Don’t forget Nepal – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Sicher im Khumbu https://blogs.dw.com/abenteuersport/sicher-im-khumbu/ Thu, 31 Mar 2016 10:25:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32251 Trekking im Khumbu

Trekking im Khumbu

Sicherheit ist vor allem ein Gefühl. Die objektive Gefahr, die auf uns lauert, nehmen wir häufig überhaupt nicht wahr. Und wenn doch, dann meist erst, wenn wir gar nicht anders können, als ihr ins Auge zu blicken. Vor einer Woche bin ich vom Trekking im Khumbu, der Region um den Mount Everest, zurückgekehrt. Gut elf Monate sind seit dem verheerenden Erdbeben in Nepal vergangen. Ich denke, dass meine Sinne durchaus geschärft waren, weil es ein Ziel meiner Reise war, mich über die Folgen des Bebens zu informieren. Allen, die demnächst in diese Region reisen wollen, um zu trekken oder Bergsteigen zu gehen, kann ich eines mit guten Gewissens mit auf den Weg geben: Ich habe mich im Khumbu absolut sicher gefühlt.  

Erinnerungen an den Bürgerkrieg

Namche Bazaar, im Hintergrund der Kongde Ri

Namche Bazaar, im Hintergrund der Kongde Ri

Das galt bei meinem ersten Besuch im Everest-Gebiet vor 14 Jahren nicht unbedingt. Wegen des Bürgerkriegs mit den Maoisten herrschte 2002 im größten Ort Namche Bazaar ab 17 Uhr eine Ausgangssperre. Die Soldaten der dortigen Militärstation waren nervös, ich hörte Schüsse. Erst als wir das Kloster Tengboche auf 3860 Metern erreicht hatten, meinte mein damaliger Bergführer Gowa Lama: „Jetzt sind wir sicher. Höher sind die Maoisten bisher nicht vorgedrungen.“ Der Bürgerkrieg in Nepal ist seit zehn Jahren Geschichte. Diesmal konnten wir durch die beeindruckende Bergwelt des Himalaya wandern, ohne uns Gedanken über Wegezoll an Aufständische machen zu müssen, oder darüber, möglicherweise zwischen die Fronten zu geraten.

Meiste Trümmer beseitigt

Stupa vor der Hillary-Schule in Khumjung

Stupa vor der Hillary-Schule in Khumjung

Auch im Khumbu hat das Erdbeben vom 25. April 2015 Spuren hinterlassen, doch das Gebiet kam eher glimpflich davon, verglichen etwa mit dem besonders hart getroffenen Distrikt Sindhupalchowk.  Hier und da stößt man noch als Zeugen des Bebens auf Stupas (Grabstätten von Lamas, die nach dem buddhistischen Glauben wiedergeboren wurden), die von Rissen durchzogen sind. Die meisten Trümmer sind jedoch beseitigt. Vielerorts wurden bereits an der Stelle der eingestürzten Häuser, bei denen es sich vor allem um traditionelle Sherpa-Bauten handelte, neue Gebäude errichtet. Die Trekkingpfade sind gut ausgebaut, so gut wie keine Spuren des Bebens sind erkennbar.

Auf Tourismus angewiesen

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Vielleicht fühlte ich mich auch deshalb im Khumbu so sicher, weil dort viel weniger über das Erdbeben gesprochen wurde. Die Menschen im Everest-Gebiet scheinen die Naturkatastrophe des Vorjahrs verarbeitet und abgehakt zu haben. Wahrscheinlich auch, weil sie nicht ganz so schlimm getroffen wurden. Die Folgen des Bebens waren eher mittelbar: Der Tourismusmarkt brach ein, weil die Urlauber aus dem Ausland um ihre Sicherheit bangten. Mein Eindruck im Khumbu: Diese Sorgen sind unbegründet. Ihr könnt ohne Bauchschmerzen dorthin reisen. Die Bergführer, Träger, Bauern, Lodge- und Ladenbesitzer, die auf die Einnahmen aus dem Tourismus dringend angewiesen sind, werden es euch danken. Mit großer Gastfreundschaft und einem ehrlichen Lächeln.

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Erst das Beben, jetzt die Blockade https://blogs.dw.com/abenteuersport/erst-das-beben-jetzt-die-blockade/ Sat, 10 Oct 2015 21:36:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30835 Run auf den knapp gewordenen Sprit

Run auf den knapp gewordenen Sprit

Na endlich! Viele westliche Regierungen haben jetzt ihre nach dem Erdbeben vom 25. April verhängten generellen Reisewarnungen für Nepal aufgehoben. Sie raten jetzt nur noch von Reisen in bestimmte Gebiete des Himalaya-Staates ab. So nennt das Auswärtige Amt in Berlin die Trekkingregionen Langtang und Manaslu als problematische Gebiete, zu denen der Zugang „gar nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten möglich“ sei. Auch das britische Außenministerium rät von Reisen in diese Regionen ab und nennt zusätzlich noch die Bezirke Sindhupalchowk und Dolakha. Aus Sicht der deutschen Regierung ist bei Reisen in diese und andere von dem Beben hart getroffenen Bezirke „besondere Vorsicht geboten“. Das US-Außenministerium stellt fest, dass die Häufigkeit und Stärke der Nachbeben deutlich nachgelassen habe, rät aber Reisenden dazu, sich gründlich bei den lokalen Reise- und Trekkingagenturen über die konkreten Gefahren schlau zu machen. Alle genannten Regierungen verweisen auf ein neues Problem Nepals – ein politisches.

Alles wird knapp

Seit zwei Wochen sind die Grenzübergänge nach Indien als Folge von Protesten in den Distrikten des Terai quasi dicht. Benzin, Gas, Grundnahrungsmittel, Medikamente – alles wird knapp in Nepal. „Etliche Hotels servieren nur noch Sandwiches und Salat. Viele kleine Restaurants mussten schon schließen“, schreibt Michi Münzberg aus der Hauptstadt Kathmandu. „Zu den Essenszeiten wabern dicke Rauchfahnen durch die Gassen, da die Menschen sich offene Feuerstellen angelegt haben.“

In Kathmandu gestrandet

Michi Münzberg (r.) in Kathmandu

Michi Münzberg (r.) in Kathmandu

Vor drei Jahren reiste die Deutsche, die in der Kleinstadt Wilthen in Sachsen lebt, zum ersten Mal nach Nepal. Seitdem ist das Land für sie so etwas wie eine zweite Heimat geworden. Michi gründete ein privates Hilfsprojekt, „Hope for Nepal“. Sie vermittelt Schulpatenschaften für nepalesische Kinder und unterstützt ein Kinderhaus in Kathmandu. Jetzt reiste Michi erneut nach Nepal, um den Erdbebenopfern zu helfen. Doch seit zwei Wochen sitzt sie wegen der Grenzblockade im Terai in Kathmandu fest.

Keine Materialtransporte möglich

„Klar, wir könnten uns eines der wenigen noch fahrenden Taxis chartern, aber das würde eine dermaßen horrende Summe kosten, dass es einfach sinnlos wäre. Der Transport der Baumaterialien wäre letztendlich damit auch noch nicht bewerkstelligt“, schreibt Michi. „Mir tun die Menschen in diesen Gebieten unendlich leid. Hofften sie doch alle, dass es nach dem Monsun gut vorangehen wird. Es müssen noch dringend wintertaugliche Hütten und sanitäre Einrichtungen gebaut werden. Wie sollen wir das bloß schaffen?“

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24-Stunden-Wandern mit Gerlinde https://blogs.dw.com/abenteuersport/24-stunden-wandern-mit-gerlinde/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/24-stunden-wandern-mit-gerlinde/#comments Tue, 29 Sep 2015 15:01:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30711 Das Orga-Team: Elisabeth, Michaela und Sylvia (v.l.)

Orga-Team Elisabeth, Michaela und Sylvia (v.l.)

So sieht kreative Unterstützung aus! Elisabeth Kierner, Michaela Dattinger, Sylvia Prunthaller haben für das kommende Wochenende in Oberösterreich eine 24 Stunden-Wanderung mit der weltweit bekannten Höhenbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner organisiert, um die Erdbebenopfer in Nepal zu unterstützen. Der Erlös der Veranstaltung – Startgelder und Spenden – kommt komplett der Nepalhilfe Beilngries zugute und damit auch unserem Projekt „School up!“ zum Wiederaufbau der „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ in Thulosirubari.

Dringend benötigte Hilfe

„24 Stunden wandern, das bedeutet körperliche und geistige Anstrengung. Unser Vorbild sehen wir in den Nepali, insbesondere im Volk der Sherpa, die jährlich sehr viele Kilometer zu Fuß zurücklegen, um die Trekkingbesucher und Bergsteiger aus aller Welt bei ihren Touren und Expeditionen zu unterstützen“, schreiben die Organisatorinnen auf ihrer Homepage. „Mit der 24-Stunden-Wanderung können wir uns für ihren Einsatz bedanken und einen kleinen Beitrag zur dringend benötigten Hilfe leisten.“

Rund um Gerlindes Heimatort

Die Route

Die Route

Die Wanderung ist kein Pappenstiel. Sie dauert immerhin 24 Stunden lang und führt über 65 Kilometer und 3300 Höhenmeter rund um Spital am Pyhrn. In dem Dorf in Oberösterreich ist Gerlinde Kaltenbrunner aufgewachsen. Dem damaligen Pfarrer von Spital, Erich Tischler, verdankt Gerlinde auch ihre ersten Bergerfahrungen. Der bergsportbegeisterte Geistliche nahm die Jugendlichen seiner Gemeinde mit in die Berge und legte damit auch den Grundstein für Kaltenbrunners beeindruckende Karriere. Sie wurde im August 2011 gekrönt, als Gerlinde mit dem K 2 ihre Achttausender-Sammlung vervollständigte und damit die erste und bislang auch einzige Frau wurde, die die 14 höchsten Berge der Erde ohne Flaschensauerstoff bestieg.

„Wunderbare Idee“

Gerlinde mit nepalesischen Kindern

Gerlinde mit nepalesischen Kindern

In Pyhrn-Priel mitzuwandern, ist für die 44-Jährige Ehrensache. „Diese 24 Stunden-Wanderung zugunsten der Menschen in Nepal ist eine wunderbare Idee, und ich werde selbstverständlich dabei sein“, sagt Gerlinde. „Das Land und die Leute sind mir über die Jahre sehr ans Herz gewachsen. Es ist mir ein großes Anliegen, den vom Erdbeben betroffenen Menschen zu helfen. Aus diesem Grund freue ich mich über jeden Einzelnen der mitwandert, denn jeder Schritt zählt.“ Die 150 Startplätze sind alle vergeben. Interessenten können sich jetzt nur noch auf eine Warteliste setzen lassen und darauf hoffen, dass jemand abspringt. Los geht es am Samstag um 7 Uhr morgens– egal bei welchem Wetter. Ich wünsche allen viel Sonne, Spaß und gute Beine!

P.S. Für „School up!“ könnt ihr natürlich auch spenden, ohne in Oberösterreich mitzuwandern. Die Konto-Verbindung findet ihr auf der rechten Seite des Blogs, alle Artikel zum Hilfsprojekt in der oberen Blog-Leiste unter School up!.

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Menschen wie Mahesh https://blogs.dw.com/abenteuersport/menschen-wie-mahesh/ Fri, 18 Sep 2015 06:00:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30651 Mahesh Kumar Budha

Mahesh Kumar Budha

Es ist alles andere als leicht, auf dem umkämpften Tourismusmarkt Nepals zu überleben – unter normalen Umständen, aber erst recht nach dem Erdbeben vom letzten Frühjahr. In Kathmandu gibt es Hunderte von Trekking- und Expeditionsveranstaltern, die um jeden einzelnen Kunden kämpfen. Bei den meisten handelt es sich um kleine Agenturen, häufig leben deren Inhaber von der Hand in den Mund. Kleinunternehmer wie mein Freund Mahesh Kumar Budha leiden am meisten unter den wirtschaftlichen Folgen des Erdbebens. Die Regierung schätzt, dass der Tourismus um 50 Prozent eingebrochen ist, Veranstalter aus Nepal sprechen von bis zu 70 Prozent.

Keine Einkünfte seit Januar

Mahesh war mein Trekking-Führer, als ich 2003 eine Woche lang durch das Annapurna-Gebiet wanderte, um für DW Radio über das Annapurna Conservation Area Project (ACAP) berichtete, ein Umweltschutzprogramm in dem Himalaya-Staat. Nachdem Mahesh rund 20 Jahre lang für andere Trekking-Agenturen gearbeitet hatte, gründete er 2011 sein eigenes Unternehmen „Joy Treks“. Sein Büro liegt in Thamel, dem bekannten Touristenviertel in Kathmandu. „Ich habe seit Januar kein Geld mehr verdient”, schreibt mir der 40-Jährige. „Eigentlich wollten eine Gruppe im Mai und eine zweite im Juni nach Nepal reisen, aber das verheerende Beben hat dazu geführt, dass sie nicht gekommen sind.“ Vor dem Erdbeben hatte Mahesh auch ausreichend Anfragen für die Herbst-Saison. „Die meisten von ihnen schweigen jetzt, ich denke, weil sie einfach Angst haben, nach Nepal zu reisen.“

Selbstmorde von Geschäftsleuten

Mahesh vor seinem Büro in Thamel

Mahesh vor seinem Büro in Thamel

Mahesh muss seine Familie ernähren. Seine vier Kinder gehen zur Schule. Die ältesten Zwillinge besuchen die zehnte Klasse und bereiten sich auf ihr letztes Jahr in der High School vor, bevor sie auf das College wechseln. Das kostet Geld. „Auch die Lebenshaltungskosten in Kathmandu sind in den vergangenen Jahren gestiegen“, sagt Mahesh. „Ich mache mir wirklich große Sorgen über alle diese Dinge.“
Er berichtet von einigen Nepalesen, die das Erdbeben zu ihrem Vorteil genutzt haben, indem sie ihren Freunden und Kunden im Ausland gefälschte Informationen zukommen ließen. „Aber meine Moral, mein Charakter verbietet es, mich genauso zu verhalten wie sie. Ich hatte nie mein eigenes Haus in Kathmandu, und ich kann keine Fotos von eingestürzten Häusern schicken und sagen: ‚Das ist mein Haus‘!“
Die erheblichen wirtschaftlichen Folgen des Erdbebens haben auch schon zu menschlichen Tragödien geführt. „Zwei Tourismus-Unternehmer (ihnen gehörten Reiseagenturen) begingen Selbstmord. Und ich bin mir sicher, dass die Zahl der Selbstmorde in naher Zukunft steigen wird”, schreibt mir Mahesh. “Bitter, bitter!”

Es sind Menschen wie Mahesh Kumar Budha, die unsere Unterstützung brauchen. Der beste Weg, dies zu tun, ist, wieder in das Land zu reisen. Don’t forget Nepal!

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Dominik Müller: „Ich fühle mich absolut sicher“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dominik-mueller-ich-fuehle-mich-absolut-sicher/ Tue, 15 Sep 2015 17:15:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30587 Manaslu, „Berg der Seele“

Manaslu, „Berg der Seele“

Der 8136 Meter hohe Manaslu ist wohl der einzige Berg Nepals, an dem es derzeit fast so ist wie immer im Herbst. „Wir haben etwa 15 Expeditionen hier, viele davon kleine Teams“, erzählt mir Dominik Müller per Satellitentelefon aus dem rund 4800 Meter hoch gelegenen Basislager an dem Achttausender im Westen Nepals. „Alles in allem kommen wohl 120 bis 130 Gipfelaspiranten zusammen.“ Dominik leitet zusammen mit dem Bergführer Rainer Pircher eine Expedition seines Unternehmens Amical Alpin mit zehn Teilnehmern, drei Climbing Sherpas, einem Koch und vier Küchenhelfern. Zu eng sei es im Basislager nicht, sagt Dominik. „Wir haben noch einen sehr schönen Platz gefunden.“ Am Mittwoch werde die Puja abgehalten, die traditionelle buddhistische Zeremonie, bei der die Bergsteiger um den Segen der Götter bitten. Einige Expeditionen – etwa die von Himalayan Experience, die der Neuseeländer Russell Brice leitet – sind schon länger am Berg.

Weder schlechter noch besser

Dominik Müller

Dominik Müller

„Die Route ist schon bis hinauf aufs Plateau (rund 7400 Meter hoch) versichert“, berichtet Dominik. „Es gab eine lange Schönwetterphase. Dementsprechend liegt sehr wenig Schnee.“ Drei jeweils zehn bis 15 Meter hohe Steilstufen im Eisbruch oberhalb von Lager 1 könnten zu Schlüsselstellen der Route werden. Gestern habe es 30 Zentimeter Neuschnee gegeben. „Die Verhältnisse am Manaslu sind nicht schlechter oder besser als die Jahre zuvor“, resümiert der 44-Jährige. Müller ist mit seiner Gruppe von der Annapurna-Seite aus über den Larkya La, einen 5135 Meter hohen Pass, zunächst nach Samagaon gewandert, einem auf 3500 Meter Höhe gelegenen Dorf zu Füßen des Manaslu.

Noch näher zusammengerückt

„Auf unserem Weg dorthin haben wir so gut wie keine Erdbebenschäden gesehen“, erzählt Dominik, „nur ein, zwei kleinere Felsstürze, bei denen aber nicht klar war, ob sie durch die Erdstöße oder den Monsun ausgelöst wurden.“ Schwerere Schäden habe es nur auf der anderen Seite, unterhalb von Samagaon, gegeben. „Die Bewohner haben schon mit dem Wiederaufbau begonnen. Ich habe das Gefühl, sie sind durch das Beben noch näher zusammengerückt.“

Bis zu 70 Prozent weniger Touristen

Während des Trekkings zum Manaslu

Während des Trekkings zum Manaslu

Weder in der Hauptstadt Kathmandu noch während des Trekkings hätten er und seine Teamkollegen Nachbeben gespürt, sagt Dominik: „Ich fühle mich absolut sicher. Es herrschte überall eine sehr friedliche und positive Stimmung. Wir wurden sehr freundlich aufgenommen. Die Menschen sind froh über jeden Trekkingurlauber und Expeditionsbergsteiger, der nach Nepal kommt.“ Der Tourismusmarkt sei offenkundig deutlich mehr eingebrochen als offiziell bekanntgegeben. „Die Regierung beziffert den Rückgang der Besucherzahlen auf 50 Prozent. Die Vertreter der nepalesischen Agenturen, die ich getroffen haben, sprechen dagegen von bis zu 70 Prozent“, erzählt der Amical-Chef. „Wir haben auf dem Teil der Manaslu-Runde, auf dem wir gewandert sind, gerade einmal sieben andere Trekkingurlauber getroffen. Das ist so gut wie nichts, verglichen mit den Vorjahren.“

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Dawa Steven Sherpa: „Ke garne! Wir machen weiter! “ https://blogs.dw.com/abenteuersport/dawa-steven-sherpa-ke-garni-wir-machen-weiter/ Wed, 09 Sep 2015 15:32:55 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30537 Dawa Steven Sherpa

Dawa Steven Sherpa

Es ist wie verhext. Zwei Frühjahrssaisons am Mount Everest hintereinander blieben ohne Gipfelerfolge (Ich ignoriere dabei die Besteigung durch das Team der Chinesin Wang Jing 2014, bei der sich die Bergsteiger mit dem Hubschrauber ins Hochlager fliegen ließen). 2014 wurden alle kommerziellen Expeditionen vorzeitig abgebrochen, nachdem bei einer Lawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen waren. In diesem Jahr löste das verheerende Erdbeben in Nepal am Siebentausender Pumori eine Lawine aus, die das Everest-Basislager traf und 19 Bergsteiger und Expeditionshelfer tötete. Einmal mehr endete die Frühjahrssaison, bevor sie richtig begonnen hatte. Was bedeutet das für die Sherpas?

Ich habe Dawa Steven Sherpa angerufen. Zusammen mit seinem Vater Ang Tshering Sherpa, dem Präsidenten des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA)  führt der 31-Jährige in Kathmandu „Asian Trekking“, einen führenden Veranstalter von Expeditionen und Trekkingreisen im Himalaya. Dawa Steven bestieg zweimal den Everest (2007 und 2008) und auch die Achttausender Cho Oyu (2006) und Lhotse (2009). Unter seiner Expeditionsleitung erreichten mehr als 150 Bergsteiger den Gipfel des Everest. Aber Dawa Steven ist auch ein unermüdlicher Kämpfer für Umwelt- und Klimaschutz im Himalaya. Außerdem leitet er „Resilient Homes“, ein Projekt der „Himalayan Climate Initiative“, mit dem Dorfbewohnern im Erdbebengebiet dabei geholfen wird, ihre Häuser und andere Gebäude wieder aufzubauen – ein Grund mehr, um mit ihm über die aktuelle Lage in Nepal zu sprechen.

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Dawa Steven, habt ihr in eurem Unternehmen auch eine schwache Nachfrage nach Trekkingreisen und Expeditionen in diesem Herbst registriert?

Ja, wir hatten definitiv eine geringere Nachfrage. Wir hatten zwar keine Stornierungen von Leuten, die schon vor dem Erdbeben gebucht hatten. Aber wir stellten fest, dass es alles in allem weniger Buchungen waren. Ich glaube zum ersten Mal überhaupt haben wir im Herbst keine einzige Expedition. Wir mussten unsere beiden Expeditionen in Tibet absagen, weil die Chinesen für den Herbst keine Permits (Besteigungsgenehmigungen) ausgestellt haben. Wir versuchten, unsere Expeditionen vom Cho Oyu und der Shishapangma zum Manaslu zu verlegen, doch unsere Kunden zeigten kein Interesse daran.

Was bedeutete das für die Sherpa-Berführer, Köche, Küchenhilfen, Träger und auch für die Besitzer der Lodges?

Natürlich sind das keine guten Nachrichten. Wir beschäftigen 62 Sherpas, die von dieser Arbeit abhängig sind. Wenn möglich, geben wir ihnen die Gelegenheit, Trekkingtouren im Everest- oder Annapurna-Gebiet zu führen. Aber damit kann man natürlich nicht genauso viel Geld verdienen wie bei einer Expedition. Das ist für niemanden eine gute Situation.

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Wie ist die Stimmung unter den Sherpas nach zwei Everest-Frühlingssaisons mit tödlichen Lawinen, Erdbeben und abgebrochenen Expeditionen?

Nicht gut, wie du dir vorstellen kannst. Die meisten unserer Sherpas sind auch weiterhin bereit, klettern zu gehen. Wir hatten Glück, dass weder im letzten noch in diesem Jahr Sherpas oder Teilnehmer unserer Expeditionen von den Lawinen getroffen wurden. Gott sei Dank gab es keine Toten oder Verletzten in meinem Team. Aber natürlich bekamen unsere Sherpas mit, wie andere Sherpas und Bergsteiger verletzt oder getötet wurden. Viele sind jetzt ein wenig nervös. Die meisten meiner Sherpas sind sehr erfahren. Die Älteren sind emotional stark. Das wirkt positiv auf die jüngeren Sherpas, die erst zum ersten oder zweiten Mal auf Expedition waren. Sie sind deutlich nervöser, wieder in die Berge aufzubrechen, weil sie nur schlimme Erfahrungen gemacht haben. Kein Sherpa kommt zu mir und sagt: „Ich möchte nicht mehr bergsteigen.” Aber ich weiß definitiv, dass einige Sherpas in ihren Familien Druck bekommen, von ihren Frauen, Müttern und Vätern, die sagen: „Hör‘ auf mit dem Bergsteigen, führe doch nur noch Trekkinggruppen!“

Wie ist die finanzielle Lage der Sherpa-Familien nach diesen beiden schlimmen Frühjahren am Everest?

Viele Sherpas wurden sehr hart getroffen, nicht nur weil sie einen Großteil ihres Einkommens eingebüßt haben. Sie müssen auch viel Geld ausgeben, um ihre Häuser nach dem Erdbeben wieder aufzubauen. Glücklicherweise gibt es unter den Sherpas so etwas wie eine starke Kultur des Sparens. Viele von ihnen haben für Zeiten wie diese Geld auf die Seite gelegt. Aus finanzieller Sicht geht es den Sherpas besser als dem Rest Nepals. Sie konnten ihr eigenes Geld nehmen oder sich welches leihen. Die Menschen vertrauen ihnen, weil sie genügend Einkommen haben, um das Geld später wieder zurückzuzahlen. Außerdem haben viele Sherpas direkte Hilfe von früheren Kunden aus dem Ausland erhalten. Insofern sind die Sherpas in einer vergleichsweise glücklichen Lage, weil sie so viel Unterstützung aus aller Welt erhalten.

Seit Mai hat Nepal einen Sherpa als Tourismus-Minister. Ist dadurch die Aufmerksamkeit der Regierung für die Anliegen der Bergbevölkerung größer geworden?

Natürlich ist die Stimmung im Tourismusgewerbe besser geworden, seitdem wir einen Sherpa-Minister haben. Aber er steht vor vielfältigen Herausforderungen, weil er Teil einer politischen Partei ist, die ihre eigenen Prioritäten setzt. Außerdem muss er mit dem bürokratischen Apparat zusammenarbeiten, der seit langem die Dinge auf seine eigene Art regelt. Der Minister hat in kurzer Zeit viele Dinge auf den Weg gebracht, er hat einen guten Blick für die Herausforderungen, vor der das Tourismusgewerbe steht. Einerseits sind wir also zufrieden, andererseits aber auch ein bisschen nervös, weil es Gerüchte über einen neuen Ministerpräsidenten und ein neues Kabinett gibt. Wenn der Posten des Tourismusministers neu besetzt wird, fangen wir wieder bei Null an.

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Basislager zu Füßen des Mount Everest

Was ist vor allem nötig, um die Situation im Tourismus zu verbessern?

Zunächst einmal sollte sich die Regierung um die Bedürfnisse der Bergsteiger kümmern, besonders jener, die zum Everest kamen, um neues Vertrauen aufzubauen – dass Nepal nicht einfach nur ihr Geld einkassiert, wie die 11.000 US-Dollar für das Permit. Es sollte nicht der Eindruck an die Bergsteiger und den Rest der Welt vermittelt werden, dass sich Nepal nicht um die Touristen kümmert, die nach Nepal kommen. Nepal muss ganz schnell sagen: „Uns ist klar, es hat ein schweres Erdbeben gegeben, und du musstest deine Expedition abbrechen. Wir werden dein Permit für weitere drei oder fünf Jahre verlängern und keine zusätzlichen Gebühren verlangen.“ Das ist ein Weg, mit dem die Regierung auf einfache Art und Weise Vertrauen zurückgewinnen kann. Die Regierung Nepals hatte im letzten Jahr einen sehr, sehr schlechten Ruf, weil sie nach der Lawine die Situation nicht ernsthaft angegangen ist. Und sie läuft Gefahr, diesen Fehler in diesem Jahr wieder zu machen und noch mehr Image zu verlieren.

Fürchtest du, dass viele Bergsteiger auf die tibetische Nordseite des Everest wechseln?

Ich fürchte es nicht nur, ich weiß, dass viele dorthin wechseln. In diesem Jahr hatte ich zum Beispiel drei Bergsteiger, die auf die Nordseite gingen, nachdem sie im Jahr zuvor auf der Südseite waren. Andere Bergsteiger, die ihre Expeditionen 2014 abbrechen mussten und 2015 nach Nepal zurückkehrten, bitten mich jetzt, sie für nächstes Jahr auf die Tibet-Liste zu setzten. Und ich habe auch einige neue Kunden, die ganz klar zum Ausdruck gebracht haben, dass sie nicht auf die nepalesische, sondern auf die tibetische Seite gehen wollen.

Aber du hast auch immer noch Anfragen für die nepalesische Seite?

Ja, und ich sollte vielleicht sagen, dass ich mehr Anfragen für die nepalesische als die tibetische Seite habe. Aber es fragen heute deutlich mehr Leute nach der chinesischen Seite als früher.

Wie beurteilst du den Medienhype um die Herbst-Expedition des japanischen Bergsteigers Nobukazu Kuriki zum Everest?

Nobukazu wollte ursprünglich auf die tibetische Seite gehen, entschied sich aber für Nepal, weil Tibet geschlossen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich hergekommen ist, um den Tourismus und das Bergsteigen in Nepal anzukurbeln. Er wollte den Everest so oder so besteigen. Aber es ist schon ein symbolischer Schritt, in einer Zeit, in der die Menschen Angst haben, nach Nepal zu reisen. Ich finde es gut, dass er zurückgekommen ist, um hier bergzusteigen.

Nepal-nowWas würdest du jemand antworten, der dich fragt, ob Nepal jetzt oder im nächsten Frühjahr sicher ist?

Ich würde sagen: „Es ist sicher.” Weil ich selbst in den Bergen war und am 14. dieses Monats auch wieder aufsteigen werde. Meine Freunde sind dort, wir leisten Hilfe. Deshalb wissen wir: Es ist sicher. Ich habe keine Angst vor Gefahren. Dort wo es gefährlich ist, wird es deutlich angezeigt. Die Regierung lässt niemanden in gefährliche Gebiete, etwa im Langtang. Aber der größte Teil Nepals ist sicher.

Bist du optimistisch, dass Nepal wieder auf die Füße kommt?

Ja, früher oder später, weil die Menschen in Nepal eine andere Einstellung haben als die meisten Menschen auf der Welt. Sie haben niemals erwartet, dass ihnen die Regierung hilft. Sie bauten mit eigenen Händen die Häuser, die jetzt zerstört wurden, und sie werden sie auch wieder mit ihren eigenen Händen aufbauen. Möglicherweise greifen ihnen dabei die Regierung oder auch internationale Organisationen ein bisschen unter die Arme, aber die Mehrzahl der Häuser in ganz Nepal wird von den Leuten selbst wieder aufgebaut.

Die Menschen in Nepal sind wirklich pragmatisch. Sie lächeln immer, sie schauen auf die Sonnenseite jeder Situation. In westlichen Ländern ist immer alles durchgeplant und präzise, aber so laufen die Dinge in Nepal nicht. Dort zucken die Leute mit ihren Schultern und sagen: „Ke garne!“ So ist es halt, wo fangen wir an? Diese „Ke garne!“-Haltung ist nach dem Erdbeben ganz wichtig geworden. Die Leute sitzen nicht einfach nur da und klagen: „Alles, was ich gebaut habe, liegt jetzt am Boden, bla, bla, bla.“ Sie sagen einfach: „Wo fangen wir an? So ist halt das Leben. Wir machen weiter!

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Abriss der Schule hat begonnen https://blogs.dw.com/abenteuersport/abriss-der-schule-hat-begonnen/ Tue, 08 Sep 2015 09:51:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30523 Die  Schule von Thulosirubari wird abgerissen

Die Schule von Thulosirubari wird abgerissen

Es war schlicht zu gefährlich. Im Dorf Thulosirubari im nepalesischen Erdbebengebiet haben Einheimische und Helfer der Internationalen Organisation für Migration (IOM) damit begonnen, die Trümmer der Schule abzutragen. Der Grund: Das bei dem Beben am 25. April schwer beschädigte Gebäude steht „gefährlich nahe der Stelle, wo immer wieder Kinder spielen“, schreibt mir Arjun Gatraj, der Vorsitzende des Schulverwaltungskomitees. Das Erdgeschoss der „Gerlinde-und-Ralf-Schule“ war – wie berichtet – bei dem Beben in sich zusammengesackt, die Schule ist nicht mehr zu retten. „Wir stehen im Augenblick vor dem Problem, wie wir das Hauptgebäude abreißen und den Schutt entsorgen sollen“, sagt Arjun. „Uns fehlt dafür das Geld. Und die nepalesische Regierung kann uns nicht helfen.“

Hoch motiviert

Die von der „Nepalhilfe Beilngries“ gebaute und unterhaltene Schule war erst 2009 eingeweiht worden. Die beiden Profibergsteiger Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits hatten den Bau mit ihrer finanziellen Unterstützung möglich gemacht. Vor dem Beben gingen dort rund 700 Kinder zur Schule, nicht nur aus Thulosirubari, sondern auch aus anderen kleinen Dörfern der Bergregion im Distrikt Sindhulpalchowk. Unterrichtet werden sie jetzt in Wellblechschuppen, in Gruppen von bis zu 70 Schülern. „Die provisorischen Klassenräume haben sich als nützlich erwiesen“, schreibt Arjun. „Der Unterricht ist der gleiche wie vor dem Erdbeben, doch uns fehlen Schulmöbel und Lehrmaterial. Die Kinder sind dennoch genauso hoch motiviert zu lernen wie vor dem Beben.“

Familien beißen sich durch

Leben und Lernen im Wellblechschuppen

Leben und Lernen im Wellblechschuppen

In Thulosirubari, rund 40 Kilometer Luftlinie östlich der Hauptstadt Kathmandu gelegen, kamen bei den Erdstößen 75 Menschen ums Leben, sieben waren Schüler der „Gerlinde-und-Ralf-Schule“. Den Monsun haben die Dorfbewohner überstanden, die meisten in Baracken mit Wellblechdächern und Planen als Schutz gegen die starken Regenfälle. Trotz der schwierigen Lebensumstände habe noch keine Familie das Dorf wegen des Erdbebens verlassen, sagt Arjun. „Sie beißen sich durch. Die Familien, die sich zwischenzeitlich nach Kathmandu aufgemacht hatten, sind inzwischen zurückgekehrt.“ Die größte Sorge der Menschen in Thulosirubari sei, „wieder ein sicheres Dach über den Kopf zu bekommen – „und die Schule für ihre Kinder wieder aufzubauen“. Doch auch dafür fehle natürlich noch das Geld. „Bitte unterstützt uns!“, appelliert Arjun Gatraj.

Jeder Euro hilft

Genau das ist das Ziel der Spendenaktion „School Up!“, die ich Ende Juni mit Gerlinde und Ralf gestartet habe. Mit eurer Hilfe wollen wir dafür sorgen, dass die Schule in Thulosirubari so schnell wie möglich wieder aufgebaut wird. Die Aktion ist gut angelaufen, aber es ist wie beim Expeditionsbergsteigen: Wenn du das Basislager verlassen hast, bist du noch lange nicht am Gipfel. Du brauchst Geduld und langen Atem. Hier ist noch einmal die Bankverbindung:

Nepalhilfe Beilngries
Volksbank Bayern Mitte eG
IBAN: DE05 7216 0818 0004 6227 07
BIC/SWIFT-Code: GENODEF1INP
Verwendungszweck: Gerlinde-und-Ralf-Schule

Jeder Euro hilft! Schon jetzt vielen Dank an alle Spender!

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PR mit Permit https://blogs.dw.com/abenteuersport/pr-mit-permit/ Tue, 25 Aug 2015 20:06:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30425 Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Begeisterung in Nepal um Bergsteiger Kuriki

Die Verzweiflung in Nepal muss groß sein. Anders ist nicht zu erklären, dass die Regierung in Kathmandu dieser Tage eine Pressekonferenz einberufen hat, nur um ein Permit für eine Expedition zu übergeben. Aus der Hand von Tourismusminister Kripasur Sherpa erhielt der Japaner Nobukazu Kuriki die schriftliche Erlaubnis, in diesem Herbst den Mount Everest zu besteigen. „Kuriki geht in einer Zeit bergsteigen, in der es in der Welt Verwirrung über die Sicherheit des Landes nach dem Erdbeben gibt“, sagte der Minister. „Er gibt ein Beispiel dafür ab, das Land wieder zu besuchen.“ Ins gleiche Horn stieß auch der 33 Jahre alte japanische Bergsteiger: „Ich besteige den Berg, um Nepal in dieser schwierigen Zeit beizustehen und die Botschaft zu verbreiten, dass das Land für Touristen sicher ist.“

Kuriki will – wie berichtet – versuchen, den Everest über die nepalesische Seite zu besteigen, nachdem die chinesischen Behörden allen Expeditionen in Tibet die kalte Schulter gezeigt hat. Heute ist Kuriki von Kathmandu aus ins Khumbu-Gebiet geflogen, um sich dort zu akklimatisieren. Bei seinem letzten Versuch, den Everest im Herbst zu besteigen, hatte sich der Japaner 2012 schwere Erfrierungen zugezogen, neun Fingern hatten amputiert werden müssen. Wie damals will Kuriki auch diesmal alleine und ohne Flaschensauerstoff aufsteigen. Die „Icefall doctors“ präparieren für ihn den Weg durch den Khumbu-Eisfall.

Eine Handvoll Expeditionen

Trekkingroute zum Mount Everest

Trekkingroute zum Mount Everest

Die PR-Offensive der nepalesischen Regierung hat nichts damit zu tun, dass sie Kurikis Versuch angesichts seiner Vorgeschichte für besonders bewundernswert oder sportlich herausragend und deshalb unterstützungswürdig hielte. Die Verantwortlichen in Kathmandu befürchten vielmehr, dass der Tourismusmarkt nach dem Erdbeben in der Herbstsaison um die Hälfte einbricht. Nicht viel mehr als eine Handvoll Permits hat sie für Herbst-Expeditionen ausstellen müssen. Das alleine wäre noch nicht dramatisch, doch auch die Nachfrage nach Trekkingtouren in Nepal, Haupteinnahmequelle in der Nach-Monsun-Zeit, war mäßig.

Licht am Horizont

Das bestätigt auch meine Anfrage bei deutschen Veranstaltern. Amical Alpin verzeichnet für den Herbst einen Rückgang der Buchungen von Trekkingreisen nach Nepal von etwa 30 Prozent, bei Expeditionen von 50 Prozent. Auch der DAV Summit Club beziffert den Markteinbruch für Nepal auf etwa 50 Prozent. Beide Agenturen sehen jedoch Licht am Horizont. „Seit einigen Wochen können wir feststellen, dass Nepal und hier vor allem die Annapurna-Region und das Everest-Gebiet wieder verstärkt nachgefragt werden“, schreibt mir Marcus Herrmann, Produktmanager beim Summit Club. „Für das Frühjahr 2016 gehen wir von einer deutlichen Belebung aus.“ Auch Amical registriert seit Anfang August wieder Buchungen für Nepal und ist für die nächste Saison „guter Dinge“. Dem gebeutelten Land und seinen von der Katastrophe geschlagenen Menschen wäre es zu wünschen. Vielleicht ist die Regierung in Kathmandu dann auch nicht mehr gezwungen, Presserummel um Permits zu veranstalten.

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Jetzt nach Nepal? Unbedingt! https://blogs.dw.com/abenteuersport/jetzt-nach-nepal-unbedingt/ Thu, 20 Aug 2015 12:12:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30395 Nepal-nowDas finanzielle Nachbeben ist wohl unausweichlich. Doch es gilt, die Erschütterungen für Nepal in Grenzen zu halten. Die herbstliche Trekking-Saison steht vor der Tür, und es zeichnet sich ein dramatischer Einbruch der Besucherzahlen um 50 Prozent ab. “Die Zahl ausländischer Touristen ist nach dem Erdbeben zurückgegangen“, sagt Tourismusminister Kripasur Sherpa. „Dies stellt eine große Belastung dar, denn der Tourismus ist für die nepalesische Wirtschaft und das Volk sehr wichtig.“ Die Regierung weist darauf hin, dass internationale Experten die beliebtesten Trekkingrouten des Landes, die Annapurna-Runde und den Everest Base Camp Trek, für unbedenklich erklärt haben. „Touristen setzen sich nun keinem erhöhten Risiko mehr aus“, erklärt Kripasur Sherpa. „Fast 80 Prozent Nepals und die meisten touristischen Ziele waren vom Erdbeben nicht betroffen.“

Falsche Eindrücke

Das Erdbeben vom 25. April und die zahlreichen Nachbeben haben den Himalaya-Staat, der ohnehin schon zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, ins Mark getroffen. Nach offiziellen Angaben kamen fast 9000 Menschen kamen ums Leben, mehr als 22.000 wurden verletzt, über 500.000 Häuser wurden zerstört, zahlreiche Straßen und Wege sind noch heute unpassierbar. Das Beben lenkte zunächst die geballte internationale Aufmerksamkeit auf Nepal. Dann aber geschah, was häufig nach Katastrophen passiert: Die Erdbeben-Folgen verschwinden aus den Hauptnachrichten, das Interesse lässt nach, die Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität ebbt ab. Und es verfestigen sich Eindrücke, die mit der Wirklichkeit oft wenig oder gar nichts zu tun haben.

Nicht gerade up to date

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

Gorak Shep nahe dem Everest-Basislager

So scheinen viele zu glauben, dass ganz Nepal am Boden liegt, in absehbarer Zeit nicht mehr aufsteht und dass man deshalb einen großen Bogen um das Land machen sollte. Dazu trugen auch die Reisewarnungen vieler westlicher Regierungen für Nepal bei, die ungebührlich lange in unveränderter Form bestehen blieben. Inzwischen wurden die meisten Warnungen aufgehoben oder abgeschwächt – doch das bedeutet nicht unbedingt, dass sie auf wirklich aktuellem Stand sind. So rät das Auswärtige Amt in Berlin weiter von „nicht notwendigen Reisen in die vom Erdbeben am schwersten betroffenen Gebiete“ ab und führt dabei auch das „Solokhumbu (inkl. Everest Base Camp und Trekkingrouten in der Everest-Region)“ und die Annapurna-Region an. Dabei hatten die auf Erdbebenschäden spezialisierten unabhängigen Experten der US-Agentur Miyamoto International zuletzt weitgehend Entwarnung für beide Gebiete gegeben.

Ralf Dujmovits

Ralf Dujmovits

Ich habe Ralf Dujmovits, den bisher einzigen deutschen Bergsteiger, der auf allen 14 Achttausendern stand, nach seiner Meinung gefragt. Die nepalesische Regierung hat den 53-Jährigen zusammen mit anderen Topbergsteigern zum Tourismus-Sonderbotschafter ernannt:

Ralf, wurdest du jemandem, der dich fragt, dazu raten, im Herbst auf Trekking in Nepal zu gehen?

Ja, unbedingt! Aber nicht uneingeschränkt. Das heißt, vor dem Hintergrund der inzwischen vorliegenden Gutachten für die Trekking-Gebiete würde ich meine Empfehlung etwas differenzierter ausdrücken. Zum Beispiel sind Trekkingtouren im Khumbu oder Mustang gut durchführbar, im Rolwaling-Gebiet oder auf der Manaslu-Runde nur eingeschränkt möglich. Touren im Langtang-Gebiet sollte man zurückstellen.

Die meisten westlichen Regierungen inklusive der deutschen haben ihre Reisewarnung aufgehoben oder abgemildert, raten aber immer noch von Reisen in einige beliebte Trekkinggebiete ab. Was hältst du davon?

Die nach wie vor sehr undifferenzierten bzw. falschen Darstellungen sollten schnellstmöglich den tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden. Es gibt inzwischen Gutachten von unabhängigen Fachleuten, die Gebiete, vor denen das Auswärtige Amt warnt, durchaus positiv sehen. Die aktuellen Reisewarnungen sind leider grundlos weiterhin zum Schaden des ohnehin schon sehr gebeutelten Landes.

Die nepalesische Regierung erwartet 50 Prozent Umsatzeinbußen im Herbst im Vergleich zum Vorjahr. Was bedeutet das für das Land?

Devisenbringer und Arbeitgeber Nummer eins in Nepal ist der Tourismus. Neben dem sowieso fehlenden Geld zum Wiederaufbau des Landes werden mit der voraussichtlichen Entwicklung im Herbst weitere wichtige Einnahmequellen massiv schrumpfen. Es bleibt nur zu hoffen, dass möglichst viele Menschen ihren Urlaub in Nepal verbringen werden.

P.S. Auch auf die Gefahr hin, dass ich nerve: Bitte unterstützt unsere Aktion „School up!“ zum Wiederaufbau der vom Erdbeben zerstörten Schule in Thulosirubari! Details findet ihr auf der rechten Seite des Blogs oder in der Leiste oben unter „School up!“.

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Geld für Hilfsflüge in Nepal geht aus https://blogs.dw.com/abenteuersport/geld-fuer-hilfsfluege-in-nepal-geht-aus/ Fri, 14 Aug 2015 14:01:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30341 Erdbebenhilfe per Helikopter

Erdbebenhilfe per Helikopter

Das Welternährungsprogramm (WFP) schlägt Alarm. Wenn der „Humitäre Flugdienst der Vereinten Nationen“ (UNHAS) nicht bald zusätzliches Geld erhält, müssen die Hubschrauber-Hilfsflüge für die Erdbebenopfer in Nepal Ende des Monats eingestellt werden. Nach Angaben des WFP, der den UNHAS verwaltet, fehlen in der Kasse mehr als neun Millionen US Dollar, um die Flüge wie geplant bis Ende Oktober fortzusetzen. Der Flugdienst der Vereinten Nationen transportiert Personal und Hilfsgüter von UN-Organisationen, der Regierung in Kathmandu sowie Nicht-Regierungs-Organisationen aus aller Welt in entlegene Bergregionen Nepals, die von dem Erdbeben am 25. April und den Nachbeben besonders hart betroffen waren.

30 Prozent mehr Flüge

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Im Dauereinsatz

„Das Erdbeben hat viele ohnehin schon unsichere Bergstraßen und -pfade beschädigt oder zerstört. Das Problem hat sich noch verschärft, weil der Monsunregen weitere Erdrutsche ausgelöst hat“, schreibt mir Seetashma Thapa vom WFP Nepal. „Die Schäden waren unerwartet hoch.“ Hubschrauber seien daher häufig die einzige Möglichkeit, um die entlegenen Dörfer zu erreichen. Die sechs Hubschrauber des UNHAS seien um 30 Prozent häufiger in der Luft gewesen, als zu Beginn der Hilfsaktion veranschlagt.

Keine Zeit verlieren!

Nach Angaben des UNHAS wurden bisher rund 140 Dörfer angeflogen. „Die Ladungen bestanden meistens aus Baumaterial wie Wellblechplatten, Lebensmitteln, Medikamenten sowie Material für Trinkwasser- und Sanitäranlagen“, berichtet Seetashma Thapa. „Die drei Distrikte, die am häufigsten angeflogen wurden, waren Dhading, Gorkha (beide liegen westlich von Kathmandu nahe dem Achttausender Manaslu) und Sindhupalchowk (östlich der Hauptstadt).“ Rund 150.000 Menschen sind nach wie vor auf die Hilfsflüge angewiesen. Es gilt also, keine Zeit zu verlieren!

P.S. Im Distrikt Sindhupalchowk liegt auch das Dorf Thulosirubari. Das Erdbeben hat die dortige Schule, in der vor dem Beben 700 Kinder unterrichtet wurden, so stark beschädigt, dass sie abgerissen werden muss. Mit unserer Spendenaktion „School up!“ wollen wir die Schule so schnell wie möglich wieder aufbauen. Bitte unterstützt uns! Details findet ihr auf der rechten Seite des Blogs und in der Leiste oben unter „School up!“.

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Don Bowie: „Einige Dörfer Nepals noch fast ohne Hilfe“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/don-bowie-einige-doerfer-nepals-noch-fast-ohne-hilfe/ Sun, 14 Jun 2015 08:00:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29851 Don Bowie

Don Bowie

Er ist einfach da geblieben – um zu helfen. Als das verheerende Erdbeben am 25. April Nepal traf, hielt sich der kanadische Bergsteiger Don Bowie im Basislager zu Füßen der Annapurna auf. Seit zehn Jahren ist Don an den Achttausendern unterwegs. Drei von ihnen hat er bisher bestiegen, allesamt ohne Flaschensauerstoff: den K 2 (2007), den Gasherbrum I (2010) und den Cho Oyu (2011). Spontan entschied sich der 45-Jährige nach den Erdstößen, die Annapurna-Expedition abzubrechen und seine Erfahrungen als Höhenbergsteiger und Bergretter zu nutzen, um den Erdbebenopfern in entlegenen Dörfern Nepals zu helfen. Seitdem ist Don fast pausenlos in den Bergen des Himalaya-Staates unterwegs. Für seine Hilfsaktion sammelt er übrigens auch über das Internet Spenden. Ich habe Don Bowie in Nepal erreichen können.

Don, wo hältst du dich gerade auf?

Außerhalb von Kathmandu, aber ich arbeite derzeit in vielen Distrikten: Gorkha, Nuwakot, Rasuwa, Sindhulpachowk, Dhading und Dolakha.

Als das Erdbeben Nepal erschütterte, warst du gerade an der Annapurna. Wie hast du die Erdstöße erlebt?

Wir alle waren gerade am Vortag aus unserem Hochlager heruntergekommen. Wir erholten uns im Basislager, als der Boden zu wackeln begann. Das Annapurna-Basislager auf der Nordseite liegt direkt unter einem sehr steilen Felsvorsprung, der eine Krone aus Eistürmen trägt. Es war an diesem Tag ein bisschen neblig, deshalb hatten wir keine gute Sicht, aber wir hörten die Felsbrocken, die sich gelöst hatten und herunter donnerten. Alle im Lager rannten weg, um nicht von ihnen getroffen zu werden.

Empfindest du eine besondere Verantwortung, den Menschen in Nepal zu helfen, weil du als Bergsteiger in dem Land so viel Zeit auf Expeditionen verbracht hast?

Ich glaube nicht, dass mich meine vielen Aufenthalte in Nepal dazu bewegt haben, sondern dass die Motivation daher kam, dass ich wusste, dass da eine ganze Nation verletzt war. Und wir wollten sehen, ob wir wenigstens ein bisschen helfen können. Da ich Erfahrung in der Bergrettung habe und auch andere Teammitglieder nützlichen Fertigkeiten besaßen, wurde uns klar, dass wir nicht länger an der Annapurna bleiben und einfach weiter klettern konnten. Außerdem hatten wir noch ein Fernseh-Produktionsteam dabei, das die Botschaft des Erdbebens in Nepal und was dort gebraucht wurde, hinaus in die Welt senden konnte.

Don im Einsatz in einem Bergdorf Nepals

Don im Einsatz in einem Bergdorf Nepals

Du hast den Transport von Hilfsgütern in sehr entlegene Bergregionen Nepals organisiert. Was wird in diesen Dörfern am meisten gebraucht?

Erst wenn du deinen Fuß in jedes einzelne dieser Dörfer gesetzt und mit den Menschen dort Zeit verbracht hast, verstehst du wirklich, was am dringendsten nötig ist. Jedes Dorf, jede Stadt hatte unterschiedliche Bedürfnisse – je nachdem, wie hart der Ort von dem Beben getroffen wurde, in welcher Gegend er lag, wie schwer die Lebensmittelläden betroffen und wie zerstört die Häuser waren. Wir haben versucht, jedes einzelne Problem anzugehen. Aber die allergrößte Schwierigkeit, besonders in der Region Gorkha, ist, dass die Menschen durch Erdrutsche komplett abgeschnitten und isoliert sind. Unser vorrangiges Ziel war es, die Leute dort mit Essen und anderen Hilfsgütern zu versorgen, bevor der Monsun zuschlägt.

Gibt es immer noch Dörfer, die noch keine Hilfe seit dem Erdbeben am 25. April erhalten haben?

Ich war erst kürzlich in Dörfern, die bis dahin wenig bis keine Hilfe bekommen hatten. Einige kleine Hubschrauber hatten es bis in diese Gebiete geschafft, aber häufig hatten die richtig hoch gelegenen Bergdörfer keinen geeigneten Landeplatz selbst für kleine Hubschrauber. So gibt es immer noch viele Dorfgemeinschaften, die kaum Hilfe erhalten haben. Deshalb haben wir Träger und Maultiere organisiert, um die Hilfsgüter in diese Gebiete zu bringen. Allerdings besteht die Herausforderung darin, die Wege wieder frei zu räumen und sicher zu machen, sodass die Leute von Dorf zu Dorf wandern können, ohne von Erdrutschen bedroht zu werden.

Wie hast du die Menschen in den entlegenen Dörfern erlebt? Waren sie traumatisiert, hoffnungslos, wütend?

Die Menschen in Nepal sind unglaublich widerstandsfähig. Als wir in diese kleinen Städte gekommen sind, um den Menschen Hilfsgüter zu bringen, haben sie uns Tee, Essen und sogar Schlafplätze in ihren beschädigten Häusern angeboten. Sie waren extrem freundlich und häufig wirklich erfreut, einfach zu wissen, dass es da draußen Menschen gibt, die an sie denken und ihnen helfen wollen. Wir konnten sehen, dass es ihnen Trost spendete.

Bist du mit der Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden zufrieden? Was könnte besser laufen?

Wir waren meistens in Gorkha unterwegs und haben gerade erst damit begonnen, unsere Hilfe auf andere Gebiete auszudehnen. In Gorkha hat uns die lokale Regierung unglaublich gut bei unserer Arbeit unterstützt. Wir konnten sogar einige Teams abstellen, die Seite an Seite mit den lokalen Behörden und der Polizei gearbeitet haben. Die Behörden, besonders in Gorkha, wo wir am meisten unterwegs waren, haben ihre Sache wirklich großartig gemacht und auch selbst die Initiative ergriffen, um Hilfe in die Dörfer zu bringen – und das in einer Weise, die uns wirklich beeindruckt hat.

Gefahr von Erdrutschen

Gefahr von Erdrutschen

Nepal hat eine Kampagne gestartet, mit dem Ziel, dass Touristen trotz der Folgen des Erdbebens ihren Urlaub in dem Land verbringen. Was hältst du davon?

Ich glaube, es gibt noch immer größere Bedenken, ob die Regionen, die in erster Linie Touristen- und Trekkinggebiete sind, wirklich sicher sind. Wenn der Monsun einmal richtig angekommen ist, werden einige Erdrutsche schlimmere Ausmaße haben. Darüber machen wir uns sehr große Sorgen. Ich kann sehr gut verstehen, dass es für die lokale Wirtschaft enorm wichtig ist, den Tourismus wiederherzustellen. Wir arbeiten sehr hart mit einigen Organisation wie dem WFP (Welternährungsprogramm), den Vereinten Nationen und auch der lokalen Regierung zusammen, um die Wege instandzusetzen und die Dörfer wieder an das Straßennetz anzuschließen. Im Augenblick sind viele Gebiete schwer getroffen. Es gibt jedoch auch Regionen wie die Annapurna-Runde, die weitgehend intakt geblieben sind. Ich denke, diese relativ wenig beschädigten Regionen sollten in der Lage sein, den Tourismus zu unterstützen. Auch wenn du dir die größeren Touristenzentren wie Pokhara oder auch Thamel ansieht, bekommst du den Eindruck, dass es sich um sichere Orte handelt. Mein Team und ich selbst haben einige Zeit lang an diesen Orten gelebt und sind überzeugt, dass die Infrastruktur dort für einen rentablen Tourismus in der Herbstsaison sorgen kann. Für andere Regionen wird das wegen des Ausmaßes der Schäden und auch der Erdrutsche wohl kaum gelten.

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Was Zoll das? https://blogs.dw.com/abenteuersport/was-zoll-das/ Wed, 10 Jun 2015 13:27:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29733 Hilfe - wie hier im Distrikt Sindhubalchowk - wird weiter benötigt

Hilfe – wie hier im Distrikt Sindhubalchowk – wird weiter benötigt

Die Empörung ist groß. Seit britische Medien in der vergangenen Woche darüber berichteten, dass die nepalesische Regierung auf Hilfsgüter für die Erdbebenopfer Zölle zwischen 15 und 30 Prozent erheben will, wird in den sozialen Netzwerken heftig auf die Verantwortlichen in Kathmandu geschimpft. Die seit Anfang Mai geltende Zollfreiheit etwa für Zelte und Planen war am 3. Juni ausgelaufen. Regierungsvertreter hatten vor einer Woche verkündet, dass die Hilfegüter künftig nur noch dann frei eingeführt werden dürften, wenn sie anschließend von Regierungsorganisationen verteilt würden. „Organisationen, die importierte Waren selbst verteilen wollen, zahlen den vollen Zoll“, sagte Surya Sedai von der Zollbehörde. „Damit wird das Schmuggel-Risiko gemindert.“ Einige internationale Organisationen klagten bereits über Schikanen. Im Internet werden Stimmen für eine Petition gesammelt, in der Nepals Ministerpräsident Sushil Koirala aufgefordert wird, die Zölle auf Hilfsgüter sofort zu stoppen. Ich habe bei deutschen Hilfsorganisationen nachgefragt.

Eine Hand weiß nicht, was die andere tut

Deren Probleme mit dem Zoll haben sich bisher in Grenzen gehalten. „Nach Angaben unserer Mitarbeiter in Nepal gab es keine derartigen Vorfälle“, berichtet Sabine Wilke von der Hilfsorganisation Care. „Bisher bezogen wir etwa die Hälfte unserer Hilfsgüter aus dem Ausland. Die andere Hälfte kam aus Nepal selbst. Dieser Anteil soll jetzt auf 75 Prozent gesteigert werden.“ Damit würde sich das Thema Zoll fast von selbst erledigen.

„Wir haben keine großen Probleme. Wir verteilen immer noch unsere Hilfsgüter und halten die Regierung darüber auf dem Laufenden“, sagt Vassiloios Saroglou von AWO International, als ich ihn nach der neuen Zollregelung frage. „Natürlich gab es auch bei unseren Partnern in Nepal einen kleinen Aufruhr und eine gewisse Unsicherheit. Unsere Mitarbeiter vor Ort erkundigten sich daraufhin bei der Regierung. Da wusste zum Teil ein Ministerium nicht, was das andere tat. Aber am Ende waren wir nicht wirklich betroffen. 22 LKWs mit Hilfsgütern fuhren von Indien aus nach Nepal, ohne dass die Grenzbeamten Zollgebühren erhoben.“ Die Hilfsorganisation profitiere sicher auch davon, dass sie bereits seit 2009 ein Büro in Nepal habe, glaubt Saroglou: „Wir sind registriert, wir sind vor Ort und wir arbeiten mit lokalen Partnerorganisationen zusammen.“

Probleme zum Teil hausgemacht

Es hilft, wenn man sich kennt. Das bestätigt auch Dirk Bathe von World Vision. Die Organisation helfe bereits seit über 30 Jahren in Nepal. „Direkt nach dem Beben gab es ein organisatorisches Versagen der Behörden“, sagt Bathe. „Aber dann haben wir intensiv mit ihnen verhandelt. Unsere Hilfsgüter kamen daraufhin zollfrei ins Land, wurden ordentlich gelagert und konnten weitertransportiert werden.“ Die Verteilung der Hilfsgüter sei über das Nothilfe-Büro der Vereinten Nationen (OCHA) koordiniert und die nepalesischen Behörden informiert worden. „Zum Teil waren die Probleme der Hilfsorganisationen auch hausgemacht. Die Regierung hat ja durchaus ein berechtigtes Interesse daran zu wissen, was in Land kommt“, sagte Bathe. „Es ist vorgekommen, dass Gruppen von drei Leuten in Kathmandu auftauchten und irgendetwas anschleppten. Das war einfach naiv.“ Nichtsdestotrotz dürften jetzt keine unnötigen bürokratischen Hürden aufgetürmt werden, sagt der World-Vision-Sprecher. „Wegen des einsetzenden Monsuns wird vor allem die Versorgung mit Lebensmitteln schwierig. Je weniger Bürokratismus, desto besser.“

Europaparlament stimmt über Nepal-Resolution ab

Das sieht auch eine Gruppe von Europa-Parlamentariern so. Die Versorgung der Menschen in entlegenen Regionen Nepals während des Monsuns müsse jetzt Priorität haben, heißt es in einem Resolutionsentwurf, über den das Europaparlament am Donnerstag beraten und abstimmen will.  Darin wird auch das Zollproblem angesprochen. Die Regierung Nepals müsse sicherstellen, “dass Hilfsgüter zoll- und steuerfrei sind“, und sie müsse „die Hindernisse überwinden, die durch eine langwierige Zollabfertigung und andere bürokratische Verfahren entstehen“, heißt es in dem Entwurf.

Nepal ist weiter dringend auf ausländische Hilfe angewiesen. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros sind bisher rund 300 Millionen US Dollar an Spenden eingegangen. Benötigt würden noch mehr als 400 Millionen US Dollar.

Update 12. Juni: Das Europaparlament hat die Resolution zu Nepal gestern verabschiedet. 622 Abgeordnete stimmten dafür, elf dagegen, 22 enthielten isch.

P.S.: Die Kontoverbindungen von drei Spendenaktionen findet ihr auf der rechten Seite des Blogs. #DontforgetNepal

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Trailer zu Everest-Film mit Spendenaufruf https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-film/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-film/#comments Fri, 05 Jun 2015 15:08:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29715 Szene aus dem Film "Everest"

Szene aus dem Film „Everest“

Gute Bergsteiger-Spielfilme sind dünn gesät. Häufig haschen sie bloß nach Effekten, sind unrealistisch oder einfach nur kitschig. Mal sehen, ob der neueste Everest-Film da eine rühmliche Ausnahme bildet. Jetzt ist der erste Trailer des Films veröffentlicht worden (siehe unten). Löblicherweise werben die Universal Studios und das Filmteam im Abspann für Spenden an die Erdbebenopfer in Nepal. In der deutschsprachigen Fassung des Trailers fehlt ein solcher Spendenaufruf – schade! Der Film „Everest“ läuft im September in den Kinos an. Er erzählt die Geschichte des Unglücks 1996, als in einem Sturm im Gipfelbereich insgesamt acht Mitglieder kommerzieller Expeditionen ums Leben gekommen waren. Jon Krakauers Buch „In eisige Höhen“ über die Geschehnisse am 10. und 11. Mai 1996 war ein Weltbestseller und hatte eine Diskussion über das kommerzielle Bergsteigen am Everest ausgelöst. Hollywood hat bei dem Film nicht mit Stars gespart.

Von Gyllenhall bis Knightley

Keira Knightley

Keira Knightley

Jake Gyllenhall (bekannt unter anderem aus dem Film „Brokeback Mountain“) spielt den US-Bergführer Scott Fischer, der bei dem Wettersturz ebenso ums Leben kam wie der neuseeländische Bergführer Rob Hall, im Film dargestellt von Jason Clarke („The Great Gatsby“). Josh Brolin („True Grit“) spielt den US-Kunden Beck Weathers, der wie durch ein Wunder die Sturmnacht im Freien überlebte, sich jedoch schwerste Erfrierungen zuzog. Auch die weiblichen Hauptrollen sind topbesetzt. Robin Wright („Forrest Gump“) spielt Weathers‘ Ehefrau Peach. Keira Knightley („Fluch der Karibik“) schlüpft in die Rolle von Rob Halls schwangerer Frau Jan, die per Satellitentelefon mit ihrem am Everest sterbenden Mann spricht.

Riegler-Brüder als Star-Doubles

Die Bergszenen entstanden Anfang des Jahres im Schnalstal in Südtirol. Fünf Wochen dauerten die Dreharbeiten. Das filmische „ Everest-Basislager“ stand auf dem Hochjochferner, in 3000 Meter Höhe. „Zu anderen Drehs werden die Stars mit der Limousine abgeholt. Hier ging es mit Gletscherbahn, Lift oder Pistenraupe zur Arbeit“, sagte Produzentin Nicky Kentish Barnes. Die Stars hätten sich wacker geschlagen. Zu Extrembergsteigern mussten sie nicht werden. Elf Bergsteiger doubelten die Schauspieler in Schnee und Eis, darunter die beiden Südtiroler Extrembergsteiger-Brüder Florian und Martin Riegler.  Wen sie darstellen, durften die beiden nicht verraten. Die kletternden Brüder hatten bereits vorher Filmerfahrung. Im 2012 erschienenen Film „Messner“ spielte der 1982 geborene Florian Riegler keinen Geringeren als Reinhold Messner, der zwei Jahre ältere Martin den 1970 am Nanga Parbat ums Leben gekommenen Günter Messner.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-film/feed/ 1
Nepal hofft auf Comeback im Herbst https://blogs.dw.com/abenteuersport/nepal-hofft-auf-comeback-im-herbst/ Wed, 03 Jun 2015 15:22:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=29689 Manaslu, „Berg der Seele“

Manaslu, „Berg der Seele“

„Come back! Damit Nepal ein Comeback feiert.“ So könnte man die Appelle all jener überschreiben, die in irgendeiner Form vom Tourismus in Nepal leben oder damit zu tun haben. Die Veranstalter von Trekkingreisen und Expeditionen signalisieren, dass sie die meisten ihren für die Nach-Monsun-Saison im Herbst geplanten Touren realisieren wollen. „Das verheerende Erdbeben hatte das Leben in Nepal erschüttert, aber so langsam kehrt das Leben wieder zur Normalität zurück“, schreibt Dominik Müller, Chef des deutschen Veranstalters Amical alpin.

Manaslu-Expeditionen finden statt

Die ausgeschriebenen Trekkingtouren im Khumbu-Gebiet am Mount Everest seien ebenso wenig gefährdet wie jene im Gebiet um die Achttausender Annapurna, Dhaulagiri und Kangchendzönga. Massive Schäden gebe es auf der Manaslu-Runde. Da Amical dort aber ohnehin kein Lodge-, sondern ein Zelttrekking plane, sei auch diese Tour „machbar“, so Dominik. Die Expedition auf den 8163 Meter hohen Manaslu werde ebenfalls durchgezogen. Auch der neuseeländische Veranstalter Himalayan Experience steuert den achthöchsten Berg der Erde an. „Ich veranstalte wie sonst auch eine Manaslu-Expedition im Herbst“, schreibt mir Russell Brice, der Chef von Himex.

Ama Dablam

Ama Dablam

Der US-Anbieter Alpenglow Expeditions lockt seine Kunden mit Preisnachlässen nach Nepal. Für alle, die bis Ende Juni buchen, wird die Herbst-Expedition zum Siebentausender Ama Dablam um zehn Prozent, die zum Achttausender Makalu um fünf Prozent billiger. „Massenweise Stornierungen von Reisen nach Nepal wären für die ohnehin zerstörte Wirtschaft des Landes verheerend“, heißt es bei Alpenglow.

Probleme in Langtang-Gebiet

Eine Delegation des Veranstalters DAV Summit Club, die sich vor Ort ein Bild von der Lage in den Trekkinggebieten Nepals gemacht hatte, ist inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt. „Trekkingtourismus im Everest-Gebiet kann ab Oktober ohne Einschränkungen stattfinden“, heißt in einem ersten Fazit des Summit-Clubs. Das gelte auch für das Annapurna-Gebiet, wo die Erdbeben-Schäden bis Oktober repariert sein dürften. Östlich des Everest und westlich der Annapurna sei das Beben glimpflich ausgegangen. „Im starken Maße betroffen sind dagegen sind die Regionen Langtang und Manaslu mit dem nördlich angrenzenden Tsum Valley. In diesen Regionen werden im Herbst keine Trekking-Reisen stattfinden können“, so die Vertreter des Summit Club.

Botschafter des guten Willens

Der neue nepalesische Tourismusminister Kripa Sur Sherpa hat 14 bekannte Bergsteiger aus aller Welt nominiert, die als „Botschafter des guten Willens“ Werbung für Nepal machen sollen. Dazu gehören der Südtiroler Reinhold Messner, die Japanerin Junko Tabei (die erste Frau auf dem Everest), Peter Hillary und Jamling Tenzing Norgay (die Söhne der Everest-Erstbesteiger) und auch Ralf Dujmovits, der erste und bisher einzige Deutsche, der alle 14 Achttausender bestiegen hat.

P.S. Sorry, dass ich in der letzten Woche nichts gepostet habe. Die FIFA-Krise hat mich extrem beschäftigt. Hier noch ein Film, den der deutsche Bergsteiger Jost Kobusch vor einigen Tagen in einem vom Erdbeben getroffenen Dorf in Nepal gedreht hat:

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