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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Flow am Fluss

Zwischen Bingen und Koblenz

Gibt es einen besseren Flow als den an einem Fluss? Nach dem heutigen Tag kann ich es mir schwer vorstellen. Alles passte zusammen. Das Wetter blieb entgegen der Vorhersage bis zum späten Nachmittag trocken, die Radwege ab Bingen über Koblenz Richtung Köln waren in gutem Zustand, und mein kleines Faltrad rollte fast wie von selbst. Dazu hatte ich mit Kai aus Köln, mit dem ich mich kurz hinter Bingen zu einer Fahrgemeinschaft zusammengeschlossen hatte, einen idealen Begleiter.

Kurzweilige Strecke

Die Loreley

Wir fuhren etwa die gleiche Geschwindigkeit und hatten jede Menge Gesprächsstoff. So vergingen die Stunden wie im Fluge und fast wie von selbst machten wir Kilometer. Vor allem das Obere Mittelrheintal von Bingen bis Koblenz kann ich euch nur wärmstens ans Herz legen, wenn ihr mal eine Radtour am Rhein entlang machen wollt. Nicht umsonst gehört dieser Abschnitt an vielen Burgen und der Loreley vorbei zum UNESCO-Welterbe.

Tour-Etappenlänge

Gewitterfront hinter Bonn

In Remagen trennten sich die Wege von Kai und mir. Von dort an rollte ich allein weiter. Und immer noch fühlte ich mich einigermaßen frisch. Um 17 Uhr, nach 135 Kilometern, erreichte ich Bonn. Nun packte mich der Ehrgeiz. Die Aussicht, meine Familie zu treffen und im eigenen Bett zu schlafen, machte die letzten Kräfte frei. Auf diesem letzten Abschnitt handelte ich mir allerdings noch eine wasserreiche Himmelsdusche ein. Schon fast im Dunkeln passierte ich den Kölner Dom,  20 Minuten später stand ich vor der eigenen Haustür. Außer Atem, aber glücklich. Die Tagesbilanz: Fast zwölf Stunden unterwegs, 186 Kilometer. Manche Etappe der Tour de France ist auch nicht länger.

Alles für die Kinder von Thulosirubari

Köln bei Einbruch der Dunkelheit

Entsprechend fühle ich mich auch jetzt. Nachdem die Kalorienspeicher wieder aufgefüllt sind, will ich eigentlich nur noch ins Bett. Am achten Tag von „School up! River down!“ habe ich auch die 1000-Kilometer-Marke geknackt. Zur Erinnerung: Jeder meiner gefahrenen Kilometer spült Geld in die Kasse von „School up!“, aus der wir den Wiederaufbau der 2015 vom Erdbeben zerstörten Schule im kleinen nepalesischen Bergdorf Thulosirubari finanzieren. Mehr als 500 Kinder aus der Bergregion freuen sich schon jetzt darauf, endlich wieder aus ihren provisorischen Wellblech-Klassenräumen heraus zu können. Wenn mich der Flow mal verlässt, denke ich einfach an diese Kinder. Und rolle weiter.

P.S. Wenn ihr meine Spendenfahrt unterstützen wollt und nicht genau wisst, wie es funktioniert, klickt einfach hier.

Datum

18. September 2017 | 22:59

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