Aktion – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Muskellöwe nach „Power-Pilgern für Nepal“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/muskelloewe-nach-power-pilgern-fuer-nepal/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/muskelloewe-nach-power-pilgern-fuer-nepal/#comments Fri, 20 Nov 2015 13:40:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31261 Nass am Ziel

Nass am Ziel

Langsam, ganz langsam. Meine Füße fühlen sich an, als wären sie doppelt so dick. Die Beine sind ein steinhartes Muskelpaket, das bei jedem Schritt schmerzt. Ich bin noch nie bei einem Marathon gestartet, mutmaße aber, dass es mir geht wie einem 42-Kilometer-Läufer am Tag nach dem Rennen. Mit dem Unterschied, dass mir zweieinhalb Marathondistanzen in den Knochen stecken – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nach unterschiedlichen Messungen bin ich von Mittwoch, 8 Uhr bis Donnerstag, 19.55 Uhr insgesamt 96 Kilometer gewandert. Und ich habe mein Ziel erreicht: auf dem Jakobsweg vom Kölner zum Aachener Dom innerhalb von 36 Stunden, inklusive einer Übernachtung. Fünf Minuten vor der gesetzten Zeit schlug ich gestern Abend an der Dompforte in Aachen an. Die Mission „Power-Pilgern für Nepal“ war erfüllt.

Flugblätter

Eine Kerze im Kölner Dom

Eine Kerze im Kölner Dom

Als ich am Mittwoch früh den Kölner Dom betrete, ist die Kathedrale noch leer. Ich entzünde eine Kerze, anschließend erteilt mir ein Geistlicher in der Sakristei den Pilgersegen. Es kann losgehen. Um 8.20 Uhr mache ich mich auf den Weg. In Widdersdorf, am Rand des Kölner Stadtgebiets, (Kilometer 13) entfährt mir erstmals ein nicht zitierfähiger Fluch. Irgendwo auf dem letzten, halben Kilometer muss ich meine Kartenblätter verloren haben, die in meiner Hosentasche steckten. Also wieder zurück. An einer Kreuzung erblicke ich die leere Klarsichthülle. Die gut 20 Kartenblätter haben sich im Wind selbstständig gemacht und liegen verteilt auf der Straße. Zwei Passanten helfen mir dabei, die Zettel, inzwischen teilweise nass und mit Reifenspuren bedruckt, wieder einzusammeln. „Jetzt wissen Sie, warum es Flugblatt heißt“, sagt mir eine Frau und grinst.

Nicht ganz ideale Pistenbedingungen

Die Sonne verabschiedet sich

Die Sonne verabschiedet sich

Anschließend verläuft meine Wanderung ohne Zwischenfälle. „Ski und Rodeln gut?“, fragt mich ein Spaßvogel in Frechen-Königsdorf (Kilometer 21), als ich mit meinen Wanderstöcken an ihm vorbeistakse. „Ideale Pistenbedingungen“, gebe ich zurück. Das stimmt nicht ganz. Erst nach fünfeinhalb Stunden gehe ich erstmals eine längere Passage auf Waldwegen. Immerhin hat der Wind inzwischen die Wolken weggeblasen, die Sonne scheint. Als sie gegen 16.30 Uhr untergeht – ich bin inzwischen hinter der Stadt Kerpen (Kilometer 33) angelangt – beginnt der härteste Tagesabschnitt. Die Kräfte lassen nach, ich laufe nicht mehr ganz rund und nur noch im Schein meiner Stirnlampe. Nicht nachdenken, weiter, immer weiter, über nun endlos erscheinende Feldwege.

Zu früh gefreut

Im Schein der Stirnlampe

Im Schein der Stirnlampe

Es muss etwa 19 Uhr sein, als ich am Horizont einen angestrahlten Rundbau erblicke. Das ist bestimmt eine Kirche in Düren, meinem Etappenziel, hoffe ich, mobilisiere noch einmal ein paar Restkräfte – und werde mit dem Ortsschild Merzenich (Kilometer 47) enttäuscht. Das markante Gebäude war ein alter Wasserturm. Weitere fünf Kilometer bis Düren, dann auch noch quer durch die Stadt! Um 21 Uhr erreiche ich mein Zwischenziel (Kilometer 56), nach 13 Stunden unterwegs. Fit sehe ich wohl nicht mehr aus, die Hotelwirtin drückt mir mitfühlend eine Flasche Mineralwasser in die Hand.

Zu zweit weiter

Noch halbwegs trocken

Noch halbwegs trocken

In der Nacht bringen mich Sturm und Regen um den Schlaf. Dennoch fühle ich mich am nächsten Morgen wieder so weit erholt, dass ich pünktlich um 8 Uhr wieder aufbreche. Mein Sohn Jan, der in Aachen studiert, ist früher als ich aufgestanden, um mich auf der zweiten Etappe zu begleiten. Das ist Balsam für die Seele. Es wandert sich einfach leichter, wenn du einen Gesprächspartner hast. Hinter Düren führt der Jakobsweg lange Zeit durch Wälder. Die Wege sind nach dem Unwetter der vergangenen Nacht matschig. Nach vier Stunden kehren wir im kleinen Ort Schevenhütte (Kilometer 70) in der „Schlemmerbud“ ein. Wir füllen unsere leeren Kalorienspeicher mit einer Frikadelle und einer großen Portion Fritten.

Himmlische Dauerdusche

Regenwandern

Regenwandern

„Normalerweise kommen um die Zeit keine Pilger mehr vorbei“, erzählt uns der Besitzer der Imbissbude. Er wundert sich, dass wir uns in der gegenüberliegenden Kirche keinen Pilgerstempel abgeholt haben. „Ohne Stempel seid ihr doch keine richtigen Pilger.“ Stunden später holen wir das tatsächlich noch nach, im kleinen Dorf Breinig (Kilometer 83), in dem der Pilgerstempel in einem Kasten an der Hauptstraße hängt. Zu der Zeit ist es bereits wieder dunkel, und es regnet seit geraumer Zeit in Strömen: Die letzten sechs Stunden laufen wir unter himmlischer Dauerdusche.

Ins Ziel gewackelt

Unsere Handabdrücke auf der Aachener Dommauer

Unsere Handabdrücke auf der Aachener Dommauer

Die Wald- und Feldwege sind matschig oder zu kleinen Bächen mutiert. Das Wasser läuft in die Schuhe, in den Nacken und auch der Regenschutz ist überfordert. Als wir auf die Zielgerade in Aachen einbiegen, sind wir bis auf die Unterhose durchnässt. Die letzten Kilometer wackeln wir nur noch mit letzter Kraft durch die Stadt, vom aufrechten Gang haben wir uns längst verabschiedet. Was uns jetzt noch vorantreibt, ist der pure Willen, es noch innerhalb der gesetzten Zeit zu schaffen. Und es gelingt: Als wir bereits unsere „Gipfelfotos“ vor der längst geschlossenen Kathedrale (Kilometer 96) machen, läuten die Glocken. 20 Uhr.

Ab zur Bank! 😉

So, ihr lieben Spender: Multipliziert jetzt bitte den von festgesetzten Betrag pro gewanderten Kilometer mit 96 und überweist das Geld auf das Konto unseres Hilfsprojekts „School up!“:

Nepalhilfe Beilngries
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Euch allen schon jetzt – auch im Namen der Kinder in Nepal – vielen Dank, auch für die aufmunternden Worte. Wenn ich es richtig überschlagen habe, müsste ich (inklusive Spenden als Festbeträge) über 800 Euro für den Wiederaufbau der Schule in Thulosirubari erwandert haben. Dafür nehme ich den aktuellen „Muskellöwen“, der mich bestimmt noch ein paar Tage begleiten wird, gerne in Kauf. 😉

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/muskelloewe-nach-power-pilgern-fuer-nepal/feed/ 1
Prominente Unterstützung https://blogs.dw.com/abenteuersport/prominente-unterstuetzung/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/prominente-unterstuetzung/#comments Sun, 08 Nov 2015 10:16:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=31125 Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln

Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln

Noch anderthalb Wochen. Dann starte ich – wie angekündigt – zum „Power-Pilgern für Nepal“ vom Kölner zum Aachener Dom. Der Erlös meiner zweitägigen Sponsoren-Wanderung geht zu 100 Prozent in unser Hilfsprojekt „School up!“. Ziel ist es, die Schule in Thulosirubari, so schnell wie möglich wiederaufzubauen. Die Schule, in den Bergen rund 40 Kilometer Luftlinie östlich von Kathmandu gelegen, war beim Erdbeben am 25. April so schwer beschädigt worden, dass sie abgerissen werden musste. Der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, hat mir jetzt ein sehr nettes Grußwort für meine bevorstehende Aktion geschickt:

erzbischofUnd so funktioniert es:

Ihr setzt selbst einen Betrag fest, den ihr für jeden Kilometer überweist, den ich in der Zeit vom Mittwoch, 18. November, 8 Uhr bis Donnerstag, 19. November, 20 Uhr (ich übernachte auf halber Strecke) erwandere. Am Ende rechnet ihr dann selbst ab: Angenommen, ich erreiche das Ziel innerhalb der festgesetzten Zeit, wären das ca. 100 Kilometer Strecke. Habt ihr euch z.B. vorher für einen Betrag von 20 Cent entschieden, würdet ihr anschließend 20 Euro überweisen, bei einem Euro wären es entsprechend 100 Euro. Festbeträge sind natürlich auch möglich.

Ich freue mich über jeden Euro für „School up!“. Das Geld fließt wirklich nur in dieses Projekt. Und ich werde ich euch in meinem Blog auch weiterhin mit Informationen direkt aus Thulosirubari auf dem Laufenden halten, wie wir weiterkommen. Hier noch einmal die Kontoverbindung von „School up!“:

Nepalhilfe Beilngries
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

P.S.: Ihr könnt mir auch gerne weiter (vertraulich per Email (stefan.nestler (at) dw.com) oder öffentlich via Blogkommentar oder Facebook) mitteilen, mit welchem Betrag ihr mich unterstützt – das wird mir sicher helfen, wenn die Beine schmerzen sollten und ich den „inneren Schweinehund“ überwinden muss. Bisher weiß ich von 1,80 Euro pro Kilometer. Ein guter Anfang, aber da ist noch Luft nach oben. 😉 Vielen Dank euch allen!

P.PS.: Wenn ihr gerne Flyer der Aktion School up! haben wollt, um sie weiter zu verteilen, lasst es mich wissen.

 

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/prominente-unterstuetzung/feed/ 3
Hilfsprojekt: School up! https://blogs.dw.com/abenteuersport/hilfsprojekt-school-up/ Mon, 22 Jun 2015 10:34:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29931 Die Schule in Thulosirubari nach dem Beben

Die Schule in Thulosirubari nach dem Beben

Es wirkte, als hätte der Zauberer David Copperfield eine seiner aufwändigen Illusionen inszeniert. „Die Schule war viel kleiner, als ich sie in Erinnerung hatte“, erzählt Ralf Dujmovits. „Ich habe es erst gar nicht kapiert, dass das untere Stockwerk einfach zusammengesackt war. Alles darüber war scheinbar stehen geblieben. Erst als wir näher herankamen, habe ich das Ausmaß der Schäden gesehen. Das hat mir wirklich die Tränen in die Augen getrieben.“ Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger besuchte anderthalb Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal die „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ in Thulosirubari. Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits hatten mit ihrer finanziellen Unterstützung maßgeblich dazu beigetragen, dass die Schule, ein Projekt der „Nepalhilfe Beilngries“, 2009 eröffnet werden konnte. „Wenn du dann plötzlich verspürst, dass man das Ding nur noch abreißen kann, fängst du einfach an zu heulen.“ Ihr könnt dabei helfen, dass die Schule wieder aufgebaut wird. Die Aktion steht unter dem Motto „School up!

Garantiert für die Menschen in Nepal

In den vergangenen Wochen habe ich immer wieder über die Folgen des Erdbebens in Nepal geschrieben. Viele haben mich gefragt, wie sie den Menschen in dem Land direkt helfen können – mit der Garantie, dass ihr Geld nicht über dubiose Kanäle im Nirgendwo versickert. So entstand die Idee, meinen Blog zu nutzen, um ein einzelnes Hilfsprojekt gezielt zu unterstützen. Ich werde euch mit Informationen aus erster Hand versorgen und über die Fortschritte des Projekts berichten. Auf diese Weise will ich dokumentieren, dass die Spenden wirklich den Menschen in Nepal zugutekommen. Mit Gerlinde und Ralf verbindet mich eine langjährige Freundschaft. So fiel die Wahl auf die Schule von Thulosirubari, die nach dem beschriebenen „Erdbeben-Totalschaden“ abgerissen werden muss.

[See image gallery at blogs.dw.com]

Ein einziger Schutthaufen

Karte-ThulosirubariDas Dorf Thulosirubari liegt nahe der Stadt Chautara,  rund 40 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu. „Fernab der bekannten Trekkingrouten, wirklich abgelegen“, sagt Ralf. „Du erreichst Thulosirubari nur über teilweise abenteuerliche Schotterpisten. Man muss dort schon wirklich hin wollen.“ Mehr als 5000 Menschen leben in dem Dorf, das zum Distrikt Sindhupalchowk gehört. In keinem anderen Verwaltungsbezirk starben bei dem Erdbeben mehr Menschen. 3440 der bisher von der Regierung registrierten mehr als 8700 Erdbeben-Toten kamen aus Sindhupalchowk. „In manchen Dörfern stehen nur noch zehn Prozent der Häuser. Der Rest ist ein einziger Schutthaufen.“

Kraftplatz

Gerlinde und Ralf bei der Eröffnung der Schule 2009

Gerlinde und Ralf bei der Eröffnung der Schule 2009 (r. von ihnen der österreichische Bergsteiger Theo Fritsche, der dabei half, drei Schulen der Nepalhilfe Beilngries zu bauen)

In der „Gerlinde-und-Ralf- Schule“ wurden zuletzt mehr als 700 Kinder unterrichtet. „Sie kommen von weit her, manche laufen bis zu zwei Stunden hinauf“, erzählt Ralf. „Die Schule steht mitten auf einem Hügel. Man hat von dort eine tolle Aussicht auf die Berge im Langtang. Für mich war das immer ein richtiger Kraftplatz, an dem ich viel positive Energie verspürte.“

Dieser Kraftplatz soll mit eurer Hilfe so schnell wie möglich wieder aufgebaut werden. „Es wirft das ganze Land zurück, wenn die Bildung auf der Strecke bleibt. Das ist die eigentliche Katastrophe“, findet Ralf Dujmovits. „Was ein Land vorwärts bringt, ist vor allem die Bildung der jungen Leute.“ Der Wiederaufbau der Schule könnte auch dabei helfen, die Landflucht aus der Region um Thulosirubari in Grenzen zu halten. „Es ist wichtig, dass sich die Leute dort zu Hause fühlen“, sagt Ralf. „Und dass die Eltern darauf hoffen können, dass ihre Kinder trotz des Erdbebens eine Zukunft haben.“ Also, lasst es uns anpacken! School up!

Hier ist die Kontoverbindung der Spendenaktion:

Nepalhilfe Beilngries

Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP

Stichwort: Gerlinde-und-Ralf-Schule

]]>
193er-Seilschaft https://blogs.dw.com/abenteuersport/193er-seilschaft/ Sun, 15 Sep 2013 16:03:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23217

Lange Schlange auf dem Ködnitzkees

Die Wolken hingen tief, es war kühl. Nicht gerade das ideale Wetter, um auch Neugierige oder Spontane dazu zu verleiten, zum über 3000 Meter hohen Ködnitzkees auf der Kalser Seite des Großglockners aufzusteigen. Dort sollte gestern – wie hier berichtet – die „längste Seilschaft der Welt“ gebildet werden. Ein Notar beurkundete die Teilnehmerzahl, damit die Aktion im Erfolgsfall im Guinness-Buch der Rekorde landet. Trotz des widrigen Wetters kam eine 600 Meter lange Seilschaft aus 193 Bergfreunden zusammen. „Die Übung ist gelungen“, sagte Peter Ladstätter, Bezirksleiter der Bergrettung Tirol, der die Veranstaltung organisiert hatte.

Längere Seilschaft am Tegelberg

Ob das für einen Eintrag ins Guinness-Buch reicht, bleibt abzuwarten. Die Organisatoren sprachen hinterher zwar immer noch von der „längsten Seilschaft der Welt“, setzten jedoch hinzu „auf einem Gletscher über 3000 Meter Höhe“. Im Oktober 2012 hatten rund 400 Mitarbeiter eines Schweizer Outdoor-Ausrüsters zum 150-Jahr-Jubiläum des Unternehmens auf dem Grat des (nicht vergletscherten, 1881 Meter hohen) Tegelbergs in Bayern eine Seilschaft von einem Kilometer Länge gebildet. Ein Notar war damals jedoch wohl nicht zugegen.

Immer anseilen!

Treffpunkt Stüdlhütte

Rekord hin oder her, den Organisatoren in Osttirol ging es ja auch nicht in erster Linie um eine neue Bestmarke. Mit ihrer Aktion wollten Bergretter, Bergführer, Alpinpolizisten und das Alpinkompetenzzentrum Osttirol vor allem darauf aufmerksam machen, dass sich Bergsteiger auf Gletschern grundsätzlich anseilen sollten. Viele Spaltenstürze könnten so glimpflich ausgehen.

 

]]>
Nie ohne Seil aufs Eis https://blogs.dw.com/abenteuersport/laengste-seilschaft-der-welt/ Thu, 12 Sep 2013 09:24:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23145

Erst anseilen, dann losstapfen

Die längste Seilschaft der Welt. Das ist das Ziel einer Aktion am Großglockner, die, wenn alles klappt, im Guinness-Buch der Rekorde landen wird. Auf dem Ködnitzkees, dem auf der Kalser Seite gelegenen Gletscher unterhalb des höchsten Gipfels Österreichs, werden Mitglieder der Osttiroler Bergrettung am Samstag um 14 Uhr so viele Menschen wie möglich aneinander seilen. Jeder kann mitmachen, vorausgesetzt er trägt vernünftige Bergschuhe und einen Klettergurt mit Karabiner. Ein Notar wird im Auftrag der Guinness-Buch-Rekordwächter die Teilnehmer zählen. Anschließend ist noch eine Performance des Künstlers Dieter Remler geplant, die unter dem Motto steht: „Frei wie ein Adler mit dem Verstand eines Menschen.“ Die Aktion ist nur eine von mehreren an diesem Wochenende in Osttirol, das ganz im Zeichen der Sicherheit am Berg steht. Ich habe Kontakt zu Peter Ladstätter aufgenommen, dem Bezirksleiter der Bergrettung Osttirol. Er hat die Aktion auf dem Ködnitzkees organisiert.

Peter, worauf wollt ihr mit der geplanten längsten Seilschaft der Welt hinweisen?

Die Kernbotschaft, die wir hier transportieren möchten, lautet: Es muss Standard sein, Gletscher nur angeseilt zu betreten oder angeseilt zu überqueren. Viele wissen leider nicht, dass Gletschereis immer in Bewegung ist und daher auch die Spalten wandern“. Immer wieder kommt es zu Spaltenstürzen, die nur angeseilt glimpflich – meist sogar unverletzt – enden. Ein tödlich geendeter Spaltensturz aus dem letzten Jahr hat uns auf die Idee gebracht, in dieser Richtung eine präventive Aktion zu setzen, um die Bergsteiger noch mehr für alpine Gefahren zu sensibilisieren. Übrigens ist meiner Meinung nach nicht der Berg gefährlich, sondern der Mensch, der Sicherheitsstandards zu wenig bis gar nicht berücksichtigt.

Beobachtet ihr als Bergretter vermehrt eine „Seilmüdigkeit“, die zu eigentlich vermeidbaren Unfällen führt?

Hier soll sich die Rekord-Seilschaft bilden

Es geht nicht alleine um die Bergrettung, sondern um alle alpinkompetenten Organisationen, die hier ihre Möglichkeiten (Netzwerke und Know-how) nützen müssen, um möglichst alle Bergsteiger und Wanderer zu erreichen. 83 Bergtote alleine in Tirol (Anm. inklusive Südtirol) in diesem Jahr sprechen wohl eine deutliche Sprache. Die Technik und die Ausrüstung haben in den letzten Jahren Riesenfortschritte gemacht und ermöglichen uns, weit über unsere persönlichen Leistungsgrenzen hinauszugehen. Wenn Ausrüstung, Technik und Wissen richtig aufeinander abgestimmt sind, steht einem wunderbaren, aber vor allem sicheren Bergerlebnis nichts mehr im Weg.

Es gibt auch tödliche Abstürze ganzer Seilschaften (wie unlängst am Langkofel im Grödner Tal), deren Ausmaß geringer wäre, wenn nicht angeseilt worden wäre. Wann soll man anseilen, wann nicht?

Tödliche Abstürze ganzer Seilschaften sind die absolute Ausnahme und haben meist andere Fehlerquellen wie z. B. Überschreitung einer Wechte oder Auslösen eines Schneebretts nach Neuschnee. Wir dürfen hier nicht den Fehler machen zu glauben, dass jeder Unfall vermeidbar ist. Es wird nach wie vor tödlich endende Bergunfälle geben, nur müssen wir alles daran setzen, die Bergsteiger und Wanderer bestmöglich zu informieren und für alpine Gefahren zu sensibilisieren. Es freut mich persönlich sehr zu beobachten, dass es wieder mehr Menschen in die Natur zieht, um dort Kraft zu tanken. „Menschen, die die Berge lieben, widerspiegeln Sonnenlicht, jene die im Tal geblieben, kennen ihre Sprache nicht.“

P.S. Wenn ihr hier klickt, findet ihr das Wochenend-Programms zur Sicherheit am Berg. Veranstalter sind neben dem Aktionskünstler Dieter Remler und der Bergrettung Tirol auch die Osttiroler Bergführer, die Alpinpolizei und das Alpinkompetenzzentrum Osttirol.

 

]]>
+ 1 Grad = 2 x Kunstschnee https://blogs.dw.com/abenteuersport/1-grad-2-x-kunstschnee/ Mon, 10 Dec 2012 13:54:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18541

Schneespucker, Wasser- und Stromfresser

Zehn Jahre liegt es bereits zurück: das Internationale Jahr der Berge. Die Vereinten Nationen hatten es auf Antrag Kirgistans für 2002 ausgerufen, um klar zu machen, wie wichtig und damit schützenswert die Bergwelt für die Menschheit ist. Damit dieses Bewusstsein auch anschließend noch wach blieb, erklärten die UN den 11. Dezember zum jährlich wiederkehrenden Internationalen Tag der Berge. Die Gelegenheit, anlässlich des morgigen Aktionstags den Finger in Bergwunden zu legen, hat jetzt der Deutsche Alpenverein genutzt. Er hat scharf kritisiert, dass die Liftbetreiber in den bayrischen Skigebieten immer mehr Schneekanonen einsetzen.

DAV: Keine Steuergelder für Schneekanonen!

„Solche Anlagen erfordern massive Eingriffe in die Natur“, sagt Hanspeter Maier, der in der DAV-Geschäftsleitung für Naturschutz zuständig ist. Beschneiungsanlagen seien für viele bayerische Skigebiete nur eine kurzfristige Lösung und könnten den Klimawandel nicht ausgleichen. „Deshalb dürfen keine Steuergelder in Schneekanonen fließen.“ Der Alpenverein appelliert an die Bayerische Staatsregierung, „stattdessen in die nachhaltige Entwicklung des Tourismus in den bayerischen Alpen zu investieren“. Gerade in niedrig gelegenen Skigebieten müssten alternative Konzepte her, die auf sanften Tourismus setzten, sprich Rücksicht auf die Natur nehmen.

Fair ist anders

Skigebiet Brauneck

Als abschreckendes Beispiel nennt der DAV die neue Beschneiungsanlage im Skigebiet Brauneck oberhalb von Lenggries. Um die Schneekanonen mit ausreichend Wasser füttern zu können, wurde auf 1300 Metern einer der größten Speicherteiche in den bayerischen Alpen ausgebaggert. Er fasst hundert Millionen Liter Wasser. Sogar doppelt so groß würde nach Angaben des Alpenvereins der geplante Teich am Sudelfeld in Bayrischzell, für den 17 Kilometer Leitungen verlegt werden müssten. Das sei „nicht mit dem Naturschutz vereinbar“, meint der DAV und verweist auf erste Ergebnisse einer Studie, die er in Auftrag gegeben hat.

Danach sei „die Beschneiung angesichts des Klimawandels gerade in tiefer gelegenen Skigebieten keine langfristige Alternative“, weil immer mehr Wasser und Strom nötig seien. Schon bei einer Erwärmung um ein Grad, die nach Klimaprognosen für die bayerischen Alpen zwischen 2025 und 2040 erwartet würden, müssten die Kanonen im Skigebiet Sudelfeld doppelt so viel Kunstschnee ausspucken wie bisher. Ich sage da nur:  Seid fair zum Berg!

P.S. Die Organisation „Mountain Wilderness“ hat für den 16. Dezember zu einer „Versammlung gegen Speicherbecken“ an der Talstation der Brauneckbahn in Lenggries aufgerufen. An diesem Tag wird dort die Skisaison eröffnet.

]]>
Stein auf Reisen https://blogs.dw.com/abenteuersport/stein-auf-reisen/ Mon, 01 Oct 2012 09:29:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17241 Es soll ja Leute geben, die glauben Dinge erst, wenn sie im bewegten Bild erscheinen. Also für alle jene hier als Nachklapp zu „Fair zum Berg“ noch ein kleines Video vom Beginn und Ende der Aktion:

 

Noch mehr Beton

Deutschlands höchste BaustelleAls wir durch das Oberreintal Richtung Gipfel der Zugspitze aufstiegen, passierten wir übrigens auch die Baustelle für die neue Sechser-Seilbahn zum Wetterwandeck, die den alten Doppelschlepplift ersetzt. Da haben die Berg-Betonierer wieder ganze Arbeit geleistet. Fair zum Berg? Wohl kaum – genausowenig wie die beiden Spanier, die nach uns von der Gipfelplattform der Zugspitze zum höchsten Punkt aufstiegen – in Turnschuhen. Oben angelangt, entblößten sie sich noch bis aufs Unterhemd, um in Macho-Pose fürs Erinnerungsfoto zu posieren. So viel zum Thema Demut und Respekt vor den Bergen.

 

]]>
Deutschland-Bilder https://blogs.dw.com/abenteuersport/deutschland-bilder/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/deutschland-bilder/#comments Sat, 22 Sep 2012 18:31:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17037 Zurück in Köln habe ich euch noch ein paar Impressionen meiner Reise quer durch Deutschland zusammengestellt, die noch nicht als Bilder im Blog erschienen sind. Ich sage auch „Danke!“ für eure vielen aufmunternden Kommentare.

[See image gallery at blogs.dw.com]

P.S. Die Internetseite 4-seasons.de hat über meine Aktion „Fair zum Berg“ berichtet.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/deutschland-bilder/feed/ 1
Oben abgekommen https://blogs.dw.com/abenteuersport/oben-abgekommen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/oben-abgekommen/#comments Thu, 20 Sep 2012 16:33:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17011

Am Ende einer langen Reise

Der Stein von der tiefsten Stelle Deutschlands liegt jetzt auf der höchsten. Heute um 13.30 Uhr habe ich ihn am 2962 Meter hohen Gipfel der Zugspitze abgelegt – nachdem ich ihn ausschließlich mit fairen Mitteln, mit dem Fahrrad oder zu Fuß, quer durch Deutschland dorthin gebracht habe. Die Zugspitze hat  es uns nicht gerade leicht gemacht.

Reif für den Trockenraum

Regenwolken im Oberreintal

Als wir am Mittwoch vom Skisprung-Stadion Garmisch-Partenkirchen aufbrechen, gießt es in Strömen. Noch nie habe ich in der Partnachklamm so viel Wasser von den Felswänden rieseln sehen. Die erste unfreiwillige Dusche für mich und meine Begleiter. Das sind mein Sohn Jan und seine Freunde Felix und Justus. Als wir den weiten Weg ins Reintal hinein wandern, lässt der Regen vorübergehend ein wenig nach, doch es nieselt beständig weiter. Trotz wetterfester Bekleidung arbeitet sich die Nässe langsam nach innen durch. Als wir nach vierstündigem Aufstieg die Reintalangerhütte auf 1369 Metern erreichen, werden wir dort mit den Worten empfangen: „Ihr seht aus, als solltet ihr erst einmal in den Trockenraum gehen.“ Dort lassen wir die nassen Klamotten und Wanderschuhe zurück.

Ochsenblut

Matratzenlager

Das Matratzenlager in der 100 Jahre alten, urigen Hütte ist kaum belegt. Wir können uns ausbreiten. Außer uns übernachten hier noch etwa ein Dutzend Wanderer. Am Abend bestellen zwei Mainzer nach dem Essen „Ochsenblut“. Weder das Hüttenpersonal noch die anderen Gäste haben davon jemals gehört. “Das ist Rotwein mit Cola“, klären uns die beiden auf. Ein kollektiver Aufschrei des Abscheus hallt durch die Gaststube. „Das schmeckt wirklich gut“, beharren die Mainzer, die aber niemanden dazu bewegen können, davon zu kosten. Wir ziehen uns früh ins Lager zurück, um am Gipfeltag ausgeschlafen zu sein. Zwei Stunden später unterbrechen die Mainzer unsere Ruhe, indem sie die Beleuchtung einschalten und belustigt feststellen: „Ach, guck mal, da schlafen ja noch andere.“ Wieder einmal bestätigt sich eine alte Hüttenregel: Wenn du im Matratzenlager gut schlafen willst, musst du am meisten trinken und als letzter kommen.

Volle Konzentration

Gratwanderung

Um 6.30 Uhr werden wir mit einem schönen, auf einem Akkordeon gespielten Walzer und einem anschließenden Weckruf aus dem Schlaf geholt. Das hat Tradition in der Reintalangerhütte. Eine gute Stunde später treten wir ins Freie. Kaum zu glauben, aber der Himmel ist fast wolkenlos. Nach dem gestrigen Dauerregen hätten wir das kaum für möglich gehalten. Petrus meint es offenbar gut mit uns. 1600 Höhenmeter trennen uns noch vom Gipfel. Wir gewinnen an Höhe. Auf dem Zugspitzplatt sind fünf bis zehn Zentimeter Neuschnee gefallen. Wir steigen auf einem weißen Teppich auf. Bald erscheint der Gipfel zum Greifen nah, doch noch wartet ein mit Drahtseilen gesicherter Steig auf uns. Und der hat es in sich. Die Sonne hat nämlich inzwischen dafür gesorgt, dass der Neuschnee zu schmelzen begonnen hat. Kleine Bäche ergießen sich über die Felsen. An anderen Stellen liegt noch Schneematsch auf den Tritten. Unsere ganze Konzentration ist gefordert. Ein Ausrutscher könnte fatale Folgen haben. Wir nehmen auch diese letzte Hürde und stehen plötzlich auf der Metalltreppe, die zum Zugspitzhaus führt. Ein fast absurdes Ende einer Bergtour.

Seid fair zum Berg!

Platz mit Aussicht

Dort oben tummeln sich wegen der heute fast perfekten Fernsicht von bis zu 150 Kilometern mehrere hundert Touristen. Fast alle sind mit Seil- oder Zahnradbahn auf Deutschlands höchsten Berg gekommen. Auf den eigentlich höchsten Punkt traut sich kaum jemand, weil die Stelle recht ausgesetzt ist. So stehen wir wenig später alleine unter dem vergoldeten Gipfelkreuz. Ich ziehe den den Stein aus der Tasche, der vor anderthalb Wochen noch an der tiefsten Stelle Deutschlands in Neuenfeld-Sachsenbande nahe Itzehoe gelegen hat. Ich suche einen schönen Platz für ihn aus, mit einem beeindruckenden Panorama rundherum – sieht man vom Zugspitzhaus und seiner Besucherterrasse ab.

Damit endet meine Aktion „Fair zum Berg“. Mein Anliegen aber bleibt bestehen: Seid bitte fair zu den Bergen! Tretet ihnen mit Respekt und Demut gegenüber! Und tut etwas für den Klimaschutz!

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/oben-abgekommen/feed/ 16
Servus vom Fuß der Zugspitze https://blogs.dw.com/abenteuersport/servus-vom-fus-der-zugspitze/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/servus-vom-fus-der-zugspitze/#comments Tue, 18 Sep 2012 20:13:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16991

Angekommen

Ich bin’s, der Stein von der tiefsten Stelle Deutschlands. In einem dunklen Winkel einer Satteltasche bin ich quer durch Deutschland geradelt worden. 71 Stunden und 16 Minuten reine Fahrzeit liegen hinter mir, in denen ich manchmal ganz schön durchgeschüttelt wurde. Einmal waren wir 46,81 Stundenkilometer schnell. Gott sei Dank haben wir Steine keinen Magen, sonst wäre mir sicher schlecht geworden. Steht ihr auf Statistik? Na dann.

 

Bis auf 869 Meter

Sie wäre gerne mitgekommen

Stefan ist in den vergangenen zehn Tagen 1113 Kilometer weit gefahren, im Schnitt 15,6 Stundenkilometer schnell. Den höchsten Punkt passierten wir heute: den Ettaler Sattel, 869 Meter über dem Meeresspiegel, also 873 Meter höher als mein Heimatort Neuendorf-Sachsenbande nahe Itzehoe. Wie viele Höhenmeter mein Spediteur und ich insgesamt zurückgelegt haben, kann ich euch leider nicht sagen. Stefan ist technisch nicht immer auf dem allerneuesten Stand. Seinen Drahtesel hat er auf einem Gebrauchtmarkt erstanden, die Satteltaschen sind dreißig Jahre alt und undicht. Ein hoffnungsloser Fall von einem Romantiker eben.

Gesellschaft bekommen

Andreas kurz vor Oberammergau

Geflucht hat er aber nicht zu wenig bei unserer Deutschland-Tour. Vor allem wenn es Stefan wieder einmal irgendwo zwickte, ob in den Waden, im Knie oder sonst wo. Oder wenn ein Anstieg so steil war, dass er absteigen musste. Er ist halt nicht mehr der Jüngste. Die heutige letzte Etappe war mit 97 Kilometern vergleichsweise kurz. Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel. Etwa auf halber Strecke, an der Echelsbacher Brücke, erhielten wir Gesellschaft. Andreas, ein sehr guter Freund Stefans seit der Schulzeit, stieß dazu. Er macht derzeit Urlaub im Allgäu und begleitete uns heute mit dem Fahrrad bis nach Garmisch-Partenkirchen. Das hat meinem Spediteur richtig gut getan. Er vergaß fast die Zeit, fluchte deutlich weniger und erreichte das Ziel schneller als gedacht. Auf dem Campingplatz in Grainau warteten bereits Stefans Sohn Jan und dessen Freunde Felix und Justus. Die drei wollen mit Stefan und mir auf den Gipfel der Zugspitze.

Morgen auf die Reintalangerhütte

Stefan hat mich nach der Ankunft ausgepackt, um mich den anderen vorzustellen. Bei der Gelegenheit konnte ich einen kurzen Blick auf die Zugspitze werfen. Schöner Berg – bis auf die Seilbahnstützen. Aber die Aussicht von oben ist sicher grandios. Ich kann mir gut vorstellen, dort bald herumzuliegen. Morgen ziehe ich um, von der Satteltasche in Stefans Rucksack. Die Wettervorhersage ist nicht so toll. Es soll regnen. Mir egal, ich habe es ja trocken. Die vier Bergsteiger wollen bis zur Reintalangerhütte aufsteigen, dort übernachten und dann am Donnerstag – hoffentlich bei besserem Wetter – versuchen, den Gipfel der Zugspitze zu erreichen. Ich bin ganz schön aufgeregt. Keine alltägliche Reise für einen Stein aus dem hohen Norden.

P.S. Wahrscheinlich wird es im Reintal nicht möglich sein, eine Internetverbindung zu bekommen. Ihr müsst euch also voraussichtlich bis Donnerstag gedulden.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/servus-vom-fus-der-zugspitze/feed/ 5
Lieber abseits https://blogs.dw.com/abenteuersport/lieber-abseits/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/lieber-abseits/#comments Sun, 16 Sep 2012 21:23:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16937

Romantisches Nördlingen

Straßen sind asphaltiert und meist laut. Sie können nicht romantisch sein, höchstens romantische Plätze verbinden. Genau das macht die Romantische Straße, der ich heute über insgesamt 125 Kilometer bis hinter Donauwörth gefolgt bin, inklusive Fahrrad-Umwege. Als ich morgens in Rothenburg ob der Tauber eine Bäckerei betrete, um mir mein Frühstück zu besorgen, staune ich nicht schlecht. Die Verkäuferin spricht mit ihren Kunden japanisch. Eine geschäftstüchtige Frau, die Stadt wimmelt schließlich von Touristen aus Nippon. Die romantische Altstadt gehört zu den Plätzen in Deutschland, die ein japanischer Urlauber einfach gesehen (und fotografiert) haben muss.

Eintritt zu Fuß

Um das nicht weniger romantische mittelalterliche Zentrum von Dinkelsbühl radle ich vier Stunden später einen Bogen, da ein Schild am Stadttor verkündet, man solle doch, bitte schön, nur zu Fuß eintreten. Da ich die Stadt schon einmal besucht habe, fällt es mir nicht schwer, darauf zu verzichten. Mir ist ohnehin mehr nach Kalorien. Ich kehre im Wirtshaus „Zum Wilden Mann“ ein. Schon vor Hunderten von Jahren rasteten, aßen und tranken hier Kaufleute und fahrende Händler, die keine Stadtrechte besaßen und deshalb vor den Toren von Dinkelsbühl bleiben mussten.

Schweren Herzens

Pilzdoping für gestresste Radler

Den ursprünglichen Namen des Wirtshauses finde ich eigentlich noch passender: „Zum wildfremden Mann“. Dem wildfremden Mann, der mit dem Fahrrad gekommen ist, munden die Pfifferlinge mit Semmelknödeln und Salat vorzüglich. Da ich noch rund 60 Kilometer vor mir habe, verzichte ich allerdings schweren Herzens auf das Bier der Hausbrauerei und trinke – wie es sich für einen Sportler „im Dienst“ gehört – Apfelschorle.

Jäger und Gejagte

Romantischer Fahrradweg

Meist fahre ich auf gut markierten Radwegen oder kleinen Straßen, sammle dabei ein paar Kilometer mehr, lebe aber sicherer. Vor Nördlingen bin ich gezwungen, ein längeres Stück die Bundesstraße 25 zu nutzen. Hier jagen sich vornehmlich die Autos mit den drei Buchstaben und die mit dem Stern. Und auch die Motorradfahrer wollen mitspielen. Als Radler komme ich mir dort ziemlich verloren vor. Von wegen Romantische Straße. Ich fahre lieber abseits.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/lieber-abseits/feed/ 2
Herr Radfahrer! https://blogs.dw.com/abenteuersport/herr-radfahrer/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/herr-radfahrer/#comments Sat, 15 Sep 2012 21:10:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16913

Darum ist es am Main so schön

Fair ist schwer. Zumindest, wenn man 133 Fahrradkilometer von gestern in den Knochen und außerdem schlecht und zu kurz geschlafen hat. Und dann fährt in unmittelbarer Nähe zum Radweg alle zwanzig Minuten ein Regionalzug vorbei. Nein, ich mache es nicht wie einige Radprofis in den Gründerjahren der Tour de France, die ein Stück der Etappe mit dem Zug fuhren, um den Strapazen aus dem Weg zu gehen. Ich bleibe fair unterwegs, mit meinem Stein von der tiefsten Stelle Deutschlands in der Satteltasche. Der heutige Tag meint es aber auch gut mit mir. Am Main sind die Radwege wunderbar flach. Kein Lüftchen weht. Und so fahre ich Kilometer um Kilometer, ohne dafür ans Limit gehen zu müssen.

Auch Einkaufswagen rollen

In Würzburg habe ich zur Mittagszeit gut 50 Kilometer hinter mich gebracht. In einem Biergarten am Main mit Blick auf die Altstadt mache ich Brotzeit mit Salat. So heißt das hier in Bayern. Heute bin ich zum ersten Mal mit „Herr Radfahrer“ angeredet worden. Eine freundliche ältere Dame macht mich darauf aufmerksam, dass mein Einkaufswagen vor dem Supermarkt in Ochsenfurt – in dem ich mich für das Wochenende mit Proviant eingedeckt habe – quer über den abschüssigen Parkplatz rollt. „Kein Wunder! Das hören Sie unter ihrem Helm ja auch nicht“, sagt die Dame mit einem verschmitzten Grinsen.

War das Aldag?

Frisch ist anders

Der „Herr Radfahrer“ mit Schallschutzhelm muss kurz darauf doch wieder schieben. Der Anstieg heraus aus dem Maintal ist für mich nach einer anstrengenden Woche auf dem Rad schlicht zu steil. Bis zum Taubertal muss ich noch über einige solcher giftiger Anstiege. Wenn ich nicht mehr schneller als 6,5 Stundenkilometer fahren kann, schiebe ich lieber. Für meine Beine ist das ein willkommener Ausbruch aus dem Kurbel-Trott. Sie scheinen doch eher fürs Laufen gemacht.

Hinter dem Dorf Aub quäle ich mich einen weiteren Hügel hinauf, als ein Rennradfahrer über die Kuppe geschossen kommt und auf meiner Höhe freundlich grüßt. War das nicht Rolf Aldag, der alte Kämpe aus glorreichen Tagen des deutschen Radsports? Ehe ich meinen Gedanken gefasst habe, ist der Rennradler schon außer Sichtweite. Vielleicht war es ja Aldags Bruder. Oder ich habe halluziniert.

Aus Kanada zum Radfahren

Schattenspiel

Die letzten der 120 Tageskilometer führen mich durch das Taubertal. Bevor ich den Zeltplatz in Detwang erreiche, sehe ich das angestrahlte Stadttor von Rothenburg ob der Tauber. Immerhin ist es diesmal noch nicht stockdüster. Neben mir hat ein Ehepaar aus dem Osten Kanadas sein Zelt aufgebaut. Die beiden sind schon zum zweiten Mal über den großen Teich geflogen, nur um in Deutschland Rad zu fahren. „Hier gibt es so schöne Fahrradwege“, sagt der Kanadier.

P.S. Auf der rechten Seite des Blogs könnt ihr via Spot Messenger sehen, wo ich unterwegs bin.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/herr-radfahrer/feed/ 4
Rhön-Radfahren bis zum Anschlag https://blogs.dw.com/abenteuersport/rhon-radfahren-bis-zum-anschlag/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/rhon-radfahren-bis-zum-anschlag/#comments Sat, 15 Sep 2012 10:00:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16899

Vor dem Fuldaer Dom

„Hier hat man eigentlich immer Gegenwind“, sagt der ältere einheimische Mountainbiker, der angehalten hat, als ich auf einer Brücke über die Fulda die Aussicht genieße. „Du denkst, dann bläst er dir wenigstens auf der Rückfahrt in den Rücken. Aber nein, dann hat er wieder gedreht.“ Der Radweg entlang des kleinen Flusses bis zur gleichnamigen Stadt gehört zu den schönsten Strecken, die ich in den vergangenen Tagen entlang geradelt bin.Wenn bloß nicht dieser vermaledeite Gegenwind wäre. Trotzdem erreiche ich pünktlich zur Mittagspause die Bischofsstadt Fulda. Im Bistro „Mediteran“ fülle ich meinen Kohlehydratspeicher, mit Penne, Auberginen und Schafskäse. Ich ahne, dass ich noch einiges an „Brennmaterial“ brauche. Schließlich geht es hinter Fulda in die Röhn.

Und dann noch verfahren

Hoch hinauf: Wasserscheide in der Rhön

Meine Befürchtungen werden übertroffen. Ein Anstieg nach dem anderen, dazwischen steile Abfahrten, die zu kurz sind, um mich zu erholen. Ich passiere auch die Wasserscheide Rhein/Weser, 498 Meter hoch. Zehn Stunden nach meinem Aufbruch in Kirchheim erreiche ich endlich die Stadt Hammelburg – auf dem Zahnfleisch. Der Campingplatz liegt noch einmal sieben Kilometer weiter westlich. Im Dunkeln verpasse ich das entscheidende Straßenschild und werde mit einem weiteren, drei Kilometer langen Anstieg bestraft. Oben angekommen realisiere ich, dass ich mich verfahren habe. Shit happens. Ich rase also den Hügel wieder herunter und finde im zweiten Anlauf den richtigen Abzweig. Inzwischen bin ich so ausgelaugt, dass ich im Dorf Morlesau, zwei Kilometer vor dem Campingplatz, in einem Gasthof frage, ob noch ein Zimmer frei sei. „Tut mir leid, wir sind ausgebucht“, enttäuscht mich die Wirtin. Also weiter. Um 21.30 Uhr gelange ich endlich an mein Tagesziel. Allerhöchste Zeit, zur Ruhe zu kommen. Die Rhön hat mir den Rest gegeben. Uff!

P.S. Gestern wieder keine Internetverbindung, daher mit Verspätung 🙁

 

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/rhon-radfahren-bis-zum-anschlag/feed/ 3
Panne am Anfang und ein dickes Ende https://blogs.dw.com/abenteuersport/panne-am-anfang-und-ein-dickes-ende/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/panne-am-anfang-und-ein-dickes-ende/#comments Thu, 13 Sep 2012 22:01:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16879

Arbeit für den Mechaniker

Es ist der 13., aber ein Donnerstag. Daran kann es also nicht liegen, dass der Tag mit einer Panne beginnt. Bei Kilometer zehn, direkt nach der Frühstückspause in Breuna, verkeilt sich die Kette so zwischen kleinstem Ritzel und Rahmen, dass sich die Pedale nicht mehr vorwärts bewegen lässt. Ich muss das Gepäck abladen und das Hinterrad herausnehmen, um die Kette zu befreien. Da ich nicht gerade der geborene Fahrradmechaniker bin, verliere ich eine dreiviertel Stunde, ehe ich die Fahrt fortsetzen kann. Als radelnder Schornsteinfeger, denn meine Hände sind von der Kettenschmiere schwarz, und auch die Beine haben ein paar Streifen abbekommen. Das Gelände wird hügeliger. Ich komme deutlich langsamer voran, als ich gedacht hatte. Das liegt natürlich auch daran, dass ich schon über 500 Kilometer in den Beinen habe. Die Waden brennen, die Knie knarzen und ich rutsche auf dem Sattel herum, um eine Position zu finden, auf der ich noch schmerzfrei sitzen kann. Vergeblich.

Leckeres Kürbissüppchen 

Pause in Fritzlar

In Naumburg wirbt das Café „Milch und Zucker“auf einem Aufsteller für ein „leckeres Kürbissüppchen“. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Das Süpchen schmeckt wirklich vorzüglich, und im WC des Cafés kann ich mir endlich die Schmiere von den Fingern waschen. Über schöne Landstraßen erreiche ich Fritzlar, eine schnuckelige Stadt mit vielen alten Fachwerkhäusern. Viele Menschen sitzen in der Sonne und lassen es sich bei Eis oder Kaffee gut gehen. Mehr als eine kurze Rast gönne ich mir nicht, denn es liegen noch viele Kilometer vor mir.  Einige Stunden später erreiche ich den Knüllwald und biege auf die deutsche Märchenstraße ein. 

Quälerei am Eisenberg 

Endlich oben

Ich sehe aber weder Betrunkene (in Köln bist du „knüll“, wenn du einen über den Durst getrunken hast) noch Feen, Elfen oder Zauberer. Immerhin aber passiere ich die Ruine Wallenstein. Zu diesem Zeitpunkt nähert sich mein Körper ebenfalls einem ruinösen Zustand, doch das dicke Ende steht mir noch bevor: das Knüllgebirge. Bei Tageskilometer 90 muss ich hinauf auf den Eisenberg. Mit acht Stundenkilometern, im kleinsten Gang, quäle ich mich hinauf. Mehrfach steige ich auch ab und schiebe, weil ich keinen Wadenkrampf riskieren will. Mein Zelt baue ich auf dem Campingpatz nahe Kirchheim im Dunkeln auf.Am Ende des langen Tages bin ich ziemlich am Ende. Bevor ich die Augen schließe, genehmige ich mir jedoch noch ein Bier – weil das Knüllgebirge hinter mir liegt.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/panne-am-anfang-und-ein-dickes-ende/feed/ 1
Landpartie https://blogs.dw.com/abenteuersport/landpartie/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/landpartie/#comments Thu, 13 Sep 2012 05:25:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16853

Ländliche Idylle nahe Brakel

Temperatursturz. Über Nacht ist es in Rinteln kalt geworden. Zehn Grad Celsius zeigt das Thermometer, das an meinem Rucksack baumelt. „Schattig geworden“, sagt die Camperin, die mit ihrem Mann beim Frühstück vor der Blockhütte sitzt. „Aber wir sind ja hart gesotten.“ Die Gute hat ja auch nicht ein nasses Zelt und jede Menge feuchte Sachen einpacken müssen. Aus dem gestrigen Wasserschaden bin ich ein wenig klüger geworden. Ich habe mir Mülltüten besorgt und alles darin eingesackt. Die Aktion hat mich Zeit gekostet. Eine Stunde später als geplant starte ich. Der tote Punkt kommt früh, viel zu früh. Bei Kilometer 20.

Infusion wäre angebracht

Ich habe das Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen. Meine Beine wollen nicht, das linke Knie schmerzt bei jedem Pedaltritt. In einer Apotheke besorge ich mir eine elastische Stütze. Jetzt rollt es etwas besser, aber immer noch nicht gut. In Bösingfeld im Extertal erblicke ich endlich eine Bäckerei. Ich gönne mir die Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. „Kommt da Wasser raus?“, fragt die Bäckerin und zeigt auf den Trinkschlauch, der aus meinem Rucksack lugt. Ich nicke. „Sieht aus wie eine Infusion“, sagt die Frau. „Die könnte ich heute auch gebrauchen“, antworte ich mit einem Seufzer. Doch ich bin fair unterwegs, da muss ein Kaffee reichen.

Über den Acker

Kleine Cross-Einlage

Ich fahre auf Bundesstraßen. Der Vorteil ist, dass ich in dem hügeligen Terrain um böse Steigungen herumkomme und schnell vorwärts komme. Dafür atme ich aber Abgase für eine Woche ein. Zudem nervt es, wenn Autos und Lastkraftwagen ständig mit Tempo 100 oder mehr an mir vorbei donnern. Irgendwann habe ich die Nase voll. Ich bemerke neben der Straße einen asphaltierten Weg. Habe ich das Radweg-Schild übersehen? Ich biege von der Straße ab und fahre parallel dazu, vorbei an Feldern. Eine Wohltat. Leider endet der Weg aber so plötzlich wie er aufgetaucht ist. Ich muss meinen Drahtesel über ein frisch gepflügtes Feld schieben, um wieder auf die Bundesstraße zu gelangen.

Verschlafene Straßen und Dörfer

Abendstimmung nahe Warburg

Später habe ich mehr Erfolg. Wunderschöne Radwege führen entlang von Bächen und Pferdewiesen. Das kostet mich ein paar Kilometer und Anstiege mehr, doch der Aufwand lohnt sich. Kurz vor dem Tagesziel lande ich noch einmal im Niemandsland. Doch viele freundliche Menschen weisen mir den Weg. „Da hat er sich aber einen schöne Route ausgesucht“, tuschelt eine Passantin ihrer Freundin zu, nachdem sie mir weiter geholfen hat. Auf verschlafenen Straßen radle ich durch die verschlafenen Dörfer Löwen, Engar, Nörde und Menne, ehe ich kurz vor Sonnenuntergang mein Etappenziel Warburg erreiche.

Regen im Baumarkt

Auf 118 Kilometer hat sich mein Tagespensum heute aufsummiert. Den einzigen Schauer des Tages erlebte ich in einem Baumarkt, als ich mir eine Plane kaufte, um die Satteltaschen gegen Regen zu schützen. Als ich sie endlich befestigt hatte, tröpfelte es nur noch. Das nennt man Timing.

P.S. Sorry, ich kam gestern Abend nicht ins Internet 🙁

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/landpartie/feed/ 5