Sir Edmund Hillary – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Hillary Step, Klappe, die letzte! https://blogs.dw.com/abenteuersport/hillary-step-klappe-die-letzte/ Tue, 29 May 2018 12:35:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=40951

Die Stelle, früher bekannt als Hillary-Step

Ich gelobe, nach diesem Artikel nicht mehr über den Hillary-Step zu schreiben. Denn wo nichts mehr ist, muss auch nichts mehr berichtet werden. „Es steht hundertprozentig  fest, dass der Hillary-Step verschwunden ist“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa, Expeditionsleiter des nepalesischen Anbieters „Imagine“. Der 32-Jährige war am 14. Mai bis zu einer Stelle zwischen dem Südgipfel (8750 Metern) und dem einstigen Hillary-Step (8790 Meter) aufgestiegen, hatte dort stundenlang auf die Rückkehr seines Gipfelteams gewartet und damit auch genügend Zeit gehabt, sich die Stelle genau anzusehen. Über den Hillary-Step, so Mingma, „muss in Zukunft nicht mehr diskutiert werden“. Da kann sich das nepalesische Tourismusministerium noch so querlegen. Die Behörde hatte doch tatsächlich vor der Saison allen Bergsteigern unter Strafandrohung untersagt, sich zum Hillary-Step öffentlich zu äußern. Was für ein Unsinn!

Zacken aus der Krone gebrochen

Hillary Step 2013

Berge verändern sich nun einmal – durch den Klimawandel sogar schneller und deutlicher erkennbar als bisher. Im Falle des Hillary-Step war es jedoch wahrscheinlich das verheerende Erdbeben in Nepal vom 25. April 2015, das der Felsstufe den Garaus machte. Der Everest-erfahrene britische Expeditionsleiter Tim Mosedale wies bereits 2017 darauf hin, dass die frühere Felskletterpassage nun nur noch ein schneebedeckter Hang sei, deutlich leichter zu überwinden als vorher. Mosedale belegte seine Behauptung mit Bildern. Die Regierung Nepals sah schon damals darin so etwas wie eine Majestätsbeleidigung. Dabei ist dem Everest doch nur ein kleiner Zacken aus der Krone gebrochen. Eigentlich müsste sich das Tourismusministerium über dieses vermeintliche Malheur sogar freuen: Ein Nadelöhr weniger, an dem sich früher häufig Staus bildeten, was sich nicht nur in puncto Sicherheit nachteilig auswirkte, sondern auch mit Blick auf das Everest-Marketing.

Zwölf Meter Fels

Everest-Erstbesteiger Edmund Hillary (l.) und Tenzing Norgay

Sir Edmund Hillary lacht sich wahrscheinlich oben im Bergsteiger-Himmel ein Loch in den Bauch über die lächerlichen Versuche der Regierung, totzuschweigen, was inzwischen Hunderte von Bergsteigern mit eigenen Augen gesehen haben: Der einst zwölf Meter hohe Felsblock, eine echte Hürde, die Hillary einst als Erster gemeistert hatte, existiert nicht mehr. Bei der Erstbesteigung 1953 hatte der Neuseeländer sein Herz in beide Hände nehmen müssen und war durch einen dünnen Riss zwischen Fels und Eis nach oben geklettert. „Danach realisierte ich erstmals, dass wir es auf den Gipfel schaffen würden“, sagte der Everest-Pionier über diese letzte Schlüsselstelle, die später nach ihm benannt wurde. Der Neuseeländer starb 2008 im Alter von 88 Jahren.

So viele Gipfelerfolge wie noch nie

Das kommerzielle Bergsteigen am Everest sah Sir Ed sehr kritisch. „Da sind Leute, die vom Bergsteigen kaum etwas verstehen“, sagte mir der Everest-Pionier, als ich ihn im Jahr 2000 dazu befragte. „Denen ist der Berg egal. Sie haben 65.000 Dollar bezahlt und alles, was sie wollen, ist: den Fuß auf den Gipfel setzen, nach Hause zurückkehren und damit angeben.“ Allein in der nun zu Ende gegangenen Frühjahrssaison 2018 – zehn Jahre nach Hillarys Tod – erreichten von der Süd- und der Nordseite her offenbar insgesamt mehr als 700 Bergsteiger den 8850 Meter hohen Gipfel. Auch wenn Billi Bierling und ihre Mitarbeiter bei der Chronik „Himalayan Database“ die Angaben noch bestätigen müssen, wird die Saison wohl, gemessen an der Zahl der Gipfelerfolge, als die bisher erfolgreichste in die Everest-Geschichte eingehen. Und als die dritte ohne Hillary-Step.

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Hillarys Ruhestätte mit Everest-Blick https://blogs.dw.com/abenteuersport/hillarys-ruhestaette-mit-everest-blick/ Fri, 12 Jan 2018 14:55:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39131

Hillary-Stupa oberhalb von Khumjung

Es ist ein schöner Platz. Auf einem Hügel über Khumjung gelegen, abseits des kleinen Pfades, der hinunter ins Dorf führt. Mit Blick auf Mount Everest, Lhotse und Ama Dablam. Die Stelle hätte Sir Edmund Hillary sicher gefallen. Seit gut fünf Jahren ruht dort ein kleiner Teil seiner Asche – in einem Stupa, der zu Ehren des Everest-Erstbesteigers errichtet wurde. Gestern jährte sich zum zehnten Mal der Todestag des Neuseeländers. Im Alter von 88 Jahren war Hillary am 11. Januar 2008 in Auckland gestorben. Im Hafen seiner Heimatstadt wurde später der größte Teil seiner Asche verstreut, auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen, wie mir sein Sohn Peter Hillary einmal erzählte: „Die Stadt war das Basislager für seine Expeditionen. Er war definitiv ein Aucklander.“

Sir Eds Worte sind immer noch aktuell

Sir Edmund Hillary (2004)

Ich hatte das Glück, Sir Ed zweimal zu begegnen: anlässlich der Eröffnung einer Bergsteiger-Ausstellung im Jahr 2000 in Österreich und drei Jahre später bei den Feiern in Kathmandu zum 50. Jahrestag der Everest-Erstbesteigung durch Hillary und den Sherpa Tenzing Norgay. „Ich denke, wir waren die wirklich Glücklichen, als wir den Everest bestiegen. Wir waren Pioniere bei allem, was wir taten, und traten niemals in die Fußstapfen anderer Leute“, sagte Sir Ed bei unserem ersten Treffen und kritisierte die Kommerzialisierung des Everest. „Da sind Leute, die vom Bergsteigen kaum etwas verstehen. Denen ist der Berg egal. Sie haben 65.000 Dollar bezahlt und alles, was sie wollen, ist: den Fuß auf den Gipfel setzen, nach Hause zurückkehren und damit angeben.“ Seine Worte von damals könnten – bei angepasster Geldsumme –auch die aktuelle Situation am höchsten Berg der Erde beschreiben.

Auszüge aus Interview mit Sir Edmund Hillary im Jahr 2000

Himalayan Trust wichtiger als Everest-Erfolg

Von Sir Ed signierter neuseeländischer Geldschein mit seinem Konterfei

Hillary zog damals auch schon so etwas wie eine kleine Lebensbilanz: „Die Besteigung des Everest ist im Laufe der Jahre  in den Köpfen der Menschen weniger wichtig geworden als das, was wir mit unseren Sherpa-Freunden in den Schulen und medizinischen Einrichtungen leisten. Und genauso empfinde ich das selbst auch.“ Der Hillary-Stupa steht nicht von ungefähr oberhalb von Khumjung. In dem Dorf hatte Sir Eds auch heute noch aktive Hilfsorganisation „Himalayan Trust“ 1961 ihre erste Schule im Khumbu gegründet.

Veto der Lamas

Viel fehlte nicht und Hillarys Asche wäre auf dem Gipfel des Mount Everest gelandet. 2010 wollte Apa Sherpa – der noch heute (gemeinsam mit Phurba Tashi) mit 21 Besteigungen Everest-Rekordhalter ist – die Asche auf den 8850 Meter hohen Gipfel tragen. Der Plan scheiterte am Veto der Lamas. Die spirituellen buddhistischen Lehrer warnten, es sei „unheilvoll“, Asche an einem heiligen Ort zu verstreuen. So viel steht jedenfalls fest: Der Stupa oberhalb von Khumjung ist ganz sicher ein ruhigerer Ort als der Gipfel des Mount Everest.

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Großes Abenteuer – zum Tod von Neil Armstrong https://blogs.dw.com/abenteuersport/ein-groses-abenteuer-%e2%80%93-zum-tod-von-neil-armstrong/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ein-groses-abenteuer-%e2%80%93-zum-tod-von-neil-armstrong/#comments Sun, 26 Aug 2012 12:30:31 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16369

Neil Armstrong auf dem Mond

Bergsteiger werden dafür bewundert, dass sie aufsteigen, Neil Armstrong wurde mit einem Abstieg zur Legende. Als er am 21. Juli 1969 von der Landefähre „Eagle” aus die Leiter hinunterstieg und als erster Mensch den Mond betrat, schaute die ganze Welt zu. Das war einer der wenigen Augenblicke, an die sich wohl jeder erinnert, der damals lebte. Ich war sechs Jahre alt. Meine Eltern hatten keinen Fernseher, deshalb schauten wir die Mondlandung bei einem Nachbarn. Ich erinnere mich noch genau an die Spannung, nicht nur bei uns Kindern, auch bei den Erwachsenen. Ich war fasziniert und begeistert vom Mut der Apollo-11-Astronauten Aldrin, Collins und Armstrong. Ich bewunderte sie, vor allem Armstrong. Was für ein Abenteurer!

Als ich älter wurde, fragte ich mich, ob sich Neil Armstrong seinen legendären ersten Mond-Satz („That’s one small step for [a] man, one giant leap for mankind.“ – Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.) wirklich selbst ausgedacht oder ob ihm nicht ein cleverer PR-Mann der NASA die Worte in den Mund gelegt hatte.

Für Sir Ed zu schwülstig

Schmunzeln musste ich über die Äußerung Edmund Hillarys (1919-2008) dazu. Der Erstbesteiger des Mount Everest fand Armstrongs Worte ein bisschen zu dick aufgetragen: „Better if he had said something natural like: Jesus, here we are.” (Er hätte lieber etwas Einfacheres sagen sollen wie: Herrgott, wir sind da.) Das passte zur bodenständigen Art von Sir Ed, dessen erste Worte nach der Rückkehr vom Gipfel des höchsten Bergs der Erde 1953 deutlich deftiger ausgefallen waren als jene Armstrongs 1969: „We knocked the bastard off!“ (Dem Bastard haben wir es gezeigt!)

Gemeinsam zum Nordpol

Edmund Hillary und Neil Armstrong, die Helden meiner Kindheit, waren auch gemeinsam unterwegs. 1985 flogen sie mit einer zweimotorigen Twin Otter zum Nordpol, „nicht gerade das ganz große Abenteuer“, wie Hillary eingestand. Die Chemie zwischen dem Everest-Erstbesteiger und dem ersten Mann auf dem Mond stimmte aber. „Neil Armstrong war mir sehr sympthisch“, schrieb Hillary. “Und an diesem Abend unterhielten wir uns lange über Chancen und Abenteuer. Ich fragte ihn, wieso gerade er ausgewählt worden sei, als erster Mensch auf dem Mond zu stehen, und er antwortete: Das war einfach Glück.“

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Sir Ed’s Asche https://blogs.dw.com/abenteuersport/sir-eds-asche/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/sir-eds-asche/#comments Wed, 14 Apr 2010 08:07:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/14/sir-eds-asche/ Der Mount Everest ist immer für eine Schlagzeile gut. Vor einigen Tagen stand in den meisten deutschen Zeitungen zu lesen, dass in diesem Frühjahr die Asche des Erstbesteigers Sir Edmund Hillary am Gipfel verstreut werde. Apa Sherpa, Rekordhalter mit bisher 19 Besteigungen des höchsten Bergs der Erde, wolle die Asche auf den höchsten Punkt auf 8850 Metern bringen. Kein Wunder, dass fast alle Agenturen und Gazetten auf diese Nachricht abfuhren. Die Zutaten stimmten einfach: Everest, Hillary, Tod, Rekord, Gefahr. Dass die Aktion aber kurz darauf abgeblasen wurde, war in Deutschland kaum noch einem Blatt eine Meldung wert.


Das Gipfeldreieck des Mount Everest auf der nepalesischen Seite des Bergs: Hillary und Tenzing stiegen vom Südsattel (re.) auf.

Zwei Lieblingsplätze

Es lohnt sich, genauer hinzusehen. Zu Lebzeiten hatte sich Edmund Hillary gewünscht, dass seine Asche an den beiden Plätzen verstreut würde, die er am meisten liebte: zum einen im Hafen seiner Heimatstadt Auckland in Neuseeland, zum anderen im Khumbu-Gebiet in Nepal. Dort liegen neben dem Mount Everest auch jene Orte, in denen Sir Ed nach der Gründung seines Hilfsorganisation Himalayan Trust unter anderem Schulen und Krankenhäuser bauen ließ.
Nachdem Hillary 2008 im Alter von 88 Jahren gestorben war, wurde zunächst der größte Teil seiner Asche im Hafen Aucklands verstreut. Nun sollte also Teil zwei seines letzten Willens erfüllt werden. Doch Lamas, spirituelle buddhistische Lehrer, warnten, es sei „unheilvoll“, Asche an einem heiligen Ort zu verstreuen. Die buddhistischen Sherpas glauben, dass auf dem Gipfel des Mount Everest eine Göttin wohnt. Jetzt soll Hillarys Asche in Khumjung bleiben. Das wäre sicher auch im Sinne des Verstorbenen. In dem Dorf im Khumbu feiert 2011 die erste Schule des Himalayan Trust ihren 50. Geburtstag.


Erinnerung an Sir Ed: ein von ihm unterschriebener neuseeländischer Geldschein mit seinem Konterfei

Begegnung mit Sir Ed

Ich hatte das Glück, den charismatischen Bergsteiger im Jahr 2000 in Österreich zu treffen und befragen zu dürfen. Ich bewunderte, mit welcher Geduld Edmund Hillary immer wieder diese eine Geschichte erzählte, die alle Welt hören wollte: über die Erstbesteigung des Mount Everest mit Tenzing Norgay am 29. Mai 1953. Doch der damals 81-Jährige wurde auch nicht müde, für seine Hilfsprojekte zu werben. Fast fünf Jahrzehnte lang sammelte Hillary Spendengelder für seinen Himalayan Trust. Die humanitäre Arbeit, so der Neuseeländer im Jahr 2000, sei ihm wichtiger als die Besteigung des Everest.
Dem heutigen kommerziellen Bergsteigen am höchsten Berg der Erde konnte Sir Ed übrigens nichts abgewinnen. Und Hillary hätte sicher den Kopf darüber geschüttelt, dass in diesem Frühjahr der erst 13 Jahre alte US-Amerikaner Jordan Alexander Romero den Mount Everest besteigen will. Muss ich noch erwähnen, dass fast alle deutschen Zeitungen darüber berichteten?

Auszüge aus Interview mit Sir Edmund Hillary im Jahr 2000

P.S.: Wer Geld übrig hat und es sinnvoll spenden will: Die Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland (Spendenkonto Nr. 620 621 011, Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, BLZ 711 525 70) freut sich.

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