Dordrecht – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 „School up! River down!“ erfolgreich beendet https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-river-down-erfolgreich-beendet/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/school-up-river-down-erfolgreich-beendet/#comments Fri, 22 Sep 2017 19:09:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37833

Ziel erreicht: An der Rheinmündung

Mein Gipfel war das Ende der Mole. Dort wo ein roter Turm mit Leuchtfeuer den Schiffen auf der Nordsee signalisiert, dass sie die Mündung des Rheins erreicht haben und der Hafen von Rotterdam nahe ist. Ich erreichte diesen Punkt mit meinem Faltrad heute um 15.30 Uhr, am zwölften Tag nach meinem Aufbruch am Oberalppass in der Schweiz, nahe der Quelle des Rheins. 1494 Kilometer liegen hinter mir, im Schnitt radelte ich pro Tag rund 125 Kilometer. Die letzten Meter auf der Mole fühlten sich toll an. Vergessen waren alle Tiefpunkte. Ich genoss es, langsam dem Ziel meiner Spenden-Radtour „School up! River down!“ entgegen zu rollen.

Kleine Expedition

Der Beweis: 1494 Kilometer

Für mich war es ein echtes Abenteuer, fast eine kleine Expedition. Der Ausgang war völlig ungewiss. Würde mein Faltrad – dieses Modell ist eigentlich für Pendler auf kurzen Strecken gedacht – die Dauerbelastung überstehen? Würde mein Körper die Strapazen verkraften, obwohl ich ihn nicht gezielt darauf vorbereitet hatte, dass er neun Stunden am Tag auf dem Sattel sitzen und permanent kurbeln musste? Würde mein Wille ausreichen, wäre ich, wenn nötig, fähig, mich durch schwierige Situationen hindurch zu quälen? Würde das Wetter mitspielen? War es unter allen diesen Umständen überhaupt realistisch, eine Strecke von rund 1500 Kilometern in zwölf Tagen anzugehen?

Mehrfach am Limit

Irgendwo zwischen Dordrecht und Rotterdam

Alle diese Fragen kann ich nun – mit einem breiten Dauergrinsen im Gesicht – mit Ja beantworten. Die Euphorie, mein ersehntes Ziel tatsächlich erreicht zu haben, verdrängt die Tatsache, dass Körper und Geist mehrfach am Limit waren und jetzt dringend eine Erholungsphase benötigen. Wie nach einer Expedition in den Bergen, wird es sicher auch eine Weile dauern, bis ich alle Eindrücke verarbeitet habe. Mein Verhältnis zum Rhein, an dem ich mein ganzes Leben verbracht habe, wird ein neues sein, nachdem ich ihn nun von der Quelle bis zur Mündung – im doppelten Wortsinn – erfahren habe.

Falsche Fähre genommen

Die Mühlen von Kinderdijk

Die Schlussetappe über rund 75 Kilometer von Dordrecht über Rotterdam nach Hoek van Holland verlief unspektakulär. Ich bewunderte die berühmten 19 Mühlen von Kinderdijk, die wie Zinnsoldaten in einer Reihe an der Gracht stehen. Dass ich dabei Slalom durch mehrere Gruppen wild fotografierender Japaner fahren musste, quittierte ich mit einem milden Lächeln. Im Ort angekommen, erreichte ich mit wehenden Fahnen so eben noch als letzter Passagier die Fähre. Allerdings musste ich auf dem Wasser feststellen, dass sie nicht, wie gedacht, nach Ridderkerk übersetzte, sondern nach Krimpen aan de Lek. Ich musste mir eine Alternativroute zusammenstricken, um schließlich im Zentrum von Rotterdam wieder auf die Haupt-Rheinroute zu stoßen. Die wuselige Stadt mit ihrem riesigen Hafen machte mich nervös. Ich war froh, als es rund 20 Kilometer vor Hoek van Holland wieder ruhiger und einsamer wurde.

Für die Kinder von Thulosirubari

In Rotterdam

Ich habe nicht nur heute, sondern immer wieder während dieser zwölf Tage am Rhein an die Kinder von Thulosirubari gedacht. Für sie habe ich mich schließlich auf die Reise gemacht. Ich hoffe, ich habe euch gut unterhalten – und würde mich freuen, wenn ich möglichst viele von euch dazu animiert habe, mit eurer Spende den Weiterbau der Schule in dem kleinen nepalesischen Bergdorf, rund 70 Kilometer östlich von Kathmandu, zu unterstützen. Solltet ihr euch entschlossen haben, mich mit z.B. einem Cent pro gefahrenen Kilometer zu sponsorn, ergäbe sich nun eine Summe von 14,94 Euro für das Projekt „School up!“, bei zwei Cent 29,88 Euro, bei fünf Cent 74,70 Euro, bei zehn Cent 149,40 Euro … Ihr könnt aber auch jeden anderen Betrag überweisen, ich freue mich über jeden Euro.

Bitte schickt das Geld direkt auf das Konto von „School up!“ bei der Nepalhilfe Beilngries. Hier ist noch einmal die Bankverbindung:

Nepalhilfe Beilngries e.V.
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Mit dem Faltrad zur Nordsee

Vielen Dank für eure Unterstützung, auch für die vielen aufmunternden Kommentare während meiner Tour. Bedanken möchte ich mich bei den Mitradlern auf der Strecke für die netten Gespräche. Außerdem bei allen, die mir freundlich den Weg gewiesen haben, wenn ich wieder mal unkonzentriert war und ein Schild verpasst habe. Und nicht zuletzt bei meinem lieben und treuen Faltrad, das mich ohne Panne so weit getragen hat. Wir beide waren übrigens deutlich schneller als das Wasser, das sich am Montag vergangener Woche mit uns auf den Weg von der Quelle zur Mündung des Rheins gemacht hat. Es benötigt dafür 31 Tage, wobei allein die Reise durch den Bodensee drei Wochen dauert.

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Durch das Wasserlabyrinth https://blogs.dw.com/abenteuersport/durch-das-wasserlabyrinth/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/durch-das-wasserlabyrinth/#comments Thu, 21 Sep 2017 21:52:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37789

Bei Wijk ist es noch der „Nederrijn“

Von wegen, ich fahre einfach den Rhein runter. Je näher man der Mündung des Stroms in die Nordsee kommt, desto komplizierter wird es. Überall sind Flussarme und irgendwie haben sie auch alle mit dem Rhein zu tun, nur heißen sie nicht mehr so. Sondern eben Waal, Maas, Merwede oder Linge. Versehen mit Zusätzen wie „Oude“ (Alte), „Nieuwe“ (Neue), „Beneden“ (Untere) oder „Boven“ (Obere). Und dann gibt es auch noch die Kanäle, etwa den Amsterdam-Rijn-Kanaal, den ich heute bei Rijswijk überquerte. Da kann man leicht die Orientierung verlieren. Vorbei die Zeit, wo ich am Rhein entlangradelte und mich nur entscheiden musste, welche Uferseite ich nutzte.

Über Land, mit viel Wasser

Hühneraufstand

Ohne die ausgezeichneten Karten, die an meiner Lenkertasche klemmten und die Schilder an den Radwegen, hätte ich mich heillos verfranzt. So aber ließ ich mich durch das Wasserlabyrinth führen und schaffte es tatsächlich, ohne nennenswerte Umwege mein Tagesziel Dordrecht zu erreichen. In diesem Teil verdient der Rhein-Radweg seinen Namen eigentlich kaum, da er durch viele ländliche Gebiete führt, oft auch entlang von Grachten oder kleinen Seen.

Mit der Fähre

Wassertaxi nach Sleeuswijk

Doch dann erreicht man plötzlich wieder einen der Rheinarme und muss mit einer Fähre oder einem Wassertaxi übersetzen. Das System funktioniert wirklich perfekt. Lange Wartezeiten gibt es in der Regel nicht. Zwischen 80 Cent und 1,50 Euro kostet die Überfahrt für einen Radfahrer. Und so ein Fähr-Transfer (kurz Transfähr 😉 ) kann durchaus kommunikativ sein. Auf dem Weg hinüber nach Kop van’t Land nahe Dordrecht kam ich mit einem anderen „Fietser“ ins Gespräch.

Klaps auf die Schulter

Fähre nach Kop van’t Land

Der etwa 60-Jährige fragte mich, wie viele Kilometer ich heute schon zurückgelegt hätte, woher ich käme und wohin ich wollte. „Einige Passagen der Tour, die Sie hinter sich haben, bin ich vor Jahren auch schon entlang geradelt“, erinnerte sich der Mann. „Am besten gefiel mir die Gegend um Rüdesheim.“ Sprich das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz. Zum Abschied gab er mir noch einen Tipp für eine Alternativroute nach Dordrecht. „Aber ihre ist auch sehr schön“, sagte er, gab mir zum Abschied einen Klaps auf die Schulter und radelte in einem Affenzahn davon.

Wadenschaden

Schönwetterradler waren heute jede Menge unterwegs. Seit dem Morgen schien die Sonne, der Wind war nicht der Rede wert, ideales Fahrradwetter. Wäre da nicht das ständige Ziehen in meinen Waden. Sie schreien förmlich nach Erholung. Einen Tag müssen sie noch durchhalten. Dann stehen wir – meine Waden und ich sowie mein liebes treues Faltrad – hoffentlich in Hoek van Holland am Strand und blicken gemeinsam auf die Rheinmündung.

Noch 70!

Gartenschild nahe Leerdam

Dieser elfte Tag meiner Spendenradfahrt „School up! River down!“ für den Wiederaufbau der Schule im nepalesischen Dorf Thulosirubari dauerte neuneinhalb Stunden, 124 Kilometer war ich von Wageningen nach Dordrecht unterwegs. In früheren Zeiten endete dort der Rheinhandel, was der Stadt Reichtum bescherte. Heute hat ihr Rotterdam den Rang als Handelsmetropole abgelaufen. Dorthin fahre ich morgen und anschließend weiter ans Meer. Noch rund 70 Kilometer fehlen bis zum Ziel.

P.S.: Wenn ich am Strand angekommen bin, werde ich euch – sofern ich eine Netzverbindung habe und nachdem die Freudentränen getrocknet sind – per Twitter und Facebook informieren. Die ausführliche Zusammenfassung des letzten Tags gibt es dann nach meiner Rückkehr nach Köln.

P.P.S.: Wundert euch nicht wenn einige Bilder an den Rändern verschwommen sind. Das Einstellrad der Kamera war versehentlich auf den „Kreativmodus“ gerutscht. 🙂

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