfreude wächst mit jedem Kilometer. So sind wir Bergfexe halt.Wir können nicht anders.

P.S. Für alle, die interessiert, was ich heute gegessen habe: Eine mit Käse überbackene Riesenportion Spaghetti Bolognese mit Champignons und Erbsen – im Garten des „Ristorante Bellino“ in Augsburg. Lecker – und jede Menge Kohlenhydrate 🙂

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/1000-kilometer-marke-geknackt/feed/ 3
Nachgefragt: Gletscherschmelze https://blogs.dw.com/abenteuersport/nachgefragt-gletscherschmelze/ Thu, 06 Sep 2012 13:29:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16607

Samuel Nussbaumer

Die Gletscher geben nun preis, was sie einst verschluckt haben. Auf dem Gauli-Gletscher in der Schweiz trat zuletzt der Propeller einer 1946 abgestürzten Maschine zutage. Auf dem Bosson-Gletscher im Mont-Blanc-Massiv fanden Bergsteiger eine seit einem Flugzeugunglück 1966 verschollene indische Diplomatentasche.  Und der Taschachferner in den Ötztaler Alpen gab die Leiche eines seit elf Jahren vermissten Münchner Bergsteigers frei. Grund für diese Funde ist die fortschreitende Gletscherschmelze in den Alpen. Aber nicht nur dort, sondern weltweit sind die Eisriesen auf dem Rückzug – nicht zuletzt eine Folge des Klimawandels. Ich habe darüber mit dem Schweizer Glaziologen Samuel Nussbaumer gesprochen. Der 31 Jahre alte Wissenschaftler arbeitet in Zürich für den World Glacier Monitoring Service (WGMS), der die Entwicklung der Gletscher beobachtet und analysiert.

Samuel Nussbaumer, Sie und Ihre Kollegen haben ein wissenschaftliches Auge auf die Gletscher unserer Welt. Wie steht es denn nun wirklich um die Gletscher im Himalaya?

Im Himalaya gibt es im Gegensatz etwa zu den Alpen noch sehr wenige Feld-Messungen über einen langen Zeitraum. Das bringt natürlich gewisse Probleme mit sich, weil noch viele Unsicherheiten bestehen. Es gab in der letzten Zeit durch diese IPCC-Geschichte (Anm.: Der Weltklimarat hatte irrtümlich prognostiziert, dass die Gletscher im Himalaya bis 2035 verschwunden sein würden.) kürzlich viele Studien zum Himalaya. Grundsätzlich gehen auch dort die Gletscher stark zurück, bis auf die Karakorum-Region, wo man ausgeglichene Massenbilanzen beobachtet hat.

Ziehen sich die Gletscher im Himalaya in einem sehr auffälligen, besorgniserregenden Maße zurück oder bewegt sich das Ganze in einem normalen Rahmen?

Es ist „normal“ im weltweiten Vergleich, aber insofern nicht mehr normal, weil es eine so rasche Veränderung in der Vergangenheit – d.h. seit Beobachtungen vorhanden sind – noch nie so gegeben hat. Das bringt natürlich Probleme mit sich, etwa für die Wasserversorgung. Auch die Situation von Naturgefahren verändert sich.

Welche Rolle spielt der Klimawandel bei dieser Entwicklung?

Gletscher reagieren grundsätzlich auf das Klima, also auf Temperaturen, Niederschläge und auch Strahlung. Wenn es wärmer wird, schmelzen die Gletscher mehr und ziehen sich entsprechend zurück. Insofern kann man sagen, dass der Rückgang der Gletscher im Himalaya auch auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Es stellt sich jedoch die Frage, wie viel davon anthropogen bedingt (Anm.: vom Menschen verursacht) ist. Es gibt auch natürliche Klimaschwankungen, aber die werden durch den anthropogenen Teil deutlich überlagert. Das zeigt die Simulation der Klimaentwicklung seit den 1950er Jahren durch Klimamodelle.

Blicken wir auf die Alpen, auf unsere Berge. Werden Ihre Enkel Gletscher in der Schweiz, Österreich oder Bayern noch erleben?

Man geht davon aus, dass bis 2050 etwa noch ein Viertel der heutigen Gletscherfläche vorhanden ist und im Jahr 2100 die Gebiete unterhalb von 3500 Metern im Sommer schneefrei sind – regional gibt es sicher Unterschiede. Das heißt, dass es auch unterhalb dieser Grenze keine Gletscher mehr geben kann, weil der Schnee als Nachschub für das Eis fehlt. Die Gletscher reagieren allerdings mit einer gewissen Verzögerung. Der Große Aletschgletscher zum Beispiel, der größte Gletscher der Alpen, braucht 50 oder noch mehr Jahre, bis er sich ans Klima angepasst hat. Deshalb wird es wohl auch in 100 Jahren noch Teile des Aletschgletschers geben.

Hat sich das Eis denn in den vergangenen Jahren schneller zurückgezogen?

Ja. Vor allem 2003 mit seinem Hitzesommer war für die Alpengletscher ein fatales Jahr. Damals ist bis auf eine Höhe von über 3500 Meter aller Schnee geschmolzen. Deshalb gab es keine Anhäufung von Schnee, der später zu Firn und dann zu Eis wird. Auf den Gletschern kamen Staub oder kleine dunkle Partikel zum Vorschein. Durch die dunklere Oberfläche wurde die Wärme besser aufgenommen und die Schmelze noch einmal verstärkt.

Der Tsho Rolpa-Gletschersee ist einer der größten und gefährlichsten im Himalaya

Welche Folge hat der Rückzug der Gletscher für die Bergwelt?

Die Gletscher speichern den Niederschlag des Winters, der als Schnee fällt und zu Eis wird und dann im Sommer als Gletscherwasser wieder zur Verfügung steht. Sie sorgen also für eine Verlagerung des Abflusses vom Winter auf den Sommer. Wenn das wegfällt, besteht im Frühling die Gefahr von Hochwasser, weil das Wasser zu rasch abfließt. Und im Sommer kann es Wasserknappheit geben.

Wenn sich die Gletscher zurückziehen, hinterlassen sie außerdem instabile Moränen oder Gletschervorfelder mit viel Schutt. Dort können sich bei Gewittern Schlammströme entwickeln. Oder es bilden sich neue Gletscherseen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie sich plötzlich entleeren. Das ist übrigens auch im Himalaya ein großes Problem.

Treten diese Phänomene schon jetzt vermehrt auf?

Ja, so ein See hat sich etwa am Unteren Grindelwaldgletscher gebildet. Um die Gefahr zu entschärfen, hat man für einen zweistelligen Millionenbetrag seitlich einen Stollen durch den Fels gegraben, damit das Wasser abfließen konnte. In Europa können wir so etwa finanziell bewältigen, aber im Himalaya sind diese Geldmittel nicht vorhanden.

Das ist ja eigentlich auch nur ein Arbeiten an den Symptomen. Die Ursachen kann man kurzfristig wohl nicht mehr drehen?

Genau das ist das Problem. Das Klimasystem ist sehr träge. Auch wenn wir ab heute die CO2-Emissionen drastisch reduzierten, würde sich trotzdem in den nächsten 50 Jahren noch eine Erwärmung ergeben.

Da könnte man versucht sein zu sagen: Wir können ohnehin nicht wahnsinnig viel machen, am Ende sind die Gletscher doch weg.

Das sehen wir als Gletscherforscher mit Wehmut. Noch vor 150 Jahren gab es eine regelrechte Eispracht und jetzt sieht man nur noch diese kümmerlichen Reste. Und in der Zukunft wird es vielleicht überhaupt keine Gletscher mehr geben. Meine Enkel wissen vielleicht gar nicht mehr, was Gletscher sind und werden sie deshalb auch nicht vermissen. Aber es gibt eben auch die beschriebenen negativen Folgen des Gletscherrückzugs. Das ist eine bedenkliche Entwicklung.

]]>
Lebensretter Schokolade https://blogs.dw.com/abenteuersport/lebensretter-schokolade/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/lebensretter-schokolade/#comments Wed, 15 Aug 2012 12:06:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16231

Sollte in keinem Rucksack fehlen

Ohne Schokolade ist das Leben nicht nur ärmer, sondern unter Umständen auch arm dran, weil kürzer als mit Schokolade. Der 70 Jahre alte Bergsteiger aus Schmidmühlen in Bayern, der – wie hier berichtet – gestern nach sechs Tagen aus einer Gletscherspalte in den Stubaier Alpen befreit worden war, hat jedenfalls auch deshalb überlebt, weil er eine Tafel Schokolade im Gepäck hatte. Die habe er nach seinem Missgeschick sofort rationiert, erzählte der rüstige Senior den Ärzten in der Innsbrucker Klinik. Sein Überlebensrezept: Jeden Tag ein Stückchen Schokolade, dazu ab und zu ein Schluck Gletscherwasser und eine große Portion Hoffnung.

34 Grad Körpertemperatur

Rettungsaktion am Schrankogels (l.)

Er habe gewartet und gedöst, sagte der Mann. Bloß nicht einschlafen und dann im Jenseits aufwachen! Der Mann war auf dem Längentalferner durch eine Schneebrücke gebrochen und in eine gut 15 Meter tiefe Spalte gestürzt. Auf einem kleinen Plateau kam er zum Liegen – mit leichten Hüftverletzungen. Drei deutsche Bergsteiger hörten schließlich seine Hilfeschreie und alarmierten die Rettungskräfte. Als sie den Bergwanderer ans Tageslicht zogen, hatte er eine Körpertemperatur von 34 Grad. „Dem geht’s gut“, fasste ein Sprecher des Innsbrucker Krankenhauses den Zustand des 70-Jährigen zusammen. Sicher kam ihm in der Notsituation auch seine große Erfahrung zugute. Er gehe seit Jahrzehnten in die Berge, meist allein, sagte der Mann, der deshalb auch sicher wusste, dass Schokolade im Rucksack nicht fehlen sollte.

Bitte eine Halbe Radler!

Denn diese köstliche Süßigkeit spendet nicht nur Kalorien und Zucker, sondern hellt auch die Stimmung auf und schützt Herz und Kreislauf. Natürlich gilt das nur, wenn die Schokolade in Maßen genossen wird. Das Haar in der Schoko-Suppe ist ihre Qualität als Zahnkiller. Aber die vernachlässigen wir in dieser Stunde, da die Schokolade wieder einmal ein Leben gerettet hat. Der 70-Jährige erwies sich auch in anderer Sicht nicht gerade als Kostverächter. Auf die Frage nach seinem ersten Wunsch antwortete der Bayer: „Am liebsten wäre mir jetzt eine Halbe Radler.“ Prost!

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/lebensretter-schokolade/feed/ 1
Zahlen, die nachdenklich machen sollten https://blogs.dw.com/abenteuersport/zahlen-die-nachdenklich-machen-sollten/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/zahlen-die-nachdenklich-machen-sollten/#comments Sun, 06 May 2012 18:16:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14325

Bergsport liegt im Trend

Nicht umsonst gilt Bergsport als Risikosport. Immer wieder sind nicht nur Verletzte, sondern auch Tote zu beklagen. Wie jetzt in Japan. Ein Wettersturz kostete in den japanischen Alpen (die nennt man wirklich so) auf der Insel Honshu mindestens acht Bergsteigern das Leben. Nach japanischen Presseberichten starben die Wanderer im Seniorenalter an Unterkühlung. Sie waren bei schönem Wetter aufgebrochen, wurde dann aber von einem Sturm mit heftigem Regen überrascht. Viele Japaner nutzen traditionell Anfang Mai die so genannte „Goldene Woche“ mit einer Serie von Feiertagen zu ersten Bergwanderungen. – Auch in den europäischen Alpen ist Wandern und Bergsteigen Trendsport. Die Kehrseite der Medaille: Mehr Tote und Verletzte als früher.

Mehr Bergtote in der Schweiz und Österreich

Nach Angaben des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) kamen 2011 in den Schweizer Alpen und im Jura 217 Menschen ums Leben, 44 mehr als im Vorjahr. Auch wenn ich mich damit schwer tue, Menschenleben in Prozentzahlen umzurechnen,  ist das ein Zuwachs von 25 Prozent. Beim „klassischen Bergsport“ –  per Definition des SAC Wandern, Bergsteigen und Klettern –  waren 151 Tote zu beklagen, 27 mehr als im Vorjahr (plus 22 Prozent). Die meisten Opfer (40 Prozent) kamen aus Deutschland. Auch in Österreich schlagen die Rettungskräfte Alarm. 163 Bergtote zählte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) im Jahr 2011, 26 mehr als im Vorjahr (plus 19 Prozent).

Zu schlapp, mit Neigung zur Selbstüberschätzung

Lockende Berge

„Selbstüberschätzung und mangelnde körperliche Fitness sind einmal mehr die Hauptgründe für Unfälle“, sagte KfV-Chef Othmar Thann – und liegt damit auch auf der Linie des Deutschen Alpenvereins, der schon 2010 feststellte, „dass eine typische Ursachenkombination für Notfälle in den Bergen auf dem Vormarsch ist – mangelhafte Kondition, mangelndes Wissen und Selbstüberschätzung. An der Ausrüstung mangelt es hingegen nicht.“ Es hat sich also offenbar in den Bergen weitestgehend „ausgesandalt“.

Die Zahlen der deutschen Bergretter für das vergangene Jahr werden derzeit noch zusammengetragen. Doch erste Meldungen aus einzelnen Bezirken deuten darauf hin, dass auch hierzulande mehr Menschen ihr Leben in den Bergen verloren haben. So wurden in den Allgäuer Alpen 22 Todesfälle verzeichnet, zehn mehr als 2010. Fast eine Verdopplung.

Ich halte nichts davon, den moralischen Zeigefinger zu heben. Aber vielleicht sollten diese Zahlen doch den einen oder anderen zum Nachdenken animieren, ob er in den Bergen seiner Eigenverantwortung gerecht wird. Schließlich gefährdet er unter Umständen nicht nur fahrlässig sein eigenes Leben, sondern auch das der Bergretter.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/zahlen-die-nachdenklich-machen-sollten/feed/ 2