Dawa Sangay Sherpa – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Dujmovits kehrt am Everest auf 8500 Metern um https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dujmovits-kehrt-auf-8500-metern-auf/#comments Sat, 27 May 2017 10:42:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36461

Ralf Dujmovits

Wie schade! Ralf Dujmovits hat sich seinen Traum nicht erfüllen können, im achten Anlauf doch noch den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff zu erfüllen. Der 55-Jährige kehrte auf 8500 Metern um. Von Lager 3 auf 8300 Metern aus rief er per Satellitentelefon seine Lebensgefährtin, die kanadische Bergsteigerin Nancy Hansen an. „Er musste auf 8500 m umkehren, weil ein Sturm aufzog: 40 km/h Windböen mit Schnee. Er war dabei, das Gefühl in seinen Händen und Füßen zu verlieren“, schrieb Nancy auf Facebook. Er werde zusammenpacken und so weit wie möglich herunter steigen. „Wie ihr euch vorstellen könnt, ist er extrem enttäuscht. Das Wetter hat einen Gipfelerfolg einfach nicht zugelassen.“ Ralf umsichtige Entscheidung verlangt Respekt und zeigt, dass er noch Herr seiner Sinne war.

Noch alle Finger und Zehen

Gipfel des Mount Everest (vom Nordostgrat aus gesehen)

Dujmovits bestieg als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender, lediglich am Everest griff er im Herbst 1992 oberhalb des Südsattels bei schlechtem Wetter zur Atemmaske. Das hat Ralf immer als Makel seiner bergsteigerischen Bilanz empfunden, den er so gerne beseitigen wollte. Doch dieser achte Versuch sollte nach seinen Worten sein „definitiv letzter“ sein. Ziemlich knapp hat er heute sein sportliches Ziel verpasst, doch seiner Grundmaxime ist er treu geblieben: Wichtiger ist es, gesund wieder herunterzukommen. Mit einem gewissen Stolz verweist Ralf darauf, dass er auch nach über drei Jahrzehnten Expeditionen zu den Achttausendern noch alle Finger und Zehen hat – ganz zu schweigen davon, dass er – im Gegensatz zu einigen Weggefährten – seine Abenteuer überlebt hat.

Später Griff zur Flasche

Die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten heute über die Nordroute den 8850 Meter hohen Gipfel. Cory griff beim Aufstieg jedoch zu Flaschensauerstoff, weil er sich nicht wohl fühlte, seinen Freund Adrian aber weiter unterstützen wollte. Richards hatte 2016 den Gipfel ohne Atemmaske erreicht, Ballinger hatte damals umdrehen müssen.

Latorre macht die 14 voll

Everest-Südseite

Von der Südseite aus erreichten nach spanischen Medienberichten der Spanier Ferran Latorre und der Österreicher Hans Wenzl den Gipfel. Latorre sagte nach seiner Rückkehr zum Südsattel, er habe im Gipfelbereich Flaschensauerstoff benutzt: „Es war zu hart.“ Ob auch Wenzl zur Atemmaske griff, ist noch nicht bekannt. Latorre hat mit seinem Erfolg am Everest seine Achttausender-Sammlung vervollständigt. Die anderen 13 Gipfel hatte er ohne zusätzlichen Sauerstoff erreicht.

Graziani und Sangay drehen um

Der Franzose Yannick Graziani und der Sherpa Dawa Sangay waren auf 8500 Metern umgekehrt. „Zu viel Schnee, zu viel Wind, man friert fast an Ort und Stelle ein. Zu riskant ohne Sauerstoff“, sagte Yannick hinterher. Noch gibt es keine Informationen, ob die Französin Elisabeth Revol den Gipfel erreicht hat. Auch sie wollte heute ohne Atemmaske auf den höchsten Berg der Erde steigen. In diesem Frühjahr hatte Elisabeth bereits am Achttausender Makalu den Vorgipfel erreicht und anschließend den Lhotse bestiegen.

P.S. Ich werde für den Rest des Tages offline sein und kann deshalb am heutigen Samstag keine weiteren Updates liefern. (15 Uhr MESZ)

Update, 28. Mai: Nachtrag zu den Ereignissen am Everest: Hans Wenzl hat gestern als einziger auf der Südseite den Gipfel ohne Flaschensauerstoff erreicht. Ferran Latorre hatte weit oben zur Atemmaske gegriffen. Beide übernachteten am Südsattel und sind heute abgestiegen. Elisabeth Revol hat gestern wegen der widrigen Wetterverhältnisse „nicht weit vom Gipfel“, wie sie schreibt, umgedreht. Auf der Nordseite erreichte Kilian Jornet zum zweiten Mal innerhalb einer Woche den Gipfel ohne Atemmaske. Ralf Dujmovits stieg gestern den ganzen Weg von seinem Umkehrpunkt auf 8500 Metern bis in vorgeschobene Basislager ab, heute ging es weiter zum Chinese Base Camp. Auch Adrian Ballinger und Cory Richards erreichten nach ihrem Gipfelerfolg noch gestern das ABC.

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Nächste Station: Everest, Gipfel https://blogs.dw.com/abenteuersport/naechste-station-everest-gipfel/ Fri, 26 May 2017 14:56:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36437

Everest-Gipfel von Norden aus

Ralf Dujmovits ist seinem großen Ziel ganz nahe. Im achten Anlauf will der 55-Jährige endlich den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff besteigen. Rund acht Stunden Aufstieg trennen Ralf noch vom höchsten Punkt der Erde auf 8850 Metern – wenn alles passt. Heute erreichte Dujmovits nach Angaben seiner Lebensgefährtin Nancy Hansen auf der tibetischen Normalroute Lager 3 auf 8300 Metern, von wo er sich per Satellitentelefon bei ihr meldete. Eine Stunde lang habe dort oben ein Gewitter gewütet, berichtete Ralf der Kanadierin. Er habe für die 600 Höhenmeter von Lager 2 aus fünf Stunden gebraucht. „Er fühlt sich ein bisschen müde, aber er klingt sehr präsent und normal“, schreibt Nancy auf Facebook. „Er wird nun eine Menge trinken, sich dann ein paar Stunden ausruhen und am Samstag um 1 Uhr nepalesischer Zeit (in Deutschland 21.15 Uhr am Freitag) Richtung Gipfel aufbrechen.“

Wenig Wind am Gipfeltag erwartet

Der Wetterbericht sagt für Samstag früh wenig Wind und leichten Schneefall voraus, bei Temperaturen um minus 25 Grad Celsius. Am Nachmittag soll der Schneefall stärker werden. Dujmovits hat als bisher einziger Deutscher alle 14 Achttausender bestiegen, einzig am Everest griff er im Herbst 1992 bei schlechtem Wetter oberhalb des Südsattels zur Atemmaske. Das wurmt ihn noch heute. Der aktuelle Everest-Versuch ohne Flaschensauerstoff soll, so Ralf zu mir vor der Abreise, sein „definitiv letzter“ sein. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen.

Maske, um Luft zu befeuchten

Eigenwillige Maske

Auch die US-Amerikaner Adrian Ballinger und Cory Richards haben bei ihrem Versuch ohne Flaschensauerstoff auf der Nordseite Lager 3 erreicht. „Es war hart, hierhin zu kommen. Jetzt habe ich Angst“, räumt Adrian auf Instagram ein. Auf dem Bild trägt Ballinger eine Maske vor dem Mund, die nach seinen Worten dafür sorgen soll, dass die Atemluft befeuchtet wird.

 

Latorre und Co. auf dem Südsattel

Sangay, Wenzl, Latorre, Graziani (v.l.n.r.)

Auch auf der Südseite des Everest laufen die Gipfelversuche der Bergsteiger, die ohne Flaschensauerstoff aufsteigen, bisher nach Plan. Der Spanier Ferran Latorre, der Franzose Yannick Graziani und der Österreicher Hans Wenzl erreichten den Südsattel auf 7950 Metern. Begleitet werden sie von dem Sherpa Dawa Sangay. Ein kurzes Video, das Ferran auf Twitter postete, zeigt starke Böen und Schneefall. Darüber berichtete auch die Französin Elisabeth Revol, die bei ihrem Versuch ohne Atemmaske heute von Lager 2 auf 6400 Metern bis zum Südsattel aufstieg.

Klein drehte um

Die heute noch recht widrigen Wetterverhältnisse stoppten den Gipfelversuch des Ungarn David Klein, der – wie ich erst gestern erfuhr – auf der Südseite ohne Atemmaske aufgestiegen war. Auf einer Höhe von etwa 8100 Metern kehrten David und zwei Sherpas, die ihn filmen sollten, um, weil der Wind zu stark wurde. Es war bereits Davids neunter Everest-Versuch ohne Flaschensauerstoff. Bei seinem bisher erfolgreichsten war der Ungar 2014 auf der Nordseite bis auf eine Höhe von 8650 Metern gelangt.

Erste Bilanz

Auch wenn noch einige wenige kommerzielle Teams am Berg unterwegs sind, haben die nepalesischen Behörden bereits eine erste Bilanz der Frühjahrssaison am Everest gezogen. Nach Angaben des Tourismusministeriums in Kathmandu erreichten bisher mehr als 450 Menschen, von Süden her aufsteigend, den Gipfel, darunter rund 200 ausländische Bergsteiger aus 29 Ländern.

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Cleo am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/cleo-am-nanga-parbat/ Thu, 28 Jan 2016 10:57:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31743 Gipfel des Nanga Parbat

Gipfel des Nanga Parbat

Sie kam wie aus dem Nichts. Plötzlich stand dieser Tage Cleonice Pacheco, genannt „Cleo“ Weidlich mit ihrem Sherpa-Team im Basislager auf der Rupal-Seite des Nanga Parbat – zur Überraschung der meisten Beobachter. Dabei hatte die in Brasilien geborene US-Amerikanerin gar keinen Hehl daraus gemacht, dass sie sich in diesem Jahr an der ersten Winterbesteigung des neunthöchsten Berg der Erde versuchen wollte. Doch kaum jemand, mich eingeschlossen, hatte davon Notiz genommen. Und die wenigen, denen es aufgefallen war, werden sich wohl gedacht haben, die 52-Jährige hätte ihren Plan aufgegeben. Schließlich tauchte sie erst im Basislager auf, als sich das polnische „Nanga Dream“-Team bereits anschickte, nach seinem gescheiterten Versuch wieder abzureisen.

Drei Sherpas sollen spuren

Offenkundig hat sich Cleo Weidlich in Nepal vorakklimatisiert. Begleitet wird sie von drei Sherpas. Der Expeditionsveranstalter Adventure Tours Pakistan informierte mich auf Anfrage, um wen es sich bei den anderen Teammitgliedern handelt. Der 45 Jahre alte Pema Tshiring Sherpa, der 33-jährige Temba Bhote und der 30 Jahre alte Dawa Sangay Sherpa, alle aus dem Distrikt Sankhuwasaba im Osten Nepals, werden Weidlich unterstützen. Einerseits könnten sie von der Vorarbeit des „Nanga Dream“-Teams profitieren, das auf der Schell-Route bereits bis auf eine Höhe von etwa 7300 Metern vorgedrungen war (Expeditionsleiter Marek Klonowski widersprach Berichten, Pawel Dunaj und er hätten eine Höhe von 7500 Meter erreicht). Allerdings könnten die Schneefälle in dieser Woche auch dafür gesorgt haben, dass die Sherpas mit der Spurarbeit wieder bei Null anfangen müssen.

Teilweise umstritten

Cleo 2011 auf dem Gipfel des Kangchendzönga

Cleo 2011 auf dem Gipfel des Kangchendzönga

Cleo Weidlichs Ruf in der Szene ist nicht gerade der allerbeste. Die 52-Jährige nahm es in der Vergangenheit mit der Wahrheit nicht immer genau. Zeitweise behauptete Cleo, schon zehn der 14 Achttausender bestiegen haben, dann ruderte sie auf acht zurück. Bestätigt sind davon nur sechs Gipfelerfolge: am Cho Oyu (2009), Gasherbrum I (2010), Mount Everest (2010), Manaslu (2010), Kangchendzönga (2011) und Dhaulagiri (2012). Die von Weidlich behauptete Besteigung der Annapurna im Frühjahr 2012 wird in der „Himalayan Database“ von Elizabeth Hawley, der legendären Chronistin des Höhenbergsteigens in Nepal, weiterhin als umstritten („disputed“) geführt. Im Herbst 2012 behauptete Weidlich zudem, den Makalu bestiegen zu haben. In diesem Fall blieb sie ebenfalls Beweise schuldig. Ihre Aussagen gegenüber Miss Hawley waren so widersprüchlich, dass die angebliche Besteigung nicht einmal in die Kategorie „umstritten“ aufgenommen wurde.

Mit dem Hubschrauber ins Hochlager

Weltweit für Schlagzeilen sorgte Cleo zuletzt im Frühjahr 2014, als sie sich – wie die Chinesin Wang Jing – vom Everest-Basislager aus mit dem Hubschrauber hinauf nach Lager 2 auf 6400 Metern fliegen ließ, um von dort aus den Lhotse zu besteigen. Zu diesem Zeitpunkt hatten fast alle kommerziellen Expeditionen den Everest vorzeitig verlassen. Grund war das Lawinenunglück im Khumbu-Eisbruch am 18. April 2014, bei dem 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren. Es hatte zu heftigen Diskussionen über die Sicherheit der einheimischen Hochträger geführt. Nach der Abreise fast aller Teams hatte die Regierung eine Ausnahmegenehmigung erteilt, die Hochlager anzufliegen, um von dort Material abzutransportieren. Normalerweise sind Hubschrauberflüge am Everest nur für Rettungseinsätze zugelassen.
Wang Jing erreichte, nachdem sie von einem Helikopter in Lager 2 abgesetzt worden war, schließlich mit ihrem Sherpa-Team den Gipfel des Mount Everest. Cleo Weidlich gab später an, sie habe gar nicht erst ernsthaft versucht, den Lhotse zu besteigen.

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