Reisewarnung – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Erst das Beben, jetzt die Blockade https://blogs.dw.com/abenteuersport/erst-das-beben-jetzt-die-blockade/ Sat, 10 Oct 2015 21:36:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30835 Run auf den knapp gewordenen Sprit

Run auf den knapp gewordenen Sprit

Na endlich! Viele westliche Regierungen haben jetzt ihre nach dem Erdbeben vom 25. April verhängten generellen Reisewarnungen für Nepal aufgehoben. Sie raten jetzt nur noch von Reisen in bestimmte Gebiete des Himalaya-Staates ab. So nennt das Auswärtige Amt in Berlin die Trekkingregionen Langtang und Manaslu als problematische Gebiete, zu denen der Zugang „gar nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten möglich“ sei. Auch das britische Außenministerium rät von Reisen in diese Regionen ab und nennt zusätzlich noch die Bezirke Sindhupalchowk und Dolakha. Aus Sicht der deutschen Regierung ist bei Reisen in diese und andere von dem Beben hart getroffenen Bezirke „besondere Vorsicht geboten“. Das US-Außenministerium stellt fest, dass die Häufigkeit und Stärke der Nachbeben deutlich nachgelassen habe, rät aber Reisenden dazu, sich gründlich bei den lokalen Reise- und Trekkingagenturen über die konkreten Gefahren schlau zu machen. Alle genannten Regierungen verweisen auf ein neues Problem Nepals – ein politisches.

Alles wird knapp

Seit zwei Wochen sind die Grenzübergänge nach Indien als Folge von Protesten in den Distrikten des Terai quasi dicht. Benzin, Gas, Grundnahrungsmittel, Medikamente – alles wird knapp in Nepal. „Etliche Hotels servieren nur noch Sandwiches und Salat. Viele kleine Restaurants mussten schon schließen“, schreibt Michi Münzberg aus der Hauptstadt Kathmandu. „Zu den Essenszeiten wabern dicke Rauchfahnen durch die Gassen, da die Menschen sich offene Feuerstellen angelegt haben.“

In Kathmandu gestrandet

Michi Münzberg (r.) in Kathmandu

Michi Münzberg (r.) in Kathmandu

Vor drei Jahren reiste die Deutsche, die in der Kleinstadt Wilthen in Sachsen lebt, zum ersten Mal nach Nepal. Seitdem ist das Land für sie so etwas wie eine zweite Heimat geworden. Michi gründete ein privates Hilfsprojekt, „Hope for Nepal“. Sie vermittelt Schulpatenschaften für nepalesische Kinder und unterstützt ein Kinderhaus in Kathmandu. Jetzt reiste Michi erneut nach Nepal, um den Erdbebenopfern zu helfen. Doch seit zwei Wochen sitzt sie wegen der Grenzblockade im Terai in Kathmandu fest.

Keine Materialtransporte möglich

„Klar, wir könnten uns eines der wenigen noch fahrenden Taxis chartern, aber das würde eine dermaßen horrende Summe kosten, dass es einfach sinnlos wäre. Der Transport der Baumaterialien wäre letztendlich damit auch noch nicht bewerkstelligt“, schreibt Michi. „Mir tun die Menschen in diesen Gebieten unendlich leid. Hofften sie doch alle, dass es nach dem Monsun gut vorangehen wird. Es müssen noch dringend wintertaugliche Hütten und sanitäre Einrichtungen gebaut werden. Wie sollen wir das bloß schaffen?“

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Jetzt nach Nepal? Unbedingt! https://blogs.dw.com/abenteuersport/jetzt-nach-nepal-unbedingt/ Thu, 20 Aug 2015 12:12:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30395 Nepal-nowDas finanzielle Nachbeben ist wohl unausweichlich. Doch es gilt, die Erschütterungen für Nepal in Grenzen zu halten. Die herbstliche Trekking-Saison steht vor der Tür, und es zeichnet sich ein dramatischer Einbruch der Besucherzahlen um 50 Prozent ab. “Die Zahl ausländischer Touristen ist nach dem Erdbeben zurückgegangen“, sagt Tourismusminister Kripasur Sherpa. „Dies stellt eine große Belastung dar, denn der Tourismus ist für die nepalesische Wirtschaft und das Volk sehr wichtig.“ Die Regierung weist darauf hin, dass internationale Experten die beliebtesten Trekkingrouten des Landes, die Annapurna-Runde und den Everest Base Camp Trek, für unbedenklich erklärt haben. „Touristen setzen sich nun keinem erhöhten Risiko mehr aus“, erklärt Kripasur Sherpa. „Fast 80 Prozent Nepals und die meisten touristischen Ziele waren vom Erdbeben nicht betroffen.“

Falsche Eindrücke

Das Erdbeben vom 25. April und die zahlreichen Nachbeben haben den Himalaya-Staat, der ohnehin schon zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, ins Mark getroffen. Nach offiziellen Angaben kamen fast 9000 Menschen kamen ums Leben, mehr als 22.000 wurden verletzt, über 500.000 Häuser wurden zerstört, zahlreiche Straßen und Wege sind noch heute unpassierbar. Das Beben lenkte zunächst die geballte internationale Aufmerksamkeit auf Nepal. Dann aber geschah, was häufig nach Katastrophen passiert: Die Erdbeben-Folgen verschwinden aus den Hauptnachrichten, das Interesse lässt nach, die Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität ebbt ab. Und es verfestigen sich Eindrücke, die mit der Wirklichkeit oft wenig oder gar nichts zu tun haben.

Nicht gerade up to date

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

So scheinen viele zu glauben, dass ganz Nepal am Boden liegt, in absehbarer Zeit nicht mehr aufsteht und dass man deshalb einen großen Bogen um das Land machen sollte. Dazu trugen auch die Reisewarnungen vieler westlicher Regierungen für Nepal bei, die ungebührlich lange in unveränderter Form bestehen blieben. Inzwischen wurden die meisten Warnungen aufgehoben oder abgeschwächt – doch das bedeutet nicht unbedingt, dass sie auf wirklich aktuellem Stand sind. So rät das Auswärtige Amt in Berlin weiter von „nicht notwendigen Reisen in die vom Erdbeben am schwersten betroffenen Gebiete“ ab und führt dabei auch das „Solokhumbu (inkl. Everest Base Camp und Trekkingrouten in der Everest-Region)“ und die Annapurna-Region an. Dabei hatten die auf Erdbebenschäden spezialisierten unabhängigen Experten der US-Agentur Miyamoto International zuletzt weitgehend Entwarnung für beide Gebiete gegeben.

Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

Ich habe Ralf Dujmovits, den bisher einzigen deutschen Bergsteiger, der auf allen 14 Achttausendern stand, nach seiner Meinung gefragt. Die nepalesische Regierung hat den 53-Jährigen zusammen mit anderen Topbergsteigern zum Tourismus-Sonderbotschafter ernannt:

Ralf, wurdest du jemandem, der dich fragt, dazu raten, im Herbst auf Trekking in Nepal zu gehen?

Ja, unbedingt! Aber nicht uneingeschränkt. Das heißt, vor dem Hintergrund der inzwischen vorliegenden Gutachten für die Trekking-Gebiete würde ich meine Empfehlung etwas differenzierter ausdrücken. Zum Beispiel sind Trekkingtouren im Khumbu oder Mustang gut durchführbar, im Rolwaling-Gebiet oder auf der Manaslu-Runde nur eingeschränkt möglich. Touren im Langtang-Gebiet sollte man zurückstellen.

Die meisten westlichen Regierungen inklusive der deutschen haben ihre Reisewarnung aufgehoben oder abgemildert, raten aber immer noch von Reisen in einige beliebte Trekkinggebiete ab. Was hältst du davon?

Die nach wie vor sehr undifferenzierten bzw. falschen Darstellungen sollten schnellstmöglich den tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden. Es gibt inzwischen Gutachten von unabhängigen Fachleuten, die Gebiete, vor denen das Auswärtige Amt warnt, durchaus positiv sehen. Die aktuellen Reisewarnungen sind leider grundlos weiterhin zum Schaden des ohnehin schon sehr gebeutelten Landes.

Die nepalesische Regierung erwartet 50 Prozent Umsatzeinbußen im Herbst im Vergleich zum Vorjahr. Was bedeutet das für das Land?

Devisenbringer und Arbeitgeber Nummer eins in Nepal ist der Tourismus. Neben dem sowieso fehlenden Geld zum Wiederaufbau des Landes werden mit der voraussichtlichen Entwicklung im Herbst weitere wichtige Einnahmequellen massiv schrumpfen. Es bleibt nur zu hoffen, dass möglichst viele Menschen ihren Urlaub in Nepal verbringen werden.

P.S. Auch auf die Gefahr hin, dass ich nerve: Bitte unterstützt unsere Aktion „School up!“ zum Wiederaufbau der vom Erdbeben zerstörten Schule in Thulosirubari! Details findet ihr auf der rechten Seite des Blogs oder in der Leiste oben unter „School up!“.

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Bitte etwas differenzierter! https://blogs.dw.com/abenteuersport/reisewarnungen-nepal-bitte-differenzierter/ Wed, 17 Jun 2015 12:15:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29879 Feier in Bhaktapur

Feier in Bhaktapur

Wann kann man nach einem Ausnahmezustand wieder von Normalität reden? Das hängt offenkundig von der Art der Wahrnehmung ab. Jetzt, sagt die Regierung Nepals. Noch lange nicht, suggerieren die meisten westlichen Regierungen über ihre Reisewarnungen.  „Nepal ist sicher, machen Sie sich keine Sorgen! Das ist heute unsere klare Botschaft“, verkündete Anfang der Woche Bhesh Narayan Dahal, Chef der Regierungsbehörde, die für die Erhaltung der Weltkulturerbe-Stätten Nepals zuständig ist. Mit einer Feier wurden Tempelanlagen in Kathmandu, Patan und Bhaktapur, die beim Erdbeben am 25. April schwer beschädigt worden waren, wieder für Besucher freigegeben. So ganz geheuer scheint das aber selbst der Regierung noch nicht zu sein. Für Besucher der Anlagen stehen jedenfalls Helme bereit. „Wir bitten die Menschen dringend, Urlaub in Nepal zu machen, um dem Land dabei zu helfen, wieder auf die Füße zu kommen“, sagte der neue Tourismusminister Kripa Sur Sherpa bei der Feier in Bhaktapur.

Katastrophe nach der Katastrophe

Auf der Annapurna-Runde

Auf der Annapurna-Runde

Das Land ist auf die Einnahmen aus dem Tourismus dringend angewiesen. Wenn er massiv einbricht, wäre das die Katastrophe nach der Katastrophe. Sie ist vermeidbar. Schließlich gibt es Trekkinggebiete in Nepal, die von dem Erdbeben kaum betroffen waren. Das gilt etwa für das Dolpo-Gebiet im Westen des Landes, für den überwiegenden Teil der Annapurna-Runde, das Kangchendzönga-Trekking oder auch die Route zum Everest-Basislager, die nach allem, was man hört, im Herbst wieder problemlos begehbar sein dürfte. Einzig die Trekkingrouten in den besonders hart getroffenen Regionen Langtang und Gorkha dürften vorerst aus dem Rennen sein.

Reisewarnungen kaum aktualisiert

Ein nach den verschiedenen Regionen Nepals differenziertes Bild der Lage sucht man auf den Internetseiten der meisten westlichen Regierungen vergeblich. So raten die Außenministerien der USA, Kanadas, Großbritanniens, Österreichs und Deutschlands weiterhin von nicht unbedingt nötigen Reisen nach Nepal ab. Und das teilweise schon seit Wochen in unveränderter Form. Die Reisewarnung der US-Regierung wurde zuletzt am 1. Mai aktualisiert, jene Österreichs am 7. Mai – und die Deutschlands am 26. Mai, also vor gut drei Wochen.

Ich habe beim Auswärtigen Amt nachgefragt, ob daran gedacht sei, eine differenziertere Beurteilung der Lage zu veröffentlichen und wenn ja, wann. Eine, wie ich fand, eigentlich klare Frage. Die Antwort fiel nicht gerade konkret aus. „Die Reise- und Sicherheitshinweise sowie gegebenenfalls Reisewarnungen (…) basieren auf allen dem Auswärtigen Amt verfügbaren und für vertrauenswürdig erachteten Informationen“, hieß es aus Berlin. Reisende sollten in die Lage versetzen werden, „eigenständig zu entscheiden, ob sie eine Reise unternehmen oder nicht. Das Auswärtige Amt überprüft die Reise- und Sicherheitshinweise, auch die für Nepal, regelmäßig. Aktuelle Ereignisse (…) werden unverzüglich berücksichtigt.“

Dominik Müller: „Kunden werden extrem verunsichert“

Trekkingroute zum Mount Everest

Trekkingroute zum Mount Everest

Wäre es wirklich so, dürften sich Lage und Kenntnisstand in Nepal in den vergangenen drei Wochen nicht oder nur wenig verändert haben. Dabei wird doch täglich klarer, welche Gebiete vor allem von den Erdstößen getroffen wurden und welche einigermaßen glimpflich davongekommen sind. Außerdem wird mit Hochdruck daran gearbeitet, Straßen und auch Trekkingpfade wieder instandzusetzen. „Es gibt in Nepal viele Regionen, die uneingeschränkt zu bereisen sind und in denen es so gut wie keine Beschädigungen gibt“, schreibt mir Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditions- und Trekkingveranstalters Amical alpin. „Durch solche pauschalen Reisewarnungen werden Kunden extrem verunsichert. Nepal, der Reisebranche und den Veranstaltern ist damit nicht geholfen. Mit Sicherheit wird jeder seriöse Veranstalter keine Kunden in gefährdete Gebiete senden, aber aus heutiger Sicht sind viele Teile Nepals gut, sicher und fast ohne Einschränkungen zu bereisen.“ So könnte Amical im Herbst alle vor dem Erdbeben angebotenen Trekkings und Expeditionen umsetzen – „soweit sich eben Kunden für eine Reise nach Nepal entscheiden.“

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