Emily Harrington – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Schnapp-Expedition https://blogs.dw.com/abenteuersport/schnapp-expedition/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/schnapp-expedition/#comments Sat, 08 Oct 2016 10:13:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33873 Cho Oyu (vom Gokyo Ri aus)

Cho Oyu (vom Gokyo Ri aus)

Die Welt neigt zur Schnappatmung. Sie bewegt sich irgendwo zwischen Snapchat, Schnappschuss und 140 Zeichen Twitter-Botschaft – und springt auf jeden Zug, Hauptsache, er fährt. Auf der Strecke bleibt die Muße. Eines nicht allzu fernen Tages werden wir uns wahrscheinlich auch fragen, wie es überhaupt sein konnte, dass Achttausender-Expeditionen einmal zwei Monate lang dauerten. Die US-Bergsteiger Adrian Ballinger und Emily Harrington haben ihr Ziel erreicht: Nur zwei Wochen, nachdem sie von ihrem Haus am Lake Tahoe in Kalifornien aufgebrochen waren, schlossen sie dort wieder die Haustür auf – im Gepäck eine erfolgreiche Besteigung des Achttausenders Cho Oyu. Neun Tage nach ihrer Abreise standen Adrian und Emily auf dem 8188 Meter hohen Gipfel in Tibet. Anschließend fuhren sie mit Skiern ab, und dann nichts wie ab nach Hause.

Lagerkoller und Kraftverlust

Emily Harrington (r.) und Adrian Ballinger

Emily Harrington (r.) und Adrian Ballinger

„Monatelang in einem kleinen gelben Zelt in oder oberhalb von 18.000 Fuß (knapp 5500 Meter) zu leben, mag für jene, die es noch nicht gemacht haben, abenteuerlich klingen“, sagte Harrington in einem Interview der Zeitschrift „Vogue“.  „Aber es kann schon ziemlich einsam werden, und du entwickelst nach einer Weile eine Art Lagerkoller.“ Dazu komme der Verlust von Gewicht und Muskelmasse. Nach früheren Himalaya-Expeditionen, so die 30-Jährige, habe sie ein halbes Jahr gebraucht, um wieder auf dem gleichen Niveau felsklettern zu können wie vorher. „Ich hoffe, dass dieser Trip nicht so viel Schaden anrichtet.“

Praktikable Länge

Ihr Lebensgefährte Adrian Ballinger, Chef des Veranstalters Alpenglow Expeditions, weist im selben Interview darauf hin, dass er seit 1997 regelmäßig sieben bis acht Monate pro Jahr in „gelben Zelten“ gelebt habe. „Ich habe diese epischen, sprich langen Expeditionen geliebt“, sagte der 40-Jährige der „Vogue“. „Aber nun möchte ich alles, was ich gelernt habe, nutzen, um Himalaya-Expeditionen auf eine praktikablere Länge zu verkürzen.“ Alpenglow bietet schon jetzt Achttausender-Expeditionen an, die nur einen Monat dauern.

Auf präparierter Piste, mit Atemmaske

Der erfolgreiche Zwei-Wochen-Trip zum Cho Oyu und zurück war eine gelungene Werbung für diese so genannten „Rapid Ascent Expeditions“: Die Teilnehmer gewöhnen sich noch in der Heimat in Hypoxie-Zelten an die dünne Luft, um Zeit für die aufwändige Akklimatisation vor Ort einzusparen, und reisen erst an, wenn der Berg schon mit Fixseilen präpariert ist. So stiegen auch Ballinger und Harrington am Cho Oyu über die bereits vorbereitete Route auf – mit Sherpa-Unterstützung und ab Lager 2 auf 7200 Metern mit Flaschen-Sauerstoff. „Aber wir haben immer noch eine riesige Menge Ausrüstung mit uns geschleppt“, sagt Adrian. „Jeder Tag war brutal, aber wir wussten, dass wir uns nur vier Tage auf einem wirklich hohen Niveau abrackern mussten.“ Eine erfolgreiche „Schnapp-Expedition“, bestens geeignet für Snapchat, Schnappschüsse und Twitter. Das Modell für die Zukunft? Schimpft mich altmodisch, aber ich bevorzuge den langen Atem in kleinen gelben Zelten.

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Instant-Expedition zum Cho Oyu https://blogs.dw.com/abenteuersport/instant-expedition-zum-cho-oyu/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/instant-expedition-zum-cho-oyu/#comments Sat, 24 Sep 2016 12:26:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33679 Gipfelregion des Cho Oyu

Gipfelregion des Cho Oyu

Wer stoppt die Grauen Herren? Die Zeitdiebe, die Michael Ende 1973 in seinem Roman „Momo“ ihr Unwesen treiben ließ, scheinen auch im Himalaya eingefallen zu sein. Westliche Veranstalter registrieren seit Längerem, dass die Chance, Expeditionen zu verkaufen, umso höher ist, je kürzer die Reisen nach Asien dauern. Es gibt nicht allzu viele Arbeitgeber, die den Urlaubsantrag eines Angestellten über zwei volle Monate genehmigen, nur weil der auf Achttausender-Expedition gehen will.

Akklimatisationszeit einsparen

Der US-Anbieter Alpenglow Expeditions hat die Bredouille erkannt, in der potentielle Achttausender-Aspiranten stecken und bietet so genannte „Rapid Ascent Expeditions“ an, also „Schnellaufstieg-Expeditionen“: Die Teilnehmer gewöhnen sich noch in der Heimat in Hypoxie-Zelten an die dünne Luft, um Zeit für die aufwändige Akklimatisation vor Ort einzusparen, und reisen erst an, wenn der Berg schon mit Fixseilen präpariert ist. So schmilzt Alpenglow etwa die Dauer einer Everest-Expedition auf der tibetischen Nordseite auf 42 Tage zusammen. Die Cho-Oyu-Expedition des US-Veranstalters in diesem Herbst ist nur auf 30 Tage veranschlagt.

Auf präparierter Piste

Hypoxie-Training daheim

Hypoxie-Training daheim

Dass es noch viel schneller geht, will Alpenglow-Chef Adrian Ballinger beweisen. Mit seiner Lebensgefährtin, der 30-jährigen Profi-Kletterin Emily Harrington, ist der 40 Jahre alte US-Amerikaner nach Lhasa geflogen, um den Cho Oyu zu besteigen. In weniger als zwei Wochen wollen die beiden zurück in den USA sein. Ballinger und Harrington haben ein intensives Hypoxie-Training daheim am Lake Tahoe in Kalifornien hinter sich – und genau verfolgt, für wann die Meteorologen ein Schönwetter-Fenster für den Berg vorhersagen. Ohne die sonst üblichen Akklimatisierungsrunden wollen sie auf der präparierten Normalroute direkt zum 8188 Meter hohen Gipfel aufsteigen, so hoch wie möglich ohne zusätzlichen Sauerstoff. Für die oberen Bereiche des Bergs sollen aber Sauerstoffflaschen bereitliegen, die von den Sherpas der kommerziellen Alpenglow-Expedition dort deponiert worden sind. Das Paar will vom Gipfel mit Skiern abfahren und anschließend sofort wieder in die USA zurückreisen.

Ende der Entschleunigung

Zeitdiebe (auf einer Graffiti-Wand in Trier)

Zeitdiebe (auf einer Graffiti-Wand in Trier)

Sollten Ballinger und Harrington ihre „Instant-Expedition“ erfolgreich beenden, wäre das natürlich beste Werbung für die Schnellaufstieg-Expeditionen von Alpenglow. Auf der Strecke bleiben dabei unter anderem die Entschleunigung während einer Expedition, das Eintauchen in fremde Länder und Kulturen, die Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung, mit den Expeditionskollegen und nicht zuletzt auch mit sich selbst, kurz: das eigentliche Expeditionsleben. Und die Grauen Herren reiben sich die Hände.

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