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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Schock und Wut am Mount Everest

Butterlampen„Es ist ein fürchterlicher Schock für uns alle“, schreibt mir Dawa Steven Sherpa aus dem Basislager auf der nepalesischen Seite des Mount Everest. „Mein Team hatte extremes Glück, von der Lawine verschont zu bleiben, aber wir alle haben in der Lawine Freunde und Familienmitglieder verloren.“ Der 30-Jährige leitet wie in den Jahren zuvor die „Eco-Everest-Expedition“,die Geschäft und Ökologie verbinden soll: Zahlende Kunden werden auf den 8850 Meter hohen Gipfel geführt, das Team sammelt aber auch Müll und bringt ihn ins Tal.

Wann und ob überhaupt die Klettersaison am Everest weitergeht, ist noch unklar. Mit Alpine Ascents International (AAI) hat der erste große Veranstalter seine Expedition abgeblasen. „Wir waren uns einig, dass es am besten ist, den Aufstieg in dieser Saison nicht fortzusetzen, damit alle den Verlust von Angehörigen, Freunden und Gefährten in dieser beispiellosen Tragödie betrauern können“, heißt es auf der Homepage von AAI. Unter den 16 Toten der Lawine vom vergangenen Freitag waren fünf Sherpas aus dem Team von AAI. Sie unterstützten auch den US-Bergsteiger Joby Ogwyn, der plante, erstmals mit einem Wingsuit vom Gipfel des Everest zu springen. Der Fernsehsender Discovery sagte die für den 11. Mai geplante Live-Übertragung des Sprungs ab. Auch der neuseeländische Veranstalter Adventure Consultants, der drei tote Teammitglieder zu beklagen hatte, bricht seine Zelte ab.

Boykottdrohung

Die nepalesische Regierung steht nach dem Lawinenunglück am Everest unter öffentlichem Druck. Die Ankündigung, den Familien der Opfer eine Soforthilfe von 40.000 Rupien (etwa 400 US Dollar) auszuzahlen, löste bei den Sherpas nur Kopfschütteln aus. Die Bergführer, Hochträger und das Basislagerpersonal stellten einen Forderungskatalog auf und drohten mit einem Boykott aller weiteren Arbeiten am Berg. Unter anderem verlangen sie, dass die Regierung einen Hilfsfond gründet, in den sie 30 Prozent ihrer Einnahmen aus den Besteigungsgenehmigungen einzahlt. Das wären in diesem Jahr umgerechnet rund eine Million Dollar. Die einheimischen Mitarbeiter der Everest-Expeditionen fordern außerdem, dass ihnen keine Nachteile entstehen, wenn sie sich entschließen sollten, wegen des Lawinenunglücks in dieser Saison nicht mehr an den Berg zurückzukehren.

In diesem Frühjahr haben nach neuesten Angaben der Regierung 334 Bergsteiger aus 41 Ländern ihre Zelte zu Füßen des Everest aufgeschlagen. Mehr als 400 nepalesische Helfer, die meisten aus der Khumbu-Region, arbeiten für die 31 Expeditionsteams.

Spenden für die Lawinenopfer

Über die Möglichkeit, über den American Alpine Club für die Familien der Lawinenopfer zu spenden, hatte ich euch bereits informiert. Dawa Steven Sherpa verweist außerdem auf den „Juniper Fund“, den die US-Bergsteiger Melissa Arnot und David Morton gegründet haben. Beide haben den Everest mehrfach bestiegen und unterstützen mit ihrem Hilfsfond Bergunfall-Opfer aus Entwicklungsländern und deren Familien. Meine Gedanken sind bei den 16 Toten vom Mount Everest (R.I.P.) und denen, die um sie trauern.

Datum

22. April 2014 | 12:08

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